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fichere Hauptquartier des Großveziers in den Kriegen gegen die Russen. Auch dießmal huldigten die Türken dem militärischen Werthe dieses Punktes, und Jussufe Bassa erwartete mit beinahe 40,000 Streitern, nachs dem er so eben 7000 auserlesene Janitscharen zur Vers stärkung erhielt, in dem Umfange Schumlas ruhig seine Gegner. In eben derselben Stärke, gleichfalls mit 40,000 Mann, mit Geschüß und Lebensvorräthen hinlänglich versehen, stand der russische Oberfeldherr am 22. Juni in der Nähe des Plages.

Der Großvezier zog am frühen Morgen dieses Tages mit 10,000 Reitern aus, und stellte sich bei dem Wäldchen Kichla Korusu; nur 150 Reitern gestattete er, der russischen, auf der Straße von Jenibazar bei Bulanlik stehenden Abtheilung entgegenzugehen. Bald fanden sie einen Haufen von 500 Kosaken, und warfen sich auf denselben; ein hißiges Gefecht begann, und en. digte mit dem Rückzuge beider Theile. Der Großvezier selbst, nachdem er eine Abtheilung zur Beobachtung der Russen zurückließ, und 1000 Delis zum Schlosse Ib= rahims nächst Straßa entsandte, ging am Nachmittage wieder nach Schumla. Der russische Oberfeldherr konnte nun einen ernstlichen Angriff der türkischen Stellung nicht mehr vermeiden; denn der Anstoß beider Theile war schon bewirkt. Er theilte daher sein Heer in vier Kos lonnen. Die erste, unter dem GL. Lewis, aus 8 Bas taillons, 10 Schwadronen, und 3 Kosaken-Regimens tern bestehend, stand auf der Straße von Rasgrad. Die zweite, als mittlere, unter dem Gen. Rajeffsky, welche aus 8 Bataillons, und 10 Schwadronen, mit einem Vortrabe von 10 Schwadronen und 5 Kosaken. Regimentern unter dem Gen. Kulneff, bestand, stellte

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fich auf der Straße von Silistria. Die dritte, 8 Bataillons, 5 Schwadronen und 2 Kosaken-Regimenter, unter dem Gen. Uwaroff, stand in der Entfernung von fünfzehnhundert Schritten zur Linken der mittlern Kolonne, und hatte fortwährend nach solcher sich zu rich ten. Die vierte, als Reserve, unter dem GL. Efsen, zählte 8 Bataillons und 10 Schwadronen, und blieb hinter der mittlern gestellt. Abgesondert von diesen Kolonnen, erhielt auch des Oberfeldherrn Brus der, Gl. Graf S. Kamenskoi I., den Auftrag, mit seiner, und mit der Abtheilung des GL. Markoff, in Allem mit 22 Bataillons, 30 Schwadronen und 4 Kosaken Regimentern, auf der Straße von Jenis bazar gegen Schumla noch näher vorzugehen.

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Der russische Oberfeldherr hatte bei den Maßregeln des Angriffes zweierlei Zwecke wohl zu unterscheiden. Er mußte entweder bemüht seyn, die Verschanzungen der Türken stürmend zu nehmen, oder durch die Festseßung am Umfange von Schumla ihnen alle Verbindungen zu rauben, und durch Mangel zur Übergabe sie zu zwingen. Den einen oder den andern dieser Zwecke mußte man unabweichlich verfolgen, um durch keine schwankenden Schritte den Türken eine Blöße zu geben, und durch eigne Schuld die ganze Unternehmung zu zerstös ren. An den Disposizionen des russischen Oberfeldherrn wird man jedoch keinen bestimmten Plan, keine deutlich ausgesprochene Absicht, wohl aber jene Ungewißheit ge= wahr, welche im Kriege ähnlichen Operazionen schon im Voraus den Stempel des Mißlingens aufdrückt. Alles war den Umständen überlassen; und das Benehmen des Feindes sollte alles Fernere bestimmen; mit Einem Worte: der russische Oberfeldherr beherrschte die Verhältnisse nicht.

Am 23. Juni früh sechs Uhr zeigten sich die Russen vor Schumla. Die Spißen der zweiten und drits ten Kolonne standen im Tekie - Thale; die erste beseßte die Höhen von Straßa. Die mittlere Kolonne begann. ihren Angriff zuerst. Die 1000 Delis, nächst dem Schloffe Ibrahims stehend, vom Plaße aus nicht un= terstüßt, zogen sich zurück, und flüchteten gegen den Grottenberg. Erst nach und nach sammelte sich eine Unterstüßung, und wuchs zu 4000 Streitern an; de ren größter Theil wieder gegen Straßa sich wandte. Von drei ausgezeichneten, unerschrockenen Führern, von Ibrahim Nazir, vom Sultan Badir- Ghierai, und von Imann-Aga, wurden die Türken in das Gefecht ge= zogen, konnten jedoch dem russischen Geschützfeuer welches in ihren Haufen blutig aufräumte, nicht wis derstehen, und suchten bald wieder in der Umfassung von Schumla Schuß.

