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Zur weiteren Verstärkung des Angriffes rückten von der Brigade Knesebeck das Garde - Jäger- und das 2. Bataillon des Leib- Regiments über den Kirchberg vor; letteres erlitt jedoch hierbei so bedeutende Verluste in wenigen Augenblicken 6 Offiziere und circa 50 Mann — daß es zurückweichen mußte. Auch die Batterie der Brigade Knesebeck betheiligte sich wieder am Gefecht; der von ihr zuerst eintreffende Zug richtete seine 12pfünder auf Callenbergs Mühle und zwang die Vertheidiger zur Räumung. Da diesen jedoch durch das Feuer der bereits über die Salza und Unstrut vorgegangenen hannöverschen Abtheilungen der Rückzug unmöglich gemacht wurde, setten sie sich wieder in der Mühle fest und erlagen hier den gegen sie anstürmenden feindlichen Kompagnien.

Angesichts der bedeutenden Ueberlegenheit des Gegners erschien dem General-Major v. Flies eine weitere Durchführung des Gefechts nicht mehr rathsam; überdies war der Gefechts zweck die Fest= haltung der hannöverschen Armee - vollständig erreicht und wohl schon zu viel dafür gethan. Der Rückzug wurde beschlossen.

Von den drei noch in Reserve befindlichen Kompagnien des Regiments Nr. 11 wurde die 7. zur Unterstützung des allmälig immer mehr Terrain verlierenden linken Flügels in der Richtung auf Gräsers Fabrik vorgeschickt, die 5. und 6. Kompagnie führte Oberst v. Zglinizki nach dem Kirchhofe am Erfurter Thore, wo sich die 8. Kompagnie des Regiments Coburg - Gotha anschloß. Oberst v. Fabeck erhielt Befehl, mit 4 Kompagnien leßtgenannten Regiments den Judenhügel so lange festzuhalten, bis sich die Artillerie und die vorwärts zerstreut fechtenden Truppen abgezogen hätten; demnächst wurde auch General-Major v. Seckendorff beordert, den rechten Flügel vom Erbs - Berge in der Richtung über den Siechenhof zurückzuführen.

Der linke Flügel suchte nach Kräften das Vorschreiten der Brigade Bülow und des Garde-Regiments aufzuhalten, doch fielen nach und nach alle Punkte außerhalb der Stadt, Gräfers Fabrik und die Rasen-Mühle und demnächst auch die Ziegelei und das Lazareth in die Hände des Angreifers. Unter heftigem Gefecht wurde der Rückzug

4 Uhr.

durch Langensalza auf der Gothaer Straße fortgesetzt. Es währte nicht lange, so erhielten die Abtheilungen am Erfurter Thore und auf dem Judenhügel bereits Feuer in Flanke und Rücken von der sich in der Stadt ausbreitenden feindlichen Infanterie und sahen sich hierdurch ebenfalls zum Abzuge genöthigt, nachdem Major Pezel die Batterien in eine Aufnahme-Stellung südlich Langensalza zurückgeführt hatte. In dieser Position wurde die ohne Bedeckung östlich der Chaussee stehende 3. 4pfündige Batterie plöglich im Rücken von einer feindlichen Eskadron attackirt. Hauptmann v. Blottniß ließ die Geschüße im Chargiren Kehrt schwenken, wies den Angriff mit Kartätschen zurück und seßte alsdann das Feuer in der ursprünglichen Richtung fort. Südlich der Stadt sammelte General-Major v. Flies nach 4 Uhr die aus dem Gefecht zurückkehrenden einzelnen Abtheilungen seines Detachements. Auch General-Major v. Seckendorff traf mit den auf dem Erbs - Berg verwandten Bataillonen dort ein; er hatte seinen Marsch längs des Klinggrabens, unbelästigt von der feindlichen Infanterie, ausgeführt; nur drei Eskadrons des Dragoner-Regiments Cambridge, welche bereits früher bei Nägelstedt übergegangen waren, zeigten sich in der rechten Flanke. Eine dieser Eskadrons attackirte die beiden 6pfünder der Ausfall-Batterie, welche unter Bedeckung der noch 30 Mann zählenden 3. Kompagnie des ErsatzBataillons marschirten, am mittleren Jllebener Wege. Trotz des Kartätschfeuers und zweier Infanterie- Salven drangen mehrere Dragoner, der Schwadrons - Chef, Rittmeister v. Einem, an der Spite, in den Geschütz-Zug ein, wurden jedoch zum größten Theile niedergemacht oder gefangen genommen. Der Rest entfloh, verfolgt von der Besatzungs- Eskadron des Husaren-Regiments Nr. 12. Hierbei waren aber die Zugpferde scheu geworden und stürzten im Durchgehen in einen unmittelbar dahinter befindlichen Hohlweg, aus welchem man sie nicht mehr herauszubringen vermochte. Vergeblich besetzten mehrere Infanterie - Abtheilungen die beiden Geschüße. Da keine Mittel für ihre Fortbringung herbeigeschafft werden konnten, mußten sie liegen gelassen werden und wurden so von den Hannoveranern aufgefunden. Auf Anordnung des auf dem Gefechtsfelde eingetroffenen

Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha ging zwar später die Eskadron Stendal mit mehreren Vorspann- Pferden nochmals vor, fand aber die Geschüße bereits fortgeschafft.

Besonders schwierig war die Lage derjenigen Truppen geworden, welche die Besatzung des Bade-Wäldchens bildeten und die der Rückwärts - Bewegung des Gros nicht gleichzeitig gefolgt waren. && befanden sich hier außer dem 1. Bataillon des Regiments Nr. 11, mehrere Kompagnien des Regiments Nr. 25, das Landwehr-Bataillon Potsdam und die 2. Kompagnie des Ersatz-Bataillons. Nachdem auch der Judenhügel von den preußischen Truppen aufgegeben worden war, konzentrirte sich der größte Theil des feindlichen ArtillerieFeuers auf das Bade-Wäldchen. Dasselbe wurde jedoch, obgleich von drei Seiten durch die Brigade de Vaux, den verfügbaren Bataillonen der Brigade Knesebeck und dem 3. Jäger-Bataillon angegriffen, geraume Zeit hindurch noch behauptet und der Rückzug sehr spät erst angetreten.

Nunmehr brach auch die haunöversche Kavallerie hervor. Bereits früher hatten 2 Eskadrons Königin-Husaren die UnstrutBrücken überschritten, sich jedoch genöthigt gesehen, in einer Kolonne zu Bieren nördlich Callenbergs Mühle in dem engen Defilee zwischen der Salza und der Chaussee Deckung zu suchen; die beiden anderen Eskadrons des Regiments, welche etwas später aus Meryleben dorthin folgen wollten, stießen unerwartet auf die im Defilee haltende Kolonne und mußte aus Mangel an Plaß ein Theil derselben wieder zurückgehen; einige Reiter waren dabei in die Salza und Unstrut ge= drängt worden. Ebenso prallte nun auch die vorbeorderte ReserveKavallerie auf das Husaren-Regiment und wurde das hierdurch hervorgebrachte und mit Verlust begleitete Stocken von ihrer Batterie benutzt, um auf dem Damme abzuproßen und einige Kartätschlagen das Bad abzugeben. Als gleich darauf das Bade-Wäldchen in Folge des erst jetzt daselbst eintreffenden Befehls zum Rückzuge aufgegeben wurde und die im mehrstündigen Schützen-Gefechte aufgelöste preußische Infanterie das freie Terrain betrat, brach zunächst

gegen

das

Husaren - Regiment Königin hervor. Mehrere Abtheilungen

wurden, bevor sie noch Knäuel zu formiren vermochten, niedergeritten, andere auseinandergesprengt, während die im Wäldchen noch Zurückgebliebenen der stürmenden feindlichen Infanterie in die Hände fielen. Dennoch gelang es, die Soutiens und den größten Theil der zurückkommenden Schüßen in zwei Kolommen zu vereinigen, welche ihren Rückzug über den Siechenhof fortsetten und hierbei noch einzelne Abtheilungen an sich zogen.

