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Zweigen Hütten gebaut wurden. Herrlich mundete der kostbare Inhalt der Bierkeller von Königinhof, die durch die 1. Garde-Infanterie-Division militärisch besett und weise verwaltet wurden. Die Verpflegung geschah durch Viehbeitreibung und Lieferungen der Kolonnen.

Am 2. Juli kamen endlich von Eypel die Zahlmeister mit den lang ersehnten Tornistern und Bagagewagen an. Drei Ruhetage in diesem hübschen Biwak bei Komar waren sowohl für die Erholung der Mannschaften, als auch für die Instandsetzung der Sachen sehr nüglich.

Seine Majestät der König war inzwischen zur Armee abgereist und hatte nachfolgenden Befehl an dieselbe erlassen:

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Ich begebe Mich heute zu Euch, Meinen im Felde stehenden braven Truppen und biete Euch Meinen Königlichen Gruß. In wenigen Tagen sind durch Eure Tapferkeit und Hingebung Resultate erfochten worden, welche sich würdig anreihen an die Großthaten unserer Väter. Mit Stolz blicke Jch auf sämmtliche Abtheilungen Meines treuen Heeres und sehe den nächsten Kriegsereignissen mit freudiger Zuversicht entgegen.

Soldaten! Zahlreiche Feinde stehen gegen uns im Kampfe. Laßt uns indeß auf Gott den Herrn, den Lenker der Schlachten und auf unsere gerechte Sache bauen. Er wird durch Eure Tapferkeit und Ausdauer die sieggewohnten preußischen Fahnen zu neuen Siegen führen.

Berlin, den 30. Juni 1866.

gez. Wilhelm."

Bis zum 29. Juni war der erste Theil des Feldzugsplanes geglückt. Die preußischen Armeen standen jetzt in sich vereinigt, ohne daß es dem Feinde gelungen wäre, dies zu verhindern; auch untereinander hatten sie dermaßen Fühlung gewonnen, daß nunmehr ein vereinter Angriff möglich war.

Beim weiteren Verlauf der Operationen sollte der nördlich der Elbe stehende Kronprinz mit dem weiteren Vormarsch warten, bis das Vordringen des Prinzen Friedrich Karl und des Generals Herwarth von Gitschin her in des Feindes linke Flanke die Elb-Defileen geöffnet haben würde.

Nachdem die Ausführung letteren Planes gelungen war und Feldzeugmeister Benedek sich von der Elblinie in die Stellung nördlich Königgrät, woselbst er die Entscheidung abwarten wollte, zurückgezogen hatte, befahl Seine Majestät der König der I. und Elb-Armee am 3. Juli, die Bistriglinie bei Sadowa anzugreifen, der II. Armee aber, mit allen Kräften den Angriff von Norden her zu unterstüßen. Die Vorbereitungen zur großen Entscheidungsschlacht waren hiermit getroffen.

II. Abschnitt.

Von der Schlacht bei Königgrät bis zur Demobilmachung.

1. Kapitel.

Schlacht bei Königgräk.

Das Regiment befand sich am Morgen des 3. Juli mit seinen Grenadier- 3. Juli 1866. Bataillonen als Reserve der 2. Garde-Infanterie-Division im Biwak bei Komar; sein Füsilier-Bataillon war seit dem glücklichen Gefechte am 28. Juni in Trautenau als Besatzung zurückgelassen worden und nur die 12. Kompagnie (Premierlieutenant v. Seydlig) sowie der Stab des Füsilier-Bataillons hatten am 2. Juli abends den Befehl zum Nachrücken erhalten.

