Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

land zu fallen, vereint mit dem Bewußtsein, gesiegt zu haben, wird ihnen Trost zum Sterben, Linderung im Leiden gewähren.

Der liebe Gott möge auch fernerhin unseren Waffen den Sieg verleihen. Ich danke den Herren Generalen und Offizieren, sowie den Soldaten der Zweiten Armee für ihre Tapferkeit im Kampfe, ihre Ausdauer in Ueberwindung der schwierigsten Verhältnisse, indem ich mich stolz fühle, solche Truppen zu führen.

Hauptquartier Ponswiß, den 4. Juli 1866.

gez. Friedrich Wilhelm."

2. Kapitel.

Das Füfilier-Bataillon während seiner Abkommandirung
vom 29. Juni bis 11. Juli.

Wir haben das Füsilier-Bataillon verlassen, als ihm am 28. abends in Trautenau, zugleich mit dem II. Bataillon Franz und einer Eskadron LandwehrHusaren die Bewachung und Begleitung von etwa 3000 Gefangenen übertragen worden war.

Der Dienst dieses Bataillons, dessen Kommandeur Oberstlieutenant v. Burghoff zum Kommandanten von Trautenau ernannt wurde, gestaltete sich für Offiziere und Mannschaften ungemein anstrengend. Zunächst war es nothwendig, in den vielfach verfahrenen Straßen der Stadt die durch den Kampf am 27. verursachte Unordnung zu beseitigen und den erlaubten und unerlaubten Beitreibungen der außerhalb liegenden Truppen mit großer Energie entgegenzutreten. Offizierpatrouillen durchzogen daher in den ersten Tagen fortwährend die Stadt und das Bataillon biwakirte zwei Tage lang auf dem Marktplage, ehe es in den Quartieren der Stadt untergebracht wurde. Fernerhin mußten die umfangreichsten Beitreibungen vorgenommen werden, da nicht nur für die eigene Verpflegung und die der 3000 Gefangenen, sondern auch für die zahlreichen Verwundeten beider Schlachttage, für das ärztliche Personal, sowie für Einrichtung von Lazarethen zu sorgen Die Schwierigkeiten steigerten sich dadurch, daß die Einwohner der Stadt theilweise geflohen und nur wenige Bürger bei der Versorgung der Verwundeten behülflich waren. Ferner trat als ungünstiger Umstand hinzu, daß der Zahlmeister des Bataillons infolge Abkommandirung fehlte und die Lazareth- wie Intendanturbeamten noch nicht eingetroffen waren. Die nächste dringlichste Arbeit bildete das Aufsammeln der Verwundeten von der Straße, aus den Häusern und von dem Schlachtfelde, wo dieselben zerstreut und versteckt umher lagen. Hier verdient die aufopfernde, rastlose Thätigkeit des Stabsarztes Dr. Böhm besonders rühmende Erwähnung zu finden. Auch die Todten mußten schleunigst beerdigt, ebenso die Pferdekadaver vergraben werden, da ihr Verwesungsgeruch bereits die Luft verpestete. Ueberdies war ein bedeutender Wachtdienst zu leisten, zumal die Zahl der Gefangenen bis zu 4000 stieg.

war.

Gegen 2000 der letzteren wurden außerhalb der Stadt in einer mit massiven

30. Juni 1866.

Mauern umgebenen Spinnerei untergebracht. Hier brach in der Nacht des 29. Juni plötzlich Feuer aus, das bereits um 11/2 Uhr die ganze Spinnerei ergriffen hatte. Der Feuerlärm, bei welchem sich sofort die in der Stadt mit ihren Waffen entlassenen österreichischen Offiziere sammelten, das zufällige Durchrücken von Truppen des I. Armeekorps, sowie einige vielleicht von Marodeuren herrührende Schüsse verursachten das Gerücht, die Oesterreicher rückten an, um ihre Gefangenen zu befreien. Von diesen wurde daher der größte Theil unter Bedeckung der 10. Kompagnie und der Landwehr-Husaren nach Schlesien in Marsch geseßt.

Am Morgen des 30. folgte, unter Bedeckung der 11. Kompagnie, der Rest der gefangenen Oesterreicher mit den Offizieren. Weitere 4 Offiziere, 350 Mann, die am 30. noch eingebracht wurden, marschirten ebendahin am 2. Juli unter Bedeckung der 9. Kompagnie ab. Von der zuletzt erwähnten Kolonne wurden außerdem noch 2 eroberte Geschütze, 1 Fahne vom österreichischen Regiment Alexander und 21 Wagen mit Waffen fortgeschafft. Den sämmtlichen Transporten war Waldenburg als Marschziel angewiesen, wo ein Kommando des Ersatz-Bataillons 10. Infanterie-Regiments zur Uebernahme der Gefangenen bereit stand.

