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ein überaus heftiges Feuer, und um dessen verheerender Wirkung auf freiem Felde auszuweichen, zog die linke der preußischen Kolonnen sich zu beiden Seiten an den Wald heran.

Bayerische Infanterie war über den Frohnberg in Marsch_nach dem Ober-Holz; allein das dort stehende Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 20 ging ihr so energisch entgegen, daß dieselbe in den Uettinger Gemeinde-Wald zurückgetrieben wurde. Die beiden Musketier-Bataillone desselben Regiments dirigirte General v. Glümer, das eine links der Uettinger Chaussee, das andere rechts davon über die „lange Höhe," gegen die feindliche Artillerie, und es gelang im hohen Korn mit sehr geringen Verlusten sich letzterer zu nähern. Auch im Heergrund-Wald wurde der Gegner so weit zurückgedrängt, daß die vordersten Schüßen seine Artillerie erreichten. Von der Batterie Hoffbauer aus einer Position an der Nordwestspite des HeergrundWaldes echarpirt, in Front und linker Flanke durch Infanterie bedroht, sahen die bayerischen Geschüße sich genöthigt, etwa 11⁄2 Stunde nach Eröffnung ihres Feuers wieder nach Uettingen abzufahren.

Die beiden Musketier-Bataillone des 20. Regiments, denen sich die 1. und 4. Kompagnie des 70. anschlossen, schwenkten nunmehr links gegen den Uettinger Gemeinde-Wald, um das daselbst im hartnäckigen Kampf gegen überlegene Infanterie am weiteren Vorschreiten gehinderte Füsilier-Bataillon Nr. 20 zu unterstützen. Sie nahmen die Lisiere mit Sturm, und der sich tapfer zur Wehre sezende Feind wurde aus dem Walde hinausgeworfen, wobei es an mehreren Stellen zum Handgemenge kam, namentlich mit Abtheilungen des bayerischen 2. Jäger-Bataillons, welche dabei fast aufgerieben wurden. Ebenso setzte sich die Infanterie des Oberst v. Woyna allmälig in Besitz des Hohenroth- und Schlehrberg-Waldes.

Nachdem das Vordringen der Infanterie auf beiden Flügeln die Möglichkeit dazu bot, wurden die preußischen Batterien in die von den bayerischen geräumte Position auf den hohen Bergrücken nördlich der langen Höhe,, vordirigirt, um die abziehenden feindlichen Truppen von dort noch unter Feuer zu nehmen. Sie geriethen dabei aber aufs Neue in den heftigsten Kampf mit der Artillerie des Gegners,

welche in überlegener Stärke auf den Höhen nördlich Uettingen Position genommen hatte.

Preußischer Seits kamen successive die 6pfündigen Batterien Brosent und Wasserfuhr, sowie die 4pfündige Batterie Schmidts in Thätigkeit. Die 12pfündigen Batterien, welche die feindliche Stellung nicht erreichen konnten, wurden zur Vermeidung unnöthiger Verluste sofort wieder zurückgenommen. Obwohl nun die bayerischen Geschosse bis zum „langen Berg“ reichten, so blieb doch diese ganze Kanonade ziemlich wirkungslos. Die Dunkelheit (es war nach acht Uhr Abends) und der entschieden ausgesprochene Rückzug des Gegners machten endlich dem Gefecht ein Ende. Auf beiden Flügeln sammelten sich die durch das Waldgefecht auseinander gekommenen Abtheilungen. Das Regiment Nr. 39 wurde vom Hausacker-Holz nach Helmstadt herangezogen, wohin schon früher das Regiment Nr. 32 gerückt war, und die Division bezog nun ein Bivouak unmittelbar bei dem Städtchen. Die Vorposten standen an der Nord-Lisiere des Uettinger Gemeinde-Waldes und am Heergrund-Walde. — Das von Werbach aus in's Welzbach-Thal entsandte rechte Seiten-Detachement war von Unter-Altertheim wieder zur Division herangerückt, ohne auf den Feind gestoßen zu sein.

