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gebesserte Brücke zuerst die 1. und 2. Kompagnie des FüsilierBataillons Lippe und dann das 1. Bataillon des Infanterie - Regiments Nr. 55 gefolgt. Sie schlossen sich dem Angriff an und bald war die Lisiere des Ortes genommen. Es entspann sich jetzt ein lebhaftes Straßengefecht, in welchem nur Schritt vor Schritt Boden gewonnen werden konnte.

Die anderen 21⁄2 Bataillone der Brigade Wrangel verblieben vorläufig jenseits des Fluffes am rechten Flügel der Brigade Kummer, der Chausseebrücke gegenüber aufgestellt.

Inzwischen hatte das konzentrirte Feuer der drei in Thätigkeit gesetzten preußischen Batterien die feindliche Artillerie genöthigt, weiter rückwärts Position zu nehmen.

Das Eindringen des rechten Flügels in den südlichen Theil der Stadt wirkte auch auf das Frontgefecht im Centrum zurück, und es gelang jetzt der 3. Kompagnie des Füsilier-Bataillons Lippe, sowie Mannschaften anderer Truppentheile, über die Reste des eisernen Steges in den Kurgarten einzudringen. Das Füsilier-Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 53 überstieg die Barrikade auf der Chausseebrücke und die übrigen Truppen beider Brigaden folgten rasch über die Saale nach. Das stetige Fortschreiten des, Front und linke Flanke umfassenden Angriffs drängte die bayerische Besatzung von Kissingen, trog hartnäckiger Gegenwehr, schließlich ganz aus dem Orte hinaus. Besonders heftig war dabei noch zuletzt der Kampf um den am östlichen Ausgange der Stadt hochgelegenen Kirchhof.

Nach namhaftem Verlust an Todten und Verwundeten, besonders aber an Gefangenen, deren während des Straßenkampfes mehrere Hundert den Preußen in die Hände fielen, zogen sich die Bayern, unter dem lebhaften Feuer der auf dem rechten Saale-Ufer noch in Position befindlichen drei preußischen Batterien, nach den Höhen von Winkels zurück. Ihre Batterien richteten jezt das Feuer ausschließlich auf die vom Gegner besetzte Stadt.

b. Vordringen gegen Nüdlingen.

General v. Goeben hatte aus der Reserve das InfanterieRegiment Nr. 19 vorgezogen und es durch Kissingen zum General v. Kummer dirigirt. Während das Regiment Nr. 53 und das Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 13 sich in und östlich der Stadt sammelten, dessen 2. Bataillon am südlichen Ausgange, Front gegen Süden, Stellung nahm, ging General v. Kummer mit der ihm zu Theil gewordenen Verstärkung gegen die Höhen von Winkels Dieser Angriff des Regiments Nr. 19 wurde unterstüßt durch das gleichzeitige Avanciren der Brigade Wrangel über die WinterLeite gegen Nüdlingen. Er gelang vollständig. Der Feind wurde aus seiner festen Position geworfen und von Höhe zu Höhe bis in Nüdlingen hinein getrieben.

vor.

Beim Vorgehen der Brigade Wrangel gegen die Höhen von Winkels hatte der Schüßenzug der 4. Kompagnie des InfanterieRegiments Nr. 55, Lieutenant v. Papen, eine feindliche Batterie lebhaft beschossen; es gingen dann etwa zwanzig Mann desselben vor, um die Geschüße zu nehmen. Die Batterie stellte ihr Feuer ein uud fuhr ab, gleichzeitig aber attackirte, aus einer Terrainfalte vor, brechend, eine feindliche Schwadron. Nach äußerster Gegenwehr ward der verwundete Lieutenant v. Papen nebst etwa sechs Mann gefangen fortgeführt.

