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lieferte, in diesem Jahre hinsichtlich ihrer Moste nicht unerheblich über der höher liegenden und besser geneigten bedeutend wertvolleren „Flecht" mit steinigem Boden, gestellt werden muß. Aus folgenden Zahlen geht dieses hervor:

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Aehnlich verhält es sich, wie aus den oben angeführten Mostgewichten des ferneren ersichtlich ist, im Fuchsberg und anderen ähnlichen Lagen des Rheingaues, welche in diesem Jahre vermöge ihrer Lage und Bodenverhältnisse noch genügend Wassergehalt hatten, um ihre Trauben zur besseren Reife zu bringen, als in Jahren mit mehr Regen, wo die hier sich ansammelnde überschüssige Feuchtigkeit eher hemmend als fördernd auf die Entwickelung des Stockes einwirlt.

Einen weiteren Beleg für diese Anschauung bildet der Elbling (Kleinberger), welcher 1893 64,5 Dechsle und 8,400 Säure,

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1895 81,3° aufwies. Vermöge seiner bekannten reicheren und tiefergehenden Bewurzelung konnte der Stock noch hinreichend Feuchtigkeit aufnehmen, um in Verbindung mit der großen Wärme seine Trauben zu einer Vollkommenheit zu bringen, wie sie selbst in dem Hauptweinjahre 1893 bei einem dünneren Behange nicht erreicht worden ist.

Eine weitere Erscheinung, welche die 1895 er Moste kennzeichnete, ist die, daß sie zum weitaus größten Teile aus gesunden Trauben gefeltert wurden. Die Edelfäule konnte ebenfalls infolge der Trockenheit nicht eintreten; man wartete von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, ohne daß die Fäulnis begonnen hätte. Die Ende Oktober und November sich einstellende veränderliche und regnerische Witterung vermochte daran nur so viel zu ändern, daß die Trauben, welche bis dahin wie welk am Stocke hingen, aufgefrischt und vollsaftiger wurden, und daß sie in den tieferen Lagen wie Dechaney und Fuchsberg langsam anfingen in Fäule überzugehen.

Auffällig an den 1895 er Mosten war auch die schwer und spät beginnende Gärung namentlich dort, wo keine Reinhefe zugesetzt wurde, und das starke Schäumen während derselben. Ueber die Ursache derselben ist von Prof. Dr. Wortmann in Nummer 11 der „Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft" Jg. VII schon eingehend berichtet worden; den dort gebrachten Ausführungen mag nur noch hinzugefügt werden, daß diese Erscheinung namentlich bei den zuerst gelesenen Mosten sich unangenehm fühlbar machte, daß dagegen die später gefelterten Moste, wenn auch nicht so bald wie in anderen Jahren, so doch eher in Gärung gekommen sind; dieser Umstand dürfte aber nur dahin zu deuten sein, daß nachdem größere Niederschlagsmengen den Boden befeuchteten und die Zahl der faulen Trauben sich vergrößerte, wie der Edelfäulepilz so auch die Hefe günstigere Bedingungen fand, sich auf den Beeren zu vermehren. So gelangten größere Hefemengen in den Most und führten zum früheren

Beginn der Gärung. Diese in der Praxis beobachtete Erscheinung bestätigt aber deutlich die an oben genannter Stelle auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen ausgesprochene Ansicht, wonach die zögernde Gärung der 1895 er Moste nur auf Mangel an genügender Menge von Hefe zurückzuführen ist.

Was das Schäumen betrifft, so war es, ohne daß eine größere Intensität der Gärung daraus gefolgert werden könnte, so stark, daß der wie sonst üblich leer gelassene freie Raum im Fasse nicht ausreichte, ein Ueberschäumen zu verhüten. Der Schaum stieg vielmehr zum Gärspunden heraus und erst nach mehrmaligem Herausziehen von Most konnte dem Uebergären Einhalt gethan werden. Dieses starke Schäumen hängt aber mit dem niedrigen Säuregehalt ursächlich insofern zusammen, als die Schleimstoffe des Mostes, welche die Schaumbildung verursachen, in diesem Jahre infolge der wenigen Säure nicht in derjenigen Menge zum Gerinnen gebracht werden konnten, als in Jahren mit säurereicheren Mosten. Mit der stärkeren Gärung, wie man anzunehmen leicht geneigt wäre, hat daher die beobachtete Schaumbildung nichts zu thun.

