Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Nachod und Skaliß, von Schweinschädel, Soor und Königinhof hatten wir zugleich die schöne Provinz Schlesien vor einem feindlichen Einfalle bewahrt, rier österreichische Armeekorps hintereinander geschlagen und die Vereinigung mit der Ersten Armee herbeigeführt, als in der unter unseres Königs Oberbefehl gewonnenen ruhmreichen Schlacht von Königgrät der Zweiten Armee die Ehre zu Theil ward, den Sieg zu entscheiden. Als wir dann, den geschlagenen Feind rastlos und unaufhaltsam verfolgend, bei Tobitschau und in der Umgegend von Olmütz mehrere siegreiche Gefechte bestanden hatten, waren wir endlich vor den Thoren der feindlichen Hauptstadt angelangt, als Desterreich Unterhandlungen zum Abschluß des Friedens begann.

Mit gerechtem Stolz dürft Jhr auf Eure Leistungen zurückblicken; ein Jeder von Euch hat im vollen Sinne des Wortes seine Schuldigkeit gethan, und die Thaten der Zweiten Armee reihen sich würdig den größten unserer an Ruhm und Ehre so reichen Geschichte an. Ich danke mit Euch Gott, der uns von Sieg zu Sieg und nach kurzem glänzenden Kriege zu einem so ehrenvollen Frieden geführt.

So lange ich lebe, wird es mir ein erhebendes Gefühl und eine theure unvergeßliche Erinnerung bleiben, während dieses denkwürdigen Kampfes an der Spitze der braven Truppen des Garde-, I., V. und VI. Armeekorps gestanden zu haben.

Indem ich meiner braven und mir so theuer gewordenen Zweiten Armee ein herzliches Lebewohl zurufe, danke ich den Herren Generalen und Offizieren, den Unteroffizieren und Soldaten für Ihre Tapferkeit, Ausdauer und Pflichttreue und spreche die Erwartung aus, daß auch während des Friedens ein Jeder bestrebt sein wird, den alten, aufs Neue glänzend bewährten Ruf des preußischen Heeres ungetrübt und ungeschmälert zu behaupten.

Berlin, den 8. September 1866.

gez. Friedrich Wilhelm,
Kronprinz,

General der Infanterie, Oberbefehlshaber der Zweiten Armee
und Militärgouverneur von Schlesien.“

1866.

Am 20. September erfolgte, nachdem vorher die dem Regiment verliehenen 20. September Ordensdekorationen und Erinnerungskreuze eingetroffen und vertheilt waren, der unvergeßliche Einzug in Berlin.

Um 11 Uhr vormittags erschien Seine Majestät der König mit glänzendem Gefolge auf dem Königsplatz, woselbst die Aufstellung der Division genommen war und wurde von den Truppen während des Abreitens der Front mit begeistertem Hurrah begrüßt. Auch Ihre Majestät die Königin wohnte der Parade bei, hatte die Abzeichen des Regiments angelegt und sprach in gnädigster Weise Ihren Dank und Ihre Anerkennung für die Leistungen Ihrer Truppe aus.

Gegen 12 Uhr erfolgte der Einmarsch durch das Brandenburger Thor auf der zu beiden Seiten mit eroberten Geschützen geschmückten Via triumphalis.

An dem Standbild des Fürsten Blücher nahm Seine Majestät den Vorbei

marsch der Truppen ab, welcher bei der Infanterie in Kompagniefronten mit wehenden Fahnen erfolgte.

Nach dem Vorbeimarsch fand in Gegenwart Seiner Majestät im Lustgarten ein Tedeum statt. An letterer Feier nahm als Deputation des Regiments die 1. Kompagnie mit den drei Fahnen theil, während die übrigen Kompagnien in ihre auf dem Köpenicker Felde belegenen Quartiere abmarschirten.

Wie seinerzeit nach dem Feldzuge 1864, so wurde auch jetzt das Offizierkorps des Regiments durch die hohe Ehre ausgezeichnet, von Jhren Majestäten nach dem Einzuge zur Tafel befohlen zu werden. Bei lezterer hatte Seine Majestät die Gnade, einen Toast auf das Regiment auszubringen.

Die Unteroffiziere und Mannschaften erhielten als Ehrengeschenk der Stadt Berlin einen Thaler bezw. 15 Silbergroschen und wurden zu verschiedenen Festeffen geladen.

Durch nachstehenden Divisionsbefehl vom 17. September nahm der Generallieutenant v. Plonski von den ihm untergebenen Truppen Abschied:

"

Bei der Auflösung des bisherigen mobilen Verhältnisses der 2. GardeInfanterie-Division wird unser Band der Liebe und Treue zu unserem König, das muthige Siegeszuversicht und die aufopfernde Waffenbrüderschaft in den Gefahren der Schlacht geknüpft, auch ferner unsere Vereinigung bleiben.

