Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

24. Juli.

Wertheim besetzte General v. Flies noch in der Nacht durch ein Bataillon und ebenso rückte Oberst v. Fabeck, als er die Räumung von Hundheim erfuhr, schon vor Anbruch des Tages dahin vor.

Im bayerischen Hauptquartier hatte man allerdings Kenntniß von dem Vorgehen feindlicher Streitkräfte am linken Main-Ufer erlangt, aber man hielt es für unwahrscheinlich, daß die Hauptmacht des Gegners diese Richtung eingeschlagen haben sollte. Auch im Spessart hatte er sich gezeigt, und es mochte bedenklich erscheinen, durch einen allgemeinen Links-Abmarsch zur Unterstützung des VIII. Korps die Straße von Aschaffenburg nach dem nahen Würzburg zu entblößen.

So geschah es, daß zu derselben Zeit, wo am linken Ufer des Mains die Postirungen des VIII. Korps auf der ganzen Front be reits zurückgedrängt wurden, das VII. Korps am rechten Ufer den projektirten Vormarsch antrat.

Eine Brigade der Division Hartmann marschirte von Heidenfeld nach Lohr, und die ganze Division Feder wurde per Eisenbahn von Würzburg nach Gemünden und Karlstadt transportirt. Die Division Stephan machte zur Sicherung dieser Bewegung Detachirungen in der linken Flanke nach Wertheim.

Sonach standen die Verbündeten am Abend dieses Tages von Gemünden bis Gerlachsheim in einer Ausdehnung von 8 Meilen, und die glücklich erreichte Vereinigung beider Korps war in eben dem Augenblick wieder aufgehoben, wo der Feind in unmittelbare Nähe heranrückte.

-

Jedenfalls hatte am 24. Juli das VIII. Korps eine Unter stützung durch das VII. vorwärts der Tauber nicht zu gewärtigen und der Prinz von Hessen zog seine sämmtlichen Abtheilungen hinter den Fluß zurück, „um," wie es in dem bezüglichen Befehl heißt, „in einer konzentrirten Stellung entweder dem von Walldürn bis Miltenberg anrückenden Feinde entgegenzutreten oder eine Operation in seiner Flanke auszuführen." Zu diesem Ende wurde bis 12 Uhr Mittags folgende Aufstellung genommen.

Die badische Division zwischen Werbach und Werbachhausen, die

württembergische bei Impfingen und Bischofsheim, die hessische bei Gr. Rinderfeld, die österreichisch - nassauische zwischen Paimar und Grünsfeld, die Reserve-Kavallerie bei Gerchsheim, Ober- und Unter-Altertheim, die Reserve-Artillerie bei Schönfeld und Ilmspan.

[ocr errors]

so heißt

sind die 1. (württem

„In dieser Stellung auf dem rechten Tauber-Ufer" es ferner in dem betreffenden Befehle bergische) Division als Vorhut, die 2. (badische) und 4. (öfterreichisch-nassauische) als das Schlacht-Korps, die 3. (hessische) als die Reserve zu betrachten."

Diese Dislokation hatte eine Breite von 1/2 und eine Tiefe von fast 2 Meilen. Auch nicht einmal in sich waren die einzelnen Divisionen geschlossen. Die Kavallerie und die für Vertheidigung des Tauber-Abschnitts so wichtige Artillerie standen fast auf halbem Wege nach Würzburg zurück, in einem Terrain, welches durch langgedehnte und tief eingeschnittene Schluchten das Wiedervordringen und überhaupt jede Bewegung auf's Aeußerste erschwerte.

Wenn daher die Disposition des Prinzen von Hessen den Entschluß zur Vertheidigungs-Schlacht, ja selbst zu Offensiv-Unternehmungen, athmet, so erweist sich die Vertheilung seiner Streitkräfte als eine bloße Etappe für den Rückzug auf Würzburg, in der man höchstens ein Arrieregarden-Gefecht an der Tauber anzunehmen gesonnen sein mochte.

