Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

=

=

[ocr errors]

weisung auf den nachstehenden Holzschnitt noch die Mafse des Umfangs, so weit sie sich in dem mit dichten Hecken verwachsenen Terrain feststellen liefsen. Ostseite 43x und bis zur Mitte der gekrümmten (im Ganzen 12 x langen) Ecke 49; Südseite, so weit die Umwallung bis an den austretenden Pfalgraben reicht, 24 und die Hälfte der Eck-Curve 6x hinzugenommen 30x. Das noch überirdisch erhaltene Stück der Ostflanke, bis zum Eintritt des Pfalgrabens, ist nur noch 12 lang; die jenseit des 5x breiten Grabens sich hinziehende völlig verwühlte Fortsetzung dieser Wallseite mag auf 30x angeschlagen werden; doch entzieht sich dieselbe, wie auch die ganze Westseite und deren Umbiegung in die auf dem Rande des Plateau ruhende Südseite bis an die 6' hohe Stelle, wo der Pfalgraben die Linie verlässt, bevor weitere Untersuchungen statt gefunden, vorerst jeder näheren Beschreibung. Der Grabenweg, der das kleine Castell von e bis f durchzieht, zeigt sich überall flach muldenförmig vertieft. Anliegende Situation möge vorerst zur Orientirung dienen.

[merged small][graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][merged small][subsumed][merged small][subsumed]

Die Höhe des Plateau und die ganze flufsabwärts auf dem linken Ufer das Thal begrenzende Berghöhe besitzt übrigens noch eine erst neuerdings erkannte strategische Linie. Sie geht in Gestalt einer Anfangs 2 bis 3 abfallenden Böschung von der Stelle aus, wo die obgedachte Südost-Curve des Castells (bei a) in die Ostflanke übergeht. Auf 7x von da ist sie verwischt, zieht aber, einen spitzer Winkel mit dieser Ostflanke bildend, in schnurgerader Linie (gegen c hin) nordwärts, wird bei 30 x von dieser Stelle von dem erwähnten 7x breiten Heu-Abfuhrweg zur KellersWiese unterbrochen und setzt sich jenseit noch eine grofse Strecke, zuerst 40 noch in gerader Linie, dann in einer dem Zuge des Thales folgenden sanft gen N.-W. sich biegenden Curve, immer wie es scheint, in gleicher Höhe über der Thalsohle fort. Ihre Fortsetzung konnte auf mehr als 450x verfolgt werden, wo die Tiefe des Schnees und die zunehmende Dichte des Waldes und Buschwerks der Untersuchung vorläufig Halt gebot. Die Stelle liegt kaum 4 Minuten rückwärts und oberhalb der im Thale sichtbaren Frankenberger Mühle.

Unsere Linie stellt sich vorläufig als ein Terrain - Abschnitt dar, der den ganzen, ziemlich steilen Thalhang, in beiläufig 80′ Höhe über der Thalsohle, derart zerschneidet, dafs die obere Hälfte als sanft abfallende, zu militärischen Aufstellungen brauchbare Fläche sich darstellt, die mit einer scharf abfallenden, in die natürliche Schräge der Bergwand übergehenden Böschung markirt ist. An einer gewissen Stelle der Linie, 30x rückwärts derselben, wo ein Ueberblick über eine von der Mühle an beginnende und 10 Minuten lange Section des viel gebogenen Aargrundes möglich ist, darf die Stelle einer ehemaligen Warte gemuthmafst werden.

Uebrigens haben die weiteren Begehungen im Bereich dieser Linie bereits zu einer anderweiten interessanten Beobachtung geführt.

Die Gehänge des Aarthals erhalten ihr pittoreskes Ansehen hauptsächlich durch eine grofse Anzahl theils isolirter, theils zusammenhängender Felskuppen, in den oft so malerischen Formen des Taunus-Schiefers, die aus ihren, meist bewaldeten, Gehängen bald höher bald tiefer über dem Wiesengrund hervor schauen. Auch unterhalb der obgedachten strategischen Linie treten mehrere derselben, oberhalb des Wiesengrundes, aus der Bergwand hervor. Auf einem derselben 1) der ganze Block hat, von vorn gesehen, eine Höhe von 11' 7" bei einer Breite von 9' 5" und seine nach Osten vortretende, in Bänke getheilte Fläche bildet eine fast senkrechte, mit hellgrauen Flechten bedeckte und von zahllosen Spaltflächen schräg durchsetzte Wand- haben sich die sehr kennbaren Züge einer kunstlos eingehauenen Inschrift gefunden, deren Nachbildung umstehend eingefügt ist:

) Vergl. die umstehend beigegebene malerische Ansicht des Blockes auf Tafel V.

