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26. September

1884.

Kaisers Geburtstag beging das Regiment festlich in althergebrachter Weise, und es fand bei dieser Gelegenheit die vom II. Bataillon im Stadttheater veranstaltete Aufführung von Wallensteins Lager besonderen allseitigen Beifall.

Als am 3. Juli sich Ihre Majestäten die Königinnen von Dänemark und von Griechenland zum Besuch der Kaiserin im Residenzschloß zu Coblenz aufhielten, hatte das I. Bataillon die Ehrenposten zu stellen.

Bei Beginn der Landwehrübungen rückte das II. Bataillon nach Unkel aus, um dort Schießübungen im Gelände abzuhalten.

Das Regimentsfest wurde am 16. Juli gefeiert.

Zu dem diesjährigen zwischen Neuß und Düren sich abspielenden Kaisermanöver fuhr das Regiment am 22. August mittelst Eisenbahn nach Erkelenz ab. Die Brigade ererzirte unter Generalmajor v. Mindkwig zwischen Erkelenz und Wickrath, die Uebungen der Division, unter dem Generallieutenant v. Schlichting, und die des Korps fanden zwischen Jülich und Bedburg statt.

Bei der am 22. bei Euskirchen abgehaltenen Parade stand das Regiment auf dem rechten Flügel der Infanterieaufstellung, woselbst die Kaiserin, mit den Abzeichen des Regiments angethan, Stellung genommen hatte. Nachdem Seine Majestät, in dessen Gefolge sich auch Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz sowie Seine Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm befanden, die Fronten beider Aufstellungen abgeritten hatte, führte Allerhöchstderselbe das Regiment vor seiner Gemahlin vorbei und sprach alsdann seine Zufriedenheit über dessen Leistungen aus. Der 25. brachte dem Regiment ein erneutes Lob seines Allerhöchsten Kriegsherrn gelegentlich der Besichtigung eines Gefechtsexerzirens in der Nähe von Euskirchen.

Zur Führung des Wagens Ihrer Majestät der Kaiserin wurde Hauptmann v. Stedman I., für den Tag der Kaiserparade Sekondlieutenant Gr. v. Beissel befohlen.

Bei dem sich anschließenden Korpsmanöver folgte Ihre Majestät zu Wagen häufig den Bewegungen des Regiments und beehrte mehrfach einzelne Offiziere mit freundlicher Ansprache.

Zu einer in Brühl zu formirenden Ehrenwache wurden Lieutenant Frhr. Schenck zu Schweinsberg, Felbwebel Kolle und 12 Mann kommandirt.

Am 24. August 1884 nahm der bisherige kommandirende General des Gardekorps Gr. v. Brandenburg II., welcher während seiner 48jährigen Dienstzeit fast nur dem Gardekorps angehört hatte, seinen Abschied. Zu seinem Nachfolger wurde der General der Infanterie v. Pape, bisher kommandirender General des III. Armeeforps, ernannt.

Einige Tage nach dem Manöver, am 26. September, fand die Enthüllung des Goeben-Denkmals auf dem früheren kleinen Parade-, jetzigen Goeben-Plage in Coblenz statt, zu welcher Seine Majestät in der Uniform des 4. Garde-GrenadierLandwehr-Regiments erschien.

Am Nachmittage beehrte Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm das Offizier= korps mit seinem Besuch, und es wurde ihm bei dieser Gelegenheit dasselbe als Andenken bewahrte Glas vorgesett, aus dem er bei seinem früheren Besuch am

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Die lehte Parade des Regiments Königin vor Kaiser Wilhelm I.

Tommerfum, 22. 9. 1884.

Nach einer Photographie des Hünten'schen Delbildes von Franz Hanfftaengel, K. B. Hof.kunftanstalt in München.

11. Mai 1878 getrunken hatte. Der hohe Gast versicherte von Neuem das Offizierkorps des lebhaften, stetigen Interesses, welches Ihre Majestät an dem Ergehen jedes Einzelnen nähme, und wie sehr ihr gütiges Herz für ihr Regiment zu sorgen bemüht sei.

Zur Erinnerung an diesen Tag verehrte der Prinz dem Regiment seine Photographie, welche als theures Andenken der Regimentschronik einverleibt wurde. Am 1. November erhielt das II. Bataillon eine neue Mannschaftsbaracke zugewiesen.

Eine große Freude wurde gegen Ende des Jahres dem Offizierkorps zu Theil, als Ihre Majestät am 23. November, geführt von dem kommandirenden General des VIII. Armeekorps, Generallieutenant Frhrn. v. Loë, im Regimentshause erschien.

Am Morgen des 1. Januar 1885 versammelten sich wie üblich die Offiziere 1 Januar 1885. der Garnison Coblenz und Ehrenbreitstein auf dem Clemens-Plage zur Neujahrsparole.

Ein schwerer Schlag traf am 15. Juni die Armee durch den Tod eines ihrer größten und bedeutendsten Männer, des Prinzen Friedrich Karl von Preußen. Um ihn, den ruhmgekrönten Führer aus drei glorreichen Feldzügen, legte das Regiment, von tiefer, aufrichtiger Trauer erfüllt, vom 16. Juni ab auf drei Wochen die Trauerabzeichen an.

Frohe Feste, veranlaßt durch die 25jährige Wiederkehr seines Stiftungstages, standen dem Regiment im nächsten Monat Juli bevor.