Die Anerkennung, welche Seine Majestät der König der Division mehrfach gegeben hat, ist der schönste Lohn, der uns werden kann. Sämmtlichen Soldaten und Beamten der Division danke ich insbesondere, daß der Ruf der guten Disziplin unbefleckt erhalten worden, und daß vornehmlich Jeder bei den großen Anstrengungen des Feldzuges die Entbehrungen des Nothwendigsten zum Leben mit der dem Soldaten allein würdigen Entsagung zu ertragen wußte. Mögen diese unsere Erfahrungen der Armee verbleiben, zum Segen unseres Vaterlandes, zum Heil unseres Königs.

gez. v. Plonsfi."

Nach einigen Ruhetagen fuhr das Regiment am 24. mittags vom Anhalter Bahnhof aus nach Coblenz ab. Obgleich die Ankunft dort erst am 25. abends erfolgte, war doch der Empfang trotz der vorgerückten Stunde ein glänzender.

Das 1. Bataillon traf 51⁄2 Uhr abends in Coblenz ein und marschirte nach der Rheinanschluß-Kaserne, das II. Bataillon kam in der alten Garnison um 81⁄2 Uhr abends vor dem Lörthor an. Nachdem die Fahnen von der 5. Kompagnie nach dem Königlichen Schloß gebracht worden waren, marschirte das gesammte II. Bataillon durch die Stadt über die Mosel-Brücke. Jenseits der leßteren fand ein Vorbeimarsch vor dem Regimentskommandeur statt. Hierauf rückten die Kom= pagnien in folgende Quartiere ab:

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Das Füsilier-Bataillon traf erst gegen 11 Uhr abends in Coblenz, seiner nunmehrigen neuen Garnison, ein und wurde wie folgt untergebracht:

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small]

Nach der mit dem Einrücken*) in die Garnison erfolgten Demobilmachung des Regiments nahm der kommandirende General durch folgenden Erlaß von den zur Entlassung kommenden Mannschaften Abschied:

„Nachdem nunmehr die Truppen des Gardekorps nach siegreichem Feldzuge heimgekehrt sind in ihre Friedensgarnisonen, hat Seine Majestät der König die Gnade gehabt, durch zahlreiche Auszeichnungen die Leistungen von Offizieren und Mannschaften in der huldvollsten Weise anzuerkennen.

Wiederholt haben Seine Majestät auszusprechen geruht, daß das Korps den von ihm gehegten Erwartungen vollkommen entsprochen habe, und somit können wir ohne Ueberhebung mit Stolz und Befriedigung auf die jüngst verlebte Zeit zurückblicken. Eurer Ausdauer ist es gelungen, stets rechtzeitig auf dem Kampfplatz zu erscheinen, und Eurer Tapferkeit ist es zu danken, daß das Korps nur Siege aufzuweisen hat. Für immer werden die Tage von Trautenau, Königinhof und Königgrät als Ehrentage der Geschichte des Gardekorps angehören, und stolz bin ich darauf, ein solches Korps in solcher Zeit unter meinem Befehl gehabt zu haben.

Jeder that seine Pflicht, Viele zeichneten sich aus, und Viele besiegelten ihre Treue gegen König und Vaterland mit dem Tode! Allen meinen Dank und den Dahingeschiedenen ein treues Andenken! - Möge für immer der Geist im Gardekorps herrschen, der es so herrliche Thaten verrichten ließ. Dazu wirke ein Jeder an seinem Plage, und Gott gebe seinen Segen dazu. Der ihrer Heimath zueilenden Mannschaft sage ich hiermit ein herzliches Lebewohl und fordere sie auf, stets eingedenk der Tage zu sein, wo wir vereint dem Feinde entgegenstanden.

Es lebe der König!

Berlin, den 21. September 1866.

gez. August, Prinz von Württemberg."

Einrückestärke (in die Garnison):

47 Offiziere,

5 Aerzte,

3 Zahlmeister,

3 Büchsenmacher,

2210 Unteroffiziere und Gemeine,

8 Lazarethgehülfen,

56 Trainsoldaten,

58 Reitpferde,

71 Zugpferde,
13 Fahrzeuge.

Durch den beendeten Feldzug hatte Preußen große Erfolge errungen. Im Frieden zu Prag schied Desterreich aus dem Deutschen Bunde aus, trat alle seine Ansprüche auf Schleswig-Holstein an Preußen ab, zahlte 20 Millionen Thaler Kriegskosten und gab seine Zustimmung zu der unter Preußens Leitung zu schaffenden Umgestaltung Deutschlands. Nachdem die preußische Armee ihre Gegner auf allen Punkten in einem sechswöchigen Siegeszuge niedergeworfen hatte, konnte König Wilhelm jetzt seine weitschauenden Pläne für eine kräftige Neugestaltung Deutschlands verwirklichen. Preußen, vergrößert durch Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M., erhielt einen Zuwachs von über 1300 Quadratmeilen und mehr als 4 Millionen Seelen und trat jetzt an die Spige des Norddeutschen Bundes, welcher alle Länder nördlich des Mains zu einem Ganzen vereinigte. Die süddeutschen Staaten aber verpflichteten sich, im Falle eines Krieges ihre Truppen unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen.

