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und die Bahnbrücken von Zawada und Schönbrunn zerstört worden.
Das Gros der zum Schutz von West-Galizien bestimmten Brigade
Trentinaglia vier 4. Bataillone, das Ulanen-Regiment Graf
Grünne Nr. 1 und eine gezogene 4pfündige Batterie des Artillerie-
Regiments Nr. 4
stand in zwei Halb-Brigaden getheilt längs
der Grenze von Myslowit bis Oswiecim; die am letzteren Orte
unter dem Kommando des Oberst v. Ziegler.

Die Deckung Ober-Schlesiens war am leichtesten durch eine Offensive in das feindliche Gebiet zu erreichen und hatte General Graf Stolberg bereits die nöthigen Vorbereitungen hierzu getroffen, als ein am 26. bei ihm eingehendes Schreiben des Ober-Kommandos der II. Armee noch besonders dazu aufforderte. Die Ausführung wurde nunmehr auf den 27. festgeseßt und zu derselben noch vom Detachement des General-Major v. Knobelsdorff die 10. und 11. Kompagnie des Regiments Nr. 62, sowie 2 Geschütze der 1. Batterie des Artillerie-Regiments Nr. 6 gegen einstweilige Ueberlassung von 3 Eskadrons des Landwehr-Husaren-Regiments herangezogen. Der Angriff sollte auf Oswiecim erfolgen, während gleichzeitig das in Myslowig stehende Bataillon v. Caillat vorgehen und gegen die Prsemsza demonstriren sollte.

4 Uhr.

Das Gros des Detachements war demgemäß noch am 26. Juni Nachmittags von Nicolai und den umliegenden Kantonnements in dem Jedliner Wald, ungefähr 3⁄4 Meilen von der Grenze, vereinigt worden und brach von dort früh 4 Uhr nach der in der Anlage befindlichen speziellen Ordre de bataille formirt, in der Stärke von Anlage 13. 42 Bataillonen, 1 Kompagnie Jäger, 4 Eskadrons und 2 Geschützen zum Angriff auf. Die Avantgarde, gefolgt vom Ulanen-Regiment überschritt bei Jablunka die Weichsel und schlug den Weg über Plawy auf Oswiecim ein, während das Gros bei Jedlin überging und sich über Brzezinka ebendahin dirigirte. Die Infanterie der Reserve wurde zur Aufnahme an der Weichsel und bei Plawy belassen. Gleichzeitig setzte sich das seit einigen Tagen bereits bei Berun stehende Vorposten-Detachement — Bataillon v. Kehler und 1 Eskadron Husaren auf der Chaussee gegen Zabrzez in Bewegung.

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Die 10. Kompagnie des Regiments Nr. 62, welche sich an der Tete des Gros befand, stieß nach dem Durchführten der Weichsel bereits auf feindliche Schützen und fand beim weiteren Vorschreiten auch Brzezinka besetzt. Unterstützt durch die Kompagnien des Majors v. Bessel, gelang es ihr jedoch sehr bald, sich in den Besitz der vordersten vereinzelt liegenden Gehöfte zu setzen. Hartnäckiger wurde der Widerstand, als man auf eine zur Ablösung der Vorposten bestimmte österreichische Kompagnie stieß. Vier feindliche Geschütze eröffneten nördlich des Bahnhofes ihr Feuer.

Die der Avantgarde zugetheilten beiden Geschüße, welche beim Ueberschreiten der Weichsel und eines nassen Grabens Aufenthalt gehabt hatten, wurden zum Gros herangezogen und beschossen aus einer Aufstellung nördlich des Dorfes die feindliche Artillerie, gleichzeitig näherten sich auch Abtheilungen der Avantgarde, während die zu derselben gehörige 11. Kompagnie des Regiments Nr. 62 sich auf den Eisenbahndamm dirigirte und feindliche Kavallerie östlich desselben beschoß.

