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Um die Mitte Oktobers 1798 gelangte die erste Kunde von Bonapartes Landung in Egypten, nach Ostindien. Von dort her erwarteten nun Tippo und die Mahratten das Signal zum Losschlagen, und England betrachtete nun Ostindien als den einzigen Zweck der französischen Expedizion nach Egypten. Thorn und Beatfon zitiren, der Lettere wörtlich, einen Brief Bonapartes an Tippo, aus Cairo vom 7. Pluviose des Jahres VII. der einen und untheilbaren Republik, worin die Befreiung Ostindiens von dem Joche der Engländer als Zweck der egyptischen Expedizion ausgesprochen, und der Sultan aufgefordert wird, Gesandte nach Cairo oder Suez zu senden, um sich über die Operazionen zu besprechen. Die Schlacht von Abukir, und andere be kannte Ereignisse, gestatteten jedoch diesem riesenhaften Plane keine schnelle Ausführung, und vereitelten ihn gänzlich; doch aber trieben von dort herrührende Bes forgnisse den brittischen Generalgouverneur, mit der Vernichtung des französischen Einflusses in Ostindien zu eilen.

Am 18. Oktober 1798 erhielt Wellesley die Kunde von Bonapartes Ankunft in Egypten; am 20. erließ er die Befehle zur Versammlung einer Armee. Am 31. erhielt er die Nachricht von dem Siege bei Abukir, wovon er am 8. November dem Sultan von Mysore Nachricht gab, von dem er zugleich die Aufgebung jeder engen Verbindung mit den Franzosen, als einer gegen= wärtig mit England im Kriege begriffenen Nazion, die von je her gearbeitet habe, England in Ostindien übers all Feinde zu erregen, so wie die Annahme eines brittischen Gesandten forderte, um jede Differenz friedlich beizulegen. Der Sultan gab ausweichende Antwor

ten, und lehnte die Annahme des Gesandten ab; wors auf Wellesley peremptorisch die Entlassung aller Franzosen verlangte. Als mit dem 3. Februar 1799 der Termin ohne befriedigende Antwort abgelaufen war, gab Wellesley die Befehle zum Marsche. Am 13. langte zwar die Antwort des Sultans an, der nun in die Unnahme eines Gesandten willigte; aber der brittische Generalgouverneur wollte ihm nicht länger Zeit zu seinen Rüstungen gewinnen lassen, die noch nicht ganz voll. endet waren, und verwies ihn an den Gl. Harris, den Obergeneral der Armee, als den einzigen, womit er noch unterhandeln könne. Die Überschreitung der Grenze verzögerte sich jedoch bis zum 4. März, womit auch die Feindseligkeiten begannen; nachdem dem Sultan aber vorher nochmals der Friede, gegen die Ents lassung der Franzosen, vergeblich angeboten worden Zwei Schlachten und ein Feldzug von zwei Monaten entschieden über das Schicksal Tippos. Um 4. Mai 1799 war seine Hauptstadt Seringapatam mit Sturm erobert, der Sultan im Kampfe gefallen, und dem Staate von Mysore ein Ende gemacht. Die Fas milie des, von dem Usurpator Hyder - Aly gestürzten, Rajah von Mysore wurde wieder zur Rajahwürde er hoben, und das Reich Tippos zwischen dieser, den Engländern, und ihren übrigen indischen Alliirten getheilt.

wars

So wurde Tippo das Opfer seines unversöhnlichen Hasses gegen die Engländer, und der französische Einfluß wurde im Süden der ostindischen Halbinsel mit der Wurzel ausgerottet. Ein gleiches Schicksal erfuhr der Leştere vier Jahre später in ganz Ostindien; denn auch die Mahratten erlagen in dem Kampfe, der sich 1803 mit ihnen entspann.

Die Nachricht von der Vernichtung der französi schen Flotte bei Abukir, und Zwistigkeiten der Mahrate ten unter einander, hatten diese von einer Unterstübung Tippos abgehalten. Ein mächtiger Rajah der Mahratten, Namens Jeswunt- Row-Holkar, trat als Gegner Scindiahs auf; auf welchen er, da dieser seinen Bruder hatte ermorden lassen, und auch ihm nach dem Leben trachtete, um sein Erbtheil einzus ziehen, einen tödtlichen Haß geworfen hatte. Beide Eämpften um die Herrschaft an dem Hofe des Paisch. wah, des formellen, aber unter die Wirklichkeit herz abgefunkenen, Oberhauptes der Mahrattenkonföderazion. Um 25. Oktober 1802 kam es zwischen einer Armee des Scindiah und Holkar in Person, béi Punah, der Hauptstadt des Paischwah, zu einer blutigen Schlacht, worin Letterer siegte. Holkar hatte nicht minder große Fortschritte in Umformung seiner Trup pen gemacht, und focht in dieser Schlacht an der Spis ße von 28 regulären Bataillons, wovon 14 von europäischen Offizieren geführt wurden, 25,000 Mann Kavallerie, und 100 Kanonen. Der Paischwah der Mahratten aber, um dessen Unterjochung Scindiah und. Holkar kämpften, entzog sich der Sklaverei Beider, durch seine Flucht nach Bombay unter brittischen Schuß.

