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I. Ein léït ung.

Buonaparte hatte, nach seinem eigenen Ausdrucke,

Piemont noch nicht reif zur Revolution gefunden, und es deshalb vorgezogen, den König von Sardinien zu einer Offensiv - Allianz zu nöthigen, welcher in dem Vertrage vom 5ten April 1797 die Verpflichtung übernahm, achttausend Mann Fußvolk, tausend Reuter und vierzig Geschüße zu stellen. Allein das Direktorium, mit dem Plane beschäftigt, ganz Italien zu revolutioniren, zögerte mit der Genehmigung, und ertheilte diese auf das dringende Anliegen des Feldherrn erst in dem Augenblicke, wo die Stellung des Contingents entbehrlich wurde *).

Desterreich hatte in dem Pråliminar - Vertrage von Leoben auf die Niederlande und die Lombardei, unter Vorbehalt von Entschädigungen verzichtet, welche

*) Recueil des Traités III. 163-168. Napoléon Mémoires IV. 141-147.

Buonaparte in dem Gebiete der Republik Venedig fand; der am 17ten October 1797 zu Campo Formio unterzeichnete definitive Friedensschluß bestimmte Folgendes über den Besißstand: Desterreich tritt an die franzd fische Republik die Niederlande, an die neugebildete cisalpinische den größten Theil seiner bisherigen italienischen Besitzungen ab, und erhålt dafür venetianische Provinzen, so daß seine Grenze von Tirol aus bei Gardola das westliche Ufer des Gardasee's be rührt, diesen durchschneidet und bei Lazise auf das östliche Ufer tritt. Von hier wird eine noch nåher zu bezeichnende militairische Linie nach S. Giacomo gezogen; die Grenze folgt darauf dem linken Ufer der Etsch bis zur Einmündung des Canal bianco, (jedoch fällt der rechts des Flusses gelegene Theil von Legnago mit einer Rayon von 3000 Toisen an Desterreich), dann dem linken Ufer dieses, so wie des Canals Polesella, bis zum Po, und dem linken Ufer dieses Stromes bis an das adriatische Meer *).

Die cisalpinische Republik wurde aus den vené tianischen Provinzen westlich der Etsch, der Lombardei und Mantua, dem bisherigen Herzogthume Modena, den vom Papste abgetretenen Legationen Bologna, Ferrara, Romagna, und aus der von Graubündten losgerissenen Landschaft Valtelina mit Bormio und Chiavenna zusammengesetzt. Sie enthielt gegen vier

*) Recueil des Traités IV. 282-292. Martens. Recueil VII. 208.

Millionen Einwohner, und galt zwar für selbstständig, blieb aber der Natur der Sache nach in gänzlicher Abhängigkeit von Frankreich, was sich deutlich ergab, als der gesetzgebende Körper die Ratification des mit dieser Macht abgeschlossenen überaus låftigen Allianztractats verweigerte *). Der Präsident wurde mit zwanzig Mitgliedern, welche vorzüglich dagegen gesprochen, entsegt und verhaftet, und zugleich eine Contribution auf das Land ausgeschrieben, daß nun wieder als ein von Frankreich erobertes betrachtet werden sollte; nur unbedingte Nachgiebigkeit vermochte diesen drohenden Sturm zu beschwichtigen.

Der Kirchenstaat erfreute sich nicht lange der theuer erkauften Ruhe. Joseph Buonaparte, nach dem Frieden von Tolentino französischer Botschafter in Rom, begünstigte insgeheim die Umtriebe der dortigen Revolutionåre, und nach seinem Palaste zog der bewaffnete Haufe, welcher am 28sten Decem

*) Die wesentlichsten Bedingungen waren: die cisalpinische Republik zahlt jährlich 18 Millionen Franken zum Unterhalte des sie beschüßenden französischen Corps; fie erbaut eine neue Festung bei Rocca d'Anfo, befestiget Goito, so wie die Höhen bei Valleggio, und verstärkt die Werke von Peschiera und Mantua. Die cisalpinischen Truppen_ste= hen unter dem Befehle französischer Generale; wenn Abtheilungen von ihnen mit französischen zusammenkommen, so hat bei gleichem Grade der Anführer der lehtern das Commando; die Besaßungen von Mantua, Peschiera und Ferrara müssen immer wenigftens zur Hälfte aus Franzofen bestehen. Recueil des Traités IV. 492-496. 449501, Moniteur l'an VI. P. 750.

ber 1797 die Republik auszurufeu wagte; bei dem höchst zweideutigen Benehmen des Personals der Gesandtschaft geschah es, daß der dazu gehörige General Duphot in dem, zwischen den Meuterern und påbstlichen Soldaten entstandenen Gefecht, getödtet wurde. Unter dem Vorwande des verlegten Völkerrechts reiste der Gesandte ab, und bald darauf führte General Berthier 15,000 Mann aus Oberitalien gegen den Kirchenstaat, von denen eine Division, ohne Widerstand zu finden, am 11ten Februar 1798 Rom besetzte. Angeblich beabsichtigte man nur, die Mörder Duphots zu bestrafen, indeß enthüllte sich der eigentliche Zweck schnell genug, indem am 15ten Februar ein Volkshaufe die römische Republik proclamirte, welche der französische Anführer noch selben Tages beståtigte. Papst Pius VI. wurde nach Siena, im Monat Mai nach der Carthause bei Florenz abgeführt, und das Besißthum der bisherigen Regierung, namentlich alle Kunstschäße, der französischen Republik zugesprochen; der neue Freistaat übernahm den Unterhalt der beschüßenden Armee, und zahlte 34 Millionen Franken Contribution *).

Auch die Schweiz konnte der habgierigen Aufmerksamkeit des Direktoriums nicht entgehen, und da

*) Moniteur p, 638 670 - 672. Jomini X 333-336. Gouvion St. Cyr Mémoires pour servir à l'histoire militaire sous le Directoire etc. etc. I. 270–275. (Instruction des Directoriums für Berthier).

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