Das Biwak bei Komar wurde um 714 Uhr früh alarmirt. Während zur Deckung der Bagage die 1. und 3. Kompagnie zurückblieben, versammelten sich die übrigen 6 Grenadier-Kompagnien an dem südöstlichen Ausgange von Komar. Da der Abmarsch der Reserve erst nach dem des Gros erfolgen konnte, die Bewegungen des letteren aber in dem durch Regen aufgeweichten Lehmboden nur langsam vor sich gingen, so konnte das Regiment sich nicht vor 83/4 Uhr vormittags in Bewegung seßen. Zu dieser Zeit marschirte es auf einem Feldwege bis an die Straße Trautenau-Königinhof vor. Hier wartete es wiederum bis 93⁄4/4 Uhr und folgte dann der Queue des Gros, den Grenadier-Bataillonen Elisabeth. Die inzwischen herangekommene 12. Kompagnie bildete die Tete des Regiments, hinter letterem folgten die Grenadier-Bataillone Kaiser Franz. Nach kurzem Marsch auf der Straße nach Königinhof wurde die Reserve abermals zum Halten genöthigt, da das 2. leichte Feldlazareth und die schwere Garde-Kavallerie-Brigade (Garde du Corps und Garde-Kürassiere) Befehl erhalten hatten, dem Gros der Division unmittelbar zu folgen und sich zwischen diesem und der Reserve einzuschieben. Die Infanterie der Rejerve blieb dadurch hinter der des Gros weit zurück. So kam es, daß sie später für die Dauer des Schlachttages nicht mehr zur Verfügung des Divisions-Kommandeurs stehen konnte. Um den Abstand zu vermindern, wurde der Marsch durch) Königinhof und über die Elb-Brücke nach Möglichkeit beeilt. Dann ging es auf der Miletiner Chaussee am Bahnhofe vorüber, über die Eisenbahn den steilen Höhenrand hinauf.

Das Regiment bog hierauf mit einer Linksschwenkung von der Chaussee ab und marschirte über Dubenet, Wilantiz, Choteborek, Lhota auf Luzan. Südlich tieses Ortes begegnete Seine Königliche Hoheit der Kronprinz den Bataillonen und rief ihnen den Befehl zu, die Richtung auf die durch zwei hohe Rüstern sich tennzeichnende Höhe von Horenowes einzuschlagen. Bis Luzan wurde, um die Marschlänge der Kolonne möglichst zu verkürzen, ausschließlich in Zugfront querfeldein marschirt. An der Tete befand sich die 12. Kompagnie, welcher das II. Bataillon und die 2. und 4. Kompagnie folgten. Nach einem äußerst anstrengenden Marsche über Höhen und durch Wiesengründe gelangte man 21/2 Uhr nachmittags auf die Höhe von Horenowes. Von hier aus sezte die Reserve ihren

Weg unter Führung des Generalmajors Frhrn. v. Loën, östlich von Maslowed vorbei auf Chlum fort. Nachdem letterer Ort um 3 Uhr erreicht war, erhielt das Regiment den Befehl, sich in den Besit von Rosberig zu sehen.

Infolge dieses Auftrages ging die 8. Kompagnie links des nach Rosberig führenden Weges, die 12. Kompagnie rechts davon vor, ihnen folgte zunächst in Kompagniekolonnen der Rest des II. Bataillons (Major v. Gliszczynski), dahinter die beiden Kompagnien des I. Bataillons (Major v. der Osten) als geschlossenes Halb-Bataillon formirt. Später wurde die 12. Kompagnie wieder zurückgezogen und unter Befehl des Oberstlieutenants v. Burghoff mit der 5. Kompagnie zu einem Halb-Bataillon vereinigt.

Die gegen Rosberig vorgehenden Kompagnien fanden den Ort geräumt. Die 1. Garde-Infanterie- Division hatte hier bereits wie bei Chlum das Werk gethan und einen langen schweren Kampf glücklich bestanden. Von Rosberig aus marschirte das Regiment, an der Tete die 8. Kompagnie (Hauptmann v. Studni), gegen die bewaldete Höhe nordwestlich der Dörfer Klacowund, Charbusig vor, machte östlich des dortigen Waldes Halt und hatte hier eine halbe Stunde lang heftiges Granatfeuer auszuhalten, da in unmittelbarer Nähe preußische Batterien aufführen und das feindliche (sächsische) Artilleriefeuer auf diese Stellung hinlenkten.

