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öffnete sie auf ein im Thalgrunde unmittelbar nördlich des Orts stehendes Kavallerie-Regiment und eine Abtheilung Infanterie ein so wohlgezieltes Feuer, daß diese sehr bald durch Hammelburg zurückgingen.

Auch ein anderes im Saalthal weiter abwärts nach Dibbach zu stehendes Kavallerie-Regiment wurde durch zwei in die rechte Flanke detachirte Geschütze zum Abzug veranlaßt. Die AvantgardenEskadron versuchte dem abziehenden Feind zu folgen, mußte aber wegen Unpassirbarkeit des Thulbabaches davon abstehen.

Inzwischen hatte eine auf den Berg-Abhängen südöstlich Saaleck in zwei getrennten Hälften günstig placirte gezogene Batterie ihr Feuer auf die preußische Artillerie eröffnet. Batterie Schmidts nahm dasselbe auf, man beschoß sich eine Zeitlang lebhaft, jedoch bei der Entfernung von 3000 Schritt gegenseitig ohne irgend welchen Erfolg.

Obgleich der Feind bisher nur wenig Truppen gezeigt hatte, war es doch bei der Beschaffenheit des Terrains möglich, daß bedeutende Streitkräfte in völlig verdeckter Aufstellung in Bereitschaft standen. Vorsicht schien geboten und der auf dem Gefechtsfelde anwesende General v. Falckenstein befahl dem General v. Beyer, vorläufig nur ein hinhaltendes Feuergefecht in der Front zu führen, unterdeß sein Gros und die Reserve heran zu ziehen und gedeckt aufmarschiren zu lassen. Zugleich schickte er an den General v. Goeben Nachricht von dem bisherigen Verlauf des Zusammentreffens und den Befehl, sofern er nicht selbst engagirt sei, gegen die rechte Flanke des bei Hammelburg befindlichen Feindes zu wirken. Wir werden sehen, daß General v. Goeben um diese Zeit schon in heftigem Kampf bei Kissingen stand und daher der Weisung nicht nachkommen konnte.

Der Feind unterhielt von der Lisiere von Hammelburg und von den Höhen des Herolds- und Offenthaler-Berges ein lebhaftes Gewehrfeuer; dasselbe wurde auf 4 und 600 Schritt von den vier Kompagnien des 2. Bataillons und der 9. und 12. Kompagnie des Füsilier-Regiments Nr. 39 erwidert, welche in Weinbergen und Chausseegräben nothdürftige Deckung gefunden hatten. Ihnen schlossen sich

später auf dem äußersten linken Flügel noch Truppen des Gros der Division an. Die 10. und 11. Kompagnie standen als Soutien öftlich, das unterdeß herangekommene 1. Bataillon westlich der Chaussee. Bei diesem Feuergefecht wurde General v. Schachtmeyer, welchem bereits ein Pferd unter dem Leibe erschossen war, in der rechten Hand verwundet und durch mehrere Kugeln kontusionirt.

Wurde so auf dem preußischen linken Flügel der Kampf nur durch Tirailleure geführt, so häuften sich auf dem rechten die Zahl der Batterien, ohne ein erhebliches Resultat zu erzielen. Dort traf neben der Batterie Schmidts eine aus dem Gros vorgezogene 12 pfünder Batterie ein, während von einer Stellung östlich der Chaussee eine andere 12pfündige Batterie Hammelburg beschoß. Die Bayern hatten gleichfalls ihre gezogene Batterie durch eine halbe 12 pfündige reitende verstärkt, welche unmittelbar östlich vom Kloster Saaleck Stellung nahm.

Ein Theil der bayerischen Geschüße bekämpfte die preußische Artillerie, ein anderer feuerte über sie hinweg auf das jezt in der Thalschlucht im Aufmarsch begriffene Gros und die über die ThulbaBrücke defilirende Reserve der Division, beides jedoch ohne sonderlichen Erfolg.

Auf dem äußersten rechten Flügel der preußischen Artillerie kamen im leßten Augenblick des Gefechts noch die beiden 12 pfündigen Batterien der Reserve in Thätigkeit.

Nachdem das Gros aufmarschirt war und mittlerweile auch die Reserve den Thulba-Bach überschritten hatte, hielt General v. Faldenstein den Augenblick für gekommen, um zum Angriff überzugehen.

General v. Glümer wurde, um nuzlose Verluste zu ersparen, mit dem Gros über den Rechbach gegen den Offenthaler-Berg in die rechte Flanke des Feindes dirigirt. Die Höhe war nur durch ein Bataillon besetzt, welches sich vor der Ueberlegenheit des Angriffs sofort zurückzog. Diesen Moment benutte die Avantgarde, ging gegen die von der Batterie Hoffbauer beschossene Lisiere von Hammelburg zum Sturm vor und nahm sie im ersten Anlauf. Der Feind

räumte den brennenden Ort und seine sämmtlichen Truppen wichen nach verschiedenen Richtungen zurück.

Die Vertheidigung der Position bei Hammelburg war bayerischer Seits, wie wir wissen, nur durch eine Brigade (die 6.) und 11 Geschüße, also durch verhältnißmäßig geringe Kräfte, geführt worden.

Gleich Anfangs war, wie schon gesagt, das 1. Jäger-Bataillon zurückgegangen ohne wieder zur Verwendung zu gelangen.

Die übrigen Abtheilungen hatten sehr verzettelt gestanden, ein Bataillon in und bei Hammelburg, ein drittes auf dem Herolds- und Offenthaler-Berge, dahinter als Soutien ein viertes, noch weiter östlich in der Richtung nach Westheim das fünfte. Die Reserve-Kavallerie konnte des Terrains halber gar nicht in Wirksamkeit treten.