Die feindliche Infanterie räumte hierauf Brzezinka, Gros und Avantgarde folgte derselben aus dem Dorfe und längs des Eisenbahndammes zum Angriff des vom 4. Bataillon des Regiments Mecklenburg-Schwerin Nr. 57 besetzten Bahnhofes. Nach heftigem Gefecht gelang es die sämmtlichen Baulichkeiten bis auf das stark besezte Restaurations-Gebäude zu nehmen. Daselbst entwickelte sich jedoch nunmehr ein längeres stehendes Feuer-Gefecht, welches den diesseitigen Truppen nicht unbedeutende Verluste verursachte.

Inzwischen war Major v. Busse mit dem Ulanen-Regiment auf Lazy vorgegangen und zunächst auf 2 Züge österreichischer Ulanen gestoßen, welche sich durch den Ort auf dem Wege nach Oswiecim auf ihr Gros repliirten, das in der Stärke von 2 bis 3 Eskadrons 2000 Schritt nordöstlich des Dorfes in einem Getreidefelde aufmarschirt war. Als das Landwehr-Ulanen-Regiment aus Lazy debouchirte und die 1. und 2. Eskadron sich entwickelten, schwenkte die feindliche Kavallerie mit Zügen links, um dieselben zu überflügeln, machte demnächst wieder Front und ging im Galopp zur Attacke vor.

Major v. Busse warf sich mit den beiden Eskadrons sofort entgegen, während sich die 3. und 4. Eskadron nach und nach anhingen. Der feindliche Führer, Rittmeister Baron v. Lehmann sprengte beim Major v. Busse vorbei, machte kurz Kehrt und führte einen Hieb nach dessen Schulter, wurde aber sofort von ihm vom Pferde gehauen. Es kam zu einem mit großer Erbitterung geführten Handgemenge, das mit der Flucht des Gegners endete. Das Erscheinen neuer feindlicher Kavallerie bei Oswiecim hemmte indeß die durch die 4. Eskadron unternommene Verfolgung; das Regiment wurde auf dem Gefechtsfelde ralliirt; es hatte bei dieser Attacke einen Verlust von 4 Mann todt, 1 Offizier und 24 Mann verwundet und von 31 Pferden erlitten, vom Gegner fielen 1 Offizier und 27 Mann in Gefangenschaft.

Den mehrfachen Versuchen der Infanterie war es inzwischen nicht gelungen, sich in den Besitz des Bahnhofs-Gebäudes zu sehen und der Rückzug wurde um 81⁄2 Uhr früh angetreten. Unter Deckung 81⁄2 Uhr. der beiden Linien-Kompagnien und des Ulanen-Regiments ging derselbe größtentheils auf einer vom Lieutenant Priem mit dem von ihm organisirten Train geschlagenen Brücke über die Weichsel auf Urbanowig, von wo aus gegen Abend die Truppen in ihre Kantonnements entlassen werden konnten, da der Feind nicht folgte.

Das gegen die Prsemsza von Myslowitz aus vorgegangene Detachement v. Caillat hatte bei seiner Demonstration ein leichtes Tirailleur Gefecht mit den feindlichen Vorposten und demnächst mit 3 Kompagnien und 1 Eskadron zu bestehen gehabt und war nach Amalien-Hütte bei Myslowitz wieder zurückgekehrt; sein Verlust bestand in 10 Verwundeten und 2 Vermißten.

Bei Oswiecim betrug der preußische Verlust:

6 Offiziere, 166 Mann, 26 Pferde.

Es waren außer dem Ulanen-Regiment speziell hiervon am meisten betroffen:

Die beiden Kompagnien des Regiments Nr. 62 mit 3 Offizieren, 29 Mann und das Landwehr-Bataillon v. Kleist mit 1 Offizier, 49 Mann. Oberst-Lieutenant v. Schmidt und Major v. Busse waren verwundet, Assistenz-Arzt Dr. Friedländer, welcher zur Pflege

der nicht transportablen Schwerverwundeten zurückblieb, wurde von den Oesterreichern in Gefangenschaft behalten.

Desterreichischer Seits wird folgender Verlust angegeben: Infanterie-Regiment Nr. 57: 12 M. todt, 28 Verw., 4 M. Verm.

