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Infanterie-Regiment von Lühow (1. Rheinisches) Nr. 25.

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an dem auch der 26 jähr. Major v. Lützow Teil hatte und für welches er vor Colberg blutete.

Adolf Ludwig Wilhelm v. Lüzow, geb. 10. Mai 1782 zu Berlin, entstammte einer mecklenburg. Familie. 1785 war er im Grenad.-Gardebatl. zu Potsdam eingetreten und 1800 zum Lt. ernannt worden. Als leidenschaftlicher Reiter trat er 1804 zum Kürass.-Rgt. v. Reißenstein über. Nach der Schlacht von Auerstädt (wo er durch die Hand geschossen wurde) schloß er sich bei Colberg an Schill an, welcher die Errichtung eines Freikorps vorbereitete, das nach der Allerh. Genehmigung vom Jan. 1807 in wenigen Tagen auf zwei Hus.- und zwei Drag.-Esk. anwuchs. Lüzow formierte die 2. Est. Drag., die er schon am 31. Jan. ins Feuer führte. Beim Überfall von Stargard erhielt er einen Schuß durch das linke Fußgelenk. Als Anerkennung für die vor Colberg geleisteten Dienste erhielt Lüßow den Orden pour le mérite und wurde in dem aus der Kavallerie des Schillschen Freiforps formierten 2. brandenb. Hus.-Rgt. als Eskadronchef angestellt. Da seine Wunden wieder aufbrachen, erhielt er 1808 als Major den Abschied. Auf Veranlassung des Präsidenten v. Vincke widmete er sich nun der Vorbereitung des Volksaufstandes in Hessen, Westfalen und Ostfriesland und kehrte 1809 nach Berlin zurück, von wo er alsbald dem Major v. Schill folgte, der mit seinem Hus. Rgt. auf eigene Faust ausmarschiert war. Er übernahm seine frühere Schwadron und erhielt bei Dodendorf während einer Attacke auf ein französ. Karree einen Schuß in die Brust. Durch häufigen Aufenthaltswechsel bei befreundeten Gutsbesizern entging er den französ. Nachforschungen. Im Febr. 1811 wurde er als aktiver Offizier von der Armee wieder angestellt.

Als der Ausbruch des Krieges mit Frankreich bevorstand, beriet Scharnhorst mit dem russ. Hauptquartier in Kalisch die Thätigkeit der zu errichtenden

Generalmajor Adolf Ludwig Wilhelm von Lühow.

leichten Korps und bezeichnete als ihren Zweck: die Zerstörung des französ. Armeematerials zwischen Elbe und Rhein bezw. Verwendung dieser Mittel zur Bewaffnung der Bevölkerung gegen Frankreich. An die Stelle eines leichten Korps trat ein Freikorps unter Führung der Majors v. Lüßow und v. Petersdorff. Seine Aufstellung unter dem Namen „Königl. preuß. Freikorps" wurde vom König am 18. Febr. 1813 genehmigt. Lüßow übernahm die Aufstellung der Kavallerie, Petersdorff die der Infanterie. Die Stadt Zobten und die Dörfer Rogau und Rosenau wurden als Quartierorte angewiesen. Neben Studenten waren bald Angehörige aller Stände in dem Korps vereinigt. Große Verdienste um die rasche Werbung von Freiwilligen hatte der Lehrer Jahn (der spätere „Turnvater"); Ausrüstung und Bewaffnung, welche vom Korps selbst zu beschaffen waren, machten mancherlei Schwierigkeiten, welche aber die allgemeine Opferwilligkeit verhältnismäßig schnell überwinden ließ. Die Bekleidung bestand aus schwarzem Tuch; die Bewaffnung wies alle möglichen Modelle von Gewehren auf; Seitengewehre fehlten fast ganz.

Am 17. März erließ der König den Aufruf: „An mein Volk.“ Zehn Tage später wurde das Lüzowsche Korps in der Kirche zu Rogau eingesegnet und vereidigt. Am 28. März brach das Freikorps in der Stärke von 900 Mann und 260 Pferden, formiert in einem Bataillon, einer Hus.- und einer Ulanen= Esk. auf und erreichte am 17. April Leipzig, unterwegs durch zahlreiche Freiwillige verstärkt. Am 5. April erließ Körner einen feurigen Aufruf an seine fächs. Landsleute; das ganze deutsche Volk begeisterte er durch seine herrlichen Kriegslieder (Lüßows wilde Jagd," „Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen" u. a.). Verbündete und Franzosen standen einander um diese Zeit im wesentlichen an der Elbe entlang gegenüber. Die Aufgabe des Lüßowschen Korps war die Belästigung der Franzosen in Flanke und Rücken, Störung ihrer rückwärtigen Verbindungen, Aufhebung von Magazinen und Transporten für die Armee ohne sich in Gefechte mit stärkerem Gegner einzulassen.

