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Auch die übrigen Korps der II. Armee behielten im Wesentlichen die gestrige Aufstellung. Vom Garde - Korps blieb die 1. Division bei Königinhof, die 2. bei bei Neu-Rettendorf, wohin die schwere Kavallerie - Brigade vorgezogen wurde, und das I. Korps bei Pilnikau. Das VI. Korps gelangte nach Brsitz, die Kavallerie- Division blieb bei Kaile.

Auf Seite der Gegner erreichten die sächsische Armee Smidar, der größere Theil des I. Korps und der 1. leichten KavallerieDivision Sadowa. In Folge dessen mußte auch das III. ArmeeKorps und die ihm für heute zugetheilte 3. Reserve - Kavallerie - Division bis Gr. Bürgliß zurückgehen.

Der übrige Theil der Armee war nun allerdings auf den Höhen von Dubenez versammelt, in einer Stellung, welche wesentlich Front gegen Norden und Often machte. Verbleiben konnte man in dieser Konzentration jedoch nicht, da die auf Entfernung eines Marsches

herangerückte preußische I. Armee die Stellung in Flanke und Rücken bedrohte.

Ebensowenig war es möglich, eins der beiden feindlichen Heere jezt noch anzugreifen, ohne daß das Andere im Rücken des Kampfes erschienen wäre.

Die Verluste der österreichischen Armee in den bisherigen Gefechten ließen sich auf bereits 30 bis 40,000 Mann berechnen.

Der Feldzeugmeister entschloß sich, die Armee in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli in die Gegend von Königgräß zurückzuführen. Seine von Dubenet aus an den Kaiser gerichtete Meldung lautete:

„Das Zurückdrängen des I. und sächsischen Armee-Korps nöthigt mich, den Rückzug in der Richtung auf Königgräß anzutreten."

Somit war den preußischen Armeen freigelassen, auch unmittelbar zusammenzustoßen, wenn eine solche Maßregel für zweckmäßig befunden worden wäre. Man zog es aber vor, in einer Trennung zu verbleiben, welche, strategisch ohne Gefahr, sehr große taktische

Vortheile gewähren konnte. Fand man den Gegner in einer Stellung, welche durch den blos frontalen Angriff nicht zu bewältigen war, so hätte man die Gesammtmacht nur versammelt gehabt, um sie Behufs flankirenden Angriffs wieder trennen zu müssen. Keine der nur auf die Entfernung eines kurzen Marsches getrennten Armeen lief Gefahr, bei einem feindlichen Angriffe, da diesem die andere Armee in der Flanke gestanden hätte.

An die Truppen erging an diesem Tage die folgende Proklamation ihres Kriegsherrn:

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Ich begebe Mich heute zu Euch, Meinen im Felde stehen-
den braven Truppen, und biete Euch Meinen Königlichen
Gruß. In wenigen Tagen sind durch Eure Tapferkeit und
Hingebung Resultate erfochten worden, welche sich würdig
anreihen an die Großthaten unserer Väter.
Mit Stolz
blicke Ich auf sämmtliche Abtheilungen Meines treuen Heeres
und sehe den nächsten Kriegsereignissen mit freudiger Zuver-
sicht entgegen.

Soldaten! Zahlreiche Feinde stehen gegen uns im Kampfe.
Laßt uns indeß auf Gott den Herrn, den Lenker aller Schlach-
ten und auf unsere gerechte Sache bauen. Er wird durch
Eure Tapferkeit und Ausdauer die sieggewohnten preußischen
Fahnen zu neuen Siegen führen.

Der 1. Juli.

gez. Wilhelm."

Auch der Kronprinz hatte noch vor Eingang des zulezt erwähnten telegraphischen Befehls bereits für den 1. Juli angeordnet, daß das I. Armee-Korps als Avantgarde von Arnau nach Obèr-Praußniß vorgehen und daß am 2. die übrigen Korps der Armee über den Fluß folgen sollten, um bei Miletin mit der I. Armee die Verbindung aufzunehmen. Das VI. Korps wurde am 1. Juli zu dem V. nach Gradlitz herangezogen, woselbst sich die Brigade Hoffmann wieder mit demselben vereinigte.

Von dieser Bewegung in Kenntniß gesetzt, ließ Prinz Friedrich Karl um 3 Uhr Nachmittags die I. Armee aufbrechen und dirigirte die 5. Division nach Miletin,

die 6. Division nach Dobes,

die 7. Division nach Horiz, Avantgarde Gr. Jeriß,
die 8. Division nach Gutwasser, Avantgarde Milowitz,
die 3. Division nach Aujezd,

die 4. Division nach Wostromer,

die Kavallerie-Division Alvensleben nach Baschnitz und

die Kavallerie-Division Hann nach Liskowitz.

Die Elb-Armee ging mit.

der Avantgarde bis Hochwesely,

der 14. Division nach Zeretit,

der 15. Division nach Cesow,

der 16. Division nach Jicinowes vor.

Die Garde-Landwehr-Division blieb in Jung-Bunzlau.

Prinz Friedrich Karl begab sich mit seinem Stabe nach Kamenit, der Kronprinz verblieb noch in Königinhof, und das HauptQuartier des Königs gelangte nach Schloß Sichrow.