Die 10. Kompagnie, welche als erste in der Nacht nach dem Brande abrückte, fam erst am Morgen des 30. Juni mit ihren 1726 Gefangenen in Schömberg an, weil viele der legteren bei dem Brande das Schuhzeug verloren hatten und nur langsam marschirt werden konnte. Die Gefangenen wurden bei der Ankunft in Schömberg in der Kirche untergebracht. Am 1. Juli gelangte dieser Transport nach Grüssau, wo wiederum die Kirche als Unterkunftsraum dienen mußte. Endlich am 2. Juli erfolgte die Abgabe der Gefangenen in Waldenburg. Dort traf auch die 11. und 9. Kompagnie nach zwei Tagemärschen ein. Die beiden lettgenannten Kompagnien traten alsdann vereint mit der 10. in Eilmärschen, ohne sich Ruhetage zu gönnen, ihren Rückmarsch an und vereinigten sich am 11. Juli in Nalhütten mit der 12. Kompagnie wieder zum geschlossenen Bataillon.

3. Kapitel.

Begebenheiten vom 5. Juli bis zum Waffenstillstand am 22. Juli.

Die Verfolgung der geschlagenen österreichischen Armee wurde anfangs nur schwach betrieben, da die Elbe und die Festung Königgrätz hinderten. Erst im Laufe des 6. bezw. 7. gewann die Kavallerie-Division des Generals v. Hartmann wieder Fühlung mit der feindlichen Arrieregarde bei Leitomischel und stellte fest, daß die Oesterreicher mit ihrer Hauptmacht auf Olmüß zurückgegangen und nur das 10. Korps Gablenz, sowie 4 Kavallerie-Divisionen unter Prinz Holstein südlich auf Wien im Rückzuge begriffen waren. Verschiedene österreichische Anträge auf Waffenstillstand wurden abgewiesen, weil ihnen die Absicht zu Grunde lag, während dieser Zeit die bei Custozza siegreiche Süd-Armee nach Wien zu ziehen. Zwecks rascher Beendigung des Feldzuges beschloß daher König Wilhelm, mit der Elb- und Ersten Armee direkt auf Wien zu marschiren und die Zweite Armee dem Feinde auf Olmüß folgen zu lassen, um die sich dort im verschanzten Lager sammelnde österreichische Armee in Schach zu halten.

Infolgedessen marschirte am 5. Juli, mittags 12 Uhr, nach dem Abkochen 5. Juli 1865. die 2. Garde-Infanterie-Division vom Biwak bei Langenhof ab, zuerst in der Richtung auf Stezirek, dann weiter auf Pardubiß und bezog bei Libisan Biwak.

Am 6. Juli, um 8 Uhr morgens, wurde, nachdem die zur Deckung der 6. Juli 1986, Bagage bei Königinhof verwendete 1. Kompagnie wieder zum Regiment gestoßen war, der Marsch längs der von Pardubig nach Königgrät führenden Eisenbahn fortgesetzt. Auf diesem Wege waren die Spuren des Rückzuges der österreichischen Kavallerie noch überall deutlich sichtbar. Unter mancherlei Marschstockungen wurde die Pardubiger Brücke erreicht, die zwar vom Feinde zerstört, aber von unseren Pionieren durch zwei Pontonbrücken ersetzt war.

Nach einer Kreuzung mit Theilen des I. Korps und der 1. Garde-InfanterieDivision, die einen Halt von zwei Stunden verursachte, konnte Pardubit passirt werden. An dem inmitten der Stadt gelegenen alterthümlichen, großartigen Schloß, das als Quartier sehr erwünscht gewesen wäre, mußte leider vorbeimarschirt werden. Alles war schon darauf gefaßt, das elfte Biwak zu beziehen, als der tröstliche Befehl erging, in Alarmquartiere zu rücken. Trotzdem jeder Kompagnie nur ein kleines Gehöft zur Verfügung stand, worin auch noch Artillerie aufgenommen werden. mußte, waren die Mannschaften doch glücklich, einmal wieder unter Dach zu kommen.

Am 7. Juli, als die 3. Kompagnie noch zur Bedeckung der Bagage zurückgeblieben, die 9., 10. und 11. zum Gefangenentransport abkommandirt waren, quartierte sich der übrige Theil des Regiments zusammen mit einer Ulanen-Schwadron in einem einzelnen Gehöft Brzecovice auf dem Dominium des Fürsten Kinsky ein. Jeder Kompagnie wurde ein großer Scheunenraum zugetheilt. Wenn auch hier 40 Offiziere und 1800 Mann dichtgedrängt beisammen lagen, so war doch wenigstens in erster Zeit ausreichende Unterkunft und Verpflegung für Alle vorhanden.