Um bei dem großen leeren Raum, welcher durch das wiederholte Herausziehen von Most in den Fässern entstanden war, dem Braunwerden, das in solchen Fällen gegen das Ende der Gärung infolge schwächerer Kohlensäurebildung und damit bedingten stärkeren Lufteintrittes in das Faß, eintreten kann, rechtzeitig vorzubeugen, mußte früher aufgefüllt werden, als sonst. Die Schäumung hatte die inneren Faßwandungen, soweit sie nicht durch Most bespült waren, stark beschmußt und auch hier eine zeitraubendere und sorgfältigere Reinigung als sonst erforderlich gemacht.

Das was 1895 er Moste besonders kennzeichnet, ist das bei Rheingauer Weinen ungewöhnliche Verhältnis zwischen Zucker- und Säuregehalt. Trotz der hohen Wärme keine hohen Mostgewichte und troß diesen niedrige Säuremengen, wie sie selbst in den besten Jahrgängen nicht häufig vorkommen! Wie das möglich wurde, ist oben versucht worden es verständlich zu machen. So viel ist aber nach den diesjährigen Erfahrungen sicher, daß es nicht eine bestimmte Wärmesumme allein ist, welche, wie von anderer Seite so sehr in den Vordergrund gestellt wird, einen hervorragenden Jahrgang macht, sondern daß die Wärme nur dann wohlthätig wirkt, wenn sie eine bestimmte Grenze nicht überschreitet und dem Stocke genügende Feuchtigkeit zur Verfügung steht, um diese Wärme für sich nußbar machen zu lönnen.

Die 1895er Weine klärten sich bald und konnten schon im März von der Hefe abgelassen werden. Die dem ersten Abstich einige Wochen später folgende Probe derselben ergab, daß zwischen den einzelnen Fässern bes deutende Unterschiede, wie z. B. 1893, nicht bestehen, immerhin aber die Sonderung der Qualitäten recht deutlich zum Ausdruck kommt. Es sind Weine, welche durch ihre leichte Art und feine fruchtige Blume mehr jenen der Mosel- und Saar-, als den schwereren Rheinweinen ähneln.

3. Brennerei der Traubentre stern.

Zu Unterrichtszwecken hatte man ein Stückfaß mit 900 kg Trestern vollgestampft, oben mit Lehmbrei verstrichen und so unter dem Wagen

Schuppen der Gärung überlassen. Diese vollzog sich in den Oberschichten besser als in dem unteren Teile des Fasses und die Trestern kamen in sehr gutem Zustande im Laufe des Winters zur Destillation. Hierzu wurde der für die Obstverwertungsstation neu beschaffte Brennereiapparat von Deroy Fils Ainé in Paris benügt, und damit bei Aufsatz der „Rectifizierlinse" gleich bei einmaligem Abtrieb das fertige Produkt von 50% Alkohol gewonnen. Die Ausbeute betrug 67 Liter oder 7,4 Lit. von 100 kg eingestampften Trestern.

Vermöge der Kippvorrichtung und des Wasserverschlusses des Kessels ist die Handhabung des Apparates eine einfache und die Arbeit fördernde. Der im Kessel angebrachte durchlöcherte Doppelboden verhindert das Anbrennen, das außerdem noch durch die selbstthätg wirkende einfache Mischvorrichtung nicht gut stattfinden kann.

Der Brennerei-Apparat erfordert ständigen Wasserzulauf, doch geht es auch ohne diesen, in welchem Falle bei der bedeutenden Dampfentwicklung für fleißigen Ersatz und gute Kühlung gesorgt werden muß. Ueber die Qualität des gewonnenen Branntweines kann erst später berichtet werden.

4. Neuanlage und Verbesserungen in den Weinbergen.

Wie im letzten, so wurde auch in dem Berichtsjahre ein etwa 1 Morgen großes Stück Wustfeld in der Flecht, Eibinger Gemarkung in der im letzten Berichte Seite 39 beschriebenen Weise rigolt. Zum Unterschiede von den in den beiden im Vorjahre angelegten Stücken ließ man bei diesem den Wollstaub fort und vermischte das Erdreich dort, wo es sehr klozig und schwer war, zur besseren Lockerung mit Torfmull. Im Frühjahre 1896 wurde das so vorbereitete Feld mit Riesling bepflanzt. Um zu sehen, wie sich hinsichtlich des Anwachsens Wurzelreben und in der Dunstgrube vorgetriebenes Blindholz verhalten, wurde ein Teil mit diesen, der andere Teil mit jenen ausgesetzt.

