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Haupt- Quartier nach Remlingen begeben, wo die Nachricht zunächst nur von dem Gefecht am 23. bei Hundheim und von der Besetzung Wertheims durch den Feind einging.

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Hiernach stand zu besorgen, daß die Preußen sich nochmals zwischen beide Hälften des Bundesheeres einschoben. Man mußte sich überzeugen, daß die begonnene Offensiv Bewegung durch den Spessart ein Lufthieb war. Wurde sie fortgesetzt, so blieb das VIII. Korps der versammelten Macht des Gegners allein gegenüber, und im Fall eines neuen unglücklichen Gefechts stand dieser zwischen den Verbündeten und ihrer eigenen Heimath. Wollte man also nicht alles aufs Spiel setzen, so mußte jene Bewegung rückgängig ge= macht werden.

Es wurde denn auch beschlossen, die bayerische Armee sofort in der Gegend von Roßbrunn zu konzentriren.

Die Division Prinz Luitpold rückte von Hettstadt dorthin vor, die Reserven sammelten sich zwischen Grusenheim und Waldbüttelbrunn. Die Division Feder wurde per Eisenbahn bis Zell bei Würzburg zurück transportirt, wo sie auf einer Pontonbrücke den Main passiren sollte, um sich ebenfalls nach Roßbrunn zu dirigiren.

Die Division Stephan stand, gegen Wertheim vorgeschoben, um Uettingen, Helmstadt und Holzkirchen, mit den Vortruppen bei Neubrunn, Kembach und Dertingen. Die Division Hartmann verblieb bei Markt-Heidenfeld und Lohr, weil das Erscheinen des schwachen Seiten - Detachements der Division Beyer im Spessart noch immer die Besorgniß erregte, der Feind werde über Aschaffenburg gegen Würzburg vordringen. Es beließ deshalb auch die Division Feder drei Bataillone in Gemünden.

Das VIII. Korps erhielt am Abend Nachricht von den Bewegungen, welche die bayerischen Divisionen an diesem Tage ausgeführt hatten, und die Anweisung, Verbindung mit der jetzt zunächst stehenden Division Stephan zu unterhalten.

General v. Manteuffel hatte, wie wir wissen, heute die Division Flies bereits über die Tauber hinaus vorgeschoben. Seine

25. Juli.

Absicht war gewesen, morgen auch mit den beiden andern den Fluß zu passiren und sich gegen die rechte Flanke des VIII. Korps zu dirigiren, wodurch eine Trennung desselben vom VII. Korps wahrscheinlich erreicht worden wäre. Unerwartet hatte sich auf dem äußersten rechten Flügel des preußischen Heeres das Gefecht bei Bischofsheim engagirt, welches verursachte, daß der Prinz von Hessen die Linie der Tauber räumte und sich dadurch mit allen seinen Abthei lungen näher an die Bahern heranzog.

In den ersten Morgenstunden des 25. Juli kehrte ein an den Prinzen von Hessen abgeschickter Offizier nach dem bayerischen Hauptquartier Remlingen zurück. Er überbrachte die Meldung von den gestrigen Gefechten an der Tauber und dem Rückzuge des VIII. Korps in die Gegend von Groß- Rinderfeld. Danach mußte man auf den Angriff wenigstens eines Theils der preußischen Streitmacht von Bischofsheim her gefaßt sein, und wurden nunmehr die Dispositionen für die bayerische Armee so weit geändert, daß sich dieselbe dem VIII. Korps mehr nähern sollte.

Die Division Stephan erhielt Befehl, unter Zurücklaffung ihrer gegen den Feind stehenden Vorposten, nach Unter-Altertheim zu marschiren; die Division Prinz Luitpold, welche inzwischen schon angewiesen war, nach Helmstadt vorzugehen, wurde nach Ober- Altertheim und die Division Feder nach Waldbrunn dirigirt.

Die genannten Divisionen, welche nur durchschnittlich eine Meile Marsch zurückzulegen hatten, standen dann völlig à portée, um den rechten Flügel des VIII. Korps zu stützen; dagegen blieben die Reserven so wie die nach Roßbrunn heranbeorderte Division Hartmann noch immer auf der Aschaffenburger Straße stehen.

An das VIII. Korps erging um 9 Uhr früh unter gänzlicher Ignorirung der gemeldeten Thatsache, daß die Tauber-Linie verloren und seit gestern bereits geräumt sei, der Befehl:

,,Mit ganzer Kraft die Tauber-Linie zu behaupten, wäh rend das VII. Korps sich über Ober-Altertheim und Wald

brunn auf der Bischofsheim-Würzburger Straße zu dessen Unterstützung konzentrirt.“

* Um 10 Uhr lief Meldung von dem beabsichtigten weiteren Rückzug auf Gerchsheim ein und wurde zugleich dem Prinzen Karl von Bayern anheimgestellt, das VIII. Korps hierbei durch eine Angriffsbewegung gegen Wertheim zu degagiren.

Allein das Ober- Kommando beschränkte sich darauf, den schon angeführten Befehl nochmals zu wiederholen.

Das betreffende Schreiben lautet:

,,Durch den herzoglich nassauischen Oberst-Lieutenant Werren ist die Meldung hierher gelangt, daß die Stellung von Tauberbischofsheim von den Truppen des VIII. ArmeeKorps gestern Nachmittag aufgegeben worden sei und daß beabsichtigt werde, den Rückzug auf Gerchsheim langsam fortzusetzen.