Erst am mittleren und oberen Illebener Wege, östlich des Klinggrabens, wurden diese Kolonnen von der feindlichen ReserveKavallerie erreicht, während das Regiment Cambridge- Dragoner gleichzeitig sich dem weiteren Marsche vorzulegen suchte. Beide Kolonnen befanden sich ungefähr 700 Schritt von einander entfernt, südlich des Klinggrabens. Die westliche derselben unter dem Kommando des Hauptmanns v. Rosenberg vom Grenadier - Regiment Nr. 11, aus Mannschaften der 3. Kompagnie des Regiments, den Resten der 9. und 12. Kompagnie des Landwehr-Bataillons Potsdam und Abtheilungen verschiedener Truppentheile bestehend, wurde am oberen Illebener Wege zuerst vom Regiment der Garde-du-Corps attackirt. Der Angriff erfolgte mit 2 Eskadrons im ersten und 1 Eskadron im zweiten Treffen, reussirte aber nicht. Die feindlichen Eskadrons erhielten im Vorbeireiten auch noch von beiden Flanken Feuer und verloren 2 Offiziere, 16 Mann und 42 Pferde.

Fast gleichzeitig gerieth auch die zweite Kolonne am mittleren Jllebener Wege mit der feindlichen Kavallerie in Berührung. Unter Kommando des Oberst-Lieutenants des Barres war die Kolonne aus dem größten Theil des 1. Bataillons des Grenadier-Regiments Nr. 11, den Resten der 10. und 11. Kompagnie des LandwehrBataillons Potsdam und versprengten Mannschaften verschiedener Truppentheile zusammengesett und hatte bereits bei ihrer Formation unweit des Bade-Wäldchens den Angriff der Garde-Husaren abgewiesen; der weitere Marsch war von feindlichem Geschützfeuer begleitet worden. Auf der Anhöhe am mittleren Jllebener Wege bemerkte man Kavallerie, welcher, da sie für befreundete gehalten wurde, der Oberst - Lieutenant des Barres entgegenritt. Es ergab sich jedoch

sofort, daß dies die 3 Eskadrons Cambridge- Dragoner waren, indem der Führer derselben dem Oberst - Lieutenant sich näherte und ihn zur Ergebung aufforderte. Diese Aufforderung wurde abgewiesen, fast gleichzeitig aber auch die Tete des schnell formirten Quarrees von dem von Norden her eintreffenden Garde-Kürassier - Regiment attackirt, welches mit 2 Eskadrons in erster Linie anritt, während die 3. als Reserve folgte und eine 4. als Bedeckung der reitenden Batterie noch weiter zurück war. Der Angriff wurde abgeschlagen, ebenso ein zweiter, den eine Eskadron Cambridge- Dragoner gegen die Queue des Knäuels richtete und ein dritter, welchen die wieder geordneten beiden Kürassier-Schwadronen unternahmen. Einzelne Reiter sowie herrenlose Pferde waren bei jedem dieser Angriffe in das Knäuel hineingedrungen und hatten Mannschaften umgeworfen und verwundet; mit unerschütterlicher Ruhe hatte sich die Masse immer wieder geschlossen. Angesichts der starken feindlichen Kavallerie, zu der noch das über Nägelstedt vorgegangene Garde - Husaren - Regiment stieß und welche nunmehr 162/3 Eskadrons zählte, wurde der Rückzug in der Richtung auf Hennigsleben unter feindlichem Geschützfeuer angetreten und daselbst die Vereinigung mit den übrigen Theilen 61⁄2 uhr. des Detachements des General-Majors v. Flies, welcher inzwischen auf der Gothaer Chaussee abmarschirt war, glücklich bewerkstelligt.

Die feindlichen Infanterie-Brigaden sammelten sich in und bei Langensalza, einige Eskadrons nahmen die am Morgen inne gehabte Vorpostenstellung wieder ein.

General-Major v. Flies sette den weiteren Rückzug von Hennigsleben bis Warza fort. Daselbst traf am Morgen des 28. Juni auch das linke Seiten- Detachement ein, welches am Nachmittag des 27. bald nach 4 Uhr in Thamsbrück den Ausgang des Gefechts. erfahren hatte. Der Marsch desselben, von feindlicher Kavallerie und Artillerie begleitet, und durch einzelne Granat- Würfe belästigt, war über Ufhofen und Grumbach gegangen.

Die Verluste in dem Gefechte von Langensalza waren auf beiden Seiten verhältnißmäßig sehr bedeutend gewesen.

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