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konnte mit verhältnißmäßig geringen Kräften den starken Abschnitt der Ifer oder den der Elbe vertheidigen, jenachdem es mit überlegenen Kräften sich gegen den Kronprinzen oder den Prinzen Friedrich Karl wenden wollte.

Es scheint nun, daß der Feldzeugmeister diesen, an sich gewiß richtigen Gedanken, mit der unerschütterlichen Festigkeit im Auge behielt, die eine der schönsten Eigenschaften für den tüchtigen Kriegführer ausmacht. Fraglich aber bleibt, ob jener Gedanke auch da noch richtig war, als er zur Ausführung gelangen sollte, als die preußischen Heere bereits im vollen Anmarsch waren.

Um die Vortheile der inneren Operationslinie auszumuten, muß man nothwendig so viel Raum haben, daß man dem einen Gegiter auf mehrere Märsche entgegenrücken kann und Zeit behält, sich sodann erst dem anderen zuzuwenden. Wird dieser Raum wesentlich verengt, so entsteht die Gefahr, daß man es mit beiden zugleich zu thun bekommt. Eine Armee, die auf dem Schlachtfelde in Front und Flanke angegriffen ist, steht auch auf der inneren Operationslinie, aber der strategische Vortheil ist in den taktischen Nachtheil umgeschlagen. Ließ man die Preußen bis an Elbe und Jer vordringen, fielen einzelne Defileen dieser Abschnitte in ihre Hände, so war es offenbar sehr bedenklich, sich zwischen beide Heere hinein zu schieben. Man lief dann Gefahr, indem man die eine angriff, selbst von der anderen im Rücken angefallen zu werden.

Es ist bereits erwähnt worden, daß Feldzeugmeister Benedek durch die mangelhafte Ausrüstung seiner Truppen sich veranlaßt sah, mit der schon am 10. Juni versammelten Truppenmacht bis zum 17. in Mähren zu verbleiben.

Am 20. Juni standen die preußischen Heere bei Dresden, Görlitz und Neiße; sie hatten bis Gitschin keine größere Entfernung zurückzulegen, als die Oesterreicher von der mährischen Grenze aus. Die Zeit, binnen welcher der Feldzeugmeister gegen getrennte Armeen zu operiren hoffen durfte, mußte jedenfalls eine sehr kurze sein.

Heute, wo die Verhältnisse bekannt sind, wird Jedermann sagen,

daß es das Einfachste und Beste gewesen wäre, mit allen Kräften gegen die debouchirende II. Armee vorzugehen. Aber der Marsch des Kronprinzen hinter der Grafschaft fort war eben nicht bekannt und konnte es kaum früher werden, als in dem Augenblicke, wo die Armee schon aus den Defileen hervortrat. Die Ansage von Quartieren für 100,000 Mann in Ober-Schlesien und das kleine Gefecht bei Zuckmantel mögen dazu beigetragen haben, die frühe Erkenntniß der wahren Absicht zu verbergen.

Nachdem vom 10. bis 12. Juni die bisher bei Troppau und Teschen stehenden Brigaden des IV. österreichischen Korps per Eisenbahn herangezogen, und die Intendanz einigermaßen fertig geworden, trat der Feldzeugmeister am 17. und 18. Juni seinen Vormarsch nach Böhmen an. Zur Deckung der rechten Flanke war das II. Korps und die 2. leichte Kavallerie-Division gegen die Grafschaft Glatz aufgestellt.

In erster Linie marschirten rechts das X. Korps mit der 1. Reserve - Kavallerie- Division, im Centrum das III. Korps, links die 2. Reserve - Kavallerie- Division. Diese Infanterie - Korps waren aus der Gegend von Brünn, die Kavallerie - Divisionen von Proßnig resp. Kremsier aufgebrochen. Ihnen folgten: rechts das IV. Korps von Olmütz, im Centrum das VIII. von Brünn aus, und links die Armee - Geschütz - Reserve. Das VIII. Korps ließ die Brigade Rothkirch nebst dem von der 3. Reserve - Kavallerie - Division abgegebenen 7. Ulanen - Regiment bei Wildenschwerdt stehen, um die so überaus empfindliche Haupt- Eisenbahn-Verbindung zu sichern, gegen welche dort die Südspite der Grafschaft Glatz in bedrohlicher Nähe herantritt. Demnächst folgte in dritter Linie rechts das IV. Korps aus der Gegend von Olmütz und in der mittleren Kolonne die 3. Kavallerie-Division von Wischau her.

In vorderster Linie erreichte das X. Korps bei Jaromir am 25., das III. bei Königgrätz am 26. die Elbe, während die 1. Reserve - Kavallerie - Division bereits am 24. bei Skalitz eingetroffen war und vorläufig daselbst belassen wurde. Von der Queue traf das VI. Korps am 26. bei Opocno, das VIII. Korps bei Tynist

ein, die 3. Reserve-Kavallerie-Division gelangte an diesem Tage erst nach Wildenschwerdt und die Armee-Geschüß-Reserve nach Leitomischl. So konnte das beabsichtigte Rendezvous der gesammten Armee an der oberen Elbe schwerlich vor dem 2. Juli erreicht werden.