Bei der Verfolgung des Feindes gegen Nüdlingen befanden sich auf dem rechten Flügel die 1. und 4. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 15, unter Hauptmann v. Amelungen, zunächst am Feinde. Auf dem Berge unmittelbar südlich des Ortes war ein bayerisches Geschütz (glatter 12pfünder) eben im Abfahren begriffen. Demselben wurden mehrere Pferde getödtet, es protte wieder ab, wurde aber, bevor es zum Schuß gelangte, von den Leuten der 1. Kompagnie, voran Hauptmann v. Amelungen, erreicht. Eine geschlossene bayerische Infanterie-Kolonne versuchte zwar das Geschütz zu retten und avancirte tambour battant auf etwa vierzig Schritt heran, wurde jedoch durch ein wohlgezieltes Schnellfeuer zurückgewiesen.

Gegen 4 Uhr Nachmittags sah sich der Feind genöthigt, auch Nüdlingen zu räumen. Das Gefecht erreichte hiermit sein Ende. Das Kürassier-Regiment Nr. 4, welches nebst der reitenden Batterie Metting aus der Reserve vorgezogen worden und auf dem äußersten linken Flügel in dem freien Terrain nordwestlich des Sinnberges aufmarschirt war, kam nicht mehr zur Aktion.

General v. Goeben ertheilte dem General v. Wrangel, welchem jezt das Infanterie-Regiment Nr. 19 zugewiesen wurde, Befehl, die Vorposten gegen Nüdlingen auszusetzen.

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General-Lieutenant v. Zoller, welcher auf bayerischer Seite das Gefecht leitete, hatte zu Anfang desselben in und bei Kissingen nur über die 5. Brigade Ribeaupierre- wenig Kavallerie, zwei gezogene und eine 12 pfündige Batterie verfügt. — Im Laufe des Tages trafen nach und nach noch 6 Bataillone der Divisiou Feder und 2 Batterien von Münerstadt her, als Verstärkung ein.

General-Lieutenant v. Zoller selbst war beim Zurückgehen auf Nüdlingen durch eine Granate getroffen worden.

C. Abendgefecht bei Winkels.

Die Truppen hatten soeben angefangen, sich in ihren Bivouaks einzurichten und das 2. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 55 war im Begriff, die Vorposten an Stelle des Infanterie - Regiments Nr. 19 zu übernehmen, als etwa um 61⁄2 Uhr Abends General v. Wrangel Meldung erhielt, daß zahlreiche bayerische Truppen von Nüdlingen her im Anmarsch begriffen seien. Es war die soeben von Neustadt her eintreffende 1. Division (Stephan), welche durch einen Offensivstoß das verlorene Terrain und Kissingen selbst wieder zu nehmen versuchen wollte.

General v. Wrangel schickte sogleich das Füsilier - Bataillon (v. Rex) Infanterie-Regiments Nr. 55, eine 12 pfündige Batterie und eine Eskadron des Husaren-Regiments Nr. 8, die letzteren beiden im Trabe, zur Unterstützung des Regiments Nr. 19 vor und eilte selbst zu den Vorposten voraus.

Bereits war es der Division Stephan gelungen, unter geschick

ter Benutzung des Terrains sich rasch zum Angriff zu entwickeln. Der etwas exponirt aufgestellte linke Flügel der preußischen Vorposten wurde überraschend und umfassend angegriffen und zurückgedrängt.

Bevor man von preußischer Seite Maßregeln zur Begegnung dieses unerwarteten Angriffs hatte treffen können, war es dem hier weit überlegenen Gegner gelungen, die vordersten Kuppen des Sinnberges zu ersteigen. Zwei Batterien wurden dort alsbald in Thätigkeit gesezt und die in der Tiefe aufgestellten, dichten Kolonnen des Regiments Nr. 19 unter ein sehr wirksames Feuer genommen, während das Gros der Division im raschen Vorrücken blieb.

Bei so ungünstiger Lage zogen sich die zunächst stehenden preußischen Abtheilungen zurück, wobei sie durch das auf nahe Distance abgegebene heftige Feuer des Feindes nicht unbeträchtliche Verluste erlitten. Auch die 12pfünder Batterie, welche einen Augenblick versucht hatte, das rasche Vordringen der feindlichen Kolonnen aufzuhalten, gerieth in das Infanteriefeuer und mußte abfahren.

