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Transporten und zur Wiederinstandsetzung der von den Dänen zerstörten Eisenbahnund Telegraphenlinie nach Schleswig, der der 6. und 7. Kompagnie nur allein in Arbeitsdienst.

Am Montag den 1. Februar hatten die Verbündeten bereits die Eider auf allen Punkten überschritten. Das Centrum und der linke Flügel erhielten den Auftrag, gegen das Dannewerk vorzugehen, der rechte Flügel, unter Prinz Friedrich Karl, sich weiter östlich gegen den Schley-Uebergang bei Missunde zu wenden.

Hier kam es am folgenden Tage zum ersten Zusammenstoß.

Die Dänen standen zu dieser Zeit südlich Schleswigs in der Dannewerkstellung, deren Erbauung bis in die graue Vorzeit zurückreicht und die dem Zwecke dienen sollte, die jütische Halbinsel gegen Deutschland abzusperren. Nach der Schlacht bei Jdstedt (1849) hatten die Dänen den verfallenen Wall ausgebessert und mehrere Schanzen vor demselben angelegt; allein erst in der letzten Hälfte der 50er Jahre war systematisch an der Herstellung einer befestigten Linie gearbeitet worden. Lettere zog sich von dem schmalsten Punkte der Schley bei Missunde, woselbst sich ein auf das südliche Ufer vorgeschobener Brückenkopf befand, bis nach Friedrichstadt zur Eider hin. Zum großen Theil bestand diese Vertheidigungslinie aus Wasser- und Sumpfstrecken oder Ueberschwemmungsgebieten, wie der Schley, dem Hardebyer Noor, der Rheider Au und der Treene. Die Strecke zwischen der Rheider Au und dem Noor war durch die alten Wälle des Dannewerkes sowie durch 18 neu angelegte Schanzen gedeckt. Deutscherseits beabsichtigte man, mit dem I. Korps die Schley zu überschreiten, um die dänische Stellung in den Dannewerken auch im Rücken anzugreifen.

Das I. und das Füsilier-Bataillon bezogen am Nachmittage des 2. Februar die 2. Februar 1864. Vorposten des linken Flügels längs des kleinen Flüßchens „Sorge“ in der allgemeinen Richtung von Ost nach West mit zurückgebogenem linken Flügel. Dies waren die ersten Vorposten, die das Regiment dem Feinde gegenüber ausstellte.

Zur Vorbereitung des eigentlichen Angriffs auf die Dannewerkstellung sollten. am 3. Februar die Oesterreicher ihre Avantgarde in die Linie Fahrdorf-Nieder-Ober-Self vorschieben, die Garde-Division gleichfalls mit der Avantgarde die Linie Jagel-Alt-Bennebek besetzen. Gleichzeitig sollte das Korps des Prinzen Friedrich Karl gegen Misjunde vorgehen.

Nachdem gegen Mittag des 3. der Befehl eingelaufen war, daß die Bataillone 3. März 1864. um 2 Uhr nachmittags an der Sorge Brücke zum Abmarsch bereit stehen sollten, überschritten diese mit der 3. und 4. Eskadron des Kürassier-Regiments Nr. 6 die baufällige Brücke, erstiegen die jenseitigen Uferhöhen, und weiter ging es gegen Norden.

4. Kapitel.

Gefecht bei Tagel am 3. Februar.

Auf diesem Vormarsch erhielt Hauptmann v. Nog mit der 10. Kompagnie den Auftrag, auf Jagel zu marschiren, um durch Wegnahme dieses Dorfes die Verbindung mit dem linken Flügel der Oesterreicher herzustellen. Im Drange,

Geichichte des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4.

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an den Feind zu kommen, legte die Kompagnie die Entfernung von 12 Meilen in 54 Stunden zurück.

Während diese Kompagnie gegen Jagel vorging, hatte bereits ein Bataillon der österreichischen Brigade Gondrecourt seinen Angriff gegen das Dorf gerichtet. Die Desterreicher waren auf energischen Widerstand gestoßen, da das Dorf von etwa vier dänischen Kompagnien besetzt war und noch weitere feindliche Kompagnien in das Gefecht eingriffen.

In diesem Augenblick gab das Erscheinen der 10. Kompagnie dem Kampfe eine für die Oesterreicher günstige Wendung. Durch ihr Vorgehen gegen den Südrand von Jagel bedrohte die Kompagnie die Flanke und Rückzugslinie der Dänen. Infolgedessen räumten diese das Dorf. Jedoch entwickelte sich noch nördlich desselben ein lebhafter Kampf, da sich die Dänen in einem einzelnstehenden Gehöft und auf den dortigen Höhen von Neuem festseßten.