Wir wenden uns nun noch zu dem Verhalten des I. österrei chischen Armee-Korps.

Ist es richtig, daß Graf Clam dahin angewiesen war:

„er solle das Anrücken der Sachsen an das Gros der österreichischen Armee zu ermöglichen suchen und seinerseits die Annäherung an dasselbe im Auge behalten,"

wurde ihm ferner:

„zur Erreichung beider Zwecke eine Aufstellung bei JungBunzlau — Münchengrätz empfohlen“

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so darf man sagen, daß er nicht den Verhältnissen entsprechend, wohl aber streng nach seiner Instruktion gehandelt hat.

In dieser ist die Vereinigung aller Streitkräfte als Hauptziel hingestellt, nirgends aber angedeutet, daß es darauf ankommen könne, den Vormarsch der Preußen aus Sachsen und der Lausitz aufzu halten.

Graf Clam beabsichtigte daher seine Stellung an der Iser nur so lange zu behaupten, bis die Sachsen die Gegend von Chemnitz, Bela und Bohdanetz erreicht haben würden, dann aber, und wo möglich ohne sich einem Echec auszusetzen, ebenfalls zum Gros der Armee abzurücken.

Die Sachsen hatten die böhmische Grenze am 18. Juni überschritten und waren nach Theresienstadt und Lowosit marschirt. Brigade Ringelsheim hatte ihre unmittelbare Aufnahme bewirkt, während die übrigen Brigaden des Korps, Poschacher, Leiningen, Piret und die ihm attachirte Brigade Abele (vormals Kalik) sich nach Jung - Bunzlau zusammenzogen. Zur möglichsten Beschleunigung wurden die sächsische Infanterie, Artillerie und Trains per Eisenbahn nach der Gegend von Chlumet-Pardubiß geschafft, die Kavallerie mit Brigade Ringelsheim hingegen in starken Märschen nach Jung-Bunzlau herangezogen.

25. Juni.

Am 21. Juni, als bereits der größte Theil des sächsischen Korps bei Prelauc debarkirt war, erhielt Graf Clam einen Befehl des Armee-Ober- Kommandos, dahin lautend:

„das I. Armee - Korps und die Sachsen sollen sich bei

Jung-Bunzlau aufstellen.“

Sicherlich wäre es dem Kommandirenden des I. Armee - Korps erwünschter und nöthiger gewesen, einigen Aufschluß über die Intentionen des Feldzeugmeisters zu erhalten, um diesen entsprechend selbstständig verfahren zu können, als die jede Freiheit des Handelns bindende Anweisung, eine Stellung einzunehmen, deren Zweck in keiner Weise ausgesprochen war. Man muß annehmen, daß der Feldzeugmeister am 21. noch der Ansicht gewesen ist, er werde mit der Hauptmacht die Iser früher als Prinz Friedrich Karl erreichen.

Graf Clam befolgte auch den neuen Befehl seines Ober-Feldherrn buchstäblich. Der Eisenbahn-Transport der Sachsen wurde sistirt, die bereits zurückbeförderten Abtheilungen wurden wieder vordirigirt, 8 Bataillone und 4 Batterien, die noch in Theresienstadt standen, nach Jung-Bunzlau herangezogen.

Am 25. Juni stand das I. österreichische Korps um Münchengrät, Front nach Norden, die Brigade Ringelsheim mit den Sachsen, zum Theil noch im Anmarsch, hatten Backofen erreicht.

Es ist von Interesse, den Stand der verschiedenen Heeresmassen eben am 25. Juni ins Auge zu fassen, da von diesem an die Reihe der Gefechte beginnt, die in rascher Folge zu der Hauptentscheidung führen.

Mit Hinweglassung minder wichtiger Details und so weit die Nachrichten auf österreichischer Seite reichen, ist jener Stand nebenf. Skizze Nr. 3. stehend skizzirt.

Man übersieht, daß dem österreichischen I. Korps und den Sachsen die gesammte Macht des Prinzen Friedrich Karl gegenüber stand, daß hingegen sechs österreichische Korps, den Entfernungen nach, binnen wenig Tagen gegen den Kronprinzen versammelt werden konnten, wenn dessen Debouchiren bekannt war.

Auf preußischer Seite glaubte man hinter der Iser einen beden

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tenden Widerstand zu finden, indem irrthümlich angenommen war, daß auch das II. österreichische Korps sich dort befände. Es erschien daher nöthig, die Elb-Armee noch näher an die I. herangelangen zu lassen, che man gegen den starken Abschnitt vorging.

V. Die Gefechte in Böhmen bis zur Schlacht von Königgräk.

Der 26. Juni.

Für den 26. erhielt die Elb-Armee Niemes und Oschiß als Marschobjekte angewiesen. General v. Herwarth befahl, daß die

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