NS-Verbrecher und Staatssicherheit: die geheime Vergangenheitspolitik der DDR

Cover
Vandenhoeck & Ruprecht, 2005 - 448 Seiten
Bis heute gilt die konsequente Verfolgung von NS-Tätern als 'gute Seite' des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Doch hinter der Fassade des antifaschistischen Musterstaats wurde ein sorgsam verhülltes, doppeltes Spiel gespielt: SED und Staatssicherheit prangerten die Bundesrepublik an und lieferten Fälle für Vorzeigeprozesse, aber zugleich stellten sie Ermittlungen gegen NS-Täter hintan, wenn sie dem Image der DDR zuwiderliefen. Henry Leide analysiert systematisch die Formen dieser Politik: Anwerbungen von früh amnestierten oder nie verurteilten NS-Verbrechern als Informanten und Agenten in Ost und West, mangelhafte Ermittlungen gegen Hunderte belastete DDR-Bürger, vereitelte Strafverfahren gegen angesehene DDR-Ärzte und verweigerte Rechtshilfe für die ausländische Justiz bei gleichzeitiger Monopolisierung vieler Akten durch die Geheimpolizei. In dieser Praxis entpuppt sich der DDR-Antifaschismus als instrumentelles Kampfprogramm in der deutsch-deutschen Systemkonkurrenz.

Autoren-Profil (2005)

Henry Leide ist Mitarbeiter in der AuÃenstelle Rostock der Bundesbeauftragten fÃ"r die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.