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ein Gefäßbündel k und es zweigen stärkere Bündel vom Stiele aus seitlich und nach unten hin ab (a). Alle diese Gefäßzbündel verästeln sich, indem sie feine Verzweigungen durch das Fleisch hin bis unter die Oberhaut der Frucht entsenden, unter welcher sie sich seitlich im rechten Winkel vergabeln (r).

Der Längsschnitt 2 der Tafel II, zu dessen Erläuterung dieselben Buchstaben angewendet wurden, zeigt die Stellung einer Kammer zur Gefäßbündelachse und man sieht, wie von dem Bündel k feine Verzweigungen über die Kammerwand hinlaufen und wie das Fleisch, welches sich zwischen den Kammern und den forbähnlichen Gefäßzbündelsträngen g befindet, feinere Gefäße, wie sie in der äußeren Fleischpartie so zahlreich sind, nicht enthält. Außerdem läßt der Durchschnitt 2 stärkere Verästelungen von Gefäßbündelsträngen in der Nähe des Kelches erkennen (n), welche eigentümlich verschörkelt sind und in den Ansäßen der Kelchblätter ausmünden. Man kann dieselben mit vollem Rechte „Kelchblätter = Gefäßbündel“ nennen; sie treten in ihrer eigentümlichen Gestalt und in ihrem Verlaufe so regelmäßig auf, daß sie die volle Beachtung der Pomologen verdienen.

Auf Fig. 3 der Tafel II kommt nun im Querschnitte die im vorigen Jahresberichte auf Seite 12 besonders hervorgehobene Kernhauslinie kl zur Geltung. Sie wird nicht durch Gefäßbündel, sondern durch eine scharfe Abgrenzung des inneren und des äußeren Fleisches gebildet und macht sich bei manchen Sorten sogar durch die Verschiedenheit der Fleischfarbe bemerklich. Diese eigentümliche Linie fritt besonders an der breitesten Stelle der Frucht hervor und ist sowohl nach dem Kelche als nach dem Stiele zu weniger bemerklich. Außer ihr wurde noch eine ähnliche, sich unmittelbar an die Kammern anfügende, die Gestalt eines fünfteiligen Kreuzes annehmende Linie beobachtet, die auf dem Querschnitte 3 der Tafel II mit ka bezeichnet ist.

Tafel III zeigt den Verlauf der Gefäßbündel bei Birnen, der sich von demjenigen der Aepfel dadurch unterscheidet, daß die einzelnen Stränge nebst ihren Verzweigungen scheinbar durch die das Kernhaus umgebenden Steinchen zu allerlei Windungen und Veränderungen ihrer Richtung genötigt werden. Wie der Querschnitt 3 dieser Tafel zeigt, treten indessen die Steinchen um die stärkeren Stränge zurück (s t), woraus man andererseits schließen darf, daß die Gefäßbündelstränge der Birnen ohne äußere Beeinflußung einen stark gewundenen Verlauf nehmen. Ueber die Kammerwände ziehen sich ebenfalls wie bei den Aepfeln feine Verzweigungen hin (k). Es wird nun Aufgabe weiterer Forschung sein, an jungen Früchten die Entwicklung der Gefäßbündel nachzuweisen; auch soll das Steinobst in den Bereich dieser Forschungen gezogen werden.

2. Roftringe.

Im Jahre 1893 ist an vielen Früchten eine eigentümliche Erscheinung aufgetreten, welche sich bei Aepfeln in einem ringförmigen rostigen Ueberzuge um den Kelch herum und bei Birnen in einem ebenfalls rostigen bandförmigen Streifen von unregelmäßiger Breite zwischen Bauch und Kelch bemerklich machte. Fig. IV. giebt eine Darstellung des Rostbandes bei einer Frucht von Williams Christenbirne, sowie des Rostringes um den Kelch eines weißen Winter-Calvilles in halber Größe.