Der dem Kommando des VIII. Armee-Korps heute Vormittag durch Major v. Massenbach zugesandte Befehl, wonach dies Korps mit aller Kraft die Tauber-Linie zu behaupten hat, während gleichzeitig das bayerische ArmeeKorps auf der Straße Würzburg - Tauberbischofsheim sich fonzentriert, - bleibt unverändert in Kraft, indem nur durch eine solche Behauptung der Tauberlinie bei Bischofsheim der Feind wirksam bekämpft werden kann und ein Rückzug unsererseits nach Würzburg oder Ochsenfurt in keiner Weise nothwendig oder gerechtfertigt erscheint, weder durch das allgemeine Stärke-Verhältniß, in welchem wir zu dem uns gegenüberstehenden Feind stehen, noch durch ein irgend überlegenes Auftreten gegenüber dem VIII. Armee-Korps selbst.

Das Ober-Kommando befiehlt deshalb dem VIII. Korps ein festes Ausharren an der Tauber mit ganzer Kraft, während gleichzeitig das bayerische Armee-Korps zu seiner Unterstützung herbeieilt.

Eine Angriffs-Bewegung des bayerischen Armee - Korps dagegen in der Richtung auf Wertheim und mit dem Zwecke,

dadurch dem VIII. Korps Luft zu machen, würde ohne die erwartete Wirkung bleiben und zur Zersplitterung der Kräfte führen, die nur nachtheilig sein könnte.

(gez.) Carl, Prinz von Bayern. Feldmarschall."

Es ist schwer zu errathen, welche Absicht diesem erneuerten Befehl zu Grunde lag, wenn nicht, daß das VIII. Korps, welches gestern die Tauberlinie vertheidigungsweise nicht zu behaupten ver mochte, sie heute angriffsweise erobern sollte, und zwar allein, ohne direkte Unterstützung des VII. Korps.

Wenn vielmehr von diesem der Prinz von Hessen bei Gerchsheim Aufnahme fand, so schloß er sich unmittelbar dem linken Flügel der Bayern in Altertheim, Waldbrunn und Kist an, und man konnte von dort aus mit möglichst versammelten Kräften gegen die von der Tauber anrückenden preußischen Divisionen noch immer die Offensive ergreifen, sofern nur die kurze Linksbewegung des VII. Korps rechtzeitig ausgeführt wurde.

Der Prinz von Hessen hatte übrigens, noch ehe der erste jener Befehle ihn erreichte, gegen 11 Uhr Morgens bereits den Rückzug auf Gerchsheim angetreten. Der Anmarsch feindlicher Kolonnen auf der ganzen Front ließ einen neuen Angriff voraussehen, wobei die Stellung Wentheim — Groß-Rinderfeld zu ausgedehnt erschien.

Die schwachen bayerischen Abtheilungen, welche sich mit dem rechten Flügel in gleicher Höhe befanden, sicherten diesen nicht, und da man auch gegen den linken den Feind in Anmarsch erblickte, so entstand die Besorgniß, selbst von Würzburg abgedrängt zu werden.

Im Zurückgehen auf Gerchsheim vermochte der Prinz von Hessen seine Kolonnen näher zu versammeln. Die hessische und die württembergische Division marschirten nördlich der Chaussee; die öfterreichisch-nassauische Division und die Reserve-Artillerie auf dieser selbst. Die badische Division, welche am frühen Morgen eine kurze Strecke nach Steinbach vorgerückt war, blieb vorläufig dort stehen. Zur Verbindung mit den Bayern wurde ein Kavallerie-Regiment nach Neubrunn entsandt.

Von der preußischen Armee standen am 25. früh 10 Uhr die Division Goeben bei Bischofsheim, Division Beyer bei Werbach, Division Flies bei Urphar konzentrirt. Man wußte, daß der Feind Wenkheim und Groß-Rinderfeld noch besetzt halte und wollte im weiteren Vorgehen hauptsächlich gegen seine rechte Flanke wirken, um ihn, wenn noch möglich, von Würzburg abzudrängen. Die Division Beyer wurde deshalb nach Neubrunn in Marsch gesetzt, von wo sie sich, falls der Feind Stand hielt, gegen Unter-Altertheim dirigiren sollte, während General v. Goeben den Auftrag hatte, auf der großen Straße direkt über Rinderfeld vorzugehen. Letterer sollte, um der Division Beyer den nöthigen Vorsprung zu lassen, erst um 122 Uhr antreten. Die Division Flies endlich erhielt Befehl, vorläufig nur bis Dertingen vorzurücken. Dort hatte man seit gestern Mittag nur schwache Abtheilungen vor sich gehabt. Ueber die bayerische Hauptmacht fehlte alle und jede Nachricht, man durfte sie aber in der linken Flanke des heutigen Vorgehens vermuthen, und sonach schien es geboten, hier einen geschlossenen Truppenkörper verfügbar zu behalten. Die Division sollte gegen Lengfurt und Remlingen detachiren, um Näheres zu erfahren.

1. Gefecht bei Helmstadt.

Division Beyer trat gegen 11 Uhr Vormittags ihren Marsch Anlage 36. nach Neubrunn in zwei Kolonnen an; rechts über Böttigheim marschirte die Avantgarde, Oberst v. Woyna, der die Reserve folgte. Das Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 30 mit der 4. Eskadron des Husaren-Regiments Nr. 9 wurde zur Sicherung der rechten Flanke und Rekognoszirung des Feindes im Welzbach-Thal aufwärts entsendet; das 1. Bataillon Regiments Nr. 30 blieb zur Besetzung von Werbach zurück. Links über Niclashausen marschirte General v. Glümer mit dem Gros.

Bereits bei Böttigheim stieß die Spitze der preußischen Avantgarde auf bayerische Chevaurlegers, die sich ohne Widerstand zurückzogen. Etwa um 11⁄2 Uhr langten ziemlich gleichzeitig die Teten

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