Der brittischen Regierung, welche eine Vereini gung aller Mahratten unter Einem Haupte stets zu verhindern trachtete, war dieses ein erwünschtes Ereig niß. Sie stellte sogleich die aufgelöste Tripel - Allianz des Lords Cornwallis (zwischen ihr, tem Paischwah und dem Nizam) wieder her, und GM. Arthur Wellesley führte ohne Widerstand den Paischwah

in seine Hauptstadt zurück, und seßte ihn am 6. Mai 1805 wieder auf den Mätnud oder Thron.

Durch diese Allianz vereitelte England die Plane der drei mächtigsten Mahrattenhäupter, Scindiahs, Hols Ears, und des Rajah von Beran oder Nagpoor, des Bukschih der Mahratten; welche alle drei nach der Wies derherstellung einer unumschränkten Mahrattenmonarchie unter ihrem Szepter strebten, und daher sich auch in dem Streben nach der Oberherrschaft an dem Hofe des in seinem Ansehen gesunkenen Paischwahs, oder des konstituzionellen Oberhauptes der Mahrattenkonföde= razion, begegneten. Dieses Begegnen hatte einen tödtli= chen Haß zwischen allen dreien entzunden; aber der Haß gegen die Fremden, welche die Plane und Hoffnungen eines Jeden durchkreuzt hatten, unterdrückte den gegen-. seitigen. Mit Stolz und Verachtung wiesen sie das Anerbieten des brittischen Generalgouverneurs von sich, der Allianz beizutreten. Sie schloffen einen geheimen Bund, und versammelten ihre Heere. Als endlich der brit tische Generalgouverneur mehrmals fruchtlos deren Auf Töfung verlangt hatte, so brach im August 1803 der Krieg aus, worin England die Mahrattenstaaten, seine unversöhnlichsten und gefährlichsten Feinde, bis auf den Grund erschütterte, die neuen Schöpfungen der Fran= zofen zertrümmerte, und den französischen Einfluß in ganz Indien vertilgte. Der damalige Obergeneral der Armeen der ostindischen Kompagnie, Lord Lake, und GM. Arthur Wellesley, gegenwärtiger Herzog von Wellington, der auf diesem Schauplaße die ersten Proben seiner hohen militärischen Talente ablegte, vernichteten in den Schlachten von Delhi, Laswarree, Assye, Aargoum und Deeg die franko-mahratti

schen Bataillons. Doch machten viele derselben ihren Schöpfern Ehre, und bedeckten sich mit Ruhm am Abend der politischen Unabhängigkeit ihrer merkwürdigen Nazion, welche im Laufe von anderthalb Jahr= hunderten von Piraten und Freibeutern sich zu Vertheis digern Indiens gegen die Herrschaft der Fremden em= porgeschwungen hatte, die Herrschaft des Korans ers schütterte, und endlich nur der überlegenen europäischen Kriegskunst in dem Augenblicke unterlag, als sie ihr selbst noch eine Waffe blieb, mit der sie noch nicht hinreichend vertraut war, um sich aller ihrer Vortheile bedienen zu können.

Durch den Krieg von 1803, den wir, als ein Probestück indischer Kriegführung, bald näher betrach= ten werden, erscheint die Wichtigkeit der egyptischen Erpedizion in einem neuen Lichte; und er zeigt, daß die Hoffnungen, welche Bonaparte unbezweifelt auf sie gründete, noch nicht erloschen, als er sein Heer in Egypten verließ, um die Rolle des Welteroberers in Europa zu übernehmen. Mit Grund hatte er den Tod Klebers zu bedauern, der die Gründung einer franzőfisien Militärkolonie in Egypten den unfähigen Händen eines Menou überlieferte. Zur Zeit der egyptischen Erpedizion war Gen. Perron an die Spitze der Militärkolonie am Ganges und Jumnah getreten. Uns ist unbekannt, ob dem neuen General, von Europa aus, seine Rolle vorgezeichnet wurde; genug aber, von ihm, der das Vertrauen Scindiahs in noch höherm Maße als Duboigne errang, geschah der Versuch, die Heiligkeit, welche die Nachkommen Timurs in der Meinung der indischen Völker besaßen, und die ihnen, selbst während anderthalb Jahrhunderten ununterbrochener Re

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