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27. Januar 1895.

von jest ab alljährlich eine Abordnung des Regiments einen Kranz mit Widmungsschleife im Mausoleum zu Charlottenburg nieder.

Infolge der 25jährigen Wiederkehr der glorreichen Gedenktage von 1870/71 wurden der Armee neue Ehren und Auszeichnungen zu Theil.

An dem Geburtstage Seiner Majestät erschien folgender Allerhöchster Erlaß:

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Zum fünfundzwanzigsten Male kehren die Gedenktage des großen Krieges wieder, der, dem Vaterlande aufgedrungen und nach einem Siegeszuge ohne Gleichen zum ruhmreichen Ende geführt, Deutschlands Sehnen erfüllt und als herrlichsten Lohn für seine Hingabe in dem Bunde seiner Fürsten und Stämme die unerschütterliche Grundlage für seine Größe und Wohlfahrt ge= schaffen hat.

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Mit bewegtem Herzen preise Jch die Gnade des Allmächtigen, daß er unsere Waffen in solchem Maße gesegnet hat.

Theilnahmsvoll gedenke Jch derer, welche in dem opferreichen Streite für Deutschlands Ehre und Selbständigkeit freudig ihr Leben dahingegeben haben, und sage erneut allen denen Dank, welche zur Erreichung dieses Zieles mitgewirkt haben.

Besonders richtet sich aber Mein Dank an Mein Heer, welches mit den Truppen Meiner erhabenen Bundesgenossen in heldenmüthiger Tapferkeit gewetteifert hat: unauslöschlich glänzen seine Thaten in den Büchern der Geschichte, unverwelklich ist der Ruhmeskranz, den es um seine Fahnen gewunden hat.

Ihm gebührt darum vor Allem die Pflicht, das Gedächtniß auch in den Geschlechtern heilig zu halten, welche die Früchte seiner Siege genießen.

Ich bestimme deshalb, um zugleich den Truppen ein wahrnehmbares Zeichen ihrer stolzen Erinnerungen zu gewähren, daß, so oft in der Zeit vom 15. Juli dieses Jahres bis zum 10. Mai des kommenden Jahres die Fahnen entfaltet werden, sämmtliche Fahnen und Standarten, denen Mein Herr Großvater, des großen Kaisers und Königs Wilhelm I. Majestät, für die Theil nahme an diesem Kriege eine Auszeichnung verliehen hat, mit Eichenlaub geschmückt werden, und die ersten Geschütze derjenigen Batterien, welche in ihm gefochten haben, Eichenkränze tragen.

Möge Mein Heer stets eingedenk bleiben, daß nur Gottesfurcht, Treue und Gehorsam zu Thaten befähigen, wie die waren, welche seine und des Vaterlandes Größe schufen.

Berlin, den 27. Januar 1895.

gez. Wilhelm."

Im Rückblick auf die große Kriegszeit ging durch das ganze Volk eine tiefe Bewegung, dankerfüllten Herzens gedachte man des großen Kaisers Wilhelm und seines großen Kanzlers, wie derjenigen, welche zu den unvergleichlichen Erfolgen, zu der Größe Deutschlands beigetragen hatten.

Zur Förderung des Schießdienstes bestimmte Seine Majestät der Kaiser durch A. K. O. vom 27. 1. 95, daß von der Infanterie jedes Armeekorps diejenige Kompagnie, welche in ihrer Gesammtleistung im Schießen als die beste befunden würde, ein auf dem rechten Oberarm von sämmtlichen Mannschaften der Kompagnie zu tragendes Kaiserzeichen, der Chef der betreffenden Kompagnie aber einen silbernen Schild erhalten sollte. Außerdem sollte als Erinnerungszeichen für den ganzen Truppentheil eine von Seiner Majestät zu verleihende Büste in der Offizierspeiseanstalt aufgestellt werden.

Um die besten Schüßen der Kompagnien deutlicher wie bisher zu kennzeichnen, war durch A. K. O. vom 27. Januar 1894 bestimmt worden, daß die seit dem 8. Januar 1884 auf dem Unterarm getragenen Schüßenabzeichen in Fortfall kommen und an ihre Stelle schwarzweißrothe, von der rechten Schulterklappe bis zum zweiten Waffenrockknopf reichende Fangschnüre treten soliten.

Zu der Einweihung der Augusta - Gnadenkirche am 22. März entsandte das Regiment die 1. Kompagnie unter Hauptmann v. Oppen als Ehren-Kompagnie mit den Fahnen. Außerdem nahm das Offizierkorps an der Feier theil.

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden schenkte dem Offizierkorps eine vortreffliche Abbildung (Radirung) der zum Gedächtniß des hohen Chefs erbauten Kirche.

Die diesjährige Besichtigung der Bataillone durch Seine Majestät fand 4 Mai 1895. wiederum am 4. Mai statt. An der Spitze der Fahnen-Kompagnie reitend, kehrte Seine Majestät nach Spandau zurück und frühstückte sodann mit dem Offizierkorps.

