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Nachrichten und Notizen I.

A. Molinier's große Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Frankreichs (Les sources de l'histoire de France des origines aux guerres d'Italie (1494) par A. Molinier. VI. Table générale par L. Polain. Paris, A. Picard et fils 1906. VII, 218 S.), über die in dieser Zeitschrift wiederholt Bericht erstattet wurde (vgl. 1904, S. 251 ff.; 1907, S. 114 ff.; Nachrichten und Notizen 1904, S. 293 ff.), ist nun durch die Veröffentlichung des Registers über alle fünf Bände zum Abschluß gebracht worden. Sein Bearbeiter, L. Polain, hat sich von den Vorsätzen Moliniers (vgl. Bd. 5, S. CLXXXV) entfernen müssen, um nicht in einem mare magnum citationum unterzugehen; ein kurzes Vorwort rechtfertigt die von ihm befolgte Methode, die hier zu veranschaulichen der Raum fehlt; die Hauptsache ist doch, daß der Benutzer sich rasch orientieren und an der Hand der Verweisungen zu den Quellen selbst vordringen kann. Naturgemäß ist die Anlage des Registers die alphabetische, derart daß sie die Namen der handelnden Persönlichkeiten, der Autoren und der Orte aufzählt und nicht zurückschreckt vor Artikeln wie z. B. Lettres, innerhalb deren dann die Hinweise auf die Paragraphenziffern Moliniers begegnen. So werden unter Philipp II. August alle Nummern gebucht, die mit Angaben von Quellen zu seiner Geschichte versehen sind, unter Commines (Philippe de) die entsprechenden für sein Leben und sein Werk, unter Reims solche mit Einzelquellen für die Geschichte der Stadt oder des Erzbistums. Schwierig unterzubringen waren anonym überlieferte Aufzeichnungen; Polain hat sie eingeschaltet unter dem ersten Worte ihres Titels (z. B. Chronicon Aquitanicum, Chroniques de Saint-Denis), aber es erinnert doch etwas an Potthast (vgl. dessen bekanntes Werk unter dem Stichwort: Aus Wormser Ratsbüchern), wenn auch bei Polain sich Artikel finden wie z. B. Ex libro sanctorum Savigniacensium, dessen Ziffer allein wiederum unter 'Savigny' entgegentritt. Andrerseits aber vermag man nicht ohne weiteres zu erklären, warum der Hinweis auf die Clausula de consecratione Pippini regis nicht unter 'Pippin' (Pépin le Bref) wiederholt ist. Gleichwohl soll Polains entsagungsvolle Arbeit anerkannt werden, zumal, wie zahlreiche Stichproben lehrten, ihre Zitate als zuverlässig sich erwiesen. Es ist zu hoffen, daß sie in ständiger Benutzung sich bewähre, um Moliniers Buch zu ergänzen oder besser gesagt erst zu erschließen. Königsberg. A. Werminghoff. Maximilian Buchner, Die innere weltliche Regierung des Speierer Bischofs Mattias Ramung (1464-1478). Münchn. Diss. Speier 1907. 48 S.

Die energische, von Erfolg gekrönte Tätigkeit eines Mannes, der es verstand, in kurzer Zeit die ganz zerrütteten Finanzverhältnisse des Speierer Bistums in gesunde Bahnen zu lenken, beleuchtet vorliegende Arbeit. Der Titel erweckt etwas zu weitgehende Erwartungen denn nur um finan

zielle Zwecke oder Maßnahmen handelt es sich bei den Regierungshandlungen des Bischofs, die der Verfasser, gestützt auf reichliche archivalische Studien, in anschaulicher Folge aneinanderreiht. Und doch hätten sich wohl auf Grund eines so reichen Materials auch andere Seiten der „inneren weltlichen Regierung" des Bischofs beleuchten lassen. Z. B. über den innern Ausbau der Landeshoheit, etwa den Rechtsansprüchen der Klöster gegenüber, erfahren wir nichts. Eine Quelle, wie die historischen Aufzeichnungen des Bischofs über den Erwerb der einzelnen Städte, Schlösser und Herrschaften des Hochstifts, hätte wohl eine weitgehendere Verwertung verdient, als nur einfach zitiert zu werden. Dafür gibt aber die Arbeit einen recht guten Einblick in die Finanzwirtschaft eines mittelalterlichen geistlichen Territoriums. Daß der Wunsch, die Einnahmen des Hochstifts um jeden Preis zu erhöhen, den Bischof alle anderen Rücksichten vergessen lassen konnte, zeigt die bedenkliche Verordnung, daß die Strafgelder in der ersten Höhe“, da sie verhängt würden, auch eingezogen werden sollen, um eine Herabsetzung durch Bitten u. dgl. zu verhindern (S. 34); noch mehr aber das nicht minder bedenkliche Verfahren, das der Bischof seinem Landschreiber den Schuldnern des Hochstifts gegenüber anempfiehlt (S. 35 f.). Metz. Fritz Rörig.

