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zum Essen. Bevor das Offizierkorps sich mit seinen Gästen, unter denen sich General der Infanterie v. Strubberg und Generallieutenant v. Oidtman befanden, in dem neuen Kasino zu einem Frühstück versammelte, wurde noch eine kurze Besichtigung des Kasernements vorgenommen.

Die Kasernen bilden mit denen der Garde-Kürassiere eine große Gebäudemasse, welche an der Nordostecke des Tempelhofer Feldes auf dem früheren PionierUebungsplay liegt. Je ein Eingang führt von Westen, Norden und Often auf den Kasernenhof. Treten wir durch die Westpforte ein, so sehen wir rechts ein Gebäude, in dem sich das Regiments-Geschäftszimmer, mehrere Bekleidungskammern und Wohnungen für verheirathete Unteroffiziere befinden. Links liegt zunächst die Kaserne des I. Bataillons, dann schließt sich ein Gebäude für verheirathete Unteroffiziere und diesem die Kaserne des II. Bataillons an. Es folgt sodann abermals ein Unteroffizier Wohnhaus und die Kaserne des Füsilier-Bataillons. Alle diese Gebäude liegen auf der Nordseite. Auf der Südfront fallen besonders das große Exerzirhaus und der Offizier-Pferdestall ins Auge. In der Mitte des Hofes liegen noch zwei Gebäude, in denen sich hauptsächlich die Kantinen, Küchen und MannschaftsSpeisesäle befinden. Eine kleine Pforte vermittelt vom Kasernenhofe aus den Durchgang nach dem Kasino. Vor dem Durchschreiten dieser Pforte fällt der Blick noch auf die Kegelbahn, welche bei der Besichtigung alte, liebe Coblenzer Erinnerungen wieder wachrief und allseitig mit großer Freude begrüßt wurde. Von dem Kasino selbst war schon zu Aller Ohren viel Rühmens gedrungen, wie nett und behaglich es eingerichtet sei, und wie praktisch und groß die Räume angelegt wären. Die Erwartungen jedes Einzelnen wurden aber durch die Wirklichkeit noch weit übertroffen.

Der Haupteingang liegt auf der Westseite nach dem Tempelhofer Felde zu. Den Eintretenden begrüßt zunächst ein hochaufgerichteter, zähnefletschender Bär, der den Eingang zu bewachen scheint. Herr v. Pelcken hatte diesen Meister Petz zur Ausschmückung des neuen Kasinos freundlichst übersandt. Dem Bären gegenüber führt eine Treppe in die Kellergeschosse, worin die mächtige Küche und die weiten, geräumigen Weinlager sich befinden. Die Gott Bacchus geweihten Räume verrathen durch ihre erlesene Füllung, daß die Offiziere des Regiments auch fern vom Rhein noch einen guten, edlen Tropfen zu schätzen wissen, und daß dies Verständniß sich auch auf die jüngeren Nachkommen fortgepflanzt hat. Steigen wir die breite, dem Eingange gegenüber liegende Treppe hinauf, so führt uns diese in die eigentlichen Kasinoräume. Am Ablegezimmer vorbei, gelangen wir auf dem mit Jagdtrophäen geschmückten Flur zunächst in das mit einem schönen, behaglichen Kamin versehene Lesezimmer. Durchschreiten wir diesen Raum, so fällt unser Blick vor dem Eintreten in den großen Salon auf den Schrank, der die von Kaiser Wilhelm dem Großzen und Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta getragenen Uniformen des Regiments enthält. Der Salon macht wie das ganze Kasino gleichfalls einen sehr vornehmen und anheimelnden Eindruck.

Die Wände sind mit den Bildern der Regimentskommandeure, zu denen als neuestes das wohlgelungene Porträt des Obersten v. Braunschweig hinzugetreten ist, geschmückt. Aus dem Salon führen zwei große Thüren, die eine in den Eßsaal, die andere in das Frühstückszimmer. Den interessantesten Schmuck des letzteren

bildet das kugeldurchlöcherte Schild des Wirthshauses Au cheval rouge, umgeben von Franctireurfahnen. Vom Frühstückszimmer aus gelangen wir auf eine große, schöne Veranda. Der prächtige, große und hohe Eßsaal, welcher bequem 150 bis 180 Personen fassen kann, ist weiß gehalten. Drei große Kronleuchter vermögen den ganzen Saal taghell zu erleuchten. Zwei dieser Lichtspender sind zu der Neueinrichtung von den Reserve- und Landwehroffizieren geschenkt worden. Auf der einen Seite der Thür hängt das Bild der Parade vom 4. Juli 1885, auf der anderen ein Geschenk der ehemaligen Angehörigen des Regiments - die Erstürmung der Schanze VI, gemalt von Hünten Als Beweise der Gnade Jhrer Königlichen Hoheit des Chefs finden sich ferner eine große Schwarzwälder Uhr und Bilder der hohen Frau und Ihres Gemahls vor. Ein mächtiges eichenes Büffet, welches in der Mitte durch eine nach dem Anrichteraum führende Thür getheilt wird, nimmt die eine kurze Seite des Saales ein.

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Dem Lesezimmer gegenüber liegt auf der anderen Seite des Flurs das Billardzimmer. Geheizt werden alle Räume durch eine Centralluftheizung, die sich außerordentlich gut bewährt.