Am 10. Mai entsandte das Regiment eine Abordnung zur Beiseßung des ver- 10. Mai 1895, storbenen früheren kommandirenden Generals, Generaloberst v. Pape.

Im Juli hatte Seine Majestät der Kaiser die Gnade, dem Offizierkorps sein Delporträt im Goldrahmen zu verleihen.

Am 18. August 1895 verlieh Seine Majestät den Fahnen und Standarten, 18. August 1895. welche während des Feldzuges 1870/71 in Schlachten und Gefechten oder bei Belagerungen vor den Feind geführt worden waren, das Band der für diesen Krieg geftifteten Denkmünze und bestimmte, daß auf diesem Bande die von dem betreffenden Truppentheil mitgemachten kriegerischen Ereignisse verzeichnet werden sollten. Die Fahnenbänder des Regiments erhielten folgende Inschriften: 1. St. Privat, 2. Beaumont, 3. Sedan, 4. Le Bourget, 5. Paris.

In einer weiteren Kabinets-Ordre geruhte Seine Majestät aus Anlaß der Wiederkehr der Siegestage des Feldzuges 1870/71 das in diesem Kriege erworbene Verdienst dadurch erneut anzuerkennen, daß Allerhöchstderselbe

1. den Besitzern des Eisernen Kreuzes die Berechtigung verlieh, auf dem Ordensbande drei Eichenlaubblätter von weißem Metall mit der Zahl 25 zu tragen.

2. Denjenigen Besizern der Kriegsdenkmünze, welche an Schlachten und Belagerungen theilgenommen hatten, gestattete, vergoldete Spangen mit den Namen der letzteren auf dem Bande der Kriegsdenkmünze zu tragen. Besonders gedachte Seine Majestät der Kaiser am 18. August in einer an Geschichte des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4.

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1. September 1895.

das Gardekorps gerichteten Depesche der 25jährigen Gedächtnißfeier der Schlacht von St. Privat.

Die Brigadeererzitien wurden in diesem Jahre auf dem Döberizer Plaz, die Divisionsmanöver in der Gegend von Nauen abgehalten.

Am 1. September ernannte Seine Majestät Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden zum Chef des Regiments und führte lezteres der hohen 2. September Frau am 2. September bei der Herbstparade vor.

1895.

Die an das Regiment gerichtete A. K. O. lautet:

Ich habe die Großherzogin von Baden, Königliche Hoheit, geborene Prinzessin Luise von Preußen, zum Chef des Königin Augusta Garde-GrenadierRegiments Nr. 4 ernannt und beauftrage das Generalfommando, dem Regiment dies mit der Weisung bekannt zu machen, seinem nunmehrigen hohen Chef den Rapport und die Offizier-Rangliste vorschriftsmäßig einzureichen. Berlin, den 1. September 1895.

gez. Wilhelm. R."

An diesem Tage 5 Uhr abends empfing auch der neuernannte Chef die Stabsoffiziere und ältesten Offiziere der Chargen im Palais Unter den Linden. Ihre Königliche Hoheit sprach ihre Freude über die Ernennung aus, lobte die musterhafte Haltung und die vorzüglichen Leistungen des Regiments und ließ allen Angehörigen desselben ihre herzlichsten Grüße als Chef übermitteln.

Tags darauf rückte das Regiment in die Gegend südwestlich Stettin zum Kaisermanöver aus, in dem das Garde- und das III. Armeekorps gegen das II. und IX. Armeekorps kämpften. Die Zurückbeförderung e.jolgte mit der Eisenbahn. 20. Oftober 1895. Als am 20. Oktober die Enthüllung des Kaiserin Augusta-Denkmals auf dem Opernplatz zu Berlin stattfand, nahm das gesammte Offizierkorps, sowie ein kombinirtes Bataillon des Regiments unter Major v. Massow an dieser Feier theil. Nach Beendigung der letzteren versammelte Seine Majestät der Kaiser das Offizierkorps um sich und gedachte in erhebenden Worten des hochseligen Chefs.

An dem Ruhmestage von Le Bourget wurde das Regiment durch folgendes gnädige Telegramm von Allerhöchster Stelle ausgezeichnet:

Neues Palais, den 30. Oktober.

Den von den Füsilieren des Regiments bei Le Bourget erstrittenen Lorbeeren gilt heute Meine dankbare Erinnerung. Mit Wehmuth gedenke Jch dabei besonders des dort an deren Spite gefallenen Regimentskommandeurs. gez. Wilhelm."

Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin übersandte an diesem Tage mit einem gnädigen Handschreiben eine herrliche, überlebensgroße Bronzebüste weiland Seiner Majestät Kaiser Wilhelms I. (1887 von R. Begas modellirt) und bewilligte eine Summe von 1000 Mark für die Regimentsmusik.

Mancherlei andere Geschenke noch wurden an diesem Ehrentage dem Regiment zu Theil. Unter Anderem schenkten die Damen des Regiments für die Regimentsmusik Fanfarenfähnchen, welche auf blauseidenem mit goldenen Fransen

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