Anton Dürrwächter, Christoph Gewold. Ein Beitrag zur Gelehrtengeschichte der Gegenreformation und zur Geschichte des Kampfes um die pfälzische Kur. (Studien und Darstellungen aus dem Gebiete der Geschichte, herausgegeben von Hermann Grauert. IV. Bd. 1. Heft.) Freiburg, Herder 1904. VI, 134 S. M. 2,60.

Gewold ist in der bayrischen Geschichte des 17. Jahrhunderts und in der der deutschen Historiographie keine unbekannte Erscheinung. Als Geheimsekretär des Herzogs Maximilian I. und als Verfasser historischpublizistischer Werke ist er von Riezler, Stieve, Friedrich, Wegele u. a. gelegentlich gewürdigt worden. Auf Grundlage des umfangreichen gedruckten und handschriftlichen Materials entwirft nun D. ein zusammenhängendes Bild seines Lebens und seiner Tätigkeit. Dabei berührt neben der Sauberkeit der Forschung besonders wohltuend, daß D. nicht versucht, Gewold eine Bedeutung zu geben, die er nicht hat. Als Kanzleibeamter wie als Historiker erscheint er durchaus als Subalterner, abhängig von seinem Herzog, von Gretser und Welser. (Von diesem auch stilistisch, die S. 1071 ausgehobene Stelle über Treue bei der Urkundenedition ist wörtlich aus Welsers Res Boicae abgeschrieben.) Sein kritisches Vermögen ist gering und viel stärker als bei Welser konfessionell und dynastisch beschränkt. Einen besonders großen Raum nimmt bei D. die Darstellung der publizistischen Tätigkeit Gewolds im Streit um die Pfälzer Kur ein. Hier wird auf breiter Grundlage und interessant nachgewiesen, daß wir diesen Streit, den Gewold mit Freher führte, als ein nicht unwichtiges Vorspiel zu der politischen Aktion Maximilians betrachten dürfen, die mit der Übertragung der Kur 1623 endete. D. stellt eine größere Arbeit über Gretser in Aussicht, der wir mit Interesse entgegensehen dürfen.

München.

Dr. Paul Joachimsen.

Halfdan Koht, Die Stellung Norwegens und Schwedens im deutschdänischen Konflikt, zumal während der Jahre 1863 und 1864 auf Grund neuer Aktenstudien. Videnskabs-Selskabets Skrifter. II. Histor. filosof. Klasse. 1907. No. 7. Udgivet for H. A. Beneches Fond. Kristiania. In Kommission bei Jacob Dybwad. A. W. Broggers Buchdruckerei 1908. X u. 348 S. gr. 8°.

Diese deutsche Ausgabe erscheint ohne Bezeichnung eines Übersetzers und ist wohl von dem Verfasser selbst besorgt, worauf auch manches Ungewöhnliche im Ausdruck schließen läßt. Der Text umfaßt 252 S., den Rest füllen Aktenstücke. Das Vorwort gibt einen Überblick namentlich über die deutsche, englische und skandinavische Literatur und erwähnt, daß der Verf.,,für Norwegen und Schweden... vor zwei Jahren eine ziemlich vollständige Zusammenstellung von Quellenhinweisen für den Zeitraum 1857 bis 1864 als Manuskript zum Gebrauch für die Studenten" habe drucken lassen. Der Verf. ist ohne Zweifel in dem Stoffe gründlich zu Hause, er ist auch bestrebt unbefangen zu urteilen, wenn es schon deutlich genug hervortritt, daß er mit seinen Sympathien auf dänischer Seite steht.

