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Fig. 8. Fraß des Apfelblütenstechers.

schon durch dieses Skelettieren einen nicht unbeträchtlichen Schaden; dabei bevorzugen sie die jungen und jüngsten Blättchen. Während des Tages halten sich die Käfer ruhig und kommen erst gegen Abend zum Vorschein, wo sie alsdann lebhaft umherlaufen.

Obwohl für Zutritt der Luft und auch für Beschattung genügend gesorgt war, fühlten sich die Käfer doch in dem Gefängnisse nicht wohl und erlagen in diesem Zustand in gar nicht langer Zeit den Nachstellungen von Spinnen, die sämtliche Käfer verzehrten, soweit dieselben nicht abstarben. Es ist also bei diesen Beobachtungen nur so viel herausgekommen, daß die Spinnen einen der natürlichen Feinde des Apfelblütenstechers bilden und deshalb so sehr als möglich zu schonen sind.

d) Kleiner und großer Frostspanner, Cheimatobia brumata L., Hibernia defoliaria L.

Am 5. März 1896 wurden Männchen und Weibchen des großen Frostspanners in der Begattung begriffen aufgefunden. Daraus ergiebt sich die Notwendigkeit, die Klebgürtel, die seither nur bei Beginn des Winters in Thätigkeit gesegt wurden, auch im Frühjahre nach der Schneeschmelze mit Raupenleim zu bestreichen.

In der Baumschule wurde das bereits im Jahre 1894 heimgesuchte Quartier wiederum stark befallen, so daß die Bäumchen mehrmals abgelesen werden mußten. Auch wurde das Besprigen mit Kupferkalklösung ange

wendet, ohne besonderen Erfolg zu erzielen; freilich geschah die Arbeit etwas zu spät. Dagegen erwuchs in den drei Baumwanzenarten Cimex prasinum L., Pentatoma baccarum L. und Cimex rufipes L. eine Hilfe und wiederholt beobachtete man, wie diese Wanzen die Räupchen anstachen und aussaugten. Auch an der Pfirsich-Mauer im Spaliergarten wurden viele Blätter durch den Frostspanner beschädigt. Nützliche Dienste bei der Bekämpfung leisteten die Rotschwänzchen, die gar manche Spannerraupe abgelesen und vertilgt haben.

e) Der ungleiche Borkenkäfer, Xyleborus (Bostrichus) dispar Faber und der Gebuchtete Prachtkäfer, Buprestis sinuata Ol.

Beide Käferarten traten in der Baumschule in großem Maßstabe auf. Die erstere dürfte von einem auf dem jenseitigen Thalhange befindlichen Schälwalde herstammen, der im Winter 1894/95 abgetrieben wurde. Den andern Schädling aus der Baumschule zu entfernen, ist bis jetzt noch nicht gelungen, obwohl ein jeder befallene Baum abgeschnitten und verbrannt wird, sobald man den Schaden bemerkt.

Im Muttergarten ist die Beobachtung gemacht worden, daß der gebuchtete Prachtkäfer diejenigen Birnen - Hochstämme meidet, die aus Lempp's Mostbirne erzogen sind. In Zukunft sollen, da der Käfer jungen Birnbäumen einen so außerordentlichen Schaden zufügt, nur noch die Stämme der genannten Sorte gepflanzt werden, auf welche dann später die erforderlichen Sorten zu pfropfen sind.

f) Creolina concentrata Nava von E. Bredemeier in Pallanza, Italien.

Dieses Mittel wurde der Anstalt zur Prüfung übersendet und wiederholt bei Blatt- und Blutläufen vorschriftsmäßig angewendet, ohne daß ein Erfolg festgestellt werden konnte. Verstärkt man die Flüssigkeit, so schadet das in derselben befindliche Kreosot den Blättern.

VII. Pflanzliche Feinde.

a) Coryneum Beyerinckii.

Dieser Pilz stellte sich wiederum Ende April und Anfang Mai ein und rief auf den Pfirsichbäumen den Gummifluß hervor. Es gelang indessen, gestützt auf die vorjährigen Erfahrungen, den Pilz durch wiederholtes Bestäuben mit Schwefelpulver zu vertreiben.

b) Der Apfelrost. Fusicladium dendriticum (Wallr.) Fuckel.

Im Sommer 1895 trat das Fusicladium sehr stark auf und befiel sogar die Reinette von Kanada und die Champagner-Reinette, welche Sorten in anderen Jahren vollständig frei bleiben. Es ergiebt sich daraus je nach dem Jahrgange ein verschiedener Grad der Empfindlichkeit einer Sorte gegen den Pilz. Am meisten ergriffen waren von Apfelsorten : Königsfleiner, Flandrischer Rambour, Kaiser Franz Joseph, Goldzeugapfel, Neustadt's Gelber Pepping, Winter-Rambour, Karoline Augusta und Göhrings-Reinette.