Dagegen mußte man auf preußischer Seite, in Betracht der Stärke, mit welcher der Gegner bei Hundheim aufgetreten war, sich darauf gefaßt halten, am folgenden Tage noch diesseits der Tauber auf den versammelten Feind zu stoßen. Es sollte daher am 24. die Armee zunächst in sich aufschließen.

Während die Division Flies sich bei Nassig konzentrirte, rückte bis 10 Uhr früh die Division Beyer nach Neukirchen und Hundheim, die Division Goeben nach Hardheim und Wolferstetten vor.

Da sich der Feind inzwischen hinter die Tauber zurückgezogen, so erhielten die Divisionen Beyer und Goeben, die schon einen starken Marsch zurückgelegt hatten, Befehl, Kantonnements zu beziehen, die Division Flies hingegen überschritt den Fluß und rückte bis

auf die Höhe füdlich Urphar vor. Sie stand dort zwischen den beiden feindlichen Korps.

Anlage 35.

Die Gefechte an der Tauber.

1. Gefecht bei Tauberbischofsheim.

Während General v. Goeben beschäftigt war, die Dislokation seiner Truppen anzuordnen, ging ihm die Meldung zu, daß der Feind Bischofsheim und die benachbarten Tauber-Uebergänge gar nicht oder doch nur schwach besetzt habe. Er beschloß sofort, sich in Besiß dieser wichtigen Punkte zu sehen.

Die Brigaden Welzien und Wrangel standen bei Wolferstetten. Von letterer waren bereits von Hardheim aus das 1. und Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 15, eine Eskadron und zwei gezogene Geschütze unter Oberst v. d. Golt zur Sicherung der rechten Flanke über Schweinberg auf Königheim detachirt worden. Der Rest dieser Brigade wurde nun auf Bischofsheim, die Brigade Welzien auf Hochhausen und Werbach dirigirt, die Brigaden Kummer und Tresckow, welche nur bis Hardheim gelangt waren, zur näheren Unterstützung nach Eiersheim vorbeordert.

Als General v. Wrangel sich Bischofsheim näherte, meldeten vorausgeschickte Husaren-Patrouillen, daß der Ort allerdings vom Feinde besezt sei; nichtsdestoweniger schritt man gegen 2 Uhr Nachmittags zum sofortigen Angriff.

Um diese Stunde befand sich die württembergische Division in folgender Aufstellung:

Die 2. Brigade stand in Bischofsheim und Impfingen. Das 2. Infanterie-Regiment hatte die erstgenannte am linken Ufer belegene, an sich äußerst haltbare, aber von nahe herantretenden Höhen völlig dominirte Stadt besetzt. Sieben Kompagnien hielten in Schützenlinie mit rückwärts stehenden Soutiens die Umwallung des Orts. Der rechte Flügel dieser Vertheidigungslinie lehnte an den Kirchhof nördlich, der linke an den hohen Eisenbahn-Damm füdlich der Stadt. An der

[ocr errors]

Brücke über die Tauber war eine Kompagnie aufgestellt, zwei andere standen als Reserve dahinter. Weiter aufwärts am rechten Ufer hatten auf der Chaussee nach Dittigheim zwei Geschütze unter Deckung einer Eskadron Stellung genommen. Mit dem Rest der Brigade, drei Bataillons, einer Eskadron und sechs Geschüßen, stand General Fischer bei Impfingen. Die 1. und links von ihr die 3. Brigade waren an dem Rückabfall der 1000 Schritt östlich Bischofsheim liegenden Höhe der Art aufgestellt, daß sie der Einsicht vom linken Ufer her völlig entzogen blieben. Der rechte Flügel dieser Reserve reichte bis an die Würzburger Chaussee, von welcher nördlich die reitende Batterie Marchthaler hielt, der liuke wurde durch die Fuß-Batterie Faber gestützt. Beide waren nicht über 1500 Schritt von der Stadt entfernt und so günstig placirt, daß nur eben die Geschützmündungen über den Kamm der deckenden Höhe hinweg sahen. Hinter dieser Linie hielten sieben Eskadrons völlig verdeckt in einer Vertiefung nahe der Würzburger Straße.