Hierauf ging das Regiment mit dem Halb-Bataillon v. Burghoff (5. und 12. Kompagnie) außerhalb des Waldes, mit dem Halb-Bataillon v. Gliszczynski (6. und 7. Kompagnie) und v. der Osten (2. und 4. Kompagnie) durch den Waldvor. Hinter letterem traf es mit Truppentheilen des 1. Armeekorps (4. und 44. Regiment) sowie mit Abtheilungen des 35. Regiments zusammen, während sich rechts zwei Bataillone des Kolbergschen Grenadier-Regiments Nr. 9 anschlossen. Mit den genannten Truppen stand das Regiment eine gute Viertelstunde lang im Artilleriefeuer, hatte jedoch hier wie in der dortigen Stellung wenig Verluste, da in dem aufgeweichten Boden die Granaten nicht krepirten. Schließlich rückte das Regiment noch nach einer kleinen Geländesenkung nördlich Stezirek. Auch hierhin verirrten sich noch einige Geschosse, ohne jedoch Schaden anzurichten. Gegen 8 Uhr abends verstummte das feindliche Artilleriefeuer gänzlich. Hier auf dem südlichsten Theil des Schlachtfeldes trafen bald auch rheinische Garnisonnachbarn, die Regimenter Nr. 40 und 68, der Elb-Armee angehörig, von Problus her ein, ebenso das Füsilier-Bataillon des 69. Regiments sowie das 17. und 57. Regiment.

Die Verluste des Regiments durch das Artilleriefeuer waren folgende:

1. Bataillon:

1 Offizier (Lieutenant v. Dergen) leicht verwundet,

1 Mann schwer verwundet,

3 Mann leicht verwundet.

II. Bataillon:

3 Mann leicht verwundet.

Die Fahne des II. Bataillons wurde durch einen Granatsplitter zerrissen und der Fahnenträger durch einen solchen in den Helmadler getroffen.

Um den ihm zugewiesenen Biwaksplatz bei Langenhof zu erreichen, trat das Regiment an der Tete der Reserve um 82 Uhr abends den Marsch über das Schlachtfeld durch das brennende Problus hindurch nach Stresetig an. 102 Uhr stieß es bei Langenhof zur 2. Garde-Infanterie-Division.

Der dortige Lagerplay, eine feuchte Wiese, lag am Fuße der Höhe von Chlum, da, wo General Hiller v. Gaertringen, Kommandeur der 1. Garde-InfanterieDivision, gefallen war und am folgenden Tage beerdigt wurde. Die nothwendigsten Bedürfnisse, wie Holz, Stroh, Lebensmittel, auch die Tornister fehlten. Die Mannschaften wickelten sich daher in ihre Mäntel und legten sich theils auf die nasse Erde, um wenigstens auszuruhen, theils gingen sie an die brennenden Häuser des Dorses, um sich dort zu erwärmen und die Kleider zu trocknen. Weithin sah man die umliegenden Gehöfte in hellen Flammen stehen. Zahlreiche, mit zerschossenen Beinen umherhinkende Pferde drängten sich, wie Hülfe suchend, an die lagernden Truppen. Sie gehörten den beiden österreichischen Kavallerie-Divisionen an, die sich bei Langenhof und Strejeti todesmuthig den preußischen Truppen entgegen geworfen hatten.

Als die Nacht überstanden war und die Morgenjonne das gewaltige blutgetränkte Schlachtfeld beleuchtete, wurden zum Aufräumen Abtheilungen entsendet. Einige österreichische Offiziere bestattete man dicht bei Langenhof mit militärischen Ehren und errichtete ihnen auf dem Grabhügel ein schlichtes Kreuz. Aerzte und Lazarethgehülfen verließen die Truppe und begaben sich in die Feldlazarethe, wo die vorhandenen Kräfte nicht ausreichten.

Da auch noch während der nächsten Nacht auf dem Schlachtfelde verweilt werden sollte, so arbeitete man lebhaft an der Verbesserung des Biwaks und schaffte zum Unterlegen das zertretene Getreide aus der Umgegend herbei. Auch die Strohdächer des Dorfes Langenhof mußten Material zum Lagern und zu Biwaksfeuern liefern. Als die langersehnten Marketender erschienen, wurde ihnen in kurzer Zeit ihr Brotvorrath abgekauft und es geschah nicht selten, daß die Mannschaften, sich gegenseitig überbietend, für ein vierpfündiges Brot bis zu 16 Silbergroschen zahlten. Die Kartoffeln auf den Feldern waren leider noch nicht reif, sonst hätten diese einigermaßen als Ersatz für Brot dienen können. Auch die Versorgung mit Wasser war mangelhaft. In Langenhof befand sich nur ein icmutiger Pfuhl, in welchem einige todte Pferde lagen. Da jedoch besseres Wasser nicht zu beschaffen war, so gebrauchte man dieses trotz seiner Verunreinigung zum Kochen. Gegen Abend erschienen endlich die Fahrzeuge mit den Tornistern und der Offizierbagage sowie auch auch die Proviantkolonne. Ein Proviantbeamter war nicht zur Stelle, und so übernahm der Oberstlieutenant v. Boigts-Rhetz vom Generalstabe mit Hülfe des Zahlmeisters Heine die Vertheilung von Zwieback für einen Tag, sowie von Gemüse, Salz und Kaffee für drei Tage. Erst gegen 2 Uhr morgens war diese Ausgabe beendet. Das besonders heißersehnte Brot war zwar endlich ebenfalls angelangt, mußte jedoch, weil gänzlich verschimmelt, wieder vergraben werden. Leider blieb auch das Futter für die Pferde völlig aus. Die Thiere waren daher fast ausschließlich auf grünen Hafer angewiesen und ihre Kräfte einer bedenklichen Probe unterworfen.