Dort bereits wurde die Ankunft des französischen Botschafters, Herrn Benedetti, angemeldet und die nahe Aussicht auf diplomatische Verhandlungen war ein Grund mehr, in dem bisherigen rastlosen Verlauf der militairischen Thätigkeit nicht nachzulassen.

Oesterreichischerseits war schon um 1 Uhr in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli der Rückzug aus der kaum erreichten Stellung bei Dubenetz angetreten worden.

Der Marsch erfolgte in vier Kolonnen. Es dirigirten sich:

das III. und X. Korps, die 3. Reserve- und die 2. leichte Kavallerie - Division von Gr. Bürglig resp. Liebthal nach Lipa;

die 3. schwere Kavallerie-Division in ein Bivonak zwischen Dohaliz und Dohalicka;

das VI. Korps und die 2. Reserve-Kavallerie-Division über Dubenet, Horenowes nach Wsestar;

das VIII. und IV. Korps über Litic, Nesnasow nach Nedelist;

die 1. Reserve-Kavallerie-Division, das II. Korps und die 2. leichte Kavallerie- Division über Dölzen nach Trotina. Erst am Nachmittag trafen die Truppen in diesen neuen Bivouaks zwischen der Bistritz und der Elbe ein. Dort hatte auch

bezogen und die

das I. österreichische Korps Bivouaks bei Wsestar Sachsen standen mit der 1. Division bei Lubno, mit der 2. bei Nieder- Prim.

Der 2. Juli.

Am 2. Juli blieben beide Armeen im Allgemeinen in ihren Aufstellungen. Nur die Elb-Armee rückte mit

der Avantgarde bis Smidar,
der 14. Division nach Chotetit,

der 15. Division nach Lhota,

der 16. Division nach Hochwesely und

der Garde-Landwehr-Division nach Kopidlno.

Bei der österreichischen Armee wurden die Trains des rechten Flügels über Sezenit, die des linken über Jesnicau bei Pardubitz auf das linke Elb-Ufer dirigirt.

Beide Haupt- Heere standen sonach an diesem Tage mit ihren Spitzen in der Entfernung von weniger als einer Meile einander gegenüber, ohne daß eine derselben die nahe und konzentrirte Anwesenheit der andern vermuthete..

Auf preußischer Seite war weder das Vorgehen des Gros des österreichischen Heeres bis Dubenet, noch der nächtliche Rückmarsch von dort bekannt geworden. Man vermuthete vielmehr die Hauptmacht des Gegners in einer Stellung hinter der Elbe mit den Festungen Josephstadt und Königgräß auf den Flügeln.

Entweder mußten die Oesterreicher in dieser Stellung angegriffen oder aus derselben herausmanövrirt werden.

Ersteres erforderte, daß, während des Angriffes der I. Armee auf die Front, die II. gleichzeitig gegen die rechte Flanke vorging.

Für letteren Zweck hatte die Armee mit rechtsum an der feindlichen Front vorüber nach Pardubiß zu marschiren, wo sie dann freilich alle Verbindungen des Gegners bedrohte. Dabei aber war Vorsorge zu treffen, daß dieser Flankenmarsch nicht durch eine Offensive aus der feindlichen Stellung heraus gestört werden konnte.

Im ersteren Falle mußte die II. Armee am linken 11fer der Elbe verbleiben, im anderen auf das rechte herüber gezogen werden. Bevor hierüber ein Beschluß gefaßt werden konnte, war es durchaus nothwendig, sich nähere Kenntniß von der Lage des Gegners und vom Terrain zu verschaffen, insbesondere auch darüber, welches Hinderniß die Elbe in der Front, die Aupa in der Flanke einem Angriffe entgegenstellten. Wurden dort die Schwierigkeiten zu groß befunden, so blieb nur der Rechtsabmarsch ausführbar.

In Berücksichtigung dieser Verhältnisse wurde aus dem HauptQuartier des Königs zu Gitschin für den 3. Juli befohlen:

„Der General der Infanterie v. Herwarth wird auf Chlumet dirigirt, um gegen Prag zu beobachten und sich der Elb - Uebergänge von Pardubiß zu versichern. Die übrigen Korps der I. Armee rücken in die Linie Neu-BidzowHoritz, eine Abtheilung des linken Flügels jedoch nach Sadowa zur Rekognoszirung der Elb Linie KöniggrätzJosephstadt.

=

Sollten vorwärts dieser Linie größere Streitkräfte des Feindes sich noch befinden, so sind solche mit möglichster Ueberlegenheit sofort anzugreifen.

Das I. Armee-Korps rückt über Miletin nach Bürglitz und Cerekwitz zur Beobachtung gegen Josephstadt vor und hat den Rechtsabmarsch der II. Armee zu decken, falls dieser befohlen wird.

Die übrigen Korps der II. Armee verbleiben am 3. Juli noch am linken Elb-Ufer und ist gegen die Aupa und Metau zu rekognoziren.

Die Meldungen über Terrain-Verhältnisse und Stand des Feindes sind sofort hierher zu richten. Sollte sich aus den

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