Indeß war eben jezt das Bataillon Rex unweit des Punktes eingetroffen, wo die Chauffee in scharfer Biegung den Sattel zwischen Sinn- und Schlegelsberg überschreitet, besetzte sofort ein südlich der Chaussee parallel mit derselben laufendes Ravin, und ging von dort aus zum Angriff vor.

Sein auf nächste Distanz abgegebenes Schnellfeuer brachte die vorrückenden feindlichen Kolonnen eine Zeit lang zum Stehen, und sicherte den Abzug der 12 pfündigen Batterie.

Auf den unmittelbar nordöstlich Winkels gelegenen Höhen ließ nun General v. Wrangel die noch zu seiner Disposition stehenden beiden Bataillone der Reserve, 1. Bataillon Regiments Nr. 55 und Füsilier-Bataillon Lippe, Stellung nehmen. Auf dem rechten Flügel fuhr die 4pfündige Batterie Coester, auf dem linken die nunmehr hierher gezogene 12pfündige Batterie Eynatten auf. In dieser Aufnahme - Stellung sollten vorerst die zurückgedrängten Truppen gesammelt werden.

Gleich bei Wiederbeginn des Gefechts waren die 6. und 7. Kompagnie des Regiments Nr. 55 in das füdlich der Chaussee gelegene

Waldterrain dirigirt worden. Theile des Regiments Nr. 19 hatten sich ihnen angeschlossen, wurden aber in der rechten Flanke umfaßt, und allmählig zurückgedrängt, so daß nunmehr das Füsilier-Bataillon Rex, welches sich troß großer Verluste in seiner exponirten Stellung bisher noch behauptet hatte, in Front, rechter Flanke und Rücken Feuer erhielt.

Oberst Stolt, Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 55, führte augenblicklich den Befehl an Stelle des Brigade-Kommandeurs, da dieser mit seinem erschossenen Pferde überschlagen und betäubt war. Er ordnete an, daß jezt auch das Bataillon Rex kompagnieweise allmählig aus seiner weit vorgeschobenen und ganz isolirten Stellung zurückgehe. Dieser Abzug wurde mit vieler Ruhe und ohne allzu großen Verlust bewerkstelligt. Ueberhaupt gelang es nach und nach unter Benutzung der sich im Terrain darbietenden Deckungen und mit Hülfe des mittlerweile eröffneten Feuers der beiden Batterien dem weiteren Vorrücken der bayerischen Kolonnen Einhalt zu gebieten.

Die Brigade war jest vollständig versammelt und formirt. General v. Wrangel hatte das Kommando bereits wieder übernommen und beschloß nunmehr selbst zur Offensive überzugehen.

In das bewaldete Bergterrain, südlich der Chaussee, wurden das 2. Bataillon Regiments Nr. 55 und zwei Kompagnien des FüsilierBataillons Lippe, in die Berge nördlich derselben die anderen zwei Kompagnien und ein Bataillon Regiments Nr. 19, vorgeschickt. Sobald diese Flanken-Abtheilungen ihre Stellungen eingenommen hatten, gab der General durch Signal den Befehl zum Avanciren auf allen Punkten der Gefechtslinie.

Mit schlagenden Tambours traten sämmtliche Truppen gleichzeitig an. Troß des heftigen feindlichen Feuers und großer Verluste wurden sowohl der Schlegels- wie der Sinn-Berg erstürmt und die dort verlorene Position aufs Neue wieder beseßt. - Major Rohdewald, Kommandeur des Füsilier-Bataillons Lippe, fiel bei diesem Angriff an der Spitze seiner Mannschaft, von mehreren Kugeln gleichzeitig getroffen. Nach heftiger Gegenwehr sah sich der Feind genöthigt auf Nüdlingen zurückzugehen.

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