Diese Erscheinung war im Rheingau eine ganz allgemeine und zeigte

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sich am stärksten bei denjenigen Früchten, welche sich nahe am Boden befanden. Rostüberzüge behindern bekanntlich die Ausdehnung und das Wachstum des Fruchtfleisches an der bedeckten Stelle; bei einseitig mit Rost bekleideten Früchten bleibt die berostete Hälfte stets viel kleiner als die nicht berostete. Aehnliche Wahrnehmungen konnten nun auch im vorliegendem Falle gemacht werden und es hat bei der William das Rostband eine wahrnehmbare Einschnürung zur Folge gehabt, während die sonst stark rippigen Kelchpartien des weißen Winter-Calvilles unter der Einwirkung des Rostringes abgeplattet und beinahe eben erschienen.

Während die Apfelsorten mit Ausnahme der eben genannten nicht so viel zu leiden hatten, trat das Rostband bei den nachstehenden Birnensorten häufig aus, so daß die meisten Früchte der gesperrt gedruckten Sorten davon befallen waren.

Gute Luise v. Avranches, Williams Christenbirne, Clairgeaus Butterbirne, Napoleons Butterbirne, Neue Poiteau, Madame Berté, Dechantsbirne v. Alençon, Baronin v. Mello, Diels Butterbirne, Giffards Butterbirne, Holzfarbige Butterbirne, Die Boutoc, Desiré Cornelis, Gellerts Butterbirne, Clapps Liebling, Schwester Gregoire, Frühe Herzogin, Die Nina, Jalousie de Fontenay, Erzbischof Hons, Präsident Maas, Oberdiecks Flaschenbirne, van Marums Flaschenbirne, Emil Heyst, Dig's Butterbirne.

Bei verschiedenen Reisen im Laufe des Sommers und des Herbstes 1893 fonnte festgestellt werden, daß diese auffällige Erscheinung auch in anderen Gegenden wie z. B. am Niederrhein aufgetreten war. Eine Be

sichtigung der in Breslau aufgestellten Kollektionen lieferte den Beweis dafür, daß sich diese Erscheinung über ganz Deutschland verbreitet hatte. Fragt man nun nach der Ursache dieser ungewöhnlichen Rostbildungen, so denkt man zunächst an Beschädigungen, wie sie durch Insekten aller Art hervorgerufen werden. Die Untersuchung der Früchte ergab aber zweifellos, daß hierbei von einer äußeren Beschädigung durch Benagen nicht die Rede sein konnte. Bei dem ganz allgemeinen Auftreten der Erscheinung bleibt keine andere Erklärung übrig als diejenige der Beschädigung der Früchte in ganz jungem Zustande durch Frost. Dafür spricht der Umstand, daß besonders die dem Boden zunächst befindlichen Früchte am meisten Rostringe und Rostbänder zeigten. Die Wirkung des Frostes hat sich offenbar nur auf diejenigen Teile der jungen Früchte erstreckt, welche um diese Zeit schon am weitesten entwickelt und infolge hohen Wassergehaltes am empfindlichsten waren. Wie die meteorologischen Aufzeichnungen der hiesigen Station ergeben, hat es in der That am 6. Mai gefroren und sant die Temperatur unmittelbar über dem Boden bis auf · -4,1° herab. Indessen machten sich sogleich wahrnehmbare Folgen nicht bemerklich; die Beschädigung war wohl auch eine so schwache, daß sie erst später mit der Bildung des Rostes auffällig wurde.

3. Neue Baumscheren.

Die Firma P. Kamphaus in Wald, Rheinland, hatte zweischneidige Baumscheren eingeschickt, welche sich beim Schneiden von Rosen und Rebenspalieren als zweckmäßig erwiesen und einen geraden Schnitt gaben. Für Obstbäume sind indessen diese Scheren nicht zu empfehlen, weil sich bei diesem festeren Holze die Schneiden in der Mitte nicht genau begegnen und so eine unebene Schnittfläche entsteht. Bei stärkeren Zweigen und Aesten bedarf es zum Zudrücken der Messer einer großen Anstrengung.

Aehnliche Erfahrungen wurden mit einer zweischneidigen Baumschere der Firma Eberhard in Wiesbaden gemacht.