Die beiden bayerischen Divisionen hatten den kurzen Marsch zu ihrem Rendez-vous spät und zu verschiedenen Zeiten angetreten. So geschah es, daß sie den von jenseit der Tauber kommenden Feind bereits auf ihrem Wege vorfanden, daß General v. Beyer mit der einen fertig war, als die andere anlangte, und daß sie trotz bedeutender Ueberlegenheit dennoch entschieden geschlagen wurden. — In divergen ten Richtungen zogen sich Division Prinz Luitpold auf Waldbrunn, Division Stephan über Uettingen, von wo sie gekommen, auf Roßbrunn zurück.

Todt.

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Die preußischen Verluste betrugen:

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Die Vermißten sind fast ausschließlich die im Walde liegen gebliebenen Todten. Die stärkste Einbuße hatte das Regiment Nr. 32, dann das Regiment Nr. 20.

Die bayerischen Verluste können nicht angegeben werden, da sie in den bekannt gewordenen offiziellen Listen nicht getrennt von denen des Gefechts von Roßbrunn aufgeführt sind, welches am folgenden Tage stattfand. Sie werden sich aber mindestens eben so hoch belaufen als die preußischen. Etwa 60 Bayern waren unverwundet in Gefangenschaft gerathen.

2. Gefecht bei Gerchsheim.

Die unerwartete Begegnung mit den Bayern hatte die Division Anlage 87. Beyer von dem ihr ursprünglich vorgeschriebenen Marschziel abgelenkt. Im Gefecht war sie statt nach Unter - Altertheim nach Helmstadt gelangt und konnte sonach mit der Division Goeben nicht, wie beabsichtigt, direkt zusammen wirken.

Lettere trat befohlenermaßen gegen 1 Uhr Nachmittags den Vormarsch auf der Chaussee gegen Würzburg an. Brigade Kummer hatte die Avantgarde, ihr folgte die Brigade Welzien und dieser die Reserve Tresckow, während Brigade Wrangel zur Deckung der rechten Flanke über Grünsfeldhausen und Ilmspan vorging.

Um diese Zeit konzentrirte Prinz Alexander das VIII. BundesKorps bei Gerchsheim, wo dasselbe folgende Aufstellung nahm:

Die österreichisch-nassauische Division stand als Avant-Garde zwischen Gerchsheim und dem Sandrain, Front nach Süden, und zwar die nassauische Brigade im ersten, die österreichische im zweiten Treffen. Links daneben, zwischen Gerchsheim und dem Jägerholz, hielt in dem freien Terrain die Reserve-Kavallerie. In der eigentlichen Gefechtsstellung, circa 1/4 Meile weiter zurück, befand sich auf dem rechten Flügel die badische Division zwischen Ober- Altertheim und dem Rinderfelder Forst, wohin sie von Steinbach zurückgegangen war, als das Vorgehen der Division Beyer sie dort in der rechten Flanke bedrohte. Ihre Artillerie war auf dem Scheinberg placirt, woselbst

auch die gesammte Reserve-Artillerie des Korps Stellung genommen hatte; im Centrum, à cheval der Chauffee, südwestlich vom Forsthaus Irtenberg, stand rechts die 2. württembergische Brigade, links daneben die hessische Division. In Reserve endlich befanden sich die 1. und 3. württembergische Brigade jenseits des Rinderfelder Forstes bei Kist.

Als die Spitze der Brigade Kummer beim Heraustreten aus dem halbwegs zwischen Gr. Rinderfeld und Gerchsheim gelegenen Hachtel-Walde die Aufstellung zahlreicher feindlicher Streitkräfte auf den Höhen bei Gerchsheim gewahrte und darüber Meldung erstattet hatte, ließ General v. Goeben etwa Nachmittags um 4 Uhr die Brigade Kummer im Walde zum Gefecht aufmarschiren und schickte dem General v. Wrangel Befehl, von Ilmspan gegen Gerchsheim in des Feindes linke Flanke zu marschiren.

