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2. Kapitel.

Kurzer Abriß der Geschichte des IV. Bataillons 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin, während des Jahres 1866.

Das II. Reservekorps war durch A. K. O. vom 3. Juli unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin formirt worden und bestand aus der mecklenburgischen und einer preußischen Division (Kommandeur: Generallieutenant v. Horn). Zu dieser letteren gehörte das kombinirte Garde-Reserve-Infanterie-Regiment, welches aus den IV. Bataillonen des 1., 2., 3. Garde-Regiments zu Fuß und dem des 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin gebildet und vom Oberstlieutenant Beyer v. Karger befehligt wurde.

Das IV. aus dem Augusta-Regiment hervorgegangene Bataillon kommandirte Major des Barres, bisher Kommandeur des Kadettenhauses zu Bensberg. Vom Regiment waren dazu Hauptmann v. Seelhorst, Premierlieutenant Freiherr v. Coels, die Sekondlieutenants v. Khaynach, Simon (dieser als Adjutant) und v. Wedelstädt

fommandirt.

Das Bataillon wurde am 13. Juli mittelst Eisenbahn nach Berlin befördert, hatte am 16. die hohe Auszeichnung, von Ihrer Majestät begrüßt zu werden und sezte die Fahrt nach Leipzig am 18. fort, um hier in den Verband des II. Reserveforps zu treten. Letteres sammelte sich bei dieser Stadt und sollte in südwestlicher Richtung gegen Bayreuth im Rücken der Bayern operiren, um dadurch der Main-Armce gegen die vereinigten Bundestruppen Luft zu schaffen. Am 20. wurde der Vormarsch gegen Hof angetreten und dieser Ort am 27. erreicht, während am 30. das Bataillon nach Bayreuth und am 2. August in die Nähe von Nürnberg gelangte. In letterer Stadt war der Großherzog von Mecklenburg bereits tags zuvor eingerückt und hatte auf der alten Hohenzollernburg sofort die preußische Fahne aufhiffen lassen.

Dem weiteren Vormarsch machte, nachdem in 12 Tagen von dem Korps 40 Meilen zurückgelegt worden waren, der Waffenstillstand am 2. August ein Ende. Der Monat August wurde mit Friedensübungen ausgefüllt und am 5. September das II. Reservekorps in die Heimath befördert. Das Bataillon benutte die Eisenbahn bis Eisenach, von wo es mittelst Fußmarsches nach Coblenz zurückkehrte. Hier wurde es am 11. September aufgelöst.

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Die Friedenszeit vom Feldzuge 1866 bis zum Feldzuge 1870/71.

ach viermonatiger kriegerischer Thätigkeit war das Regiment wieder in seiner heimischen Provinz angelangt, um von jest ab vereinigt in Coblenz zu garnisoniren. Eine friegsministerielle Verfügung vom 29. August 1866, bestätigt durch A. K. D. vom 11. Oktober, ordnete an, daß das Füsilier-Bataillon von Düsseldorf nach Coblenz zu verlegen sei.

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Die Füsiliere und das II. Bataillon bezogen die Kasematten der Veste Alexander, das I. Bataillon die in der Stadt liegende Rheinanschluß-Kaserne.

Die Offiziere des Füsilier-Bataillons widmeten zur freundlichen Erinnerung an die gemeinsam in Düsseldorf verlebten Stunden dem Offizierkorps des 3. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 16, dessen Offizier-Speiseanstalt sie benutt hatten, ein Abschiedsgeschenk.

Am 11. Oktober traf ein von Ihrer Majestät geschenkter Feldaltar mit folgendem Handschreiben an den Regimentskommandeur ein:

Ich habe während des eben vollendeten ruhmreichen Krieges Meinem Regiment einen eigenen Feldgeistlichen zugetheilt und zwar, den paritätischen Grundsägen unserer Heereseinrichtungen entsprechend, wegen überwiegender Anzahl katholischer Mannschaften einen katholischen Regimentskaplan, der sich, wie Jch mit Befriedigung vernommen, allgemeine Zufriedenheit erworben hat.

Meine Absicht ist, auch künftighin in ähnlichen Fällen auf eine gleiche Seelsorge Meines Regiments Rücksicht zu nehmen, und Ich habe deshalb Alles, was zu dem betreffenden Gottesdienst nöthig ist, in einer leicht tragbaren Feldkapelle vereint, für diesen Zweck als bleibendes Eigenthum Meines Regiments erworben. Indem Sie dieses Juventar in Empfang nehmen, ersuche ich Sie, dieses Geschenk, als Beweis Meiner guten Absicht, für die Zukunft des Regiments in geeigneter Weise zu verwenden.

Berlin, den 1. Oktober 1866.

An

den Oberst v. Strubberg, Kommandeur Meines Garde-Grenadier-Regiments."

gez. Augusta.