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Am 25. April marschierte Lützow mit 1000 M. Inf. und 340 Pferden von Leipzig nach Schkeudig und Anfang Mai elbeabwärts, um mit dem General Gr. Wallmoden Hamburg zu decken. Ein Teil seiner Kavallerie unter Rittmeister v. Colomb streifte auf dem linken Elbufer und that sieben Wochen hindurch den Franzosen großen Abbruch.

Am 11. Mai, nach dem Übergang über die Elbe bei Dömiß, trat Lüßow unter den Befehl des (auch im Liede verherrlichten) Generals v. Doernberg und biwakierte am gleichen Abend beim Jagdschloß Goehrde, in dessen Nähe es am folgenden Tage zu einem glücklichen Gefecht mit Truppen des Marschalls Davout kam, ging am 13. wieder über die Elbe zurück und wandte sich mit seiner Kavallerie nach dem Thüringer Wald, wo die Bevölkerung zu jeder Unterstützung bereit war.

Fast täglich wurden kleine feindliche Trupps, Kuriere, Transporte aufgehoben; in Roda ließ Lüzow, nur von einer Husarenpatrouille begleitet, 50 Off., 200 Mann Rheinbundstruppen das Gewehr strecken und verteilte den Inhalt der daselbst angelegten Magazine unter die Armee. Einer stärkeren Truppenabteilung wich Lützow nach Süden bis Neustadt aus und hielt daselbst Rasttag, nachdem die Pferde in sechs Tagen auf schlechten Wegen oder querfeldein 42 Ml. zurückgelegt hatten. Am 9. Juni, in Plauen, erhielt Lühow die erste Nachricht

Generalmajor Adolf Ludwig Wilhelm von Lüzow.

von dem inzwischen geschlossenen Waffenstillstande, nach welchem er auf preuß. Gebiet zurückkehren mußte. So entschloß er sich schweren Herzens gegenüber den Erfolgen, die ihm gerade jezt winkten, zum Rückmarsch auf Leipzig. Am 17. Juni wurde gegen 6 Uhr abends das Dorf Kizen erreicht, wo die Lüßowsche Kavallerie von einer feindl. Kolonne eingeholt und dem Führer erklärt wurde, auf Befehl des Herzogs v. Padua müsse er halten bleiben. Dieser selbst erklärte einem von Lüzow zu ihm nach Dresden gesandten Offizier, daß er die Truppen Lüßows als außerhalb der Geseze stehend betrachten müsse, weil sie nach den Bestimmungen des Waffenstillstandes schon am 12. die Elbe hätten passieren sollen.

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Unterdessen hatten die Lüßower bei Kizen Biwak bezogen. Gegen sieben Uhr wurde gemeldet, daß von allen Seiten feindl. Abteilungen sich nähern. Lützow ließ die Eskadrons auffißen und sich nach Altransfeldt in Marsch seßen. Im Vertrauen auf das ihm vorher von einem französ. Offizier gegebene Ehrenwort lehnte Lügow den Rat, sich durchzuschlagen, ab und ließ sich mit dem französ. General Fournier in eine Unterredung ein, wobei ihm dieser sein Ehrenwort gab, daß er ihn nicht angreifen werde, wenn er ruhig auf der Straße nach Leipzig abziehe. Während dem setzten sich aber dessen Dragoner in Trab und Fourniers Antwort auf Lüßows Frage, was das zu bedeuten habe, war: Waffenstillstand für jedermann, außer für Sie!" Lützow jagte zu den Seinigen zurück, die arglos in Marschkolonne geblieben waren; die feindliche Kavallerie warf sich auf diese, und nun begann jener ungleiche Kampf, den die Geschichte als den „Überfall bei Kizen" bezeichnet. In wütenden Kämpfen Einzelner gegen eine erbarmungslose Überzahl wurde Lüzows tapfere Schar überwältigt; nur wenige schlugen sich durch. Die Gefangenen wurden in Leipzig wie Räuber eingesperrt. Lühow selbst wurde durch den Oberjäger Beczwarzowski aus den Händen der französ. Dragoner gerettet, suchte zu Fuß vergebens noch einmal das Gefecht wieder herzustellen und rettete sich auf dem Pferde des Husaren Gebhardt (der für seine Aufopferung das Eiserne Kreuz 2. Kl. erhielt) mit 21 Reitern über Merseburg in die Gegend von Sangerhausen nach Mittelstadt auf das Gut des Majors v. Braun; seine kleine Abteilung verbarg er in einem nahen Walde; der bejahrte Amtsrat Breymann bei Bernburg sorgte für Lebensmittel und Fourage. Von da aus wurde am 21. Juni der Rückzug auf Genthin fortgesezt. Es steht geschichtlich fest, daß der verräterische Wortbruch gegen Lüzows Schar eine eigenste Anordnung Napoleons war: über Lüßow und seine hauptsächlichsten Genossen hatte er im Moniteur die Achtung ausge= sprochen.

