Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Fig. 2.

Dreijähriger Stamm der italienischen Zwetsche mit teilweisem blosgelegten Wurzelsystem. Jahresbericht 1895/96 S. 26 konnte bereits ein günstiger Erfolg fest= gestellt werden und im Winter 1897/98 deckte man einen solchen Verjüngungsgraben zwischen zurückgegangenen Kirschbäumen auf, der aus dem Jahre 1895/96 stammte, um auch hier zu sehen, wie sich in der That eine große Zahl junger Wurzeln in den rigolten Streifen hineingebildet hatte. Damit steht die Wahrnehmung in Verbindung, daß die derartig behandelten Kirschbäume im Frühjahre 1898 wieder viel kräftiger austrieben und größere vollkommene Blätter bildeten als in den Vorjahren.

3. Baumkitt von Otto Evers in Radebeul bei Dresden.

Dieser Kitt wurde zum Bestreichen von Wunden verwendet, wie solche beim Auspußen alter Obstbäume durch Abschneiden von Aesten entstehen. Während nun Steinkohlenteer verhältnismäßig bald eintrocknet und dann Sprünge bekommt, durch welche das darunter liegende Holz zum Nachteile des Baumes viel Wasser verdunstet, behielt dieser Baumkitt seine Zähigkeit und schließt noch heute die damit bestrichenen Wunden vollständig. 4. Die Verwendung von Stahlbürsten der Firma Pehold zu Chemnit zum Reinigen der Bäume.

Die Bürsten leisten gute Arbeit, wenn man die alte Rinde zuvor mit einem Baumkrager entfernt. Besonders Moos und Flechten lassen sich mit ihnen leicht beseitigen. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, daß sich viele der Stahlborsten nach einigem Gebrauche umlegen.

5. Züchtung neuer Obftsorten.

Frau Luise Goethe (R. Goethe)

Sämling Nr. 67 Bergamotte. **! Ende Dezember bis März. (Fig. 3.)

Herkunft: Diese Sorte entstammt einem Kerne der Esperens Bergamotte und wurde im Jahre 1882 in der Geisenheimer Lehranstalt erzogen; der Baum trug 1889 zum ersten Male und trägt seitdem alljährlich. Zur Beschreibung dienten Früchte vom Mutterstamme.

Gestalt: Ausgesprochen bergamottförmig, mehr felchbauchig, als stielbauchig, unregelmäßig gebaut und meist einseitig. Die Achse steht fast immer beträchtlich schief zur Kelchfläche und somit der Stiel nach der kleineren Hälfte hin. Die Frucht nimmt nach dem Stiele hin meist ziemlich stark ab, um sich nach dem Kelche zu um so breiter zu wölben. Doch kommen auch Früchte vor, die auch nach dem Stiele zu nur wenig abnehmen. Fast immer ist die Rundung verschoben und durch einzelne sehr breite und flache Erhabenheiten unterbrochen, deren eine auf der schwächer entwickelten Hälfte in einem fleischigen Höcker endet, der den Stiel etwas nach der entgegengesetzten Seite drückt. Viele Früchte besigen außerdem noch ganz flache, beulige Unebenheiten. Die Höhe beträgt bei der abgebildeten Frucht 8 cm und die Breite deren 9.

Kelch: Schwarz, hornartig verkümmert und mit Fleischperlen und feinen Falten umgeben, in einer bald seichten, bald tieferen Einsenkung sizend, die aber stets sehr geräumig ist und eine breite, meist regelmäßige Wölbung besigt.

Stiel: 3,5-4 cm lang, recht stark, am Fruchtende fleischig und mit einem Wulste versehen. Er steht, wie schon gesagt, etwas schief und ist meistens nach dem fleischigen Höcker hin, also nach rückwärts gekrümmt. Färbung am Fruchtende rotbraun glänzend, am Baumende ins Schwarze übergehend. Gewöhnlich ist der Stiel mit einem Knospenansage versehen und steht, weil eingesteckt, in einer ziemlich tiefen Einsenkung, deren Wölbung eine ganz unregelmäßige Form besigt.

Schale: Dick, derb und fest mit zahlreichen feinen Körnchen auf der inneren Seite, fühlt sich nicht rauh, sondern mehr glatt an und hat auch an den berosteten Stellen einen matten Glanz. Geruch kräftig hervortretend und fein gewürzt, an Zitronen erinnernd. Grundfarbe vom Baume dunkelgrün, mit eintretender Reife in ein mattes, etwas trübes, tiefes Gelb übergehend, indem das Grün nach und nach fleckig wird und schließlich ganz verschwindet. Für diese neue Sorte charakteristisch sind die sehr zahlreichen, ungewöhnlich großen, stets eckigen und vielfach zu Figuren und Flecken zusammenlaufenden Rostpunkte, deren anfänglich graue Farbe mit der Reife in einen hellen goldbronzefarbigen Ton übergeht. Bei manchen Früchten finden sich um den Stiel zusammen hängende Rostüberzüge und einzelne im Schatten gestandene Früchte sind jogar ganz berostet. Stets aber fühlen sich Rost und Punkte weich und ziem lich glatt an. Es sei noch bemerkt, daß von der Kelchwölbung die Rostpunkte in feiner gestrichelter Form zum Kelche hinziehen.