So hatte die blutige Saat reiche Frucht getragen und den Beginn der Einigung Deutschlands unter Preußens Führung herbeigeführt.

Anhang zum vierten Theil.

1. Kapitel.

Kurzer Abriß der Geschichte des 2. Garde-Grenadier-Landwehr-Regiments, während des Jahres 1866.

Bei Ausbruch der Mobilmachung verfügten sich die im Vorhergehenden namentlich aufgezählten, zum 2. Garde-Grenadier-Landwehr- (blauen) Regiment*) abkommandirten Offiziere des Regiments zunächst in den Formationsort ihrer Bataillone. Sobald die Truppen marschbereit waren, wurde sodann das ganze 2. Garde-Grenadier-Landwehr-Regiment nach Brandenburg a. d. Havel zusammengezogen und der Garde-Landwehr-Division unter General v. Rosenberg-Gruszczynski zugetheilt.

Nachdem sich um Berlin das Reservekorps v. der Mülbe, zu dem auch die Garde-Landwehr-Division (12 Bataillone) gehörte, bis Mitte Juni in der Stärke von 24 000 Mann formirt hatte, sette es sich theils mittelst Fußmarsches, theils mit der Eisenbahn nach Sachsen in Bewegung und übernahm am 16. Juni die Besetzung dieses Landes, zu dessen Generalgouverneur General v. der Mülbe ernannt worden war.

Da zur Bewältigung dieser Aufgabe indessen die 2. Division (Provinzial

Kommandeur: Oberst Freiherr Gans Edler Herr zu Putliz.

Landwehr) ausreichte, so wurde die 1. (Garde-Landwehr-)Division dem Kommandeur der Elb-Armee General Herwarth v. Bittenfeld unterstellt.

Nach der Occupation von Sachsen überschritt die Division am 25. Juni nördlich Rumburg die böhmische Grenze und setzte den Marsch in der Richtung auf Münchengräg fort. Während des Gefechts bei Münchengrät am 28. Juni stand die Division in einer Reservestellung bei Hühnerwasser. Sie marschirte am nächsten Tage über Münchengrätz nach Jungbunzlau.

Das Bataillon Düsseldorf blieb als Etappentruppe in Niemes zurück, entsandte später zwei Kompagnien nach Münchengrät und stieß erst in Prag wieder zur Division.

An der Schlacht von Königgrätz nahm die Garde-Landwehr gleichfalls nur als Reserve theil. Sie ging am folgenden Tage auf der Pardubißer Straße vor und biwakirte bei Groß-Kasalig und Bela. Die ausgestellten Vorposten sahen an jenem Tage nur einzelne feindliche Patrouillen.

Am 6. Juli sammelte sich die Division bei Chlumetz, um gegen Prag vorzugehen und sich dieser wichtigen Stadt zu bemächtigen. Sie traf am 8. Juli vor Prag ein und besetzte die von den kaiserlichen Truppen und Behörden verlassene Hauptstadt Böhmens ohne jeglichen Kampf. Der Fürstbischof Schwarzenberg war tags zuvor mit einer Deputation im Quartier des Generals v. RosenbergGruszczynski erschienen und hatte um Schonung der Stadt gebeten. Das in den kaiserlichen Magazinen vorhandene bedeutende Kriegsmaterial wurde mit Beschlag belegt und auf dem Hradschin die preußische Flagge gehißt.

Nachdem der General v. der Mülbe mit der 2. Division nach Prag gefolgt war, trat die Garde-Landwehr am 17. den Marsch auf Pardubiß an, von wo sie per Eisenbahn nach Brünn geschafft wurde. Der weitere Vormarsch gegen Wien wurde durch die inzwischen eingeleiteten Friedensunterhandlungen unterbrochen. Die Division bezog Kantonnements in und um Brünn.

Als die Friedenspräliminarien in Nikolsburg zum Abschluß gelangt waren, trat die Division am 31. Juli den Rückmarsch nach Prag an und bezog demnächst Quartiere in der Umgegend von Saat.

Zu dieser Zeit forderte die Cholera auch bei der Garde-Landwehr nicht unerhebliche Opfer.

Nach Abschluß des Prager Friedens räumte die Division den böhmischen. Boden und marschirte nach Dresden. Von hier aus wurden die Bataillone am 4. September per Eisenbahn in ihre Stabsquartiere befördert, um daselbst demobil gemacht und aufgelöst zu werden. Die kommandirten Offiziere und Unteroffiziere kehrten zu ihren Regimentern zurück.

Wenn es nach Obigem im Feldzuge 1866 der Garde-Landwehr zwar nicht. vergönnt gewesen war, sich blutige Lorbeeren zu erwerben, so hatte sie doch bewiesen, daß der Geist altpreußischer Pflichttreue, daß Mannszucht und Ausdauer ihr in gleichem Maße wie den jungen Mannschaften innewohnten und daß, wenn Gelegenheit gewesen wäre, sie auch im Schlachtenwetter in diesen Soldatentugenden nicht zurückgestanden haben würde.

« ZurückWeiter »