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Daß die Wärme allein diese großen Unterschiede herbeigeführt haben sollte, kann nach Vergleich der Temperaturen mit den Anwachsungszahlen nicht gesagt werden, obwohl die Witterungsverhältnisse im allgemeinen gerade bei der Grünveredlung von viel größerem Einflusse sind, als bei der Frühjahrsveredlung.

Die Verwachsung der Veredlungen war vorzüglich und man erhielt Triebe bis zu 21/2-3 m Länge, zuweilen stirbt das Reis bis zum unteren Auge ab und dieses treibt dann aus; allein bei diesen Veredlungen ist die Verbindung nicht so innig, wie dort, wo die ganze Schnittfläche und das ganze Reis am Leben geblieben sind.

Das Verhalten der Sorten in Hinsicht auf die Zahl der Anwachsungen war folgendes:

Sylvaner auf Riparia ist in größter Zahl gewachsen, dann Riesling und dann Burgunder auf derselben Unterlage.

Es stellt sich also auch bei der Grünveredlung dieselbe Reihenfolge der Sorten heraus, wie solche bereits bei der Frühjahrsveredlung beobachtet werden konnte.

Der Gummiverband hat sich sehr gut bewährt. Er hält so lange bis die Veredlung verwachsen ist. Ein Schuß vor Sonne zwecks längerer Haltbarkeit hat sich als überflüssig und wo ein Blatt zum Umwickeln der Veredlung benützt wurde, sogar als schädlich erwiesen, insofern, als offenbar durch zu hohe Wärme innerhalb des Schußmittels der zum Austrieb bestimmte Geiz des Edelreises abstirbt. Hierdurch kann das ganze Reis zum Vertrocknen gebracht werden oder im günstigen Falle treibt das Auge im Blattwinkel, allerdings ziemlich spät, aus.

Das Entfernen der Geiztriebe aus der Unterlage muß häufig, in der ersten Zeit alle 6 Tage, später alle 8-10 Tage erfolgen. Dadurch erwächst ziemlich viel Arbeit, wie denn überhaupt Grünveredlungen mehr Umsicht erfordern, als Frühjahrsveredlungen.

Da die Holzreife der Edeltriebe nach den seitherigen Erfahrungen nicht so vollständig erfolgt, als dies mit Rücksicht auf den Winterfrost wünschenswert erscheint, so legt man die veredelten Ruten vor Winter bogenförmig dergestalt in die Erde ein, daß die Veredlungsstelle und ein genügender Teil oberhalb und unterhalb derselben in den Boden kommt und dadurch gegen Frost geschützt ist. Im Jahre darauf bewurzelt sich der Bogen und man kann im Herbste eine selbständige Veredlung loslösen. Im Ganzen find an Grünveredlungen gewachsen :

Riesling auf Riparia

Sylvaner auf Riparia
Frühburgunder auf Riparia
Auf der Leideck

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19 Stück

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zusammen 84 Stück.

B. Die Veredlungsstation im Etatsjahre 1893/94.

Quartier 1.

Durch Neupflanzung im Frühjahre 1893 vermehrte sich die Zahl der daselbst befindlichen veredelten Stöcke auf 205 Riesling auf Riparia,

88 Riesling auf Solonis und 54 Riesling auf York Madeira. Jm Laufe des Sommers sind von den älteren Veredlungen auf Riparia 3 %, von denjenigen auf Solonis 2% nicht gewachsen, während diejenigen auf York Madeira keine Verluste hatten. Dieser Ausfall darf unbedeutend genannt werden. Die Entwickelung der Veredlungen ließ nichts zu wünschen übrig und es stellt sich bei vielen Stöcken bereits die Fruchtbarkeit ein. Alle Veredlungen blieben von der Gelbsucht frei. Die 1893 ausgepflanzten veredelten Stöcke haben infolge der großen Trockenheit und Hize nur schwach getrieben, aber sie sind doch sämtlich angewachsen. In diesem Frühjahre werden die noch leeren Stellen dieses Quartieres bis auf einige Solonis-Veredlungen vollständig bepflanzt werden können, sodaß dann das Quartier 405 Veredlungen von Riesling auf Riparia, 178 auf Solonis und 69 auf York Madeira, in Summa 652 enthalten wird.