Die von Seiner Majestät für den Feldgebrauch der Offiziere eingeführten neuen Achselstücke wurden damals zum ersten Male angelegt.

Zur Sicherstellung der Rekrutenausbildung beim Ersay-Bataillon gingen von hier aus, auf Befehl der Division, der Premierlieutenant v. Seydlig und 6 Unteroffiziere nach Coblenz zurück.

Es regnete zu dieser Zeit täglich. Allmählich machte sich auch wieder der Brotmangel fühlbar, so daß aller Verbote ungeachtet die noch unreifen Kartoffeln von den Leuten geerntet wurden. Für die Verpflegung war man einzig auf Beitreibung angewiesen und nur bei raschem Vordringen erschien es möglich, die Mittel zur Unterhaltung so großer Kräfte weiter zu finden.

Am 9. Juli früh wurde die Truppeneintheilung der Division geändert. Die 7 Juli 1866. Avantgarde sezte sich zusammen aus:

1. Bataillon Franz,

I. und II. Bataillon Augusta,

3. und 4. Eskadron 3. Garde-Ulanen,

3. 4pfdge. Garde-Batterie,

1 Pionier-Kompagnie.

Kommandant derselben war Oberst Mirus.

9. Juli 1866.

10. und 11. Juli 1866.

11. Juli 1866.

12. Juli 1866.

Das Füsilier-Bataillon, dessen 9., 10. und 11. Kompagnie noch nicht beim Regiment angelangt waren, wurde im Voraus der Reserve zugetheilt.

Das Gardekorps, auf dem linken Flügel der in breiter Front gegen Olmüß vorrückenden Zweiten Armee befindlich, marschirte am 9. Juli auf Wildenschwert und hatte am Abend dieses Tages ein größeres, fünf Meilen entferntes feindliches Biwak bei Hohenstadt vor sich. Die vorgeschobene Kavallerie-Division Hartmann war inzwischen wieder in Fühlung mit dem Feinde getreten.

Die Avantgarde der 2. Garde-Infanterie-Division rückte an diesem Tage bis Wildenschwert vor. Die Infanterie-Tete blieb in dem engen, kurz vor dem Orte befindlichen Passe stehen und setzte Vorposten aus. Das Regiment wurde dicht hinter der Vorpostenlinie in Gerhartig untergebracht, nur die 12. Kompagnie mit dem Bataillonsstabe kam nach Sitin.

Vom 10. ab ging der Marsch in südöstlicher Richtung vorwärts. Die Avantgarde erreichte Rathsdorf, wo am 11. geruht wurde. Die 9., 10. und 11. Kompagnie gelangten an diesem Tage nach Nalhütten, vereinigten sich hier mit dem Regiment und konnten sich endlich den ersten Ruhetag nach ihrem am 21. Juni erfolgten Ausmarsch aus Brieg gönnen.

Wenngleich dieser Ruhetag wiederum einen größeren Abstand zwischen das Gardekorps und den Gegner legte, so war er doch äußerst nothwendig. Das Schuhzeug war in einen bedenklichen Zustand gerathen und mußte ausgebessert werden, wozu die Möglichkeit erst jetzt am 11. Juli durch das Eintreffen der Bagage und Tornisterwagen gegeben wurde. Troy Ueberfüllung herrschte allgemeine Freude, wieder unter einem schützenden Dache zu sein. Die tagelang entbehrte körperliche Reinigung, das Wechseln und Pußen der Sachen half einem lang gefühlten Bedürfniß ab. Hier in Rathsdorf erreichte das Regiment ein Geschenk des hohen Chefs, bestehend in Cigarren, Cognac und Medikamenten gegen Cholera und andere Krankheiten. Ein Kammerdiener Ihrer Majestät hatte es meisterhaft verstanden, die werthvolle Sendung durch die Anfechtungen der hinter der vorderen Linie befindlichen Verpflegungszonen hindurchzubringen.

Um die Eisenbahnverbindung zwischen Olmütz und Wien dauernd zu unterbrechen und der feindlichen Haupt-Armee den Weg nach Wien zu verlegen, hatte der Kronprinz bereits am Abend des 11. Juli einen Rechtsavmarsch eines Korps angeordnet. Da jedoch zur Ausführung dieser Bewegung, abgesehen von schwer passirbaren Seitenwegen, nur eine größere Straße benutzt werden konnte, so hatten die Korps erst am 15. Juli die befohlenen Marschziele erreicht.