Hierüber, sowie über die Entwickelung dieses Feldes im Vergleich zu den beiden anderen kann erst später berichtet werden.

Ueber das erste, im Jahre 1893/94 rigolte und 1894 bepflanzte Feld kann jetzt, Frühjahr 1896, gesagt werden, daß es sehr gleichmäßig und ungemein kräftig dasteht. Es zeigt eine Ueppigkeit, welche in der näheren Umgebung unter denselben Verhältnissen bei gleich alten Anlagen und derselben Sorte nicht wieder zu finden ist.

Das Feld vom Jahre 1894/95 hat dagegen einen weniger befriedigenden Stand; ob sich dieser im Laufe der Zeit noch bessern wird, muß sich zeigen.

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Obwohl die verschieden durchgeführte Verbesserung des Bodens und die Bepflanzung des Weinberges nicht gleichzeitig geschehen ist denn ein streng durchgeführter und einwandsfreier vergleichender Versuch sollte es ja nicht sein so dürften sich bei genauer Beobachtung in der Folge immerhin Erfahrungen ergeben, welche die Richtschnur für das spätere Vorgehen angeben können. Auch im Versuchsweinberge wurde, wie im Vorjahre mit reichlicher Zufuhr, wie im letzten Berichte Seite 40 auch angegeben ist, -von Thonschiefer- Verbesserung des milden Thon

bodens weiter fortgesetzt. Es sei hierzu bemerkt, daß eine Bedeckung des Bodens mit einer an oben angegebener Stelle von 450 Karren auf den Morgen nicht nur kostspielig und mühsam ist, sondern in tragbaren Weinbergen sogar schädlich wirken kann. Unsere Beobachtungen haben ergeben, daß ein damit stark überfahrenes Rieslingquartier im Wachstum nicht nur nicht zunahm, sondern darin sogar zu wünschen übrig ließ und doch hatte man es zwecks Kräftigung reichlich mit Schiefer überfahren. Es zeigte sich eben hier, wie auch in vielen anderen Dingen, daß wir zuviel des Guten, das bekanntlich schadet, gethan haben. Der Boden trocknete in seinen unteren Schichten aus, durch Regen und die Bearbeitung, sowie das häufige Betreten der Parzellen bei den sommerlichen Laubarbeiten legte sich der Schiefer zu einer so festen Schichte, daß die in den regenarmen Jahren 1893, 1894 und 1895 ohnedies spärlich gelieferte Feuchtigkeit in der Hauptsache in dieser oberen schweren Bodenschichte festgehalten wurde, von hier wieder nach und nach verdunstete, ohne dem Stock genügt zu haben. Aber nicht genug damit, diese feste, mit Feuchtigkeit erfüllte Schichte hemmte auch der Luft den Zutritt zu den tieferen Bodenlagen, Umstände, welche ein Zurückbleiben der unter sochen Verhältnissen stehenden Reben im Wachstum begreiflich erscheinen lassen.

Auch diese Erfahrung spricht daher gegen eine zu reichliche Schieferung tragbarer Weinberge und für eine möglichst baldige Vermischung des daraufgefahrenen Verbesserungsmateriales mit dem Boden.

5. Rigolversuche.

Die Ansichten über die zweckmäßigste Ausführung der Rigolarbeit gehen recht weit auseinander. Es ist weniger die Tiefe, bis zu welcher die Bodenlockerung geschehen soll, über welche die Meinungsverschieden heiten herrschen, die Vorteile tiefen Rigolens hatte man fast überall erkannt, als vielmehr die Art, in welcher die Vermischung oder Schichtung der oberen und unteren Bodenlagen in einem gegebenen Fall zur Ausführung kommen soll, häufig der Gegenstand von Erörterungen.

Um zur Klärung dieser wichtigen Frage einen Beitrag zu liefern, wurden nach dieser Richtung Versuche begonnen, über welche erst später berichtet werden kann.