[graphic][subsumed]

Die Buchstaben, in Cursivschrift, stehen dem Beschauenden gerade in Brusthöhe gegenüber: der Fu'spunkt des ersten Buchstabens der 2. Zeile (R) steht genau 4' über dem Boden; jeder Buchstabe der beiden Zeilen hat eine Höhe von 11/4-1/2", nur die S erreichen 2" Länge; die Vertiefung in den Stein ist schwach eingemeiselt und durch Ausspringen des zerschieferten Gesteins war an einigen Stellen die Feststellung des Buchstabens (besonders bei R und N der zweiten Zeile) sehr erschwert.

Die 5 Buchstaben der 1. Zeile nehmen 6", die 12 Buchstaben der 2. Zeile 17" Raum ein; beide Zeilen laufen parallel, aber, wie es bei solchen Arbeiten aus freier Hand zu geschehen pflegt, etwas schräg zur Rechten bergan. Die Abweichung beträgt bei dem Fufspunkt des SchlufsS der 2. Zeile, also auf eine Zeilenlänge von 17 Zoll, 214" über der Höhe des Fufspunktes des ersten Buchstaben R. Die Fundstelle liegt 10x weit vom Rande des Wiesengrundes waldeinwärts im Hang, 260 x unterhalb der muthma islichen ehemaligen Brücke und 30 x unterhalb der Stelle, wo der obgedachte Heu-Abfuhrweg vom Plateau zur KellersWiese an der Aar in diesen Wiesengrund eintritt. Die oben erwähnte strategische Linie ac zieht in ansehnlicher Höhe über unserm Felsblock und seinen zahlreichen Genossen in diesem Berghang hinweg. Die Aar hat sich hier vom linken (westlichen) Thalgehänge aufs rechte in einer Curve hinüber geworfen; ihr linkes Ufer ist hier 120x von unserm Waldrande entfernt; auf der in mindestens 20' Höhe dicht am Flufs hinziehenden, in den Fufs des Waldhanges am rechten Ufer hinein gelegten Aarftrafse steht der Strafsenftein Nr. 459 unserm Block schnurgerade gegenüber.

Ueber die Deutung des Namens Januarius Justinus, der am wahrscheinlichsten einem Soldaten der römischen Grenzmiliz angehört hat, der s. Z. hier den Pafs vertheidigen half, enthalten wir uns näherer Vermuthungen und verweisen, auch wegen der ohne Kartirung schwer verständlichen Situation der ganzen Stelle, auf die zusammenhängende

Darstellung der römischen Grenzwehr im Taunus, die der Verfasser in Bälde innerhalb der Annalen unseres Vereins zu veröffentlichen gedenkt.

Die Inschrift ist übrigens durchaus improvisirt, so zu sagen aus dem Stegreif eingemeiselt. Hinter der Inschrift, zur Rechten, befindet sich nämlich ein von der Natur gebildetes, handgrosses und 11/2" tiefes, unregelmässiges Loch, das die Wandfläche unterbricht. Der Schreibende mufs diesen Uebelstand erst während des Schreibens bemerkt haben; denn wenn er die 17" lange Schrift der zweiten Zeile zu den 5 Buchstaben der ersten hintereinander fortgeschrieben hätte, so wäre er mit den letzten beiden Buchstaben und dem Schlufspunkt in dieses Loch hinein gerathen, was sehr übel ausgesehen hätte. Er brach daher lieber am 5. Buchstaben des 1. Wortes ab und fing den Rest in einer zweiten Zeile darunter an, wodurch er gerade genug Platz gewann, um den Schlufspunkt noch einen Finger breit vor der gedachten Lücke in der Wand einhauen zu können.