Das Regiment hatte den Ruhetag in Rathsdorf zu Vorbereitungen für den Marsch gut benutzt. Namentlich hatte man an den Stiefeln nach Möglichkeit gearbeitet und war hierbei erst recht zur Erkenntniß gekommen, in welch traurigem Zustande sich die Fußbekleidung befand. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, wurden die Schuhmacher vom nächsten Marschtage an auf Wagen gesetzt, damit sie Kräfte behielten, um im nächsten Quartier weiter arbeiten zu können.

Am 12. Juli marschirte man über Böhmisch-Trüvau längs der Brünner Eisenbahn weiter. Der Marsch in der schönen, aber bergigen Gegend war sehr beschwerlich. Nach Ueberschreitung der Mährischen Grenze bezog die Avantgarde

Biwak bei Schönhengst, nur ein kleiner Theil derselben fand in dem armen
Dörfchen selbst Unterkunft. Das Füsilier-Bataillon quartierte sich in Hermsdorf ein.

Auf dem (zwar) nur 11⁄2 Meilen langen Marsch am 13. Juli entstand viel 13. Juli 1866. Aufenthalt dadurch, daß sich bei Mährisch-Trübau Theile des V. und Gardekorps kreuzten. Die Avantgarde kam in Lohsen und Mickersdorf, das Füsilier-Bataillon in Mölingsdorf unter. Letzteres Bataillon, zur Reserve gehörig, sollte am 14. Juli nach Novi-Palens quartieren. Da dieser Ort jedoch nur auf den Karten, in Wirklichkeit aber nicht vorhanden war, so mußten die Füsiliere 6 Uhr abends ein Biwak bei Jaromirsiz aufschlagen. Das I. Bataillon bezog in Neuhof, das II. Bataillon in Hausbrunn Quartiere.

An diesem und den folgenden meist sehr heißen Tagen marschirten die Truppen, um Kreuzungen und die Hige zu vermeiden, erst nachmittags aus.

Am 14. und 15. Juli fanden auf dem rechten Flügel der Armee mehrere 14. Juli 1866. Zusammenstöße mit dem Feinde statt, aus denen man mit ziemlicher Sicherheit schließen konnte, daß die feindlichen Hauptkräfte von Olmüz auf Wien in Marsch gesetzt waren. Daher ordnete der Kronprinz an, daß das 1. Korps gegen Olmüß Aufstellung nehmen, das V. Korps dagegen mit der Kavallerie-Division den Abmarsch der Desterreicher begleiten und möglichst beunruhigen sollte. Das Garde- und VI. Korps endlich sollten auf Brünn vormarschiren, wo bereits am 12. Juli die Avantgarde der Ersten Armee einmarschirt war.

Infolge veränderter Marschrichtung der Division bildete die Avantgarde am 15. die Reserve, und es gelangten die Grenadier-Bataillone erst um 61⁄2 Uhr abends zur Ruhe, während das Füsilier-Bataillon bereits gegen 311⁄2 Uhr nachmittags unter Dach kam.

Auf dem sehr anstrengenden Weitermarsch wurde, nachdem die Division das Mährische Waldgebirge auf fast unwegsamen Pfaden durchschritten hatte, am 17. Juli abends die nächste Umgegend von Brünn erreicht. Wegen der Steilheit der Wege konnten an diesem Tage die Pferde die Fahrzeuge nicht allein fort= bewegen, so daß die Mannschaft mit Hand anlegen mußte. Ueberdies waren die Pfade so schmal, daß ein umgestürzter Wagen ein Hinderniß für die ganze Kolonne bildete.

Am 18. Juli nachmittags brach die Avantgarde wieder gen Süden auf und 18. Juli 1866. gelangte bei heftigem Gewitter und Regengüssen nach Sokolnig und Ottmarau.

Schon Anfang Juli, namentlich in den Tagen nach der Schlacht bei Königgrät, waren häufig Fälle von Brechruhr vorgekommen, aber wieder verschwunden, als das mehrtägige Biwaksleben aufhörte. Nach den großzen Anstrengungen des 17. steigerten sich jedoch Zahl und Heftigkeit der Anfälle, und am 18. stellten die Aerzte den Ausbruch der Cholera-Epidemie fest. Als erstes Opfer der Seuche erlag der Grenadier Grosche der 5. Kompagnie.

Die Teten der preußischen Armeen waren am 18. nur noch zwei Tagemärsche von Wien entfernt. Zu dieser Zeit war die Tiefe der Marschkolonnen eine so bedeutende, daß die Teten der vorn befindlichen Ersten und Elb-Armee verhalten mußten. und die Armee des Kronprinzen den Befehl zum beschleunigten Nachrücken erhielt. Geschichte des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4.

7

« ZurückWeiter »