Am Nordrand des Dorfes erhielt Hauptmann v. Noß von dem Führer des Regiments König von Preußen den Befehl, den linken Flügel des Gefechtsfeldes zu übernehmen. Um diesen Befehl auszuführen, mußten 11⁄2 Züge der Kompagnie eine Strecke von etwa 500 Schritt, theils über Knicks, theils über freies Feld im feindlichen Feuer zurücklegen. Der Schimmel, welchen Hauptmann v. Nog tro des stärksten feindlichen Feuers in der Schüßenlinie ritt, erhielt einen Schuß durch den Hals.*) Auf eine Entfernung von 250 Schritt wurde hierauf gegen den in einem Gehöft eingenisteten Feind ein Feuergefecht bis zum Einbruch der Dunkelheit geführt. Als gegen 412 Uhr abends die Oesterreicher ihre Truppen nach Jagel zurücknahmen und die Dänen sich in die Schanzen zurückzuziehen begannen, wurde die Kompagnie am Nordausgange von Jagel gesammelt und verblieb auf Befehl des vorerwähnten österreichischen Regimentskommandeurs in ihrer Stellung, bis sie 8 Uhr abends durch das II. Bataillon des österreichischen Regiments abgelöst wurde und nach Wilsiek-Mühle abmarichiren konnte.

Inzwischen hatten die anderen Kompagnien des Füsilier-Bataillons wie das I. Bataillon ihren Marsch über Kropp auf Wilsiek-Mühle bezw. Kl. Bennebek fortgesetzt und langten bei einbrechender Dunkelheit dort an. Der Stab des Regiments und das Füsilier-Bataillon nahmen in der genannten Mühle Quartier. Das ganze Füsilier-Bataillon wurde in einem Bauerngehöft untergebracht. Das 1. Bataillon fam in und um Kl. Bennebek unter. Während des durch das unübersichtliche Gelände sehr erschwerten Ausjegens der Vorposten machte Lieutenant Simon mit seinem Zuge und einem Zuge Kürassiere eine Rekognoszirung gegen das Dorf Kl. Rheide und stellte fest, daß dieser Ort vom Feinde stark beseyt sei.

Hauptmann v. Not traf mit seiner Kompagnie, die im Gefecht bei Jagel nur 2 Verwundete hatte, gegen 9 Uhr beim Bataillon wieder ein.

*) Nach einigen Wochen erhielt Hauptmann v. Not seinen Schimmel geheilt aus dem Pferdedepot zurück, wohin die Oesterreicher das verwundete Thier gebracht hatten. Betreffs des Schusses, durch den der Schimmel getroffen wurde, sagte ein später gefangen genommener Däne aus: Er sei in der 2. Klasse des Soldatenstandes gewesen. Sein Kompagnie chef habe ihm im Gefecht den Schimmelreiter gezeigt und ihm versprochen, wenn er denselben träfe, ihn in die 1. Klasse zurück verseßen zu lassen. Da nach seinem Schuß der Reiter gestürzt sei, so habe der Kompagniechef sein Wort eingelöst.

5. Kapitel.

Rekognoszirung gegen Kl. und Gr. Rheide am 4. Februar.

Am 4. Februar erhielt die 11. Kompagnie den Auftrag, nach Zurücklassung 4. Februar 1884 des Gepäcks mit je 112 Zügen und 1 Zug des Kürassier-Regiments Nr. 6 die Dörfer Gr. und Kl. Rheide zu refognosziren.

Premierlieutenant Frhr. Gans Edler Herr zu Putlig wurde daher mit der halben Kompagnie gegen Kl. Rheide, Lieutenant Frhr. v. Blanckart mit der anderen Hälfte gegen Gr. Rheide vorgeschickt.

Der letzteren Rekognoszirungs-Abtheilung, bei welcher Hauptmann v. Behr verblieben war, gingen die Kürassiere als Avantgarde auf der mit dünner Schneelage bedeckten, gefrorenen und auf beiden Seiten mit Knicks eingefaßten Straße vorauf. Nach einstündigem Marsche kam dieser Abtheilung ein langes Dorf, das für Gr. Rheide gehalten wurde, in Sicht. Als die Kürassiere, noch etwa tausend Schritt vom Dorfrande entfernt, Feuer aus demselben erhielten, wurde mit einem ausgeschwärmten Halbzuge, welchem der Unterstützungstrupp auf 200 Schritt folgte, der Angriff gegen den Südeingang des Dorfes unternommen. Währenddessen sandten die Dannewerke ihre ersten Granaten, ohne durch diese Schaden anzurichten. Die von einer Patrouille am Westausgange des Dorfes gemeldete feindliche Kavallerie wurde von dem Zug Kürassiere beobachtet. Von dem Punkte ab, wo die Knicks ungefähr 300 Schritt vor dem Dorfe aufhörten, gingen die Füsiliere mit schlagenden Tambours bis an den Eingang des Dorfes vor, das vom Feinde inzwischen. geräumt war. Hier traf Lieutenant Frhr. v. Blandart mit dem Detachement des Premierlieutenants Frhrn. zu Putlig zusammen, und es ergab sich jetzt, daß Ersterer Kl. statt Gr. Rheide genommen hatte, ein Irrthum, welcher durch den Mangel an Karten zu erklären war.