Kernhaus: Im Verhältnis zur Frucht klein, rundlich und auf dem Kelche aufsigend. Die Achse ist nicht oder nur ganz wenig geöffnet und begegnet sich mit einem feinen Fortsage der ziemlich geräumigen

[graphic][graphic][subsumed][merged small][merged small][graphic]

halbrunden Kelchröhre. Die Kammern sind sehr klein und haben meist nur verkümmerte Kerne, die mit einem deutlichen Höcker versehen sind. Fleisch: Etwas trübgelb, manchmal fein lachsrosa, durchaus schmelzend, sehr saftreich, süß und edel, gleichzeitig reich gewürzt, in der That von außerordentlicher Güte. Dabei fehlt es nicht an feiner Herbe und Säure, die bei halbreifen Früchten kräftig hervortreten, bei voller Reife aber nur wenig merklich sind. Steinchen sind um das Kernhaus nicht oder nur wenig zahlreich und fein vorhanden, dafür aber machen sie sich um den Kelch durch ihre Größe und Festigkeit bemerklich.

Reife und Nußung: Diese neue Sorte, welche einer unserer hervorragendsten Pomologen, eine ganz vorzügliche und edle Vermehrung des winterlichen Obstschates an Birnen" nennt und welcher vom Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. Preußischen Staaten ein Wertzeugnis erteilt wurde, beginnt gewöhnlich erst Mitte Januar zu reifen, doch wurde sie 1897 in einzelnen Exemplaren schon Ende Dezember reif, was dem ungewöhnlichen Jahrgange zuzuschreiben ist. Die letzten Exemplare kamen seither bei guter Aufbewahrung erst im März zur Reife. Eigenschaften des Baumes: Wuchs stark und auch auf der Quitte fräftig, soweit sich dies bis jetzt beobachten ließ.

6. Tierische Feinde.

a) Die Blutlaus, Schizoneura lanigera Haussm.

Dieses Insekt tritt in den letzten Jahren mit immer größerer Heftigkeit auf und scheint allen Mitteln zu trozen. Darum kommt es sehr darauf an, die Schlupfwinkel, in denen es sich über Winter verbirgt, genau kennen zu lernen.

Man hatte schon mehrfach beobachtet, daß die Blutlaus sich mit Vorliebe an Formbäumen und besonders auf wagerechten Cordons aufhält und daß sie sich besonders gern an den Wurzelhalstrieben festseßt, die bei Formbäumen so häufig aus der frühtreibenden Paradies- und DoucinUnterlage hervorbrechen. Die beigefügte Abbildung Nr. 4 zeigt drei derartige Wurzelhalstriebe, an denen sich die Blutläuse dicht unter der Oberfläche angesiedelt und die bekannten Knollen und Wucherungen hervorgerufen hatten. Gewöhnlich werden derartige Triebe der Bequemlichkeit halber dicht über der Oberfläche der Erde abgeschnitten, so daß die unter der Erde befindlichen Teile derselben stehen bleiben und alsbald wieder austreiben; diesen Vorgang zeigt der mittlere Trieb. Für die Praxis der Bekämpfung der Blutlaus aber dürfte man aus diesem Befunde die Lehre ziehen, wie notwendig es ist, derartige Triebe bis zu ihrer Entstehungsstelle hin sorgfältig zu entfernen, indem man die Erde ringsherum tief genug bloslegt. Dies geschehe mit dem Eintritte des Winters oder im Frühjahre und dann noch einmal im Sommer, wenn sich neue Triebe gebildet haben sollten. Auch an den Stämmen der Bäumchen selbst findet man Knospen und Knöllchen, durch Blutläuse hervorgerufen, die am leichtesten mit Schwefelkohlenstoff von den schädlichen Insekten befreit werden.

Der Schwefelfohlenstoff hat sich nach hiesigen Erfahrungen als Kampfmittel gegen die Blutlaus wohl bewährt. Wenn die Blätter von

[graphic][subsumed][merged small][merged small]

den Bäumen gefallen sind, ist es ein leichtes, sämtliche Blutlaus-Kolonien an ihrer weißen Farbe zu erkennen und aufzufinden. Die mit der Befämpfung betraute Person hält in der einen Hand ein Fläschchen mit Schwefelkohlenstoff und in der anderen ein Stäbchen von etwa 50 cm Länge, in dessen oberes Ende eine Flocke Watte eingeklemmt ist. Mit dieser Watte, die nun von Zeit zu Zeit in den Schwefelkohlenstoff eingetaucht wird, fährt die Person, am besten eine Arbeiterin, einmal über die

« ZurückWeiter »