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Der Grottenberg, wenn ihn die Türken behaupteten, war ein gefährlicher Posten in der rechten Flanke der Russen; zu ihrer Sicherheit mußten diese ihn er obern. Er beherrschte aber auch den linken Flügel der türkischen Verschanzungen, und konnte daher, -war er einmal durch die Russen genommen, den Weg in

solche bahnen. *) Gen. Fürst Trubeßkoi wurde vom Oberfeldherrn mit dem Regimente Schlüsselburg (3 Bataillons) zur Wegnahme des Grottenberges be= stimmt. Ihm zur Rechten führte Gl. Lewis gleichfalls

*) Die Türken verkannten in der Folge diesen großen Nachtheil für den linken Flügel ihres verschanzten ̧ Lagers bei Schumla, nicht. Im Jahre 1828 fanden die Russen den Grottenberg in den türkischen Linien einge: schlossen.

3 Bataillons gegen die Höhen. Der Rest der ersten Kolonne deckte, unter den Befehlen des Gen. Sabanjeff, die rechte Flanke der russischen Stellung.

Der Marsch gegen den Grottenberg war äußerst beschwerlich, das Erdreich hat steile Fälle, und ist mit allerlei Gesträuch dicht bewachsen ; mühsam nur kann man den Berg erklettern. Indessen wurden von Seiten der Russen alle Schwierigkeiten überwunden, und sie ges langten in den Besit der Grotten. Zwar wurden sie durch einen Angriff der Türken, welche sogar, durch Serts. Mahmut Bassa geführt, 100 entschlossene Reiter auf die Höhe brachten, auf einige Zeit zum Rückzuge ges zwungen, nahmen jedoch die Grotten wieder in Besiß, als die Türken, des Gefechtes überdrüssig und müde, in die Stadt sich zogen (um zehn Uhr). Der Großvezier erkannte seine mißliche Lage; er ließ in der Stadt Freis willige auffordern, und alle jene, welche dem Serts Mahmut zu Hilfe ziehen würden, für entschlossene, muthige Männer (Dal-kilidy) erklären. Sogleich führte der Janitscharen - Aga seine ganze Mannschaft nach dem bedrohten Punkte auf dem linken Flügel, und kam eben zurecht, um einen Sturm zu vereiteln, welchen die Russen vom Grottenberge aus, gegen den vorliegenden Theil der türkischen Verschanzungen unterneh men wollten. Ein sehr lebhaftes Feuer der Janitscharen nöthigte die Russen wieder gegen den Grottenberg zus rück. Zwei Geschüße, welche von hier ununterbrochen mit Kartätschen gegen die Janitscharen wirkten, hemmten wohl den ungestümen Undrang derselben, brachten jedoch den Russen keine volle Sicherheit mehr; sie mußten bis auf die Kuppe sich zurückziehen. Wechselseitig währte dann ein lebhaftes Feuer bis tief in die Nacht.

Die Vertheidiger des Grottenberges nüßten diese zu seiner Befestigung. Vom Saume der Kuppe abwärts, wurde das Buschwerk niedergehauen, um Aussicht zu gewinnen, und dem Gegner die Annäherung zu erschweren; Brustwehren, schnell aus Steinen zusam= mengetragen, deckten die Jäger, und zwei vor Straßa aufgefahrne Geschüße bestrichen den Weg, welcher aus den Verschanzungen nach dem Grottenberge führt. Die Verbindung des Leßtern mit dem rechten Flügel bei Straßa, sicherten übrigens eigens zu diesem Zwecke vorgeschobene Posten.

Am Morgen des 24. Juni fanden die Türken den Grottenberg in vertheidigungsfähigem Zustand. Um acht Uhr unternahmen sie einen Ausfall gegen denselben, verbargen sich jedoch, ohne ernstlich anzugreifen, zwis schen Felsen und Buschwerk in der Umgebung des Berges. Indessen hatten sie nach einer Stunde doch nahe sich herangeschlichen, und brachten sogar eine Kanone aus den Verschanzungen hervor. Unerschrocken standen sie in dem wohlgezielten Geschüß- und Musketen-Feuer von der Kuppe des Grottenberges herab, und von Stras Ea her; das Gebüsch verbarg ihren blutigen Verlust. Zur Mittagsstunde erst verließen die Türken den Kampfplay, und kehrten in die Verschanzungen zurück. — Der Nachmittag brachte neue Gefechte. Nachdem um drei Uhr bei 5000 türkische Reiter auf den linken Flügel der Russen sich warfen, jedoch durch Geschüßfeuer und ei. nen Reiterangriff abgewiesen wurden, wagte um sechs Uhr Abends die Besaßung einen leßten Versuch des An. griffs, und richtete diesen vorzüglich auf den rechten Flügel, gegen die vor Straßa aufgefahrne Batterie. Entschlossen rückten die Türken heran; sie waren kaum

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