Es war 3 Uhr Nachmittags geworden, als Hammelburg von den Truppen der Division Beyer besetzt wurde. General v. Faldenstein hatte kurz zuvor Meldung über das Engagement der Division Goeben erhalten. Er befahl dem General v. Beyer, mit seiner Division konzentrirt bei Hammelburg stehen zu bleiben, und begab sich für seine Person nach Kissingen, wo er gegen Abend eintraf.

General Beyer ließ durch Patrouillen den Rückzug des Gegners beobachten und bezog mit seiner Division enge Kantonnements resp. Bivouaks in und unmittelbar um Hammelburg, dessen Brand erst gegen Abend durch preußische Truppen gelöscht werden konnte, da sich fast die ganze Bewohnerschaft entfernt hatte.

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Anlage 31.

2. Gefechte bei Kiffingen.

a) Einnahme von Kissingen.

Auf dem Marsche von Waldfenster nach Kissingen erhielt General v. Goeben bei Schlimphof die Meldung, daß Kissingen stark vom Feinde besetzt sei. Sogleich dirigirte er die an der Tete marschirende Brigade Kummer rechts über Albertshausen auf Garit. Dieser folgte unmittelbar als Gros die Brigade Wrangel und ihr die Reserve unter Generalmajor v. Tresckow. Außerdem detachirte General v. Goeben aus dem Gros das 2. und Füsilier-Bataillon InfanterieRegiments Nr. 15 unter Kommando des Obersten v. d. Golg links über Poppenroth und Claushof auf Kissingen. Dieses Flanken-Detachement focht, wie wir später sehen werden, bei Friedrichshall.

Gegen 10 Uhr Vormittags erreichte die Tete der AvantgardenBrigade Kummer Gariß, welcher Ort nur von schwachen feindlichen Streitkräften besetzt war, die, ohne Widerstand zu leisten, schleunigst auf Kissingen zurückgingen, während zwei gezogene, nordöstlich der Stadt placirte bayerische Batterien ihr Feuer eröffneten. General v. Kummer ließ die seinigen auf der Anhöhe nördlich von Gariz zwischen dem Claus - Walde und dem Marbachs-Graben Stellung nehmen und das Feuer erwidern. Unter dem Schuße dieser Artillerie marschirte die Infanterie auf; im ersten Treffen das Infanterie-Regiment Nr. 53, im zweiten das 2. und Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 13. Das 1. Bataillon letztgenannten Regiments war bereits von Albertshausen zur Deckung der rechten Flanke und zum eventuellen Aufsuchen der Verbindung mit der Division Beyer nach Aura detachirt worden und nahm so an den Gefechten des heutigen Tages keinen Antheil. Die Brigade machte eine Viertelschwenkung links gegen Kissingen und avancirte gegen die westliche Lisiere der auf dem rechten Saale- Ufer gelegenen Vorstadt, in deren Besit sich das Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 53 im ersten Anlauf seßte, gefolgt von seinen beiden Musketier-Bataillonen. Der Feind zog sich fechtend und lebhaft gedrängt auf das linke Ufer zurück.

Von den drei unmittelbar bei Kissingen vorhandenen Saale

Uebergängen war der mittlere, eine massive Chaussee-Brücke, stark verbarrikadirt und außerdem durch zwei dahinter aufgestellte Geschütze vertheidigt; die oberhalb gelegene hölzerne Jochbrücke war fast ganz zerstört; von der unterhalb in den Kurgarten führenden eisernen Laufbrücke hatte man den hölzernen Belag entfernt. Da die Saale nicht zu durchfurthen ist, war es fürs Erste nicht möglich, dem Feinde hier weiter zu folgen, und es entspann sich ein stehendes Feuergefecht zwischen den auf beiden Ufern gedeckt aufgestellten Schüßen.

Unterdeß war die Tete des Gros bei Gariß angelangt. General v. Goeben dirigirte dasselbe auf den rechten Flügel der Brigade Kummer, mit dem Befehl, sich in Besitz der Altenburg zu setzen und von dort aus, wenn möglich, den Feind rechts zu umfassen.

Auf dieser Höhe hatten sich bereits Schützen-Abtheilungen des Regiments Nr. 53 eingenistet. Gedeckt durch sie, sowie durch das die Tete der Brigade Wrangel bildende erste Bataillon Infanterie Regiments Nr. 15, nahm die 4pfündige Batterie Coester eine vortheilhafte Aufstellung auf dem nordwestlichen Abhange und griff von dort lebhaft in das Gefecht ein. Die 2. Kompagnie des zuletzt genannten Regiments hatte inzwischen den Berg vollständig von feindlichen Schützen gesäubert und ging nun gegen die oberhalb der Lindenmühle gelegene, aber ebenfalls zerstörte Saal-Brücke vor. Unter lebhaftem feindlichen Gewehrfeuer wurde dieser Uebergang nothdürftig so weit wieder hergestellt, daß derselbe zu Einem passirt werden konnte. Hauptmann v. d. Bussche überschritt ihn zuerst an der Spitze seiner Kompagnie; ihr folgten die anderen Kompagnien, welche sich nunmehr in zwei Halb-Bataillonen an der Schweinfurter Chaussee und in dem Gehölz auf dem Nordabhange der Bodenlaube formirten und unter dem Schuße dichter Tirailleurschwärme zum Angriff gegen den füdlichen Ausgang von Kissingen vorrückten. Ein Zug des Bataillons war auf der Bodenlaube zurückgeblieben und vertrieb von dort aus durch einige Schüsse eine feindliche Infanterie - Abtheilung, welche sich von Reiterswiesen her dem Berge zu nähern versuchte.

Dem 1. Bataillon des Regiments Nr. 15 waren über die aus

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