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dem Bereich der Geschüße zu ziehen genöthiget wurs den. Erst am 13. gingen die Verbündeten über die Ges birge zurück. Der in der Nacht gefallene Schnee machte den an sich beschwerlichen Marsch zum höchsten Drang fale. Nur die Bergkanonen konnte man fortbringen; die 12 Feldgeschüße mußten schon bei la Chanal zurückgelassen werden. Mina ließ der Erste fein eigenes Ge= pack in einen Abgrund werfen; ein Beispiel, dem die Meisten folgen mußten. Indeß wurde doch vieles Gepäcke, nebst 300 Maulthieren, von den Waldensern erbeutet. Am 16. trat das spanische Heer von Queiras den Marsch nach Savoyen an, wo es die Winterquàrs tiere bezog. Die Franzosen thaten ein Gleiches in der Dauphinee. Der Verlust, den die Verbündeten bei dies ser übel berechneten und zu spät begonnenen Unternehs mung erfitten, wurde, mit Einschluß von 6oo Überläu fern, auf 4 bis 5000 Mann geschäßt. Die Zahl derer, die in Folge der ausgestandenen Beschwerden an Krankheiten starben, oder undienstbar wurden, mochte sich noch auf weit mehr belaufen. Die Piemonteser verloren an Tod= ten und Verwundeten nicht mehr als 203 Mann, an Ausreißern 30. Der König ging nach Turin zurück, und verlegte seine Truppen in Winterquartiere.

R.

III.

Uebersicht der Kriegsbegebenheiten zwischen Rußland und der Pforte an der unteren Donau, vom Jahre 1806 bis 1812.

egen

(Fortseßung.)

Mit dem Plane von Schumla.

humla zog sich die Hauptmacht der Ruffen, um auf gütlichem, oder auf blutigem Wege einen vortheilhaften Frieden zu erzwingen. -Der russische Oberbefehlshaber führte am 14. Juni seine Hauptmacht von Uflotar bis Jenikeprioi, und näherte ihren Bortrab bis auf vier Meilen von Schumla. Um nächs sten Tage folgte die Hauptmacht dem Vortrabe, und vereinigte sich mit ihm. Beide zogen den 16. eine Meile näher an Schumla, bis Jurienlei, woselbst die von Silistria nachgerückte Abtheilung Rajewsky gleichfalls eintraf. Der Großvezier Jussuf- Bassa, der zu schwach sich fühlte, wollte Zeit gewinnen und Ver. stärkungen an sich ziehen; er trug demnach dem russischen Feldherrn einen Waffenstillstand an, und wünsch. te, in Friedensunterhandlungen zu treten. GL. Graf Kamenskoi II, hingegen, welchem die Absicht seines Gegners nicht entging, erklärte einen Waffenstillstand für überflüßig, und wünschte augenblicklichen Frieren. Dieser müsse jedoch vor Allem die Donau als Grenze zwischen den streitenden Mächten erklären; sonst wäre Öftr. milit. Zeitsch. 1829. IV. &

jede fernere Verhandlung nicht in der Absicht des russischen Hofes.

Vier Tage Frist waren dem Großvezier zur Übers legung und Entscheidung gegeben; während welcher Zeit die Ruffen nicht näher an Schumla sich anzudrängen. versprochen. Diese Zögerung war auch dem russischen Oberfeldherrn willkommen, da er in diesem Augenblicke einerseits die Verbindung mit dem Gen. Sabanjeff, welcher die Unternehmung auf Rasgrad schon seit einis gen Tagen ausgeführt hatte, wieder herstellen, und eben so auch die Vereinigung mit seinem Bruder, dem GL. Grafen S. Kamenskoi I., bewerkstelligen wollte. Dieser hatte seit der Wegnahme von Bazardschick (3. Juni) nichts Wesentliches gewirkt. Er ließ den günstigsten Zeitpunkt zur Eroberung von Varna, die ihm aufgetragen war; unbenügt vorüberziehen, und ent= sendete erst am 8. Juni den Gen. Tzistreff, mit 8 Ba= taillons, 5 Schwadronen und einem Kosaken Regimente zur Beobachtung dieses Plates. Hier war mittlers weile der Eindruck, welchen der Verlust von Bazards schick an die Russen, verursacht hatte, ganz verwischt, und alle Anstalt zur Vertheidigung getroffen. Die spä= tere Annäherung des Restes der Abtheilung des GL. Graf Kamenskoi Lwirkte nichts, und dieser sah sich daher genöthigt, nachdem Kavarna und Balczik russische Besatzungen bekommen, dem Hauptheere vor Schumla sich anzuschließen. Gen. Tzistreff blieb vor Varna; die Abtheilung des GL. Graf S. KamensEoi I. selbst, stand am 13. Juni zu Koslidsche, jene Markoffs an demselben Tage zu Jenibazar, welches die Türken bei Annäherung der Ruffen, ohne Widerstand, feigherzig räumten.

