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Böhmisch- Trübau auf Landskron vorgesandt, während die Division auf Schirmdorf folgte.

Deftlich Leitomischel zeigte sich keine Spur vom Feinde mehr, auch die kleineren Patrouillen desselben, welche bisher stets den Vormarsch beobachtet hatten, wurden vermißt.

Oberst-Lieutenant v. Barnekow war am Morgen mit der kombinirten Husaren-Eskadron zur Rekognoszirung gegen Zwittau vorgegangen. Da jedoch das Terrain vor der Stadt noch mit Infanterie und Artillerie stark besetzt war, so wurde nach Eingang des Befehls des Generals v. Hartmann der Marsch auf Abtsdorf angetreten; nur die Husaren blieben in Nikel und Ueberdörfl zurück. Das Detachement hatte eine schwache Avantgarde circa 200 Schritt vorgenommen. Diese wurden überraschend von zwei Zügen feindlicher Ulanen angegriffen, als sich das Gros in Abtsdorf dem uördlichen Ausgange näherte, und auf die Kolonne zurückgeworfen; die Tete hielt jedoch den Anprall auf und nöthigte die Ulanen zur Umkehr, wobei dieselben außer zwei verwundeten Offizieren zwei Todte, drei Verwundete und einen Gefangenen einbüßten. Preußischer Seits waren Major v. Winterfeld vom Kürassier-Regiment Nr. 5 und sechs Mann verwundet. Oberst-Lieutenant v. Barnekow entwickelte sich darauf seitwärts des Dorfes und ging gegen zwei auf circa 1500 Schritt sich zeigende Ulanen - Eskadrons vor, welche sich jedoch dem Angriff in der Richtung auf Landskron entzogen.

Die feindlichen Ulanen vom Regiment Kaiser Nr. 6 gehörten dem II. Korps an, welches sich mit der 2. leichten Kavallerie-Division erst um Mittag von Landskron in Bewegung zu setzen vermochte, da das enge Saczawa-Thal durch die vorausmarschirenden Kolonnen des IV. Armee-Korps angefüllt war. Einzelne Brigaden des II. Korps nebst der leichten Kavallerie-Brigade Westphalen befanden sich in den ersten Nachmittagsstunden noch diesseits Landskron.

Als General - Major v. Hartmann um Mittag bei Schirmdorf die Meldung von dem Rencontre des Oberst-Lieutenants v. Barnekow erhielt, war er eben im Begriff, die Regimenter in die neuen Kantonnements zu entlassen. Nunmehr aber erhielt die leichte Bri

gade Befehl, über den Abschnitt von Trieblitz vorzugehen. GeneralMajor v. Wigleben schickte den noch zur Stelle befindlichen Theil des 2. Leib-Husaren - Regiments: zwei Züge der 1., zwei Züge der 2. und die 3. Eskadron auf Thomigsdorf vor. Beim Durchreiten des westlichen Theils des Dorfes in der Richtung auf Rudelsdorf meldete der Avantgarden-Zug die Anwesenheit feindlicher Flankeurs und Soutiens in dem vorliegenden wellenförmigen und mit hohem Getreide bedeckten Terrain. Oberst - Lieutenant v. Schauroth bog sofort mit der Tete von der Straße ab, um die beiden Eskadrons aufmarschiren zu lassen, erhielt jedoch hierbei unerwartet Artilleriefeuer. Sechs hintereinander in die Kolonne einschlagende Granaten verursachten einen Verlust von 16 Mann und 11 Pferden und störten die Ordnung in den Eskadrons, welche sich hinter einer rückwärtigen Höhe wieder ralliirten. Die leichte Brigade ging hierauf bis Sternteich zurück.

Gleichzeitig war auch Major v. Schoen mit der 4. Eskadron des Husaren- Regiments über Böhmisch- Trübau bis in die Gegend von Rudelsdorf gelangt und hier westlich des Dorfes auf ein Bivouak von mehreren Bataillons und einigen Eskadrons gestoßen. Das Geschützfeuer bei Thomigsdorf vernehmend, wandte er sich dort hin, fand die Brigade jedoch bereits abmarschirt und vereinigte sich bei Sternteich mit ihr.