R. Goethe.

B. Obstverwertungsßtation.

1. Das Dörren.

Im Herbste 1895 wurden, um besonders den Schülern Gelegenheit zum Dörren zu geben, große Obstmassen, sowohl Kern- als Steinobst, gedörrt. Auch waren durch Sturm bedeutende Obstmengen im Monat September von den Bäumen heruntergeschlagen, die durch Dörren in eine haltbare Form gebracht wurden. Meistens kamen Aepfel, dann Birnen, Mirabellen und Zwetschen zur Verwendung. Um ein schönes, helles Produkt zu erzielen, wurden die Aepfel vor dem Verbringen in dem Dörrraum 3-4 Minuten geschwefelt, die Birnen entweder gedämpft, (6-10 Minuten) oder weich gekocht. Namentlich bei noch nicht ganz reifen und harten Birnen war diese Vorbereitung erforderlich. Steinobst wurde in der Sonne einige Tage vorgetrocknet. Inbezug auf Sortenwahl zeigten sich am geeignetsten, von Aepfeln: Grabenapfel, Kleiner Langstiel (Bohräpfel), Burchardts Reinette, Casseler Reinette und Baumanns Reinette; von Birnen: Punktierter Sommerdorn, General Tottleben, Pastorenbirne und Blumenbachs Butterbirne.

Ein noch gutes, doch nicht so ganz rein weißes Produkt lieferte der leichte Matapfel und Winterstreifling.

2. Obst pasten.

Solche wurden von fast allen Obstsorten, besonders aber von Aepfeln hergestellt. Auch alle Dörrabfälle kamen mit zur Verwendung. Die Pasten wurden um so schöner, je länger das Obstmark eingedickt und je mehr Zucker zugegeben wurde. Das Trocknen dauerte 18-24 Stunden.

3. Marmelade.

Sowohl während der Obstverwertungskurse als auch später wurde Marmelade aus fast allen Obstarten hergestellt. Am besten erwies sich die von Aprikosen und Mirabellen. Reineklauden gaben ebenfalls ein wohlschmeckendes, jedoch nicht schön gefärbtes Produkt. Es wurde deshalb hierbei etwas Johannisbeersaft zugesetzt. Je nach Säure der Frucht wurden pro kg 0,75-1 kg Zucker beigegeben. Das Eindicken dauerte 1-2 Stunden.

Versuchsweise wurden auch Hagebutten verwandt, die eine ausgezeichnete und schön gefärbte Marmelade gaben.

4. Geleebereitung.

Wiederum wurde hierzu fast ausschließlich Fallobst verwandt. Von Aepfeln lieferte die Wintergoldparmäne das feinste Gelee. Auch die sich im Jahre 1894 so gut bewährt habenden kleinen Zieräpfel wurden vorteilhaft verwandt. Der Zuckerzusatz richtete sich hier wesentlich nach dem Säuregehalt der Früchte und schwankte pro Liter Saft zwischen 300 bis 500 g Zucker. Zur Erreichung einer schönen hellen Farbe war ein möglichst rasches Eindicken erforderlich. Ebenso durfte der Saft nicht zu fest aus dem gekochten Obste gepreßt werden. Durch Beigabe von Zitronenscheiben wurde das Gelee besonders schmackhaft gemacht.

5. Krautbereitung.

Zu Kraut wurden zirka 1800 Pfund Obst und Schälabfälle verarbeitet. 100 Pfund Obst lieferten nach etwa achtstündigem fortgesettem Eindicken des Saftes 12 Pfund fertiges Kraut. Aepfel und Birnen kamen gemischt zur Verwendung, da Birnen allein ein weniger angenehmes Kraut liefern. Süßäpfel erwiesen sich als am besten.

6. Einmachen von Obst.

Recht umfangreich wurde das Einmachen in den Ströder'schen Krügen vorgenommen, ebenso in Blechbüchsen und Hüssener'schen Patentgläsern.

Von Birnen erwiesen sich Sommer-Eierbirne, Klapps-Liebling und Williams Christenbirne als am besten. Sämtliches Obst in Gläsern oder Blechbüchsen wurde mit einer Zuckerlösung (1 Liter Wasser, 3⁄4 kg Zucker) eingekocht.

Obstweinbereitung.

1. Bereitung von Heidelbeer wein.

Grobben.