Am 11. Oktober 1866 wurde Seine Durchlaucht Wilhelm Fürst zu Wied, bisher à la suite der Armee, als Sefondlieutenant in das Regiment versett.

Als Ende Oktober in den neu erworbenen preußischen Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau die Formation neuer Regimenter stattfand, mußten hierzu auch Offiziere und Mannschaften vom Regiment Königin abgegeben werden. Durch A. K. O. vom 30. Oktober 1866 wurden daher verseßt:

Premierlieutenant v. Schmid als Hauptmann und Kompagniechef zum Infanterie-Regiment Nr. 73.

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Hauptmann Mattern gen. v. Preuß zum Infanterie-Regiment Nr. 78.
Premierlieutenant Vogel v. Falckenstein II zum Infanterie-Regiment
Sekondlieutenant v. Vethacke

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Nr. 79.

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Laut selbiger Ordre wurden in das Regiment versetzt:

Sekondlieutenant v. Saldern-Ahlimb vom 1. Garde-Regiment zu Fuß unter
Beförderung zum Premierlieutenant.

Premierlieutenant v. Widekind vom 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin

Elisabeth.

Sekondlieutenant v. Gerhardt

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v. Luttig

vom Kaiser Alexander Garde-GrenadierRegiment Nr. 1. Beide unter Beförderung zu Premierlieutenants.

Der hohe Chef widmete den aus dem Regiment scheidenden Offizieren in einem an den Kommandeur gerichteten Schreiben folgende gnädige Worte:

,,Baden, den 1. November 1866.

Indem Ich Ihnen für die Meldung danke, beauftrage Jch Sie, den avancirten Offizieren Meines Regiments Meine Glückwünsche, den anderweitig Angestellten Mein aufrichtiges Bedauern auszudrücken, sie aus dem kameradschaftlichen Verbande scheiden zu sehen, in welchem sie so treu dem Könige dienten. Ich werde ihnen stets ein gutes Andenken bewahren, und sie werden auch in ihrem neuen dienstlichen Verhältniß Meinem Regiment Ehre machen. An gez. Augusta.

den Oberst v. Strubberg, Kommandeur

Meines Garde-Grenadier-Regiments."

Anfang November traf wie alljährlich Ihre Majestät in Coblenz ein, befahl zum 14. das Offizierkorps sowie die Sanitätsoffiziere zu einer Audienz ins Schloß und sprach Ihre ganz besondere Freude darüber aus, nach dem glorreichen Kriege nunmehr das gesammte Offizierkorps in Coblenz begrüßen zu können.

Mit geradezu mütterlicher Fürsorge widmete der hohe Chef seine Theilnahme auch den inneren Einrichtungen des Regiments. Insbesondere erhielten die Bibliothek des Offizierkorps und das Regimentshaus viele Geschenke und Zuwendungen beider Majestäten.

Am 3. März 1867 wurden die mit Schwertern verliehenen Fahnenbänder an den Fahnen der Bataillone gemäß folgender A. K. D. befestigt:

„Ich will zur bleibenden Erinnerung an den diesjährigen ruhmvollen Feldzug den Truppentheilen, welche an demselben theilgenommen und ein Gefecht mitgemacht, oder vor dem 2. August d. Js. die Grenze eines der mit Preußen im Kriege gewesenen Länder überschritten haben, eine Auszeichnung an ihren Fahnen und Standarten gewähren. Zu diesem Zweck verleihe Jch denselben das Band für Kombattanten des für diesen Feldzug gestifteten Erinnerungskreuzes mit den vorschriftsmäßigen Quasten in Silber und Schwarz und sofern sie an Gefechten theilgenommen haben mit zwei aufrecht übereinander stehenden Schwertern von Metall oberhalb der beiden Quasten. Die Truppentheile, welche an ihrer Fahne oder Standarte bereits das Band der Kriegsdenkmünze für 1813/15 oder eines der Bänder für die Feldzüge 1848/49 und 1864 führen und nunmehr das Band für 1866 erhalten, führen letteres dergestalt, daß dasselbe unter den früher erworbenen Bändern angebracht ist.

Die Truppentheile, welche an ihrer Fahne oder Standarte nur das gewöhnliche Fahnen- bezw. Standartenband tragen und jetzt das Band für den Feldzug 1866 erhalten, legen ersteres ab und führen nur das lettere. Sie haben hiernach das Weitere zu veranlassen und Mir zu Meiner Genehmigung baldigst ein Verzeichniß der zum Empfange des Bandes für 1866 mit Schwertern bezw. ohne dieselben berechtigten Truppentheile vorzulegen.

Berlin, den 12. Dezember 1866.

An den Kriegsminister.

gez. Wilhelm."