Der Eindruck dieser breiten Darstellung der schwächlichen von Wünschen vorwärts gedrängten, von Sorge zurückgehaltenen Politik Schwedens, der Norwegen keinen Widerstand leistete und nach der Tradition und der Lage der Dinge auch nicht recht leisten konnte, ist ermüdend. Wie ganz anders durchlebt man die Zeit, wenn man den Spuren Bismarcks folgt, dessen Auftreten den unteren Mächten mehr wie eine Ungehörigkeit erscheint, ihnen aber tatsächlich die Wege vorschrieb. Im ganzen wird die herrschende Auffassung der Dinge nicht wesentlich geändert. Schweden, oder vielmehr die maßgebende Partei in Schweden, vor allem der König Karl selbst, hätte gern die deutschen Mächte gehindert, Dänemark anzugreifen und die Depesche, die der schwedische Minister Manderström am 2. Februar 1864 nach Berlin sandte, um den Übergang der deutschen Truppen über die Eider als ein Unrecht hinzustellen, das jedes Maß überschreite, erscheint als ein phrasenhafter Gefühlserguß, der weder den Tatsachen noch auch den Machtverhältnissen entsprach. Man höre: nous ne saurions trouver un langage trop énergique pour condamner des procédés que nous espérions ne plus voir se produire à notre époque et dont les conséquences retomberont tôt ou tard sur les Puissances, qui ont cru pouvoir en faire usage contre un pays, dont les forces matérielles ne sauraient se mesurer avec les forces réunies de deux des plus grands États de l'Europe. Wir begreifen, daß Bismarck den schwedischen Gesandten, der ihm diese Depesche vorlas, heftig angefahren hat. Ganz abgesehen von der Dreistigkeit, mit der ein Schwede hier die Rechtsüberzeugung eines großen Nachbarvolkes als null und nichtig zu behandeln wagt, ist es doch eine bodenlose und auch von manchen Schweden scharf beurteilte Unvorsichtigkeit, daß der Minister eines Staates, der in dieser Frage eine ganz schwankende Politik verfolgte, die mächtigen Nachbarn so zu verletzen unternahm, ohne den Willen zu haben, wirklich für Dänemark etwas zu tun.

Es gab in Schweden und Norwegen skandinavische Sympathien, die auf eine Verbrüderung der drei nordischen Staaten hinzielte, aber keine Partei Histor. Vierteljahrschrift. 1908. 4.

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von Bedeutung, die ernsthaft auf dies Ziel losging. Überdies hatte Schweden während des Krimkriegs allerlei Verhandlungen mit den Westmächten geführt, die zuletzt von dem Wunsch getragen waren, Finnland wieder zu gewinnen. Schweden hatte dadurch Rußland gereizt und suchte auch in dem deutsch-dänischen Konflikt Anschluß an die Westmächte. Aber hier war nichts Gewisses zu finden. Frankreich war ganz kühl und eher wohlwollend für Preußen und die nationalen Forderungen der Schleswig-Holsteiner. England aber machte zwar große Worte, war aber entschlossen, über einige lärmende Demonstrationen gegen das Erscheinen der österreichischen Flotte in der Nordsee und Ostsee nicht hinauszugehen. Ohne England hielt sich Schweden aber nicht stark genug, für Dänemark einzutreten. Daher die halben Maßregeln. Diese namentlich aus schwedischen Akten bereicherte Darstellung bestätigt also nur den Hauptpunkt der bisherigen Ansicht: daß Dänemark durch die Sympathiebezeugungen und halben Zusagen seiner Freunde Schweden und England nur verleitet worden ist, hartnäckig zu sein in Perioden des Kampfes, in denen es mit leichteren Opfern den Frieden hätte schließen mögen. „Das Endergebnis der kriegerischen skandinavischen Politik war somit notwendig gegeben; sie war auf Illusionen aufgebaut und konnte eine ernste Probe nicht ertragen. Der persönliche Anteil Manderströms darin ist schwer zu beurteilen; ein stärkerer Wille scheint ihn vorwärts getrieben zu haben, er hat sich wohl oft nur den Wünschen des Königs Karl gefügt. Die Leichtsinnigkeit der königlichen Politik tritt in mehreren Fällen in die grellste Beleuchtung, und es ist sogar nicht immer möglich, an ihre edlen Motive zu glauben; macht- und glanzsüchtiger Ehrgeiz verflicht sich mit dem ritterlichen Drange, dem Schwachen Hilfe zu bringen". Wie weit dies Urteil berechtigt ist, läßt die Untersuchung selbst nicht erkennen. Sie bewegt sich nur in den diplomatischen Akten, aber in diesen Worten haben wir das Urteil eines in dieser Periode wie wenige unterrichteten Autors.

Breslau.