Die angenehme Stimmung, in die ein Jeder durch diese erste Besichtigung des Kasinos versegt war, wurde noch gehobener, als der Kommandeur sich während des Frühstücks erhob und eine Begrüßungsdepesche Ihrer Majestät verlas. In äußerst gnädigen Worten hieß die hohe Frau das Regiment in seinem neuen Heim willkommen. Auch Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hatte Ihres Regimentes nicht vergessen; nur war infolge einer irrthümlichen Benachrichtigung das Telegramm schon am 28. August eingegangen. Diese Depesche lautete, wie folgt:

„Ich begrüße den heutigen Tag, welcher erstmals das Offizierkorps und das Regiment in seine neuen Räume führt, mit aufrichtiger Theilnahme und dem Segenswunsche, es möchte diese neue Dertlichkeit für die Offiziere zu einer Heimstätte werden, in welcher alle jene großen und seltenen Vorzüge sich vereinigen, die dem schönen deutschen Namen einer militärischen Heimstätte entsprechen. In Erinnerung an den hohen Werth, welchen meine in Gott ruhende Mutter den von ihr in Coblenz geschaffenen Räumen widmete, ist mein Gedenken heute ein besonders herzliches. Die Gnade Seiner Majestät wird wie dem Regiment so auch seinem Offizierkorps auch in den neuerstandenen Stätten leuchtend das Geleite geben für alle Zukunft, dessen bin ich in der dankbarsten Zuversicht gewiß.

Großherzogin von Baden."

Der Rest des Tages, sowie der 28. und 29. waren dem weiteren Einrichten in der neuen Heimstätte gewidmet. Für den 29. abends ergingen an alle ehemaligen Offiziere des Regiments Einladungen zu einem Bierabend in dem neuen Kasino. Zu Aller Freude war die Betheiligung eine sehr zahlreiche. Die Uebergabe mehrerer Geschenke leitete den Abend ein. Zuerst fiel die Hülle von dem vorerwähnten Geschenk ehemaliger Offiziere des Regiments, dem Sturm auf die Düppeler Schanzen, und Se. Excellenz General der Infanterie v. Strubberg sprach im Namen der Geber aus, wie er sich freute, dem Offizierkorps dies Bild über

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reichen zu dürfen, und wie er hoffe, daß dies ein Erinnerungszeichen an die alten Kameraden sein möge, welche ihrerseits so gern an die im Regiment verlebte Zeit zurückdächten. Hierauf dankte der Regimentskommandeur in warmen Worten und versicherte, daß das Regiment beim Anblick des herrlichen Bildes von Neuem gelobe, den Helden von damals nachzueifern, wenn es gälte, Gut und Blut für Kaiser und Reich einzuseßen.

Sodann übergab unter kurzer Ansprache im Namen der Reserve- und Landwehroffiziere der Hauptmann der Reserve Kalbe die beiden schon vorher erwähnten Kronleuchter.

Oberst Frhr. v. Seckendorff gab hierauf dem Dank des Regiments für das prachtvolle Geschenk und der Hoffnung Ausdruck, daß das Gefühl der Zusammengehörigkeit, wie es das aktive Offizierkorps und die Offiziere des Beurlaubtenstandes von Alters her bei dem Regiment ausgezeichnet habe, für alle Zeiten fortbestehen möchte.

Ferner übergab der Rittmeister Frhr. v. Esebeck im Namen seiner und der v. Gerhardtschen Familie ein silbernes Service.

Ihm, sowie dem früheren hochgeschätzten Kommandeur des Regiments, Herrn Generalmajor v. Braunschweig, der sein wohlgelungenes Bild dem Offizierkorps verehrt hatte, dankte Oberst Frhr. v. Seckendorff gleichfalls mit herzlichen Worten.

Schließlich schenkte an diesem Tage der erste Regimentsadjutant, jezige Kammerherr v. Wigleben, dem Offizierkorps den Hammer, mit dem seinerzeit König Wilhelm die Fahnen des Regiments am 18. Januar 1861 genagelt hatte.

Nachdem der mehr offizielle Theil des Festabends erledigt war, wurde den in verlockendster Weise hergerichteten Speisen zugesprochen. Das erste Glas wurde auf das Wohl des Generallieutenants v. Didtman, der gerade seinen Geburtstag feierte, geleert. Freudig stimmte Jung und Alt in das Hoch ein; galt es doch dem Kameraden, der am längsten dem Regiment angehört und stets am treuesten zu ihm gehalten hatte. Der Abend verlief in nettester und anregendster Weise. Alte Erinnerungen wurden ausgetauscht und frohe verflossene Stunden im Geiste noch einmal durchlebt.

Der folgende Tag, der als Geburtstag der hochseligen Kaiserin ohnehin ein Festtag für das Regiment war, vereinigte die Theilnehmer des vergangenen Abends um 6 Uhr zu einem Einweihungsfest des Kasinos. Hierzu waren auch Seine Hoheit Maximilian Prinz von Baden, als Vertreter des hohen Chefs, sowie die direkten Vorgesetzten erschienen. Bereits am Morgen hatte das Regiment eine Huldigungsdepesche an Ihre Königliche Hoheit abgesandt, in der das Gefühl treuester Verehrung und die Versicherung ausgesprochen war, daß das Regiment in Kriegsund Friedenszeiten mit Stolz sich der hohen Ehre bewußt sein werde, einen so gütigen Chef zu besigen.

Bei Tisch brachte Oberst Frhr. v. Seckendorff das Hoch auf Seine Majestät mit folgenden Worten aus: '

„Am 4. Juli 1885, dem 25jährigen Geburtstage des Regiments, richtete Seine Majestät als damaliger Vertreter unseres erhabenen heimgegangenen Chefs einen warmen Appell an das Offizierkorps zum Hochhalten der ererbten

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