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Nach dem Waffenstillstande sezte sich das reorganisierte Freikorps zusammen aus 3 Bataill. Inf. (worunter eine Tiroler Jägerkompagnie, gebildet von Mitkämpfern von Andreas Hofer), 5 Esk. Hus., Ulanen und Jäger, 1 Batterie von 8 Gesch. Am 24. Juli bezog es Standquartiere bei Nauen und wurde 14 Tage später dem Korps Wallmoden und am 12. Aug. dem General v. Tettenborn unterstellt.

Am 10. Aug. lief der Waffenstillstand ab. Napoleon stand mit seiner Hauptarmee bei Dresden, ein Korps unter Davout bei Hamburg, die Armeen der Verbündeten standen bei Berlin, in Schlesien und in Böhmen. Napoleon hatte die Absicht, diese einzeln zu schlagen, und zwar zunächst die Nordarmee.

Generalmajor Adolf Ludwig Wilhelm von Lüzow.

zur Unterstüßung dieses Unternehmens sollte Davout auf Berlin losgehen. Diesem gegenüber stand das Korps Wallmoden von der Nordarmee, dessen Avantgarde das leichte Korps von Tettenborn bildete. Die Scheu des Kronprinzen v. Schweden vor Waffenentscheidung zwang das Lüzowsche Freikorps zu einem zwar erfolgreichen, aber aufreibenden Stellungskriege im Mecklen= burgischen, wodurch allerdings Davout festgehalten wurde. Für das Gefecht a. d. Göhrde, 16. Sept., verlieh der König dem Freikorps 17 Eiserne Kreuze; Lützow selbst wurde von einer Kugel getroffen, so daß er erst am 25. Nov., an Krücken gehend, zum Freikorps zurückkehren und am 25. Dez. mit zwei Ulanen-Esk. gegen den Rhein aufbrechen konnte.

Am 31. Jan. vereinigte sich Lüßow mit dem Streifforps des Majors v. Colomb in St. Hubert, hob einen Posten von poln. Ulanen und französ. Forstwächtern in Chiny auf und suchte die Verbindung mit dem Kleistschen Korps durch die Ardennen. Am 5. Febr. erreichten sie Damvilliers (nicht weit von Sedan), am 12. Châlons. Hier stellte sich Lüßow Blücher zur Verfügung und übernahm mit seinen zwei Ulanen-Esk. einen Teil der Aufklärung. Diese ergab die für Blücher so wichtige und ihm von Lüßow gemeldete Thatsache, daß Napoleon sich von Troyes aus neuerdings gegen ihn gewendet habe, so daß Blücher rechtzeitig (1. März) auf Soissons ausweichen und sich mit Bülow vereinigen konnte.

Zu Anfang März befand sich Lüßow in Montcornet (nordöstlich Laon). Hier traf ihn die Mitteilung Gneisenaus, die schles. Armee werde bei Laon eine Schlacht gegen Napoleon annehmen; er möge die Generale St. Priest und v. Jagow (bei Châlons) veranlassen, auf dem linken Aisne-Ufer vorgehend den Franzosen so viel wie möglich Schaden zuzufügen, falls die Schlacht ge= wonnen werde, da in diesem Falle die französ. Armee über die Aisne zurückgehen mußte. Am 12. traf er den unterdessen vorgegangenen General Grafen St. Priest in Reims, welches am Morgen von den preuß. Truppen unter General v. Jagow erstürmt worden war. Am 9. und 10. war mittlerweile Napoleon von Blücher bei Laon geschlagen worden und ging über Soissons auf Reims, wo es am 13. zu einem heftigen, für Napoleon günstigen Kampfe kam. Lüzow beschloß, den rechten Flügel der französ. Armee auf dem Wege durch die Ardennen zu umgehen. Hier hatten die Siegesmanifeste Napoleons so gewirkt, daß alles zu den Waffen gegriffen hatte und Lüßow überall auf drohende Gesichter und Widerstand stieß. In Vervins mußte er wegen Verschlimmerung einer bei Villers le Tourneur erhaltenen Wunde zurückbleiben; seine beiden Ulanen-Esk. trafen am 20. März in Laon ein und traten unter den Befehl des Generals v. Bülow. Infolge des Berichtes Lüßows über seine bisherige Thätigkeit an General v. Bülow erbat dieser das Eiserne Kreuz 1. Kl. für Lüßow, welcher dasselbe auch neben anderen Orden erhielt. Erst am 15. April vereinigte Lüzow, während des Marsches des Korps Bülow nach den Niederlanden, bei Péronne wieder sein ganzes Freikorps und erhielt unterwegs die Mitteilung von seiner Beförderung zum Oberstlt.; gleichzeitig wurde dem Korps die Anerkennung seiner Leistungen durch 126 Eiserne Kreuze bezeigt. Bald darauf wurde das Freikorps in zwei Rgtr. getrennt; die Lüßowsche Batterie, welche sich nach der Versicherung des Generals v. Holzendorff in sehr gutem Zustande befand, auf Befürwortung des Prinzen August v. Preußen der