Quartier 3 und 4.

Die hier ausgepflanzten amerikanischen Unterlagen, welche bereits recht kräftig angewurzelt sind, entwickelten sich auch in diesem Jahre befriedigend bis auf Riparia, welche zum größeren Teile gelbsüchtig wurde und zurückging. Bekanntlich schreibt man diese Erscheinung einem zu großen Kalkgehalte des Bodens zu und schließt daraus, daß RipariaReben auf Kalkböden nicht gedeihen, mit Ausnahme der Riparia-Portalis, welche in dieser Beziehung weniger empfindlich sein soll. Diese Annahme fand auch insofern Bestätigung, als die der Portalis angehörigen Stöcke beider Quartiere gesund geblieben sind.

Um diese für die ganze Veredlungsfrage so wichtige Erscheinung aufzuklären, untersuchte Dr. Kulisch den Boden auf seinen Kalkgehalt. Das Resultat folgt nachstehend:

„Zur Beantwortung der Frage, ob das schlechte Gedeihen der Riparia an einzelnen Stellen durch Gegenwart größerer Kalkmengen bedingt sei, sind Erdproben sowohl von diesen Stellen als von Stöcken mit normalem Wachstum untersucht worden. Es hat sich dabei ergeben, daß der Boden des ganzen Quartiers ein an kohlensaurem Kalk außerordentlich armer Thonboden ist und zwar zeigen die von verschiedenen Stellen des Quartiers entnommenen Proben in dieser Hinsicht nicht den geringsten Unterschied. Ueberhaupt war deren Zusammensetzung so wenig verschie den, daß die Ursache des schlechten Gedeihens der Riparia an einzelnen Stellen kaum auf Verschiedenheiten im Boden zurückzuführen sein dürfte, es müßten denn Bestandteile des Bodens von großem Einflusse sein, die bei den üblichen Analysen gar nicht berücksichtigt werden. Der Gehalt des Bodens an Kalk ist so gering, daß er keinesfalls einen nachteiligen Einfluß ausüben kann."

Der Boden der anderen Quartiere weist eine große Manigfaltigkeit der Zusammensetzung auf. Da bei einem Versuchsfelde die Kenntnis des Bodens jedenfalls von großer Bedeutung ist, sind von den verschie denen Bodentypen eingehendere Analysen begonnen, die bisher aber noch nicht abgeschlossen werden konnten."

Wie die Untersuchungen des Dr. Kulisch ergeben, kann hier von dem Kalfgehalte des Bodens als der Ursache der Gelbsucht kaum die

Rede sein und man steht vor einer Erscheinung, welche noch durchaus der Aufklärung bedarf. Auch in Frankreich ist man neuerdings auf Grund ähnlicher Untersuchungen zu der Ueberzeugung gekommen, daß neben dem Kalkgehalte doch auch andere Umstände das Gelbwerden der RipariaReben bedingen können.

ww.

Wie schon unter A IV angegeben worden ist, benutte man die stärksten Triebe dieser Quartiere zur Grünveredlung und zwar mit demselben ziemlich guten Erfolge wie in dem Versuchsweinberge der Anstalt. Im kommenden Sommer werden die meisten Schoffe dieser Reben zu gleichen Zwecken dienen können.

Quartier 6.

Dasselbe ist im Frühjahre vollständig bepflanzt worden und enthält nun eine große Zahl, zum Teil interessanter Kreuzungen. In dieser Hinsicht seien diejenigen zwischen Gutedel und Riparia und Trollinger und Riparia besonders hervorgehoben. Ein außerordentlich kräftiger Wuchs 4 bis 5 m lange Triebe bei zweijährigen Stöcken -- zeichnet sie aus.

E. Gartenbau.

1. Pflanzenkulturen.

Es besteht die Absicht, nach und nach ein größeres OrchideenSortiment zu beschaffen. In diesem Jahre wurden den alten Beständen folgende Arten hinzugefügt: Dendrobium nobile, Oncidium ornithorhynchum, Cattleya citrina, Odontoglossum grande, Ada aurantiaca, Laelia Perrinii, Thunia Marshalliana, Cypripedium Lawrenceanum, C. Crossianum, C. Sedenii und Dendrobium Wardianum.