Premierlieutenant Frhr. zu Putlig hatte vom Nordrand des Dorfes aus den Abmarsch von zwei feindlichen Kompagnien in nördlicher Richtung beobachtet und war bis an die Brücke vorgerückt, über die jenseits Rheide die Schleswiger Chauffee führt. Im Dorse selbst hatten sich nach und nach die übrigen Kompagnien des Bataillons wie die des 1. Bataillons eingefunden. Theile der Infanterie und Kavallerie blieben in und hinter dem Dorfe; ausgeschwärmte Schüßen waren vor dasselbe bis an den sumpfigen Wiesengrund, der die Annäherung an die Dannewerke erschwerte und über welchen nur von jeder Schanze des genannten Werkes aus schmale, durch schweres Geschütz bestrichene Dämme führten, vorgeschoben. Die Schanzen selbst mit ihren Schießscharten konnten von den preußischen Kompagnien deutlich gesehen werden. Sie sandten ab und zu eins jener unangenehm tönenden Hohlgeschosse herüber.

Auf Befehl des Divisionskommandeurs verblieben die 9., 10. und 12. Kompagnie wie das I. Bataillon in Kl. Rheide, während die 11. Kompagnie sich in den Besitz von Gr. Rheide zu setzen hatte. Der Vormarsch wurde nunmehr von legtgenannter Kompagnie gegen dieses 1/2 Stunde entfernte, westlich gelegene Dorf angetreten. Dort angekommen, blieb die Kompagnie, während der Avantgardenzug das vom Feinde bereits verlassene Dorf absuchte, am Eingange halten und sandte

den Portepeefähnrich Braumüller mit einer Sektion über den nördlichen Dorfrand hinaus vor. Letterer traf auf den den Wiesengrund durchschneidenden Dämmen feindliche Doppelposten, welche von drei verschiedenen Schanzen aus, fast bis an den Rand des in der Richtung nach Kl. Rheide gelegenen Grundes, vorgeschoben waren, und vertrieb sie unter Einbringung mehrerer Gefangenen.*)

Die Kompagnie nahm jetzt Besitz von dem Dorfe und schob nach Norden bis an die äußersten Häuser und nach Westen bis an einen durch Knicks eingefaßten, einige hundert Schritt vom Dorfe entfernten Plaß an der Straße nach Dörpstedt Feldwachen mit Posten vor. Sekondlieutenant Kursawa erhielt ferner den Befehl, ein zwischen Kl. und Gr. Rheide gelegenes Mühlengehöft mit seinem Zuge zu besezen, um gleichzeitig die Verbindung mit den in Kl. Rheide gebliebenen Kompagnien herzustellen. Der Rest der 11. Kompagnie, verstärkt durch einen Zug der 7. Kompagnie unter Lieutenant v. Derßen, nahm Quartier im Gasthause mitten im Dorf. Der Nähe der feindlichen Schanzen wegen durften die Feldwachen kein Feuer anzünden, eine zwar durchaus nothwendige, aber bei der bitteren Kälte in jener Nacht recht hart empfundene Maßregel.

Als die Bagage des Füsilier-Bataillons unter dem Zahlmeister Schönfeld in der Richtung auf Kl. Rheide folgte und von den Dänen, welche die blau angestrichenen Fahrzeuge wohl für Artillerie hielten, heftig beschossen wurde, machte dieselbe schleunigst Kehrt, so daß das Bataillon auf mehrere Tage ohne Bagage blieb. Gegen Mittag des 5. wurde die 11. durch die 12. Kompagnie abgelöst und marschirte nach Kl. Rheide zurück.

In der Nacht brachten die Feldwebel die Nachricht, daß am kommenden Tage die Dannewerke mit Sturm genommen werden sollten.

