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und durch den am 13. September 1743 zu Worms abgeschlossenen Vertrag den Besit ansehnlicher lombardischer Landestheile. Erst im Monat Juli verließen die Piemonteser ihre Winterquartiere, um bei Aosta, Susa, Saluzzo, Demont, wo sie für alle Fälle be= reit waren, Kantonirungen zu beziehen. Die Zusam menziehung der Piemonteser hatte die der Spanier zur Folge, deren Heer zu Anfang August bei Montmelian, St. Jean de Maurienne, und Moutier Lager bezog. Zu gleicher Zeit sammelten sich 14 französische Batail. lons, unter Befehl des GL. Marcieur, bei Fort Barraur.

Die Hoffnungen der Bourbonischen Höfe auf den Beitritt des Königs von Sardinien waren bereits vers schwunden. Gewalt sollte erzwingen, was durch Unterhandlungen nicht zu bewirken war. Durch die Pässe von Chateau Demont sollte ein spanisch-französisches Heer, längs den Thälern der Braita und Maira über Saluzs jo, und die Grafschaft Tenda in das Genuesische rüs cken, von da in die Lombardie dringen, und die Vers einigung mit Gages Heer bewirken. Bevor jedoch der Marquis de la Mina zur Ausführung dieses Planes schritt, wollte er die Fassung der Piemonteser auf dem Berge Cenis erproben. Eine starke Abtheilung Spanier erstieg am 15. August den Berg, vertrieb das, bei dem großen Kreuz auf der Höhe aufgestellte Piket der Waldenser, und rückte dann gen la Ferierre hinab. Vor diesem Orte fand sie jedoch hinter starken Verschanzungen 600 Schweizer, unter Befehl des Majors v. Saz lis, die sie mit heftigem Gewehrfeuer empfingen, und zum Rückmarsch über den Cenis zwangen. Nach diesem Versuche brach das spanische Heer, mit Rücklaffung einiger Befaßungen in Savoyen, aus den brei Lagern auf,

und marschirte über den Col von Galibier nach Brian çon, wo am 31. die von Fort Barraur ́abmarschirten 14 französischen Bataillons sich mit ihnen vereinigten. Die Bewegung der Spanier bestimmte den König, ein bedeutendes Truppenkorps in der verschanzten Stellung von Chateau Dauphin zu vereinen. Die Stellung sperr= te gänzlich das Thal der Vraita, und war in der Fronte kaum angreifbar. Der linke Flügel stüßte sich an Bellins, der rechte an die kaum ersteiglichen Fälle des Monte Viso; die Mitte war zu Villaretto. Der Berg Pietralunga, zwischen Bellins und Villaretto, von dessen Besiß die Behauptung der Stellung abhing, war stark verschanzt und beseßt.

Das spanisch-französische Heer, dessen Stärke sich auf 30 bis 35,000 Mann belief, brach am 27. September von Briançon auf, und langte am 28. bei Queiras an. Die Spanier sollten über den Col de l'Agnel, die Franzosen über den von St. Veran vordrin gen. Am 2. Oktober standen die Truppen beider Nazio nen an dem Fuße dieser Berge; 200 Miquelets erklimmten die Höhen, wo Piketer der Waldenser zur Beobachtung aufgestellt waren. Um 3. Oktober lagerten beide Kolonnen, nach einem sechsstündigen Marsche, auf der halben Höhe der Berge, auf dem Schnee. Die Miques lets, die den Tag vorher nur erkundet hatten, stiegen, von einigen Grenadierkompagnien unterstüßt, die Ges birge hinab; die Waldenser zogen sich nach Chanal zus rück. Am 4. überstiegen beide Kolonnen die Gebirge. Die Waldenser verließen la Chanal, und besetzten Ca stelponte; die. Miquelets folgten. Die Spitzen beider Kolonnen trafen um Mitternacht bei la Chanal ein. Die 12 Feldgeschüße, welche das Heer mitführte, und ein

großer Theil der Truppen, staken noch in den Cols. Ës fehlte bereits an Wein und Brot; die Truppen lagers ten, bei der heftigsten Kälte, auf Schnee und Eis. Am 5. erkundete Mina mit mehreren Generalen die Ges gend. Er fand unersteigliche Berge rechts, unersteigli che links, unangreifliche Verschanzungen in der Fronte, und für die vielen Truppen keinen Raum zur Entwicke lung. Am 6. wurden indeß die Truppen doch aus den Schluchten herausgezogen, und so gut es ging, in vie len Treffen hinter einander aufgestellt. Die Miquelets erklimmten einen Berg, der das Kastell von Ponte be herrschte; sie beschossen den ganzen Tag die in den Vers schanzungen stehenden Piemonteser ohne erhebliche Wirs kung. Castelponte wurde übrigens nur als ein verschanz ter Vorposten betrachtet, den man ernstlich zu behaupten gar nicht Willens war.