Um zu sehen, ob die Art der Säure die bei Heidelbeerwein häufig beobachtete Veränderung und ein nachheriges Herausfallen der Farbe zu verhindern vermag, wurde folgender Versuch unternommen :

Der Saft von einer 48 Stunden mit etwas Wasser gestandenen Maische wurde zunächst in zwei Teile geteilt, und zwar derart, daß die eine Hälfte ein, die andere zwei Drittel der gesamten Menge gleichkam. Die kleinere Menge wurde durch Zusatz von Wasser im Säuregehalte auf 600, die größere Hälfte auf 5‰o heruntergedrückt. Der Zuckergehalt wurde in beiden Teilen auf 22% gestellt. Während das eine Drittel ohne weitere Zusätze blieb, hatte man die größere Hälfte nach vorgenommener Stellung noch in zwei gleiche Teile geteilt, den einen mit Weinsäure, den andern mit Zitronensäure, ebenfalls auf einen Gesamtsäuregehalt von 600 gebracht. In beiden Fällen war daher noch eine Zugabe von 1000 Wein-, bezw. Zitronensäure gemacht worden.

Die so gestellten Moste wurden mit genau abgemessenen, gleichen Mengen Steinberger Reinhese versehen und in einem, die erforderliche Temperatur besizenden Raum der Gärung überlassen.

Abweichend von anderen Jahren, war die Gärung eine schleppende und unvollkommene gewesen und hörte auf, bevor der Wein so weit vergoren war, als er hätte vergären sollen. (Man vergleiche Jahresberichte 1893/94 und 1894/95, Seite 26-27, bezw. 29 und 30).

Tägliches Schütteln der Gefäße und Aufrühren der Hefe änderte daran nicht viel.

Nachdem also auf diese Weise eine bessere Vergärung nicht einge= leitet werden konnte, wurde der gesamte Wein auf 70% erwärmt und nach dem Erkalten mit 0,2 g Chlorammonium versehen, um der jet in frischer Gabe zugesetzten Hefe derselben Raffe Stickstoffnahrung zu geben. Die beiden mit Säuren verseßten Weine erhielten bei dieser Gelegenheit noch je 2‰o davon zugesetzt.

Die Gärung hat nach dieser Behandlung bald wieder eingeseßt und nahm einen gleichmäßigen und vollkommenen Verlauf. Die Weine klärten sich bald und hatten alle eine gute, gedeckte Farbe. Die Behandlung war bei allen die gleiche.

Im Sommer 1896, also nach einem Jahre, wurden sie gekostet, wobei es sich zeigte, daß alle wieder umgeschlagen waren, und der größte Teil ihrer ursprünglichen Farbe verloren gegangen war. Der Geschmack und das Boukett sind jedoch bei allen recht gut, doch scheint der mit Zitronensäure versehene unter ihnen der beste zu sein.

Man sieht hieraus folgendes:

1. Heidelbeerwein muß in manchen Jahren neben der Reinhefe Stickstoff (0,2 g Chlorammonium), zugesetzt erhalten, um vollkommen ducchzugären.

2. Das Verblassen des Weines konnte weder durch 3‰0 Zitronen-, noch der gleichen Menge Weinsäure verhindert werden.

3. Eine Erwärmung des Heidelbeerweines auf 70°C. verleihen demselben keinen Nachgeschmack.

Welchen Einfluß die Erwärmung auf das Verblassen des Weines im vorliegenden Falle ausübte, ob sie demselben förderlich war, oder ob sie darauf keinen Einfluß ausgeübt hat, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Die Versuche werden nach dieser Richtung fortgesetzt.

Bezugnehmend auf den Versuch vom vorigen Jahre, durch welchen, wie im legten Bericht, Seite 29 und 30, angegeben ist, durch AngärenLassen auf der Maische dem Verblassen und Braunwerden des Heidelbeerweines entgegengewirkt werden sollte, sei bemerkt, daß mittlerweile auch dieser Wein, nachdem er klar und schön von Farbe auf die Flaschen gefüllt worden war, umgeschlagen ist.

Auch Angärenlassen auf der Maische führte danach nicht zum gewünschten Ziele.

2. Preißelbeerwein.

Bei der Behandlung dieses Weines zeigte es sich, daß er ungemein schwer klar zu bringen ist. Klärung mit dem Filter vermag ihn vollkommen flacker zu machen; jedoch nach kurzer Zeit erfolgt wieder eine starke Trübung unter Bildung von reichlichem Bodensat. Ein wiederholtes Filtrieren brachte den Wein wieder klar. Wie er sich nach diesem verhalten wird, muß die weitere Beobachtung zeigen. Jedenfalls ist aber daraus ersichtlich, daß Preißelbeerwein neben Heidelbeer- und Brombeerwein zu den sich langsam entwickelnden, und nicht leicht zu behandelnden Beerenweinen gehört.

3. Beerenweinverschnitte.

Die Vornahme von Verschnitten mit Beeren- und Obstweinen wurde fortgesetzt und dabei gefunden, daß die Vermischung zweier oder mehrerer Weine im richtigen Verhältnis, geeignet ist, Weine, welche für sich allein genossen, geschmacklich nicht ganz entsprechen, zu einem sehr gut verwertbaren Getränke zu machen. Insofern hat diese Vornahme für die Praxis der Beerenweinbereitung eine nicht geringe Bedeutung, zumal, wenn man

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