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Die Ungenauigkeit dieser Angaben erhellt daraus, daß allein bei dem Kavallerie-Gefecht 1 Offizier, 27 Mann in Gefangenschaft fielen.

Der 28. Juni.

Prinz Friedrich Karl hatte, um die bei Münchengräß stehenden feindlichen Kräfte möglichst bald in ein ernsthaftes Gefecht zu verwickeln, schon am 27. den Angriff für den folgenden Tag beschlossen. Da die eingegangenen Nachrichten annehmen ließen, daß auch das II. österreichische Korps bereits zur Armee des Grafen Clam gestoßen sei, so erschien es gerathen, genügende Kräfte bereit zu stellen, um einen vom Terrain begünstigten hartnäckigen Widerstand überwinden zu können.

Die Disposition des Prinzen lautete:

„Nach den eingegangenen Nachrichten ist es zu vermuthen, daß der Feind bei Münchengräß Widerstand leisten wird. Es ist meine Absicht, ihn morgen aus dieser Stellung zu vertreiben. Ich habe den General der Infanterie v. Herwarth zu dem Zweck aufgefordert, seinen Marsch mit dem VIII. Armee-Korps von Niemes so einzurichten, daß er um 9 Uhr früh die Stellung von Münchengrätz angreifen kann. Zur Unterstützung dieses Angriffs wird der General Graf Münster mit der 14. Infanterie-Division vorgehen und um 9 Uhr früh bei Mohelnic die Iser überschreiten.

Für die Truppen der I. Armee befehle ich zu morgen Folgendes: 1) Die Division Horn steht um 71⁄2 Uhr früh bei Podol, bereit zum Vorgehen über die Iser gegen Brezina und Münchengrätz. Der Befehl zum Vorgehen ist abzuwarten und wird voraussichtlich erfolgen, wenn vom General v. Her

warth Kanonendonner gehört wird. Die Brücke über die Iser bei Podol ist mit Tagesanbruch herzustellen. 2) Die Division Fransecky steht 71⁄2 Uhr früh zwischen Mokry und Wschen. Der Befehl zum weiteren Vorgehen ist abzuwarten. Die Division wird benachrichtigt, daß Wschen heute noch vom Feinde besett ist, dieser also morgen früh zuvörderst daraus zu vertreiben sein würde.

Ein Bataillon behält Turnau besetzt.

3) Die Division v. Manstein und die beiden Fuß-Abtheilungen der Armee-Reserve-Artillerie stehen um 7 Uhr zwischen Preper und Stwerzin, um der Division Horn in ihrer Angriffsrichtung zu folgen.

4) Die reitenden Abtheilungen der Armee-Reserve - Artillerie stehen um 9 Uhr früh östlich Wohrasenitz. Eine reitende Batterie der Brandenburgischen Reserve-Artillerie Nr. 3 ist dem Vormarsch des Oberst-Lieutenant Heinichen anzuschließen. 5) Die Division v. Tümpling bricht so von Eisenbrod und Semil auf, daß sie mit dem Gros um 8 Uhr westlich Rowensko, auf der Straße Turnau - Gitschin hinter dem dortigen Abschnitt steht, ihre Avantgarde über Ktowa gegen Gitschin vorgeschoben. Sie dient hier zur eventuellen Aufnahme des Oberst-Lieutenant Heinichen.

6) Der Oberst-Lieutenant Heinichen steht um 8 Uhr mit 2 Eskadrons Ulanen-Regiments Nr. 3, 2 Eskadrons Husaren-Regiments Nr. 10, 2 Eskadrons Dragoner-Regiments Nr. 2 und 1 reitenden Batterie der Brandenburgischen Reserve-Artillerie Nr. 3 bei Ktowa hinter der Avantgarde der Division v. Tümpling. Von hier aus geht derselbe gegen Gitschin rekognoszirend vor.

Die betreffenden Divisionen und die Armee-Reserve-Artillerie haben dafür Sorge zu tragen, daß die eben genannten Truppentheile rechtzeitig bei Ktowa eintreffen.

7) Das Kavallerie Korps erhält hiermit den Auftrag, die zur Division v. Hann gehörenden beiden Brigaden v. d. Golk

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