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Mit welcher liebenden, mütterlichen, innigen Fürsorge Ihr Chef für Sie sorgt, brauche ich Ihnen weiter nicht zu sagen, das wissen Sie besser wie ich, ein Jeder wird wohl überzeugt davon sein. Das Heim des Regiments und die Familie sind begründet durch Ihre Majestät, was sich das Regiment fort und fort vor Augen halten möge. Da Jhre Majestät die Kaiserin mich in Ihrer großen Gnade und Freundlichkeit beauftragt hat, Sie hier zu vertreten, so habe ich Gelegenheit, Ihnen sagen zu können, daß jeder Gedanke und jedes Wort über das Regiment Ausdruck giebt, mit welcher Liebe Sie für Ihr Regiment lebt, und welche Freude Sie hat an Ihrem Offizierkorps.

Ich entsinne mich noch sehr deutlich, daß Ihre Majestät sagte, daß Ihr das unvergeßlich sei, daß so viele Ihrer Söhne den Sieg mit dem Tode erkauft hätten. Sie starben als Söhne ihrer erhabenen Mutter, erfüllt von dem großen Geiste, der noch lange in der Armee existiren möge, begeistert, einen solchen Chef zu haben.

Mögen die großen Thaten dem Regiment stets völlig eingedenk bleiben und, indem ich Sie auffordere, auf das Wohl des 4. Garde-Grenadier- Regiments Königin zu trinken, schließze ich mit dem Wunsche, daß das Regiment mit seiner altgewohnten Sicherheit und Tapferkeit stets und bei jeder Gelegenheit neue Lorbeeren ernten möge.

Das 4. Garde-Grenadier-Regiment Königin, es lebe hoch!"

Nachdem noch mancher Trinkspruch ausgebracht und die Verlesung der aus Nah und Fern zahlreich eingegangenen Telegramme erfolgt war, endete das frohe und erhebende Fest erst in später Stunde.

Den Schluß des Ganzen bildete am 5. Juli eine Fahrt des Offizierkorps nach Bacharach, wozu sich trog ungünstiger Witterung sehr zahlreiche Theilnehmer auf dem festlich geschmückten Dampfschiff „Mosel" eingefunden hatten. Vor dem Schlosse wurde unter Böllerschüssen Ihrer Majestät ein, dreifaches Hoch gebracht und die Nationalhymne gespielt. Die vom Schlosse wehende Kaiserliche Standarte grüßte die auf dem Schiffe aufgehißte, mit dem Namenszuge des Regiments gezierte Flagge. Weiter ging dann die Fahrt auf dem herrlichen Strom bis nach Bacharach, während seitens der Bevölkerung, besonders an den Orten, in welchen in leyter Zeit Bataillone des Regiments behufs Avhaltung von Schießübungen einquartiert gewesen waren, dem vorüberfahrenden Schiffe eine jubelnde Begrüßung durch Fahnen- und Tücherschwenken sowie Böllerschüsse zu Theil ward. In Bacharach, wo man im Hotel Wasum speiste, ging bei der Tafel ein Begrüßungstelegramm der derzeitigen und ehemaligen Feldwebel des Regiments aus Cochem ein. Dorthin war von diesen (42 an Zahl) auf Kosten Ihrer Majestät eine Vergnügungsfahrt unternommen worden. Auch die ehemals dem Regiment angehörigen Unteroffiziere und Mannschaften begingen fröhlich diesen Tag. Nachdem bereits am Abend vorher eine Vorfeier stattgefunden hatte, fanden sie sich am 5. Juli zu einem zahlreich besuchten und in frohester Stimmung verlaufenden Feste im Lütticher Hof in Coblenz zusammen.

Die Manöver führten das Regiment in die Gegend von Bonn.

Nach dem Manöver erhielt die Armee das Infanteriegewehr Modell 71/84 mit verkürztem Seitengewehr, wofür am 1. Dezember die bisherigen Gewehre Modell 71 abgegeben wurden.

Die schönen Feste des Jubiläumsjahres fanden am 28. November noch einen weihevollen Nachklang.

An diesem Tage erfolgte in dem Königinzimmer des Regimentshauses durch Ihre Majestät die Kaiserin persönlich die Uebergabe des inzwischen von Professor Hünten fertig gestellten Bildes der Kaiserparade.

Ihre Majestät verweilte hierbei längere Zeit im Regimentshause und nahm die mit den Jubiläumsgeschenken geschmückten Tafeln des Offiziertisches in Augenschein.

Am 21. Juli des folgenden Jahres beehrte Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Leopold von Preußen beim Mittagsmahl das Offizierkorps mit seiner Anwesenheit im Regimentshause.

Das Brigadeererziren fand diesmal auf der Wahner Heide bei Cöln statt, während sich die Detachementsübungen, nach vorheriger Rückkehr des Regiments nach Coblenz, auf dem Maifelde abspielten.

Das 25jährige Chef-Iubiläum des Regiments.