G. Kaufmann.

Die 27. Jahresversammlung der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde fand am 7. März 1908 in Köln statt. Seit der letzten Hauptversammlung gelangten zur Veröffentlichung: Landtagsakten von Jülich-Berg (G. v. Below) Bd. 2 (1563-89); Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv Bd. 4 (1353—1362); Die Kölner Zunfturkunden (H. v. Loesch) Bd. 1-2. Die Leitung der Weistümer hat nach dem Tode von Geheimrat Loersch vorläufig Prof. Stutz übernommen. Für Bd. 2 der Kurtrierischen Weistümer ist das Material größtenteils schon gesammelt, doch muß zu seiner Ergänzung noch ein geeigneter Bearbeiter gewonnen werden. Für die Kurkölnischen Weistümer wurde als Bearbeiter Referendar Edwin Mayer in Bonn gewonnen. Die Arbeit für die Herausgabe der Prümer Weistümer (Forst) konnte noch nicht abgeschlossen werden. Die Arbeiten für Bd. 2 der Werdener Urbare (Kötzschke) hofft man in Jahresfrist zu bewältigen, nur noch der Druck von Einleitung und Register steht aus. Zur Fortführung der I. Reihe der Jülich-Bergischen Landtagsakten ist ein neuer Mitarbeiter zu gewinnen, von der II. Reihe ist

der Abschluß des Druckes von Bd. 1 (Küch) erst im nächsten Jahr zu erwarten. Mit der Drucklegung von Bd. 2 der Kölner Matrikel (Keussen) kann erst 1909 begonnen werden. Die Ausgabe der ältesten rheinischen Urkunden bis 1100 und des 1. Bandes der Regesten der Kölner Erzbischöfe konnte von dem Bearbeiter (Oppermann) infolge von Krankheit nicht gefördert werden. Dagegen befindet sich Bd. 3 der Regesten (Knipping) schon im Druck, und Bd. 4 (Kisky) in Bearbeitung. Vom Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (Fabricius) ist die Karte der Kirchlichen Einteilung der Rheinlande im Mittelalter samt dem dazugehörigen Texte im Druck. Eine Untersuchung über das pfälzische Oberland Simmern mit dem Gebiet der Propstei Ravengiersburg wird demnächst veröffentlicht. Der Textband zu den Romanischen Wandmalereien (Clemen) konnte noch nicht abgeschlossen werden. Von den Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der niederrheinischen Städte (Ilgen) soll das Manuskript für die Neusser Quellen (Lau) bis Weihnachten fertig gestellt werden, das für die Deutzer Quellen (Hirschfeld) ist erst später zu erwarten, das Material für die Trierer Quellen (Rudolph) ist vollständig gesammelt. Dagegen konnte die Bearbeitung der Stadtrechte von Boppard und Oberwesel (Richter) nicht gefördert werden. Für das beschreibende Verzeichnis der Trierer Münzen vom Mittelalter bis zum Jahre 1794 ist die Bearbeitung des 1. Teils (Menadier) bis auf Erzbischof Balduin zu Ende geführt, die des 2. Teils von 1556 bis 1794 (v. Schrötter) aber bereits druckfertig geworden. Von den Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv (Sauer) soll Bd. 5, bis 1378 reichend, noch 1908 erscheinen. Von der Publikation der Rheinischen Siegel (Ilgen) geht die 2. Lieferung, welche die Siegel der Trierer Erzbischöfe enthalten wird (Ewald) ihrem Abschlusse entgegen. Der Druck des 2. Bandes der Jülich-Bergischen Kirchenpolitik (Redlich) soll noch im Laufe des Jahres beginnen. Neu in Angriff genommen wird die Herausgabe der Statuten des Kölner Domkapitels vom 13. bis zum 18. Jahrhundert (Stutz und Kallen). Für die Archivinventarisation hat Krudewig die Kreise Montjoie, Eupen und Malmedy bereist. Mit dem Druck der Inventarisierung des Neuwieder Archivs (Schultze) soll im Sommer begonnen werden, die Arbeit wird von der Gesellschaft unterstützt. Mit der Kgl. Akademie der Wissenschaften in Berlin wurde die Herausgabe eines Wörterbuches der rheinischen Mundarten (Joh. Franck) vereinbart. Nach dem Bericht der Kommission für Denkmälerstatistik der Rheinprovinz, deren Vorsitz nach dem Tode von Geheimrat Loersch dem Provinzialkonservator Prof. Clemen übertragen wurde, konnte die Drucklegung der Kunstdenkmäler des Kreises Düren, weil deren Bearbeiter, P. Hartmann, zurückgetreten ist, noch nicht erfolgen. Gefördert wurde dagegen die Bearbeitung der Kunstdenkmäler der Stadt Köln (Rahtgens und Krudewig). Nach dem Bericht über die Mevissenstiftung soll der Druck der zweiten Preisschrift, der Historischen Topographie der Stadt Köln im Mittelalter (Keussen) binnen Jahresfrist vollendet sein.

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Nach dem 3. Jahresbericht der Gesellschaft für Fränkische Geschichte über das Jahr 1907 konnte als erste Veröffentlichung die Chronik

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