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Einleitung.

Reichs- und Kaiseridee seit 1815.

Lorenz, Wilhelm I.

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er das Fortleben der Kaiser- und Reichsidee im deutschen Volke, wie sie sich in allgemeinen literarischen, poetischen und publizistischen Quellen und Äußerungen zu erkennen gibt, erörtert und darstellt, findet einen kaum zu bewältigenden Stoff vor. Vielleicht bei keiner anderen Nation sind die Wünsche und Hoffnungen, eine größere nationale Einheit und Bedeutung zu erlangen, schon seit dem westfälischen Frieden lebendiger und stärker hervorgetreten, wie in Deutschland. Die Masse dessen, was seit jener Zeit und besonders seit den Befreiungskriegen in Schriften, Briefen und auch in poetischen Ergüssen zu Tage gefördert wurde, ist so groß, daß alle noch so anerkennenswerten Versuche ein Bild und einen möglichst vollständigen Überblick von dieser Gattung politischer Literatur zu geben kaum erschöpfend genannt werden können. Es gibt aber kein Geschichtswerk, welches den Mut gehabt hätte, von den wohlgemeinten Einheitsträumen abzusehen, wenn es sich darum handelte, die politische Entwicklung des heutigen Zustands und der heutigen Staatsverhältnisse Deutschlands zu zeigen. Zwar hat in der neuesten Zeit bei mehreren der bedeutendsten Geschichtschreiber das Interesse für diese, man darf sagen schöngeistigen Äußerungen politischer Denkungsart einigermaßen abgenommen, aber kaum jemand hat die Frage beantwortet, ob und wie vielen Wert und Einfluß diese Dinge auf den wirklichen Gang der Ereignisse und auf die Gestaltung der Rechts- und Staatsverhältnisse genommen haben. Es ist ja sicher, daß nicht nur kühn ausgesprochene Pläne und Gedanken, sondern selbst Träume und poetische und patriotische

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