Messerschmied Hommel in Mainz legte eine Baumschere mit beweglichem Messer vor, mit welcher der Schnitt nicht durch Druck, sondern durch Ziehen der Klinge ausgeführt wird. Die Probe mit dieser Schere hat ergeben, daß dünnere Zweige leicht und auch glatt durchgeschnitten werden, daß aber bei dickeren Zweigen eine Quetschung des Holzes nicht zu vermeiden ist.

4. Die geölten Papierdüten von P. J. Schmih in Düsseldorf.

Im Berichte über das Etatsjahr 1892/93 wurde auf Seite 11 von diesen Düten gesagt, daß die in dieselben eingeschlossenen Früchte offenbar infolge Luftmangels verbrannt seien. Die Firma Schmiß hat sich dann veranlaßt gesehen, die Düten zu durchlochen, um so dem Luftmangel abzuhelfen. Wie indessen die Erfahrung lehrte, genügt diese Vorkehrung noch nicht, denn bei dem diesjährigen Versuche mit durchlochten Düten waren sowohl Trauben als Birnen schon nach 5 Tagen auf der Sonnenseite vollständig gebraten.

5. Schuhvorrichtungen für Obst- und Bierbäume.

Die Firma C. Schniewindt in Neuenrade, Westfalen, schickte eine solche Vorrichtung in Form einer starken Drahtspirale ein, welche

um den jungen Baum gelegt und am Boden befestigt wird. Es soll durch das Drahtgewinde der Baum nicht nur gegen Beschädigungen geschützt werden, sondern der Erfinder glaubt auch dadurch den Pfahl ersparen zu können. Die Beobachtung hat ergeben, daß die Spirale wohl den Baum schüßt, aber ihn bei stärkerem Winde nicht grade halten kann.

Ein anderes Schußgestell lieferte die Firma Karl Lorch in Zweibrücken ein. Dasselbe besteht aus drei dünnen, 1,20 m langen durchlöcherten T- Eisen, welche man im Dreieck um den Baum herum in den Boden schlägt und nachher mit 6 Bolzen und dünnem Draht verbindet, indem man diesen nach Art eines Geflechtes durch die Löcher zieht. Diese einfache Vorrichtung entspricht ihrem Zwecke recht wohl und schützt den Baum gegen Beschädigungen durch Spanngeräte, sowie gegen Hasen, Schafe und Rehe.

6. Der Baumband aus gebrauchten Korkstopfen.

Ein sehr einfaches und ungemein billiges Baumband erhält man, wenn man 8-12, nicht der Länge, sondern der Quere nach halbierte gebrauchte (durchbohrte) Flaschenstopfen auf ein Stückchen stärkeren verzinkten Eisendrahtes No. 18 reiht, das Band um den Baum legt, zwischen Baum und Pfahl kreuzt und hinten auf dem Pfahle die Drahtenden zusammendreht.

Diese Art von Bändern ist bereits seit drei Jahren in hiesiger Anstalt in Gebrauch und hat sich vorzüglich bewährt, da eine Reibung bezw. Verletzung der Rinde nicht stattfindet, sondern der Kork höchstens die Rinde etwas poliert. Der Kork gibt bei Stürmen nach und doch ist das Band fest genug, um auch bei starkem Winde auszuhalten.

Man hat befürchtet, daß Ungeziefer wie Obstmaden, zwischen den Korkstopfen einen willkommenen Schlupfwinkel finden und sich verpuppen könnten. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn die Korkteile reiben sich bei Wind auch nach der Seite hin aneinander und würden eine dazwischen befindliche Puppe sicherlich zerdrücken. Werden die Bäume stärker, so braucht man nur einen oder zwei Korkstopfen herauszunehmen; das Herunterfallen des Bandes verhindert man sehr leicht durch Anbringen eines Nagels am Pfahle unter dem Bande.