Eine vorher gegen das Nord-Ende von Rudelsdorf abgesandte Patrouille der lettgenannten Eskadron fiel in Gefangenschaft.

Der Feind folgte auf weite Entfernung mit etwa drei Eskadrons. Es war gegen 5 Uhr; die Pferde hatten durch die vorangegangenen Strapazen sehr gelitten, das Terrain erschien wenig übersichtlich, wohl aber wußte man bedeutende Kräfte aller Waffen sich gegenüber. Da unter diesen Verhältnissen ein weiteres Vorgehen mit der Kavallerie keinen Erfolg versprach, vereinigte General-Major v. Hartmann seine Division in einem Bivouak hinter dem Abschnitt von Trieblitz, die Vorposten über denselben hinausgeschoben.

Die Kavallerie-Brigade v. Wnuck war in Wildenschwerd eingetroffen und hatte gegen Landskron detachirt. Dieser Punkt wurde

indeß schon am Nachmittage vom Feinde geräumt, welcher die Brigade Henriquez bei Tatteniz am Eingange des Saczawa - Thals stehen ließ und Hohenstadt in der Nacht erreichte.

Die Links-Bewegung der preußischen II. Armee führte das V. Armee-Korps nach Sloupnit, seine Avantgarde bis Privorat, das I. Armee-Korps nach Leitomischel, mit der Avantgarde bis Schafhof auf der Straße nach Schirmdorf vorgeschoben, das GardeKorps machte bereits in Hohenmauth Halt und gerieth so hinter die beiden andern Korps.

Das Ober-Kommando ging nach Hohenmauth.

Bei strömendem Regen war der Marsch, obwohl kurz, doch ein äußerst beschwerlicher gewesen; viele Abtheilungen erreichten erst um 5 Uhr Nachmittags ihre Quartiere.

Bei der I. Armee rückte die Avantgarde des Herzogs Wilhelm bis Hlinsko; sie stieß in der Gegend von Nassaberg auf Patrouillen der 1. leichten Kavallerie - Division, auch fanden die von Hlinsko vorgeschobenen Abtheilungen bei Kreuzberg zwei Eskadrons Lichtenstein - Husaren, welche sich mit Verlust von vier Gefangenen in der Richtung auf Saar zurückzogen.

Ebenso traf die bis Chotebor vorgeschobene Kavallerie - Division Hann feindliche Patrouillen an. Die so mit der Kavallerie des Prinzen von Holstein gewonnene Fühlung wurde von nun an dauernd behalten.

Der Avantgarde folgte die Division Manstein bis Kamenit, der Division Hann die Division Alvensleben bis Kohl- Pribram.

Die übrigen Divisionen rückten in die Linie Bestwin - Chrast und zwar nach den genannten Orten die 3. resp. 8. Division, die 4. nach Sec, die 5. nach Nassaberg, die 7. nach Zumberg, während das Ober-Kommando nach Chrast verlegt wurde und die ReserveArtillerie der Korps nach Bestwin, Lukawitz und Zajetsig kam.

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Von der Elb-Armee ging die Avantgarde v. Schoeler auf der Iglauer Straße bis Habern, ein Detachement derselben unter General-Major Gr. Golz, bestehend aus dem Königs-Hujaren-Regiment, zwei Geschützen und 100 Mann Infanterie, lettere auf

Wagen, bis Deutsch-Brod, um einen angeblich mehrere tausend Wagen starken Convoi, der auf Iglau abgefahren sein sollte, aufzuheben.

Das Ober-Kommando begab sich mit der Division Egel nach Goltsch-Jenikau, die Division Canstein nach Opatowiß, die Division Münster nach Caslau und die Reserve - Artillerie nach Chotusiß.

