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Generallieutenant von Wittich.

zukehren. Chateaudun wurde in heißem Kampfe Schritt für Schritt erstürmt. Chartres wurde von den Franzosen ohne Kampf verlassen, als die 22. Div. zum Angriff sich anschickte. Es folgte nun eine mehrtägige Ruhe, welche nach den lezten angestrengten Märschen der „Kilometerdivision," wie sie wegen ihrer Marschleistungen hieß, sehr nötig waren.

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Unterdessen hatte die französ. Loire-Armee wieder den Vormarsch gegen Orléans aufgenommen, so daß v. d. Tann sich genötigt sah, die Unterstüßung der 22. Div. wieder in Anspruch zu nehmen. v. Wittich hatte aber schon Kenntnis von den Vorgängen und war aus eigener Entschließung von Chartres aufgebrochen, kam jedoch nicht mehr zeitig genug, um die Wiederbeseßung von Orléans durch die Franzosen verhindern zu können. Der Gefahr gegenüber, welche von der Loire-Armee drohte, wurde nun deutscherseits die Armee-Abteilung" unter dem Großh. von Mecklenburg aus dem I. bayer. Korps, der 17. und 22. Div., sowie 3 Kav.-Div. formiert. Bei dem Vorgehen auf Le Mans hatte die 22. Div. fast täglich ein Gefecht zu bestehen: Courville, Chateauneuf, Brétoncelles, Nogent le Rotrou, Colombier kosteten eine Menge Opfer, wenn sie auch ebensoviele Erfolge bedeuteten. Am 24. Nov. wurde die Armee-Abteilung" der 2. Armee mit unterstellt, welche mittlerweile, durch den Fall von Metz verfügbar geworden, nördlich Orléans eingetroffen war. Auf dem Marsche zur Vereinigung mit der 2. Armee hatte die 22. Div. namentlich bei Loigny-Poupry einen heftigen Kampf zu bestehen, wo der weit überlegene Feind nur infolge der kaltblütigen und energischen Anordnungen des Generals v. Wittich geworfen wurde, der im entscheidenden Augenblick eine Reservebatterie auf 500 Schritt vor den feindlichen Schüßen auffahren, diese und die folgenden Kolonnen mit Granaten überschütten und die Kav.-Brig. v. Colomb einhauen ließ. Ebenso hatte die Div. rühmlichen Anteil an den Kämpfen bei Beaugency und Cravant. Hielten die Franzosen nun nicht mehr so hartnäckig stand wie früher, so wurden dafür die Marschleistungen um so größer und erstaunlicher. Dabei war die Mannszucht und der Eifer der Truppe tadellos. Zu Anfang Jan. wurde die Armee-Abteilung" aufgelöst und aus der 17. und 22. Div. das XIII. A.-Kps. unter Befehl des Großh. gebildet, welches in Verbindung mit der 2. Armee sich nach Le Mans gegen die neugebildete französ. Armee wenden sollte. Große Kälte, Glatteis, Schneegestöber, dürftige Verpflegung (die Ortschaften waren zumeist verlassen) muteten den Truppen große Anstrengungen zu, bis es vom 10.-12. Jan. bei Le Mans zum Hauptschlage in vielen Einzelkämpfen kam. Nach der Einnahme von Le Mans erhielt das XIII. A.-Kps. den Auftrag, den Feind über die Sarthe zu verfolgen. Am 16. Jan. rückte die 22. Div. siegreich in Alençon ein. Bald darauf sah sich aber v. Wittich genötigt, seine Div. zu verlassen und sich zur Pflege nach Versailles zu begeben. Die monatelange Anspannung seiner geistigen und förperlichen Kräfte hatte seine Gesundheit erschüttert. Erst im Sept. 1871, in der Heimat, konnte er seine Div. wieder übernehmen, wurde ein Jahr darauf zum Kommandeur der 31. Div. in Straßburg i. E. unter Beförderung zum GLt. ernannt, erholte sich aber nicht wieder ganz und bat 1873 um seinen Abschied, den der Kaiser mit schwerem Herzen genehmigte unter Verleihung des Roten Adlerordens I. Kl. mit Eichenl. Der General zog sich in die Stille seines Gutes Siede in der Neumark zurück, trat noch einige Male auf kurze Zeit in die Öffentlichkeit und erlag am 2. Okt. 1884 einem schweren Lungenleiden.