Durch A. K. O. vom 13. März 1867 traten drei ehemals Königlich Hannoversche Offiziere, Hauptmann v. Elern und die Premierlieutenants v. Mengersen und Frhr. v. Hodenberg als aggregirt zum Regiment über und wurden demnächst einrangirt.

Am 8. Mai verstarb zu Potsdam der Hauptmann und Kompagniechef der 4. Kompagnie Frhr. v. Schleinig nach längerem Leiden im elterlichen Hause.

Dem Regiment wurde am 14. Juli die Auszeichnung zu Theil, in Ems vor Seiner Majestät dem Könige, welcher sich dort zur Kur befand, vorbeimarschiren. zu dürfen, eine Ehre, der sich das Regiment auch in den folgenden Jahren bis zum Kriege 1870/71 stets zu erfreuen hatte.

Als in demselben Monat die Königlichen Majestäten den Besuch des Sultans Abdul Aziz in Coblenz empfingen, gab die 1. Kompagnie des Regiments auf dem Bahnhofe die Ehrenwache.*) Bei dieser Gelegenheit bildeten die Truppen der

*) Hauptmann v. Trotha, Premierlieutenant v. Goeß, Sekondlieutenants v. Barton gen. v. Stedman II und v. Schaumburg wurden aus diesem Anlaß, Ersterer mit T04, Lehtere mit TM4, dekorirt.

1868.

Garnison, zu denen noch das Rheinische Jäger-Bataillon Nr. 8 und das Königs=
Husaren-Regiment hinzugezogen worden waren, Spalier in den reich geschmückten
Straßen der Stadt, durch welche der Einzug des Sultans und seiner Prinzen statt=
fand. Vor dem Königlichen Schlosse erfolgte der Vorbeimarsch der Truppen.

Bei der Abreise des Sultans gab Seine Majestät ihm das Geleit. Hierbei trug der König die Uniform des 2. Garde-Grenadier-Landwehr-Regiments und be= suchte nach der Abfahrt seines Gastes mit Ihrer Majestät das Regimentshaus. Seine Majestät unterzeichnete eigenhändig sein Porträt in der Chronik, machte dem Offizierkorps die huldreiche Eröffnung, daß er demselben zu Weihnachten sein Bildniß in Del gemalt, verleihen wolle und besichtigte die Räume des Hauses.

Das von Seiner Majestät verheißene Delgemälde, eine vortreffliche Kopie nach Winterhalter, wurde am Heiligen Abend vom Regimentskommandeur dem Offizierkorps übergeben und bildete fortan mit dem Gegenstück, dem bereits vorhandenen Bilde des hohen Chefs, den Hauptschmuck des Casinos.

Am 15. Oktober feierte der noch immer rüstige, brave Feldwebel Krückmann der 8. Kompagnie sein 25jähriges Feldwebel-Jubiläum. Der verdiente Jubilar erhielt Geschenke von Ihrer Majestät, sowie von dem Offizierkorps.

Bei Gelegenheit eines Besuches, den Ihre Majestät am 15. November in Begleitung des Großherzogs von Weimar, der Großherzogin sowie der Prinzessin von Baden dem Offizierkorps abstattete, schenkte Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin einen Schwarzwälder Chronometer, wie verschiedene Nachbildungen von Waffen und Rüstungsstücken für das Casino.

Am Geburtstage Seiner Majestät wurde Oberst v. Strubberg unter Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der 30. Infanterie-Brigade, der Oberst und Flügeladjutant Seiner Majestät des Königs v. Stiehle zum Kommandeur des Regiments ernannt.

Während des Frühjahrs waren vier württembergische Offiziere, die Hauptleute v. Hünersdorf, Plieninger, Frhr. v. Sternenfels und Sonntag zur Dienstleistung beim Regiment kommandirt.

Die diesjährige Ankunft Ihrer Majestät in Coblenz erfolgte am 24. Juli. Der hohe Chef beehrte sogleich zusammen mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen das Offizierkorps im Regimentshause mit seinem Besuch.

Das alljährliche Regiments fest, dem beide Majestäten beiwohnten, fand am 23. August auf Fort Konstantin statt. Das Fort war durch Guirlanden und grüne Lauben in einen Garten verwandelt. Im inneren Hof wurden Festspiele und Aufführungen aller Art veranstaltet. Es herrschte dabei ein frohes ungezwungenes Treiben, an welchem die Majestäten sichtliches Wohlgefallen fanden.

Dieses Fest, welches die Königin alljährlich den Mannschaften des Regiments gab, war für diese der Glanzpunkt ihrer Dienstzeit und trug dazu bei, die angestammte Liebe zum Herrscherhause zu fördern und das Band zwischen letterem und dem Regiment noch inniger zu knüpfen. Viele der Grenadiere haben im Laufe der Jahre bei dieser Gelegenheit die hohe Auszeichnung genossen, von ihrer erhabenen Landesmutter huldvoll angeredet zu werden, viele von ihnen haben, als

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