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Oestreichische militårische

3eitschrift.

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Drittes Heft.

In omni autem praelio non tam multitudo
et virtus indocta, quam ars et exercitium
solent praestare victoriam.

Flavius Vegetius.

Redakteur: J. B. Shels.

Wien, 182 3.

Gedruckt bei Anton Strauß.

1

1.

Der Feldzug 1805 in Italien.

Erster Abschnitt.

Ursachen und Vorbereitungen zum Kriege.

(Sch I u fi).

Destreich hatte schon vor dem Abschluß des am 9. August 1805 mit England und Rußland unterzeichneten Bündrisses, seine Vorbereitungen getroffen, welche bei den Besorgniß erregenden Umgriffen Frankreichs, zum Schuße seiner Grenzen nöthig geworden. Es hatte aber auch schon für den Fall, daß der Krieg nicht länger zu vermeiden wäre, mit Rußland über die Art und Weise, und über die Hilfsmittel, dasjenige verhandelt, was zur schnellen und glücklichen Beendigung des Kries ges führen sollte. Man konnte dabei den vortheilhaf ten Standpunkt des Gegners nicht verkennen, dem eine halbe Million Streiter zu Gebote stand, die zum Theil vollkommen ausgerüstet, auf dem Kriegsfuße verblieben waren. Dieser Macht gedachte man früher 250,000 Ostreicher, und 115,000 Ruffen entgegen zu stellen; welche Zahl man aber, in der Erwägung, daß von einem kräftigen Beistande von England und Schweden wenig zu erwarten seŋ, für unzulänglich hielt.

Östreich brachte nach diesen Ausichten die Nothwens digkeit der Vermehrung seiner aktiven Streitkraft auf 320,000 Mann, in Anregung. Es bemerkte aber hiebei, zur Gewinnung der Zeit für die Ausrüstun 4 dieser Armee

feye die Erhaltung des Friedens bis zu günstigeren Umständen, als die Bürgschaft eines guten Erfolgs, nothwendig. Allein Rußland und England suchten alle Schwierigkeiten zu heben, welche die Beschleunigung der Rüstungen hemmen konnten, und bewirkten dadurch die Zustimmung Östreichs zur baldigsten Eröffnung der Feindseligkeiten.

Nach diesen Betrachtungen ging man zur Ents wicklung der Operationen über, welche die Armeen in Italien, Tirol, und in dem an Deutschland grenzenden Theil der Schweiz in vollkommenem Einklang zu voll- ̧ führen hatten. Man kam in der stattgehabten Berathschlagung darin überein, mit allem Nachdruck in ItaTien angriffsweise vorzugehen, weil nur aus diesem Lande nach einem entscheidenden Sieg die offensiven Operationen gegen Frankreich wirksam fortgesetzt wer den konnten. Die Überschreitung der Etsch und des Mincio, dann die Belagerungen von Mantua und Peschiera, sollten die ersten Aufgaben der dortigen Armee feyn. Ein Korps an der Adda sollte diese Belagerungen decken, und ein zweites am Po das füdliche Italien beobachten. Nur der Fall dieser festen Pläge, oder fonstige günstige Ereignisse, bevollmächtigten den Kommandirenden, den Po zu überseßen, bevor die deutsche Armee ihre offensiven Bewegungen begonnen hätte. Waren diese Aufgaben gelöst, so sollte Italien aufhören, der Schauplaß des Kriegs zu seyn. Die Schweiz follte es werden, von wo aus man am leichtesten in die Franche Comté nach Frankreich einzudringen hoffen konnte.

Die Armee in Deutschland habe den Krieg dadurch zu eröffnen, daß sie über den Inn ging, in

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Baiern einrückte, und am Lech die Bewegungen der italienischen Armee, besonders die Ankunft der Russen, abwarte. Nach der Ankunft der Russen, sollte diese Ar mee durch Schwaben vorrücken, in der Schweiz ihre Vereinigung mit dem italienischen Heere bewirken, und mis demselben gemeinschaftlich nach Frankreich dringen.

Die Armee von Tirol sollte, bis zu dieser Ver-. einigung, die Verbindung dieser beiden Heere unterhalten, und in Gemäßheit dessen ihre Bewegungen einrichten.

Ganz richtig bemerkte Östreich, daß es den Anfang und die ersten Bewegungen bei einer zu frühen Eröffnung der Feindseligkeiten, allein auf seine eigenen. Kräfte berechnen müsse. Im Allgemeinen hatte Rußland diesem Operations Entwurfe seine Beistimmung gege ben. Es war aber in einigen ausgesprochenen Voraussegungen einer andern Meinung. Es behauptete, Frankreich könne die angenommene Truppenzahl von 500,000 Mann für diesen Krieg nicht verwenden; man müsse wenigstens ein Drittheil davon abschlagen; besonders wenn England den Kaiser Napoleon durch Diversionen nöthige, seine Macht zu theilen. Die gegründete Ansicht Östreichs, „daß die Franzosen der Vereinigung der alliirten Kräfte zuvorkommen könnten," wurde durch eine Berechnung widerlegt, nach welcher die Entfer nung von Brodi bis Braunau 142, und von Bous legne eben dahin, eine unbedeutend verschiedene Meilenzahl betrage. Rußland entschied übrigens die Beschleunigung des Angriffs durch die Andeutung, daß Frankreich, nach mehrjähriger Erfahrung, bewiesen habe, daß es sich mehr noch im Frieden, als im Kriege, zu vergrößern verstehe. Aufschub des Angriffs, hieße

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