Neu beschafft wurde ferner ein Nelkensortiment von Arnstadt, ein Crozy-Canna-Sortiment aus Stuttgart, eine kleine Kollektion Cacteen aus Erfurt, sowie ein Odier-Pelargonien-Sortiment.

Unter den Crozy-Canna zeichneten sich die Sorten: Gartendirektor Siebert, M. J. Goos und Otto Mann, sowie die später bezogene und infolgedessen erst im Winter im Warmhause blühende herrliche Königin Charlotte" aus.

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Die Chrysanthemum fonnten gelegentlich der Rüdesheimer Ausstellung des Rheingauer Vereines für Obst-, Wein- und Gartenbau in recht schönen Exemplaren zur Schau gebracht werden. Das Sortiment umfaßt jest nahe an 150 gute Sorten; davon dürften folgende Sorten allgemein empfohlen werden:

Direktor Kowallet, Einw. Lilaviolett.

Gloriosum, Japan. Orange bis goldgelb, spiralige Blumenblätter.

Maidens Blush, Japan. Weiß, rosa angehaucht.

Boule d'or, Japan. Goldgelb gedreht.

Source d'or, Japan. Orange und Gold.

Etoile de Lyon. Violettrosa.

Volunteer. Japan. Hellrosa, sehr lange gedrehte Blumenblätter.

M. A. H. Neve, Japan E. Silberweiß rosa angehaucht,

Puritan. Weißrosa.

Eve, Einw. Dunkelrosa, krêmeweiß.

Blanche Pigny, Japan. Weiß, spiralige Blumenblätter.
Shasta, Japan. Reinweiß, röhrenartige Blumenblätter.
Empress of India, Einw. Weiß.

Exposition de Troyes, Japan. Silbriges Rosa.
Madame Clemence Andiguer, Japan. Tief rosa.

William Tricker, Japan. Silberigrosa, niedrig,

Florence Davis, Japan. Weiß, meergrün.

Monsieur Charles Souchet, Japan. Rosapurpur, reichblühend.
Emma Hizeroth, Japan. Kanariengelb.

Lady Emily, Japan. Weiß.

Sylphide, Japan. Hellchromgelb, gedrehte Blumenblätter.
Sunflower, Japan. Großblumig, leuchtend, goldgelb.

Sunset, Japan. Sehr groß, orangegelb mit rötlichem Karminbraun.
James Salter, Japan. Lilaviolett, Blumenblätter spiralig.

Val d'Andore, Japan. Kupferrot, mit Orange schattiert.

Roi de Précoces, Japan. Dunkelkarmin.

Anna Dorner, Japan. Tiefkarmiu, Mitte frêmeweiß.

Marquis de Paris, Japan. Krêmeweiß, großartige Blume.

Belle Paul. Blume sehr groß, magenta.

Louis Böhmer, Japan. Violettrosa mit Seidenhaaren beseßt.

Ismail. Schwefelgelb, reichblühend, kleinblumig mit nadeligen, röhrenförmigen Blumenblättern.

Edwin Molyneux, Japan. Dunkelbraunrot mit goldgelber Unterseite. Passaic, reinweiß, feine nadelförmige Blumenblätter.

Bei der Bepflanzung der Sommerteppichbeete konnte festgestellt werden, daß der gelbe Coleus Poitevin dem gleichfarbigen Marie Bocher in Bezug auf Widerstandsfähigkeit vorzuziehen ist. Ferner wurde die Beobachtung gemacht, daß die beiden Cactus Dahlien Asia und Mrs. G. Reid herrliche Vertreter dieser Gruppe sind; dieselben zeichnen sich durch zarte pfirsichrosa gefärbte Blumen und reiche Blüte aus.

2. Parkanlagen.

Leider hat auch der vergangene Winter wieder neue Opfer an Thee= rosen gefordert. Die Rosenanpflanzungen wurden insofern erweitert, als man auf der Rabatte, welche sich dem Hauptwege, der nach dem Obstmuttergarten führt, entlang zieht, je 2 Exemplare von folgenden, zur allgemeinsten Anpflanzung zu empfehlenden Sorten anbrachte:

Madame Falcot, Homère, Madame Chédane Guinoisseau, Pierre Notting, Charles Lefèbre, Souvenir de la Malmaison, John Hopper, Monsieur Boncenne und Maréchal Niel.