Der 18. Oktober, welcher an sich eine Fülle von bedeutenden historischen Erinnerungen bietet, war im Jahre 1886 für das 4. Garde-Grenadier-Regiment Königin von besonderer Bedeutung.

Waren doch an diesem Tage 25 Jahre verflossen, seitdem Ihre Majestät als Chef an die Spitze des Regiments getreten war, dem sie so vielfache gnädige Beweise Ihrer Allerhöchsten Huld und unaussprechlichen Güte während dieses Zeitraums gegeben hatte.

Wegen der Abwesenheit der Kaiserin von Coblenz fand die Feier des Erinnerungstages nur im engeren Kreise des Regiments statt.

Ein von Mannschaften gefertigtes, prachtvolles Blumenkissen wurde dem hohen Chef nach Baden-Baden im Namen des Offizierkorps übersandt. Außerdem hatte letzteres noch eine andere sinnige Jubiläumsgabe für den hohen Chef gewählt. Diese bestand in einem großen Album,*) auf dessen Blättern die für Ihre Majestät und das Regiment besonders denkwürdigen Begebenheiten, ferner Abbildungen von Gebäuden und Gegenständen, an die sich besondere Erinnerungen knüpften, von Offizieren des Regiments und deren Damen künstlerisch dargestellt worden waren. Hauptmann v. Stuckrad I hatte die Einbanddecke zu dem Album eigenhändig ge= schnitt. Im November wurde dem hohen Chef dieses Album vom Offizierkorps überreicht. Um ihre ganz besondere Freude an dem sinnigen Geschenk auszusprechen, befahl Ihre Majestät die Offiziere mit ihren Damen zum Thee in das Königliche Schloß, wo die geladenen Gäste ihre Namen in ein Buch eintragen mußten.

Dieses eigenartige Album wurde dem an historischen Erinnerungen so reichen Kurfürftensaal des Coblenzer Schlosses überwiesen.

1886.

In der Frühe des vom Wetter sehr begünstigten 18. Oktober tönte von den Wällen des Forts Alexander die Reveille und hierauf der Choral „Lobe den Herrn" herab. Gegen 92 Uhr vormittags wurden die Fahnen des Regiments aus dem Schlosse geholt und nach dem Fort Alexander zu dem dort stattfindenden Regimentsappell überführt. Zu letterem hatte das Regiment auf dem Waffenplag des Forts Aufstellung genommen. Auf dem rechten Flügel befanden sich die anwesenden Offiziere des Beurlaubtenstandes, sowie die ehemaligen, meist mit den Ehrenzeichen der drei lezten Feldzüge geschmückten Feldwebel, sowie auch sonstige frühere Angehörige des Regiments. Vor Beginn des Appells versammelte der Regimentskommandeur Oberst v. Schauroth die Offiziere in dem Kernwerk der Veste Alexander und verlas das folgende Allerhöchste Handschreiben Ihrer Majestät der Kaiserin:

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Die vorjährige Feier hat Meinem Regiment bewiesen, wie hoch geehrt Jch Mich fühle durch die Gnade Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Chef desselben zu sein. Der Mir gewährte Vorzug erneuert in diesem Jahre die Veranlassung, dem Regiment zu danken für seine trefflichen Leistungen und für die Mir stets bewiesene Anhänglichkeit. Als Beweis dieser Meiner Gesinnung freue Jch Mich, die an Mich gerichtete Kabinets-Ordre Seiner Majestät des Kaisers und Königs dem Offizierkorps übermitteln und mit dem beifolgenden Zeichen Meines dauernden Andenkens begleiten zu können.

Baden-Baden, den 18. Oktober 1886.

Sodann folgte die Verlesung nachstehender A. K. O.:

"

Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin.

gez. Augusta.“

Nachdem zu Meiner Kenntniß gelangt ist, daß Euere Majestät den Wunsch hegen, den Offizieren Allerhöchst Ihres Garde- Grenadier- Regiments zum 18. Oktober d. Js., an welchem Tage vor 25 Jahren Eurer Majestät Ernennung zum Chef erfolgte, ein bleibendes Erinnerungszeichen durch Verleihung Allerhöchst Ihres Namenszuges an den Degen zu gewähren, gereicht es Mir zur besonderen Freude, Meine Zustimmung hierzu auszusprechen und zugleich auch wiederholt Meinem aufrichtigen und wärmsten Dank für die nie ermüdende Fürsorge Ausdruck zu geben, welche Eure Majestät Allerhöchst Ihrem Regiment nach allen Richtungen hin bethätigen.

Baden-Baden, den 14. Oktober 1886.

gez. Wilhelm."

Nach Mittheilung dieser neuen dem Regiment zu Theil gewordenen Auszeichnung überreichte der Regimentskommandeur im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin jedem einzelnen Offizier einen Degen, welcher als Knopf eine flammende, auf der vorderen Seite mit dem Namenszug des Regiments, auf der hinteren mit den Erinnerungszahlen 1861-1886 geschmückte Granate trug. Lettere Jahreszahlen waren auch auf dem Stichblatt angebracht und ebenso wie der Allerhöchste Namenszug auf der Klinge eingeätzt.

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