6. Schädliche Einflüsse, Krankheiten und tierische Feinde. Ueber den durch den strengen Februar 1895 herbeigeführten Frostschaden wurde schon an anderer Stelle berichtet.

Peronospora viticola ist erst spät und nur bei einigen Sorten im Sortiment beobachtet worden.

Wie in allen den letzten Jahren, so hatte man zum Schuße der Reben auch diesmal eine zweimalige Besprißung mit der bekannten Kupferkalkmischung vorgenommen. Die Behandelung geschah das erstemal vor der Blüte in der Zeit vom 5. bis 12. Juni, das zweitemal nach beendeter Blüte vom 8. bis 17. Juli.

Zur versuchsweisen Anwendung kam auf einen Teil der Weinberge die Kupferzuckerkalklösung von Dr. H. Aschenbrandt in Straßburg, welche wie folgt zubereitet wurde:

Die 3 kg Pulver werden zunächst mit etwa 30 Liter Wasser mit Hülfe eines Reisigbesens zu einer ganz gleichmäßig trüben dunkelblauen Masse angerührt und schließlich mit weiteren 70 Litern Wasser zu der endgültigen Sprizflüssigkeit verdünnt. Lettere enthält einen Teil des Kupfers in Lösung, welcher sofort pilztötend wirken, während ein anderer Teil des Kupfers in der Trübung enthalten bleibt und beim Eintrocknen des fupferhaltigen Belags auf den Blättern andauernd als Schutz gegen den Ausbruch der Krankheit wirken soll.

Da die Peronospora nicht aufgetreten ist, so konnten über die schüßende Wirkung dieser im Vergleich zu der gewöhnlichen Mischung Beobachtungen nicht gemacht werden.

Irgend welche sonstige Unterschiede gegenüber der letteren, wie z. B. hinsichtlich des Einflusses auf den Stock, haben sich nicht ergeben.

Im Jahresberichte 1894/95 wurde auf Seite 42 der versuchsweisen. Anwendung der von Apotheker Roth in Ems eingeschickten, in Pappschachteln in Pulverform verpackten Bordelaiser Brühe gedacht und dabei die Befürchtung ausgesprochen, wonach längere Zeit in dieser Verpackung aufbewahrte Präparate unter dem Einfluß der atmosphärischen Luft eine für die Blätter des Weinstocks schädigend wirkende Veränderung erleiden könnten.

Im Juli 1894 eingeschickte Packete hatte man an einem trockenen und luftigen Orte aufbewahrt und im Juni und Juli 1895 zur Verspritzung gebraucht. Es zeigte sich, daß das Mittel gut erhalten blieb, sich gut verteilen ließ, gut klebte, ohne die Blätter zu beschädigen. Die Verpackung der Packete war also eine sichere und hierauf wird es im wesentlichen ankommen, wenn das Mittel, das sich in dieser Form, namentlich für Besizer kleiner Rebenanlagen, wie für Garten- und Wandspaliere u. s. w. bequem handhaben läßt, Verbreitung finden soll. Allerdings müßte dann der Preis, wie schon an oben angegebener Stelle erwähnt, niedriger werden.

Creolina concentrata Nava.

Die Coreolina concentrata Nava" wurde am 22. Juni zum ersten, am 11. Juli zum zweiten Male bei Riesling angewendet. Da bis heute (6. August) die Peronospora nicht aufgetreten ist, so konnte eine Wirkung gegenüber dieser nicht beobachtet werden.

Das Mittel riecht sehr stark nach Kreosot; wenn der Geruch durch die vorschriftsmäßige Zubereitung der Lösung auch vermindert wird, so ist seine Anwendung doch nicht unbedenklich, wenn man erwägt, wie empfindlich die Trauben gegen Geruchsstoffe auch dann sind, wenn sie damit nicht direkt in Berührung kommen. Eine Benutzung dieser ist aber bei der rorsichtigsten Bespritzung nicht zu vermeiden, ein Umstand, der die Gefahr einer Geschmacksaufnahme noch vergrößert. Allein schon aus diesem Grunde kann dieses Mittel zur Bekämpfung des falschen Mehltaues nicht befürwortet werden, wenn dasselbe auch eine schüßende Wirfung hätte.

worden.

Tierische Feinde sind in kaum nennenswerter Zahl beobachtet

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