Diese Erweiterung dient dem Park zur großen Zierde und den Besuchern zur Belehrung.

Ferner wurden neu angepflanzt: Thuya occidentalis aurea, 2 Hochstämme von Cerasus Chamaecerasus pendula, Hydrangea paniculata grandiflora, von Syringen: Président Grevy und Marie Legraye, Gillenia trifoliata, sowie verschiedene einjährige Ähorn- und Ulmenveredlungen in bunten Abarten.

Im Laufe des Winters mußte der Park stark durchholzt werden, ferner wurden verschiedene größere Bäume gänzlich entfernt, damit seltenen Koniferen der nötige Raum zu ihrer freien Entwicklung zugewiesen wer

den konnte.

Die s. 3. von Herrn Garteninspektor Kopmann eingeführte Sophora Taschkent bildete in diesem Herbst einen kostbaren Schmuck des Partes. Dieselbe war über und über mit weißen Blütenrispen übersät. Sophora Taschkent unterscheidet sich von Sophora japonica durch niedrigeren gedrängten Wuchs, intensivere Blattfärbung und überaus reiche Blüte.

Triphasia trifoliata war auch im Herbst dieses Jahres wieder mit goldgelben Früchten überladen; es bildet dieser Strauch stets einen Anziehungspunkt unseres Parks.

Eine wesentliche Neuerung bot die Anlage eines Moorbeetes an der Ostmauer des Spaliergartens.__Außer den gewöhnlicheren Moorpflanzen wurden hier die verschiedenen Rhododendron und Azaleen, sowie Hypericum, Mespilus, Andromeda, Laurus, Daphne, Kalmia und EvonymusArten angepflanzt. Viele derselben blühten in diesem Frühjahre schon recht dankbar. Es hat den Anschein, als wenn die Pflanzen hier recht gut untergebracht wären, indem sie den Winter gut überstanden.

Weiterhin dürfte zu erwähnen sein, daß die Gehölze des Parkes in diesem Jahre einen reichen Samenansat bildeten und daß die Samen, wie die neuen Aussaaten dies zeigen, auffallend gut entwickelt waren. Man konnte große Mengen von Virgilia lutea, Rhus vernix, Triphasia trifoliata, Robinia-Arten, Halimodendron, Koelreuteria, Rosa rubrifolia, Ptelea c. fammeln. Die Samen wurden gleich nach dem Sammeln in Sand eingeschichtet und kühl aufbewahrt. (Der Erfolg dieses Verfahrens im Frühjahre 1894 war ein sehr bedeutender.)

3. Gehölzzucht.

Es wurden im Gewächshause viele feinere Gehölze im Winter veredelt, welche recht gut gewachsen sind und im nächsten Jahre dem Gehölzsortimente des Parkes hinzugefügt werden sollen. Auch die Koniferen und Ampelopsis Veitchi-Veredlungen wuchsen sehr gut.

Im Herbst wurden bessere Gehölze in größeren Mengen durch halbholzige Stecklinge im kalten Mistbeetkasten und im Vermehrungshause herangezogen. Davon wuchsen gut: Vitex agnus Castus, die großfrüchtigen Amerikanischen Vaccinien, Jasminum nudiflorum, Salix repens, Ceanothus, Triphasia trifoliata, Deußien 2c. Jedenfalls ist diese Methode für Gehölzzüchter, welche im Frühjahre keinen Platz für Stecklinge in den Mistbeetkästen und im Vermehrungshause haben, recht zu empfehlen. Triphasia wurzelte so viel besser als zu anderen Zeiten und in anderem Zustande gesteckt. Die Aussaat des hier geernteten Samens dieser Pflanze fand zum erstenmale direkt ins Freie auf ein Beet in der Saatschule statt. Der Erfolg war ein sehr guter. Ein weniger gutes Resultat wurde bei der Aussaat der Juglans regia laciniata erzielt; man fand, daß bei verschiedenen Aussaaten von etwa 100 Sämlingen kaum 3 ge= schlitte Blätter wie die Mutterpflanze aufwiesen, die übrigen waren sämtlich auf die Stammform zurückgeschlagen. Bei Juglans regia mono

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