Mit emsiger Thätigkeit wurde daher in den letzten Wochen des Monats Juni gearbeitet und geübt, um dem hohen Chef und den geladenen Gästen, den lieben alten Kameraden einen festlichen Empfang zu bereiten und zu beweisen, was das Regiment auch in dieser Beziehung zu leisten im Stande war.

In wenig Tagen entstanden die schönsten Gartenanlagen, Fort Constantin verwandelte sich in einen reichgeschmückten Garten, und statt der einst sehr einfachen Regimentsspiele bereitete man jetzt wahre Kunstleistungen vor.

Am Abend des 2. Juli erfolgte eine offizielle Begrüßung, der von Nah und Fern herbeigeeilten früheren Mitglieder des Offizierkorps im Regimentshause. Die Regimentskapelle spielte während des Eingangs der Gäste vor dem Casino festliche Weisen.

Das Wiedersehen von Alt und Jung gestaltete sich wie bei einer echten, deutschen Familienfeier, bei der die ins Vaterhaus heimkehrenden älteren Söhne des Regiments mit offenen Armen und freudigen Herzens willkommen geheißen

wurden.

Am 3. Juli vormittags versammelten sich die ehemaligen und derzeitigen Offiziere im Regimentshause.

Reiche Geschenke wurden hier seitens der älteren Kameraden dargebracht. General der Infanterie v. Strubberg überreichte als ältester Vertreter einen prächtigen silbernen Tafelaufsatz, welcher die Namen der für König und Vaterland gefallenen Offiziere, die Namen und Wappen der Regimentskommandeure und die Namen der 96 Geber aufwies.

Dies Kunstwerk war nach einer Zeichnung des damaligen Obersten Max

Vogel v. Falckenstein, eines ehemaligen Regimentskameraden, meisterhaft ausgeführt worden und trug auf der vorderen Seite das Bildniß des hohen Chefs mit der Königskrone, auf der Rückseite die Zahlen 1860-1885 und auf Lorbeerblättern die Namen der vom Regiment mitgemachten Schlachten und Gefechte.

Seine Durchlaucht Fürst Wilhelm zu Wied spendete zwei silberne Tafelaufsätze als Gegenstücke zu dem von ihm bereits früher geschenkten Schmuckstück gleicher Art: die Stadt Coblenz überreichte eine geschmackvoll ausgeführte Glückwunschadresse, die Offiziere der Reserve und Landwehr ein silbernes Kaffeeservice sowie einen silbernen, vergoldeten, mit dem Namenszug des Regiments versehenen Pokal, Kommerzienrath Wegeler zum Andenken an seinen, in den Reihen des Regiments bei St. Privat gefallenen Bruder einen silbernen Kredenzteller, Hauptmann Braumüller und Premierlieutenant v. Pelcke eine schmiedeeiserne, mit militärischen, auf die Geschichte des Regiments bezüglichen Verzierungen geschmückte Gaskrone, Lieutenant a. D. v. Köckrig ein mächtiges Trinkhorn.

Nach den einzelnen, bei Ueberreichung der Geschenke gehaltenen Ansprachen und den herzlichen Dankesworten des Oberst v. Schauroth begab sich das Offizierkorps im Paradeanzuge in das Königliche Schloß zum Empfang bei Ihrer Majestät der Kaiserin.

Als im weißen Saale Aufstellung genommen worden war, erschien der hohe Chef, mit den Abzeichen des Regiments geschmückt, am Arme Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm, welchen die hohe Frau mit Ihrer Stellvertretung bei dem Feste beauftragt hatte.

Immerdar unvergeßlich wird allen Augenzeugen der Augenblick bleiben, als die ehrwürdige, greise Gestalt der Kaiserin, gestützt auf ihren jugendlich frischen, markigen Enkel sich zeigte, und nachdem das Offizierkorps sich genähert hatte, der Kommandeur folgende Worte an den hohen Chef richtete:

‚Eure Kaiserliche Majestät wollen allergnädigst gestatten, daß zur Stiftungsfeier des Regiments, bei welcher durch die außerordentliche Gnade Eurer Majestät wir hier versammelt sind, das Offizierkorps vereint mit den Kameraden aus früherer Zeit, freudig bewegt seinen allerunterthänigsten Dank darbringt für das unausgesetzt hohe Interesse, die große Huld und Gnade Eurer Majestät. Das Offizierkorps nimmt mit Freuden Veranlassung, Eure Majestät als unseren Allerhöchsten Chef heute von Neuem der tiefsten Verehrung und treuesten Hingebung zu versichern und wird nicht nachlassen in dem aufrichtigen Streben, des gnädigen Wohlwollens Eurer Majestät sich werth zu zeigen. Geruhen Eure Majestät, die Gedenkblätter zur Rangliste des Regiments durch den Verfasser allergnädigst entgegen zu nehmen, und wollen Eure Majestät gestatten, daß das Offizierkorps den Festesgruß der Feier des 25 jährigen Bestehens durch die vier jüngsten Söhne Eurer Majestät Regiments allerunterthänigst darbringen darf.“*)

Hierauf hatte der Hauptmann Braumüller die Ehre, die von ihm zusammengestellten Gedenkblätter zur Rangliste zu überreichen, während von den vier jüngsten

*) Die Lieutenants Frhr. v. Egloffstein, v. Hinckeldey, v. Wrisberg und Gr. v. Rhoden.

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