Solche auf anstehenden Fels eingegrabene Inschriften sind nicht ohne Beispiel. In Mommsen Corp. Inscr. Lat. erscheinen solche an verschiedenen Stellen, in Italien, z. B. Vol. I, Nr. 625, 1123, in Hispanien Vol. II, Nr. 2197, 2409, 2476, 2559 und sonst; allein überall als förmliche Widmungen, keineswegs als solche gelegentliche und ganz zufällige Einschreibungen eines Namens. Ein auf deutschem Boden gefundenes Beispiel der Art ist uns bisher nicht vorgekommen.

Der Verfasser kann diese Scizze nicht schliefsen, ohne auf ein weiteres, viel wichtigeres Resultat seiner Limes-Untersuchungen wenigstens hinzudeuten. Die Feststellung des bisherigen über die Kammhöhen unseres Gebirgs zwischen Lahn und Main hinziehenden Schanzenzugs, den wir unter dem Namen des Pfalgrabens zu verstehen pflegen, richtiger wohl einfach als Pfal bezeichnen würden, hat hin und wieder, besonders an militärisch bedenklichen Stellen, eine Häufung von VertheidigungsMitteln erkennen lassen, wie sie bis jetzt einstweilen allerdings erst an zwei Stellen, im Amte Idstein, constatirt sind.

Nach neueren Begehungen kommen derartige auf eine trichterförmige Vertheidigung berechnete militärische Anlagen aber viel häufiger vor, und wenn nicht Alles täuscht, so sind und zwar keineswegs blofs auf dem Nordhang des Gebirgs viele, wahrscheinlich sogar alle oberen Bergwiesen und Quellgründe des Taunus, den jeweiligen Terrainverhältnissen sich anschmiegend, in polygone, von ein- und ausfpringenden Winkeln formirte Linien eingeschloffen und mit Parallel-Terrassen verstärkt, über welche als eigentliche Bekrönung des Gebirgs genau auf der Wasserscheide der bisher sogenannte Pfalgraben in einfachen, streckenweise auch verdoppelten Linien hinwegzieht.

Aufserdem sind diese Einschanzungen seither bereits in den Thälern um Schwalbach, um Idstein, um Homburg, in sämmtlichen sechs Wie

senthälern um Wiesbaden herum erkannt worden, ja sie scheinen von unsern Höhen in endlosen, von der Bodenkultur streckenweise allerdings hart mitgenommenen Linien bis nahe an das rechte Mainufer hinab zu steigen und es würden, die Richtigkeit der angestellten Beobachtungen vorausgesetzt, in der That zahllose Thäler noch eine, und zwar völlig neue Untersuchung in Anspruch nehmen, die uns unter Umständen nöthigen könnte, bei Fortsetzung dieser Forschungen zu einer völlig veränderten Methode überzugehen. Schon das unserer Scizze beigefügte Situationskärtchen über den Frankenberger Pafs läfst innerhalb der Thalgründe des Pohlbachs und des Lindschieder Grundes diese in Winkeln und Linien vortretenden Conturen erkennen, deren nachher die Bodenkultur sich bestmöglich bemächtigt und ihnen sich angepasst hat. Die Untersuchung ist aber an sich noch viel zu neu, der in unserer Situationszeichnung zum Grunde gelegte Mafsstab viel zu klein, um ein klares Bild über diese in der That verwickelten Verhältnisse zu ermöglichen. Der Verfasser erachtet sich verpflichtet, ehe er die Forschung der gegenwärtigen und der nächsten Generation in neue, weitschichtige Bahnen lenkt, erst eine Specialprobe eines solchen Thalabschnitts zu entwerfen, mit genauen Plänen auszustatten und dem Gutachten Sachverständiger, insbesondere der Militär-Ingenieure, zu unterbreiten. Erst wenn von competenter Seite das bis jetzt nur gemuthmafste Prinzip der Vertheidigungs-Anlagen in unserm Gebirge als ein haltbares und thatsächlich begründetes anerkannt sein sollte, wird er mit einer Revision dieser Forschungen und mit seinen neuesten Entdeckungen, z. B. über den doppelten römischen Pafs über die Lahn, oberhalb Bad Ems und unterhalb Dorf Ems, in die Oeffentlichkeit zu treten wagen.

« ZurückWeiter »