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Der Pfallenzgravenstein, ausser der päpstlichen Bulle vom 23. Juli 1327 zum erstenmal genannt im Theilungsvertrage von Pavia vom 1. August 1329, wurde 1339 in den Burgfrieden der Pfalzgrafen Rudolph und der beiden Ruprecht, 1361 in den der beiden Ruprecht eingeschlossen, und theilte überhaupt seit seiner Entstehung stets alle Schicksale mit der Burg Caub.

Neben der ursprünglichen Bestimmung scheint die Inselveste aber auch schon früh noch anderen Zwecken gedient zu haben, denn es heisst im Weisthum des zum Unteramte Caub gehörigen Dorfes Holzfeld (hinter St. Goar) vom Jahre 1473: Wenn ein Missthätiger in dem Gericht bekommen und vor den Schultheissen geführt wird, so mag der Vogt die Bürger zu Holzfeld und auch Lehensleute auffordern, ihm gehorsam zu sein, und den Missthätigen helfen liefern, soweit das Gericht geht, und weiter mag ihn der Vogt in der Pfaltz gefänglich setzen." 1)

In der letzten Zeit der pfälzischen Herrschaft bestand die Besatzung der Veste aus 20 bis 54 Mann unter dem Befehle des Commandanten von Gutenfels, welche darin den Wachtdienst versahen und durch Läuten einer Glocke die Vorbeifahrenden an die Entrichtung des Zolles mahnen mussten. 2)

1) Günther Cod. dipl. 4, 482. 2) Widder, Beschreibung der Pfalz 3, 406.

Der Flügel-Altar der ehemaligen Cistercienser-Abtei-Kirche

Marienstadt

und

seine formverwandte Parallele zu Oberwesel

von

Dr. Fr. Bock.

Mit zwei Abbildungen.

Vor wenigen Jahren haben wir Veranlassung genommen, im

„Organ für christliche Kunst eine der merkwürdigsten Kirchen des Nassauer Landes, die Cistercienser-Abtei-Kirche Marienstadt, die sich hinsichtlich ihrer Chronologie an die von Heisterbach anschliesst, in allgemeinen Umrissen unter Beifügung einiger erklärenden Zeichnungen zu besprechen, um dieselbe der archäologischen Wissenschaft zugänglich zu machen.

Bei Besprechung dieses seither von der Archäologie fast ganz unbeachteten Bauwerkes ahnten wir nicht, dass sich der primitive Haupt-Altar von Marienstadt noch erhalten habe, der ehemals an jener Stelle der Kirche sich befand, wo heute ein monstruöser Altarbau, der kaum seines Gleichen findet, in den überschwenglichsten Formen des Rococcostyles und gewiss nicht zum Vortheil des schönen Bauwerkes sich breit macht.

Gross war daher unsere Ueberraschung, als wir bei einer neulichen Besichtigung des Museums der Alterthümer in Wiesbaden jenes meisterhaft gearbeitete Diptychon, Dank der Zuvorkommenheit des Herrn Conservators Dr. Schalk, in seinen reichen Einzelheiten zu sehen Gelegenheit erhielten, welches noch bis zum Jahre 1830 in Marienstadt an wenig geeigneter Stelle aufgestellt war und welches durch seine Aufnahme in das Wiesbadener Museum wahrscheinlich vor Zerstörung oder Verschleppung gerettet worden ist.

Es kann unmöglich unsere Absicht sein, eine ausführliche Beschreibung dieses Meisterwerkes rheinischer Sculptur und Malerei zu liefern. Indem wir uns eine ausführliche Beschreibung dieses merkwürdigen Klappaltares unter Beigabe der nöthigen Abbildungen in unserm Werke Rheinlands Baudenkmale des Mittelalters" vorbehalten, möge es vorläufig genügen, eine flüchtige Skizze dieses grossartigen Sculpturwerkes hier zu entwerfen, resp. demselben jene Stelle anzuweisen, welche dieser Schreinaltar unter den übrigen gleichartigen Altären des Rheinlandes chronologisch einzunehmen berechtigt ist.

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Der ehemalige Marienstadter Altar misst bei geöffneten Flügelthüren 16 Fuss rheinisch in der Länge und hat derselbe eine Höhe von 72 Fuss. Aehnlich wie seine formverwandte Parallele in der ehemaligen Stiftskirche zu Oberwesel besteht dieses Diptychon aus drei, der Länge nach über einander geordneten Abtheilungen. Als predella

oder Untersockel machen sich an unserm Altar zwölf durch Masswerk gefüllte Behältnisse bemerklich, welche als receptacula ehemals Reliquien enthielten, deren Besichtigung durch das stark vergoldete Stabwerk ermöglicht wurde.

Ueber diesem à jour gehaltenen Sockel erheben sich, ähnlich wie an dem Seitenstück zu Oberwesel, zwölf verzierte Nischen, welche, von reichsculpirten Ziergiebeln überragt, ebenso viele Pectoralbilder enthalten. Diese hermae hatten den Zweck, sowohl in der Oeffnung auf der Brust, als auch in der Höhlung des Hauptes die Reliquien jener Heiligen aufzunehmen, welche durch das jedesmalige Brustbild dargestellt werden sollten.

Da der Altar von Marienstadt der Mutter Gottes sub titulo assumptionis B. V. M. geweiht war, welche Darstellung auch bildlich auf dem mittleren Vorbau ersichtlich ist, so scheint der Künstler in der mittleren Logenreihe nur die Reliquieen jungfräulicher Heiligen in zierlichen Brustbildern haben anbringen zu wollen; diese sollen gleichsam als Zeugen der Verklärung und Krönung der Königin der Jungfrauen hier eine passende Stelle finden. Glücklicherweise haben sich auf den Sockeln dieser capita pectoralia noch in Minuskelschriften die Namen jener heiligen Jungfrauen erhalten, die im Mittelalter am Rheine eine besondere Verehrung genossen. Sämmtliche Reliquien sind indessen heute verschwunden. Den Reigen dieser schönen Brustbilder eröffnet eine grössere herma, unter welcher in schwarzen Schriftzügen auf rothem Grunde folgende Lesung ersichtlich ist: Virginalis milicie nobilissime prosapie. 1) Durch die mit folgenden Namen näher bezeichneten Brustbilder soll jene heilige jungfräuliche Kriegsschaar, deren Gebeine gröss

1) Diese in mittelalterlicher Orthographie gegebene Inschrift würde zu Deutsch etwa besagen: „Eine jungfräuliche Kriegsschaar von vornehmster Herkunft."

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