General v. Kummer ließ die dem Feinde zugekehrte WaldLisiere durch das Infanterie-Regiment Nr. 13 und das Füsilier Bataillon des Regiments Nr. 53 besetzen. Die beiden Musketier-Bataillone des leßteren blieben rückwärts an der Chaussee als Reserve stehen. Die 3. 6pfündige und 4. 4pfündige Batterie fuhren dicht vor dem Walde östlich der Chaussee auf, während die der Brigade Kummer zugetheilten vier Eskadrons des Husaren-Regiments Nr. 8 rechts von der Artillerie in einer Terrain-Vertiefung gedeckte Aufstellung nahmen.

Die preußischen Batterien wurden schon beim Debouchiren aus dem Walde von zwei österreichischen und einer nassauischen Batterie, zusammen 24 gezogenen Geschüßen, auf 2500 bis 3000 Schritt so wirksam und konzentrisch beschossen, daß sie nicht nur Verlust an Mannschaft und Pferden erlitten, sondern auch mehrere Geschüße stark beschädigt liegen blieben. Dabei verstärkte sich das feindliche Feuer sehr bald noch durch den Hinzutritt von zwei württembergischen Batterien. Gegen solche Ueberlegenheit vermochten die preußischen sich auf die Dauer nicht zu behaupten; nach etwa 3/4 stündigem Kampf wurden fie zu ihrer Retablirung hinter den Wald zurückgezogen.

Gegen diesen richtete der Gegner alsbald ein heftiges Granat

und Shrapnell-Feuer, durch welches er den Angriff seiner Infanterie vorbereitete. Die anrückende nassauische Brigade wurde jedoch durch das Schnellfeuer der preußischen Tirailleure und das Salvenfeuer der bis an die Lisiere vorgezogenen geschlossenen Abtheilungen empfangen. Auf etwa 400 Schritt herangelangt, kehrten die feindlichen Kolonnen um und traten den Rückzug in ihre frühere. Position an.

In der Front beschränkte sich jetzt längere Zeit hindurch das Gefecht auf die fortdauernde Beschießung der von den Preußen beseßten Waldlisiere durch die feindliche Artillerie.

Prinz Alexander hatte die Absicht, den Angriff zu erneuern und schickte der württembergischen und der hessischen Division Befehl zum Vorrücken. Beide hielten jedoch ihre Truppen für zu erschöpft, auch waren die 1. und 3. württembergische Brigade bereits nach Kist zurück dirigirt. Es blieb dem Prinzen demnach nur übrig, sich in seiner Position vertheidigungsweise zu behaupten.

Noch bevor ein Befehl des Generals v. Goeben ihm zuging, hatte General v. Wrangel durch den von Gerchsheim herüberschallenden Kanonendonner sich veranlaßt gesehen, seinen Marsch nach Möglichkeit zu beschleunigen. Gegen 7 Uhr debouchirte die Tete der bereits zum Gefecht formirten Brigade aus Schönfeld und eröffnete das Gefecht durch das flankirende Feuer der in eine Position zwischen Heuberg und Jägerhölzel vorgezogenen 4pfündigen Batterie Coester gegen die feindliche Artillerie bei Gerchsheim.

Links von der Batterie besetzte, zu ihrer Deckung, das 1. Battaillon Infanterie-Regiments Nr. 15. die Gehölze am Heuberg, rechts ging Oberst v. d. Golz mit dem Füsilier - Bataillon, dem das 2. als Soutien folgte, im Jägerhölzel vor, und gewann allmählig Terrain in der Richtung nach Forsthaus Irtenberg zu, indem er die sich ihm im Walde entgegenstellenden hessischen Tirailleurs lebhaft zurückdrängte. Die 5. Eskadron des Husaren - Regiments Nr. 8 kotoyirte diesen Vormarsch, indem sie in gleicher Höhe mit dem 2. Bataillon außerhalb des Waldes vorrückte.

General v. Wrangel verblieb mit dem Gros seiner Brigade dem Infanterie-Regiment Nr. 55, dem Füsilier-Bataillon Lippe

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