Im großen Haupt-Quartier zu Pardubit trafen der Kronprinz und zugleich der F.-M.-L. Frhr. v. Gablenz aus Chroustowiß ein. Letterer war mit feinen andern Vollmachten versehen, als eine an ihn selbst gerichtete „Instruction“ des inzwischen in Zwittau angelangten Ministers Grafen Mensdorff.

Diese ermächtigte den Feldmarschall - Lieutenant einen sofortigen Waffenstillstand abzuschließen, welcher sich nicht nur auf die preußische und die österreichisch-sächsische Armee in Böhmen, sondern auch auf alle übrigen Bundes-Genossen des Kaiserreichs erstrecken sollte, für welche Oesterreich die Bürgschaft übernahm, daß sie denselben respektiren würden.

Der Waffenstillstand sollte bei vierzehntägiger Kündigungsfrist nicht unter acht Wochen und nicht über drei Monat gültig sein.

Für die Dauer desselben wurde die Inpfandgabe der Festungen Josephstadt und Königgrät, unter Abzug der Garnisonen mit militairischen Ehren und mit der Bedingung zugestanden, daß im Fall cines Friedensschlusses sämmtliches dort enthaltene Kriegs- und Bekleidungs-Material sowie alle fortifikatorischen Bauobjekte intakt wieder übergeben werden müßten.

Die übrigen Punkte bezogen sich auf Demarkationslinien und administrative Verhältnisse.

Wenn man die wirkliche Lage der Dinge in's Auge faßt, wie sie sich schon damals in Böhmen und nicht minder in Süddeutschland herausgestellt hatte, so wird es schwer zu glauben, daß das österreichische Kabinet sich wirklich der Illusion hingegeben haben sollte, Preußen werde auf solche Vorschläge eingehen. Desterreich hatte bekanntlich Venetien an Frankreich abgetreten, und wenn diese politische Wendung nicht den Erfolg hatte, den man sich in Wien davon persprochen haben mochte, so bot sie doch die Möglichkeit, bedeutende

Verstärkungen von dem südlichen nach dem nördlichen Kriegsschauplat heranziehen. Es konnte nicht im preußischen Interesse liegen, hierfür durch Waffenruhe die Zeit zu gewähren.

Baron v. Gablenz gelangte zu einer Audienz beim König überhaupt nicht, sondern erhielt, auf seinen Wunsch um schriftliche Abfertigung die nachstehende Bescheidung:

„Pardubit, den 8. Juli 1866.

An den kaiserlich königlichen Feldmarschall-Lieutenant

Freiherrn v. Gablenz.

Euer Excellenz haben mir gestattet, Einsicht von Ihrer Instruktion für Abschluß eines Waffenstillstandes zu nehmen und habe ich nicht verfehlt, Seiner Majestät dem Könige Vortrag über deren Inhalt zu machen.

Allerhöchstdieselben äußerten sich dahin, daß Seine Majestät gerne geneigt wären, einen Waffenstillstand Behufs solcher Verhandlungen zu bewilligen, welche zu einem dauerhaften Frieden zwischen Preußen und Oesterreich führen könnten.

Eröffnungen, welche die politische Basis hierfür bilden werden, sind indeß nicht gemacht worden und überdieß fordert unser Verhältniß zu Italien eine Verständigung mit dieser Macht, bevor wir definitive Entschließungen fassen. Auf Bedingungen eines Waffenstillstandes einzugehen, wie sie in Euer Excellenz Instruktionen enthalten sind, würden Seine Majestät aber unter allen Umständen jetzt nicht in der Lage sein.

Genehmigen Euer Excellenz den Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu sein Euer Excellenz

ganz ergebenster

(gez.) v. Moltke, General der Infanterie."

An demselben Vormittage wurden die Grundzüge für die weiteren Operationen festgestellt.

Die I. Armee erhielt auf der Straße Policka, Kunstadt und Kreuzberg-Rozinka die Direktion auf Brünn.

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