Die Nacht vom 4. zum 5. Juli verlief erträglicher wie die verflossene, doch war der andauernde Regen und der sich über das Schlachtfeld verbreitende Geruch von verwesenden Kadavern sehr lästig. Gegen Morgen wurde der Geruch so stark, daß das Regiment mit Freuden den Befehl zum Weitermarsch begrüßte.

Wie groß die Erfolge der überstandenen Kämpfe und Mühen gewesen, sollten die Truppen durch folgenden Armeebefehl erfahren:

Soldaten Meiner in Böhmen versammelten Armee!

Eine Reihe blutiger und ruhmreicher Gefechte hat die rechtzeitige Vereinigung unserer sämmtlichen Streitkräfte in Böhmen möglich gemacht. Aus den Mir vorliegenden Berichten ersehe Jch, daß dies Resultat durch die sichere Führung Meiner Generale und durch die Hingebung und Tapferkeit sämmtlicher Truppen erreicht worden ist. Unmittelbar darauf hat die Armee trog aller Anstrengungen und Entbehrungen der vorhergehenden Tage unter Meiner Führung den Feind in einer festen Stellung bei Königgräß energisch angegriffen, die gut vertheidigte Position nach heißem Kampfe genommen und einen glorreichen Sieg erkauft. Viele Trophäen, über hundert eroberte Kanonen, Tausende von Gefangenen geben aufs Neue Zeugniß von der Tapferkeit und Hingebung, in welcher alle Waffen miteinander gewetteifert haben. Der Tag von Königgräß hat schwere Opfer gefordert, aber er ist ein Ehrentag für die ganze Armee, auf welche das Vaterland mit Stolz und Bewunderung blickte. Ich weiß, Ihr werdet auch ferner Meinen Erwartungen entsprechen, denn preußische Truppen wußten stets mit dem Heldenmuth diejenige Mannszucht zu verbinden, ohne welche große Erfolge nicht erkämpft werden können. Hauptquartier Horitz, den 4. Juli 1866.

gez. Wilhelm."

Ferner erließ an demselben Tage auch Seine Königliche Hoheit der Kronprinz nachstehenden Armeebefehl:

"

Nur wenige Tage sind vergangen, seitdem wir die Grenze Böhmens überschritten haben, und bereits bezeichnen wiederholte, glänzende Siege unser glückliches Vordringen, sowie das Erreichen unseres ersten Zieles, die ElbUebergänge zu beseßen und mit der Ersten Armee vereinigt zu sein.

Das tapfere V. Armeekorps unter Leitung seines heldenmüthigen Führers schlug drei Tage hintereinander je ein neu herangeholtes, feindliches Korps mit bewunderungswürdiger Auszeichnung.

Die Garde bestand zwei glückliche Gefechte und warf den Feind in glänzender Weise zurück.

Das 1. Armeekorps schlug sich mit außerordentlicher Tapferkeit unter den. erschwerendsten Umständen, 5 Fahnen, 2 Standarten, 20 Geschüße, 8000 Gefangene sind in unseren Händen, und viele Tausende Todte und Verwundete beweisen, wie groß der Verlust sein mußte. Leider haben wir den Verlust mehrerer braven Kameraden zu beklagen, die theils todt oder verwundet in unseren Reihen fehlen. Aber der Gedanke, für unseren König und das Vater

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