Um 7. Oktober rückten die Spanier in zwei Kolon. nen bis zu dem Dorfe l'Eglise, in der Nähe von Castel, ponte. Sie führten ihre Geschüße auf, und beschossen Schloß und Verschanzungen so heftig, daß ein Theil derselben zusammen stürzte. Um eilf Uhr ließ Mina durch 2000 Mann, größtentheils Grenadiere, die Höz hen von Bellins angreifen. Die Spanier stiegen mit vielem Muthe hinan; sie wurden jedoch von einem Theil der Brigade Guibert auf das nachdrücklichste empfan= gen, und mit bedeutendem Verlust, zum Weichen gezwungen. Der König ließ in der Nacht vom 7. auf den 8. die Truppen aus dem Schloffe von Ponte und den umliegenden Verschanzungen sich in die Hauptstellung zurückziehen. Die Spanier befeßten noch in der Nacht diesen Posten. Mina, mit der Gegend und den Stellungen der Piemonteser wenig bekannt, glaubte schon

alle Schwierigkeiten überwunden, das Thal Vraita gez öffnet, und erwartete, am Morgen die Piemonteser in vollem Rückzug zu finden. Er sandte noch in der Nacht einen Kourier an die Königinn von Spanien, ihr die Einnahme von Castelponte, auf die man eine beson dere Wichtigkeit legte, und den zu erwartenden Rücks zug der Piemonteser zu melden.

Mina sah am 8. Morgen, wie sehr er sich in feinen Erwartungen getäuscht hatte. Er fand das piemon= tesise, bei 15,000 Mann starke Heer, hinter sehr gu ten Verschanzungen, zum Kampfe bereit. Mina befahl nun der französischen Brigade Anjou, und einer spanis schen, nebst einigen hundert Miquelets, die rechte Flanke der piemontesischen Verschanzungen durch das Gebirge zu umgehen. Die Truppen, die den Tag vorher Bele lins angegriffen hatten, wurden mit 1000 Mann vers stärkt, und zu einem neuen Angriff beordert; das übrige Heer stand in zwei tiefen Kolonnen bereit, die. Mitte anzugreifen, sobald die Unternehmungen gegen die Flügel hiezu die Gelegenheit böten. Der Angriff auf die Höhen bei Bellins erfolgte um neun Uhr. Die Spas nier waren im Hinanklimmen, ohne sich wehren zu nen, dem heftigsten Gewehrfeuer, den rollenden Fels senmassen bloßgestellt; sie wurden so gänzlich zurückges worfen, daß sie keinen weitern Angriff mehr wagten. Die Umgebungskolonne kam am 8. auf dem steilen, uns wegsamen Gebirge, unter Schnee und Eis, nux mühfam vorwärts. Sie brachte die Nacht unter Leiden aller Art zu, und stieß am 9. auf einen Gletscher, der ihr das weitere Vordringen ganz unmöglich machte. Die Truppen senkten sich nun in die Tiefe hinab, und fans den sich um vier Uhr Nachmittag nicht im Rücken, sons

Föns

dern vor dem rechten Flügel der piemontesischen Vers shanzungen. Die Franzosen rückten mit Entschlossenheit zum Angriff; aber plößlich standen sie vor einer. fünfzig Klafter tiefen Schlucht. In der Unmöglichkeit darüber zu kommen, zogen sie sich nun längs derselben, Mann für Mann, gen Castelponte. Die Piemontefer sprangen jest aus ihren Verschanzungen, und feuerz ten mit größter Gemächlichkeit auf die, sich mühsam fortwindenden Franzosen, die 100 Todte, und mehr als 200 Verwundete, worunter viele Stabs- und OberOffiziere, zurückließen, bevor sie in den erbärmlichsten Zustand bei dem Heere anlangten. Die Spanier tras ten Elüglich diesen gefährlichen Weg nicht eher an, als bis es völlig Nacht war, und legten ihn mit viel ger ringerem Verlust zurück.

Am 10. hielten die Verbündeten einen großen Kriegsrath. Mina erklärte, „daß er den bestimmten Bez fehl von der Königinn von Spanien habe, es koste, was es wolle, vorzubringen, und deshalb auf einen wie: derholten Angriff, wie schwer er ihn auch selbst finde, bestehen müsse." Alle anderen Generale waren gegen jez den weiteren Versuch. Don Philipp entschied für den Rückzug. Es war dieser um so nöthiger, als das Heer durch Kälte, Beschwerden und Hunger schon halb aufgerieben war, der König von Sardinien aber am 9. eine Verstärkung von mehreren Bataillons und 20 Geschü. Ben erhalten hatte. In der Nacht vom 10. auf den 11. wurden einige Regimenter zur Befaßung der Cols von Verans und Agnel vorausgeschickt. Am 11. feuerten die Piemonteser aus 18 Stücken, mit solcher Wirkung in die tiefen Kolonnen der Verbündeten, daß diese in gro ßer Verwirrung, und mit bedeutendem Verlust, sich aus

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