7. Ein neues Birnensystem.

Schon seit einer Reihe von Jahren ist der Berichterstatter damit beschäftigt, ein neues System für die Bestimmung der Birnen aufzustellen, weil das System von Lucas, das einzige, welches in der Praxis Anwendung findet, seinem Zwecke nicht vollkommen entspricht, sodaß die Auffindung einer unbekannten Sorte danach vielfach Schwierigkeiten macht oder nicht gelingt. Auch der nun verstorbene Geheime Medizinalrat Dr. Engelbrecht in Braunschweig, welcher ein Werk über Deutschlands Apfelsorten herausgegeben und das Apfel-System von Lucas und Diel noch verbessert hat, empfand den Mangel eines leicht anwendbaren Birnen Systems und war in den letzten Jahren seines Lebens mit der Aufstellung eines solchen beschäftigt. Seine in den Besitz der

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Anstalt übergegangenen Beschreibungen einer sehr großen Zahl von Birnensorten sind bereits nach einem solchen neuen Systeme geordnet.

Das hierorts aufgestellte System stüßt sich auf die Form der Birnenfrüchte und unterscheidet danach sechs Klassen, von denen die vierte deri und die fünfte und sechste je vier Abteilungen haben. So ergeben sich 14 verschiedene typische Formen, welche auf Tafel V und VI dargestellt sind. Da die Birnen je nach dem Standorte, dem Alter des Baumes und seiner Ernährung, nach dem Jahrgange, der Unterlage und der Erziehungsweise in der Form wechseln, und auch innerhalb ein- und derselben Sorten verschiedene Formen vorkommen, wie z. B. bei der Forellenbirne, so läßt sich das Einordnen sehr vieler Sorten in mehrere Klassen bezw. Abteilungen nicht umgehen.

Innerhalb der 14 Formen bezw. Abteilungen gliedern sich die Birnen nach der Art und Weise, in welcher der Stiel mit der Frucht in Verbindung steht und es ergeben sich danach 4 Ordnungen, je nachdem der Stiel in deutlicher Einsenkung steht (Fig. 1 u. 3), in das Stielende der Frucht leicht eingesteckt ist (Fig. 2, 4, 7 u. 14), ohne merkliche Einsenkung und fleisches Stielende aufgesetzt ist (Fig. 6, 10, 11 u. 13), oder auf der fleischigen Fruchtspitze aufsteht und in diese übergeht (Fig. 5, 8, 9 und 12). Daran schließen sich 4 Unterordnungen, welche durch die Färbung bezw. die Berostung bedingt werden. Als letztes Unterscheidungsmerkmal dient der Geschmack und die Beschaffenheit des Fleisches und es werden die Früchte danach in 4 Gruppen getrennt, je nachdem sie Tafelbirnen ersten oder zweiten Ranges oder Kochbirnen oder Weinbirnen sind.

Das neue System baut sich danach folgendermaßen auf: I. Klasse: Plattbirnen.

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Viel breiter als hoch (Fig. 1 der Tafeln V und VI.

Rundbirnen. Wenig breiter oder ebenso breit als hoch, mittel- oder nur wenig kelchbauchig (Fig. 2). Ovalbirnen. Sichtlich höher als breit, mittel- oder nur wenig kelchbauchig, kelch- und stielwärts ziemlich gleichmäßig abnehmend (Fig. 3). Kreiselbirnen. Etwas breiter oder ebenso breit als hoch, deutlich felchbauchig, stielwärts ohne merkliche Einschnürung verlaufend (Fig. 4-6).

1. Abteilung: Stumpfkreiselförmig. Stielwärts stark

2.

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3.

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abgestumpft (Fig. 4).

Spigkreiselförmig. Stielwärts spit auslaufend (Fig. 5.)

Kreiselförmig. Alle diejenigen Kreiselbirnen, die weder stumpf- noch spigkreiselförmig sind (Fig. 6).

Eierbirnen. Höher als breit, deutlich kelchbauchig, stielwärts ohne merkliche Einschnürung verlaufend (Fig. 7-10).

1. Abteilung: Stumpfeiförmig. Stielwärts merklich ab= gestumpft (Fig 7).

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