General v. Wrangel eröffnete den Angriff auf Bischofsheim durch das Feuer der 3. 4pfündigen Batterie Coester, welche mit nur fünf Geschüßen auf dem Immberge in der Nähe der oberen Kapelle Stellung nahm und den nur in und bei der Stadt sichtbaren Gegner beschoß. Nach dieser Vorbereitung ging die an der Tete befindliche 5. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 15 ausgeschwärmt gegen die westliche Lisiere zum Angriff vor. Ihr folgte als Soutien das in Kompagnie-Kolonnen formirte 1. Bataillon Regiments Nr. 55, während das Gros der Brigade verdeckt hinter dem Immberge hielt. Die 6. und 7. Kompagnie des Regiments Nr. 15 waren zur Sicherung der linken Flanke und Verbindung mit der Brigade Welzien in der Richtung auf Hochhausen detachirt.

Es scheint nicht in der Absicht des württembergischen Kommandirenden gelegen zu haben, Bischofsheim hartnäckig zu behaupten, was auch nur für den Fall einer beabsichtigten Offensive von Wichtigkeit gewesen wäre. Schon nach kurzem Feuergefecht begannen die Vertheidiger die Stadt zu räumen und sich auf das rechte Ufer der Tauber zurückzuziehen. Die preußischen Abtheilungen drangen ein

und besetzten sofort die östliche Lisiere. Außer mehreren Verwundeten wurden dabei 1 Offizier und 27 Mann gefangen genommen.

Die aus Bischofsheim verdrängten Truppen hatten die dahinter liegenden Höhen unter dem Feuer sowohl der preußischen Tirailleure wie auch der 4pfündigen Batterie zu ersteigen, neben welcher legteren noch die 3. 12pfündige abgeprozt hatte. Zwar von beiden württembergischen Batterien lebhaft beschossen, fuhren die preußischen Geschüße fort, ihr Feuer gegen die feindliche Infanterie zu richten, so lange diese im Schußbereich war, und wandten sich dann erst zur Bekämpfung der Artillerie.

Einigen Schutz fanden indeß die württembergischen Kompagnien bald in den benachbarten Weinbergen, von wo sie dann in dichten Schwärmen gegen die Stadt tiraillirten.

Eine Proviant-Kolonne dagegen von etwa 30 Wagen, welche sich zur Fortschaffung der Vorspann- Pferde bedient hatte, blieb auf der hohlwegartig eingeschnittenen und steil ansteigenden Straße nach Würzburg stecken und gerieth so in das Feuer der Infanterie und Artillerie. Uebel zugerichtet und von den Fuhrleuten verlassen sperrte sie mit ihren zum großen Theil verwundeten und todten Pferden während der ganzen ferneren Dauer des Gefechts fast vollständig die Hauptstraße und erschwerte so die Vorwärts- und Rückwärts - Bewegungen der württembergischen Truppen. Auch den beiden Geschüßen, welche nebst einer Eskadron dicht bei Bischofsheim auf dem rechten Ufer der Tauber gestanden hatten, war es nur mit der größten Mühe gelungen, an diesem Hinderniß vorbei ihren Rückzug zu bewerkstelligen. Sie nahmen jetzt Position auf dem rechten Flügel der reitenden Batterie March thaler.

Somit waren nun auf württembergischer Seite achtzehn gezogene Geschütze in Thätigkeit; auf preußischer nur die fünf der Batterie Coester, da die 12pfündige Batterie Eynatten, nachdem die feindlichen Truppen ihren Abzug aus Bischofsheim bewerkstelligt hatten, bei der großen Entfernung gegen die feindliche Artillerie nichts wirken konnte, bei längerem Verweilen im Feuer nur nutlosen Verlusten ausgesezt blieb und deshalb zurückgezogen wurde.

« ZurückWeiter »