Es war dies für die Division eine um so schwierigere Aufgabe, als sie gegenwärtig über keine Artillerie verfügte.**) Feldlazarethe zur Aufnahme von etwaigen Verwundeten waren auch noch nicht vorhanden. Einige Stunden später kam der Befehl, daß zwei Kompagnien zur Deckung einer auf dem Königsberge zu erbauenden österreichischen Batteriestellung bereit gehalten werden sollten. Eine dieser Kompagnien, die 3., verblieb infolgedessen bis 3 Uhr nachts unter freiem Himmel in Bereitschaft.

Mittlerweile hatte sich jedoch die Lage vollkommen geändert. Bei Tagesanbruch erhielt Major v. Burghoff die Meldung einer Patrouille, daß es in den feindlichen Schanzen unruhig zu werden beginne, ohne daß über den Grund der Bewegung Sicheres habe in Erfahrung gebracht werden können. Diese Meldung ging sofort an den Regimentskommandeur weiter, auch wurden von Neuem Patrouillen vorgetrieben, die bis zum hellen Morgen feindliche Posten auf und in den Schanzen sahen. Gegen 9 Uhr morgens erschien Oberst v. Oppell und trieb in sehr dringlicher Weise zum Abmarsch an, da, wie er mittheilte, schon seit einer Stunde kein Däne mehr in den Schanzen stände und die schnelle Verfolgung des Gegners dringend geboten sei.

* 1) Die Dänen verloren einen Mann todt, vier Mann gefangen.

**) Die Artillerie traf erst am 6. und 10. Februar bei der Division ein.

Der Vormarsch sollte auf dem westlich der großen Chauffee (SchleswigFlensburg) laufenden „Ochsenweg" erfolgen. Um diesen zu erreichen, marschirten die 3. und 9. Kompagnie auf der gebahnten Straße nach Schleswig, die 10 und 11. Kompagnie dagegen weiter südlich auf ungebahntem Wege.

Der Marsch für die beiden letterwähnten Kompagnien gestaltete sich zu einem außerordentlich schwierigen. Bei tiefem Schnee und starker Kälte ging es über Knicks und Gräben, deren Inhalt nur mit dünner Eisschicht bedeckt war, fort. Da mehr als 20 solcher Hindernisse von den Kompagnien zu überwinden waren, so ließ sich die Ordnung nur mit großer Mühe aufrecht erhalten. Bei alledem richteten sich alle Augen, je näher man fam desto öfter, nach den Schanzen und ihren drohenden Feuerschlünden. Die vorerwähnten Kompagnien erreichten jedoch, ohne daß ein Schuß fiel, den Ochsenweg und vereinigten sich hier mit den andern von Kl. Rheide aus vormarschirenden Kompagnien des I. und Füsilier-Bataillons. Hier trat um 101⁄2 Uhr das I. Bataillon mit einer halben Schwadron 6. KürassierRegiments als Vortrupp der Avantgarde den Vormarsch an. Das FüsilierBataillon folgte an der Tete des Gros. Ohne Kampf wurden die Dannewerke passirt und weiter ging es gegen Schleswig.

Die Hauptgründe, welche den dänischen Oberbefehlshaber zum Rückzug bewogen, waren die, daß der Werth der Dannewerkstellung durch das fast vollständige Einfrieren der als natürliche Hindernisse sich darbietenden Wasserstrecken sehr herabgesetzt wurde, und außerdem dem General die vorhandenen Streitkräfte für eine so ausgedehnte Vertheidigungsstellung zu schwach erschienen.

Schließlich war noch die Erwägung für ihn bestimmend, daß er, wenn die Bertheidigungslinie an irgend einem Punkte durchbrochen war, einen geordneten Rückzug für unmöglich hielt.

Das österreichische Korps hatte bereits morgens um 4 Uhr die erste Mittheilung von der Räumung der Dannewerke erhalten. Dasselbe trat sogleich den Vormarsch an und fügte den zurückgehenden Dänen durch mehrere vorgesandte Geschüße nicht unerheblichen Schaden zu.

6. Kapitel.

Der weitere Vormarsch.

Inzwischen hatte Prinz Friedrich Karl seine Brandenburger bei Missunde am 2. Februar zum ersten Male ins Feuer geführt. Da die Dänen in festen. Schanzen lagen und ein Sturm große Opfer gekostet hätte, war das Gefecht ab= gebrochen, die feindlichen Befestigungen umgangen und in der Nacht vom 5. zum 6 Februar der Uebergang über die Schlei bei Arnis und Cappeln bewerkstelligt

worden.

Die für den Nachmittag des 6. Februar beschlossene Versammlung des III. Korps zu einem Angriff auf die Dannewerke wurde durch die oben geschilderten Borgänge hinfällig.

Mittlerweile ging der weitere Vormarsch in der Richtung auf Schuby und Gammellund ohne Aufenthalt vor sich.

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