Generalfeldmarschall Graf York von Wartenburg.

schles. Art.- Brigade zugeteilt und besteht jezt als zweite reit. Batt. Feldart.Rgts. v. Holzendorff (1. Rhein.) Nr. 8. Gleichzeitig wurden die freiwill. Jäger entlassen unter allergnädigster Anerkennung ihrer Tapferkeit und ihrer Ausdauer, ebenso die Tiroler Schüßenkompagnie, von welcher ein Teil in die heimatlichen Berge zurückkehrte, ein Teil in Preußen sich ansässig machte.

Im Juni traten beide Rgtr. zum Observationskorps unter General Graf Kleist v. Nollendorf an der französ. Grenze. Im Frühjahr 1815 wurde das Lüzowsche Korps aufgelöst, dem Inf.-Rgt. die Stammnummer 25 gegeben und von dem Kav.-Rgt. eine Esk. an das neue Hus.-Rgt. Nr. 9 abgegeben; aus drei Esk. wurde das neue Ulanen-Rgt. Nr. 6 formiert und Lüßow am 29. März zu dessen Kommandeur ernannt.

Beim Wiederausbruch des Krieges erhielt Lüßow die Führung einer Kav.-Brig., die aus dem 6. Ulanen-Rgt. und dem 1. und 2. kurmärk. Landw.-Kav.-Rgt. kombiniert wurde und an den Gefechten von Gosselies und Fleurus Teil hatte. Am Abend der Schlacht von Ligny warf Lüßow an der Spize seines Ulanen-Rgts. feindl. Kavallerie und attackierte gleich darauf feindl. Infanterie, deren erste Salve den Kommandeur und zahlreiche Offiziere niederstreckte. Lüßow, der seinem Rgt. weit voraus war, blieb unter seinem toten Pferde dicht vor einem feindl. Karree liegen, geriet in Gefangenschaft und wurde von Napoleon, der ihn auf dem Kirchhofe von Ligny unter den Gefangenen erblickte, mit dem Namen „Räuberhauptmann" (Chef de brigands) beehrt. Auf dem Transport nach Paris wurde er von den nach dem Siege von Waterloo vordringenden preuß. Truppen befreit.

Zu dem schon vor Colberg verdienten Orden pour le mérite erhielt Lüzow das Eichenlaub für Auszeichnung im Feldzuge 1815. Im Okt. 1815 wurde er zum Oberst ernannt, 1817 Brig.-Kommandeur in Münster, 1818 Kommandeur der 13. Kav.- Brig. in Torgau, 1822 GM., 1830 Kommandeur der 6. Kav.-Brig., 1833 zur Disposition gestellt und zu den Offizieren von der Armee versezt und starb am 6. Dez. 1834 zu Berlin am Schlagfluß.

Generalfeldmarschall Graf York von Wartenburg.

Hans David Ludwig v. York, Sohn eines preuß. Hauptmanns, geb. zu Potsdam 26. Sept. 1759, trat 12 Jahre alt als Junker in das 16. Rgt. v. Borcke in Königsberg, im folg. Jahre in das neue Füsil.-Rgt. v. Luck in Braunsberg und wurde 1777 Lt. ohne Zulage bei 10 Thlr. monatl. Gehalt. Während des bayer. Erbfolgekriegs (,,Kartoffelkrieg") hatte York wenig Gelegenheit, kriegerische Kenntnisse zu sammeln. Es war der Krieg, in dem es bei der auf engem Raume in Böhmen zusammengedrängten 100 000 Mann starken preuß. Armee schwer fiel, für die Kavallerie Fourage zu schaffen, und die Redensart ging, in diesem Feldzuge gewinne man Gras und Heu statt wie sonst Lorbeeren." Viel mehr als kleine Scharmützel mit den Österreichern gab es nicht. Dagegen blieb York eine Geschichte aus jener Zeit im Gedächtnis, die er gern erzählte als Beispiel für berühmte Generale, für die ihr Generalstab denkt." Ein General hatte sich durch einen geschickten Streich das Lob des Königs erworben und sollte nun immer Streifforps führen, obgleich der König darauf aufmerksam gemacht wurde, daß jener Erfolg das Verdienst seines Adjutanten

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