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Der Großvezier ließ die ihm dargebotene viertägige Frist vorüberziehen, ohne eine Entscheidung zu fassen. Der russische Oberfeldherr dagegen zögerte nicht ferner, und unternahm den schon lange überlegten Schritt. Um 21. Juni führte er die Armee 1, und am 22. noch z Meilen näher an Schumla. Gleichfalls am 22. hatten die Abtheilungen Kamenskois I. und Markoffs auf der Straße von Jenibazar so weit sich vorgeschoben, daß sie kaum eine Meile von der türkischen Stellung entfernt waren, und die Verbindung dersel= ben mit Varna hemmten. Auch Gen. Sabanjeff näherte sich auf der Straße von Rasgrad.

Sumla liegt in der nördlichen Schlucht eines Gebirgsastes, welchen der große Balkan, mit Umge= hung der Quellen des Kamczikflusses dergestalt vorschiebt, daß dieser Ast zwischen den Mündungen des Parawati und Kamczikflusses, am schwarzen Meere endend, eine Art Vorgebirg des großen Balkans ift. Schumla selbst bildet beinahe den vorspringendsten Theil dieses Vorgebirges, ist also ein Bollwerk des Balkans, - und nimmt dort alle Wege auf, welche aus dem Gebiete zwischen Rustschuk und dem Meere, ihre Richtung gegen die Hauptstadt des osmanischen Reiches nehmen. Es verEnüpft ferners die am Paravadi sowohl, als am Kams czikfluffe vorhandenen Vertheidigungslinien, und ist der gemeinschaftliche Knoten beider, auf ihrem linken Flügel. Dieß ist der strategische Werth Schumlas. Der taktische ist nicht minder groß.

Die Stadt, eine der größten Bulgariens, schließt in 4000 Häusern beinahe 30,000 Einwohner ein, und erstreckt sich (man sehe den Plan) durch & Stunden Weges einer Schlucht entlang, deren Sohle von einem

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Bache durchzogen wird; welcher, im Innern der Stadt viele Mühlen treibend, später in den Kamczik sich ers gießt. Der Umfang Schumlas ist befestiget, doch nur in einfacher Art; ein Graben, und ein Erdwall, durch Flechtwerk verkleidet, von Strecke zu Strecke mit ge= mauerten kleinen Wachthäusern und durch zwölf Thore unterbrochen, umschließen die Stadt beinahe in der Figur eines länglichen Viereckes. Außer dieser Umfangsbefestigung verbindet ein Erdwall mit vorliegendem, breitem Graben die untere Seite des Umfanges mit den höchsten und steilsten Punkten der beiden Lehnen der Schlucht, und sperrt hiedurch Lettere gänzlich.

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Um linken Rande der Schlucht, in welcher die Stadt liegt, biegt sich das Gebirge von dem sogenann= ten Grottenberge über das Dorf Straßa dergestalt herum, daß solches die Stadt beinahe kesselartig einschließt, und, man komme von Rasgrad, von Silistria, oder von Jenibazar, dieselbe ganz verbirgt. Dieser Höbengürtel, -so wie die steilen, kalkfelsigen Höhen, von welchen er stammt, mit Gestrüpp und Dornen bewachsen, deckt also Schumla gegen die wahrscheinliche Angriffsseite, und bietet auf seinem ziemlich flachen Rücken eine feste Stellung dar.

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Unter solchen Eigenschaften erkannten die Türken von je her in den Befestigungen von Schumla ein schwer anzugreifendes, unüberwindliches Bollwerk, von dessen Behauptung auch jene des Balkans, und somit die Sicherung aller Straßen, welche aus dem Gebiete zwischen Rustschuk und Varna zur Hauptstadt des Reiches führen, abhängig sey. Schumla war daher jederzeit der Sammelpunkt türkischer Scharen in Bulgarien, der Drehpunkt ihrer Operazionen, und das gemächliche,

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