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Friedrich III., deutscher Kaiser und König von Preußen.

noch fort durch die Instruktionen des Generalmajors Karl v. Schmidt, beauftragt mit Führung der 7. Div., betr. die Erziehung, Ausbildung, Verwendung und Führung der Reiterei vom einzelnen Manne und Pferde bis zur Kav.-Div. Auf Veranlassung Sr. Kgl. Hoh. des GFM. Prinzen Friedrich Karl von Preußen, Inspekteurs der Kav., geordnet und zusammengestellt.“

Friedrich III., deutscher Kaiser und König von Preußen.

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Am Jahrestage der Völkerschlacht bei Leipzig, 18. Okt. 1831, wurde dem Prinzen Wilhelm von Preußen im Neuen Palais" bei Potsdam der erste Sohn, Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl, geboren, dessen geistige und körperliche Entwickelung seine Mutter mit gewissenhaftester Sorgfalt überwachte. Am 2. Mai 1849 trat der Prinz bei der Leibkompagnie des 1. Garde-Rgts. z. F. in den praktischen Dienst, von seinem Vater selbst eingeführt mit der Mahnung: „Und so thue nun deine Schuldigkeit." Mit hohenzollernscher Gewissenhaftigkeit kam er den Anforderungen des Dienstes nach, wurde am 3. Juni 1849 zum Prlt. befördert und bezog bald darauf die Universität Bonn, um als zukünftiger Herrscher eingehende Kenntnis der Rechts- und Staatswissenschaft und der Geschichte zu erwerben. Die schönen, frohen Jugendtage, welche Prinz Friedrich Wilhelm am Rhein verleben durfte, sind ihm bis ins Alter eine schöne Erinnerung geblieben und der herzliche, freimütige Ton, welchen er späterhin Musensöhnen gegenüber so oft hatte, war ihm wohl aus jener Zeit ungebundener froher Lust im Kreise von Altersgenossen geblieben. Im Frühjahr 1851 begleitete er seine Eltern nach England und sah dort zum erstenmal die 10 jähr. Prinzessin Viktoria. Nach der Rückkehr wohnte er in Berlin am 31. Mai 1851 der Enthüllung des Denkmals Friedrichs d. Gr. bei, that wieder praktischen Dienst beim Rgt. und wurde nach Beendigung der Herbstübungen zum Hauptmann befördert, kehrte jedoch, ehe er die 6. Kompagnie übernahm, noch auf ein Semester nach Bonn zurück, von dem er kurz vor Ostern 1852 wehmütigen Abschied nahm. Während seiner 11/2jähr. Führung der Kompagnie lag ihm neben der Ausbildung namentlich auch das leibliche Wohl der Mannschaften am Herzen, mit denen er in leutseligster, gewinnendster Weise zu verkehren wußte. Nach den Manövern 1853 wurde er als Major à la suite des Rgts. gestellt und unternahm eine viermonatliche Reise nach Italien, die seinem regen Sinne für die Kunst vielfach belebende Nahrung bot. Nach seiner Rückkehr lernte er den Dienst der Feldartillerie und Kavallerie von Grund aus kennen, nahm gleichzeitig an den Vorlesungen in der allgem. Kriegsschule teil und wurde am 31. Aug. 1855 zum Oberst befördert. Oberst v. Moltke war ihm kurz vorher als persönlicher Adjutant beigegeben worden. Nach mehrfachen Reisen übernahm der Prinz die Führung eines Batls. des 1. Garde-Rgts. z. F. und am 3. Juli 1856 das Rgt., welches er jedoch bald wieder verlassen mußte, um den König bei der Krönung des Zaren Alexander II. in Moskau zu vertreten. In seinem zahlreichen glänzenden Gefolge befand sich auch Moltke, dessen Briefe ein so anschauliches Bild der bei jener Feierlichkeit entfalteten Pracht geben. Bald nach seiner Rückkehr wurde er auf seinen Wunsch mit der Führung des 11. Inf.Rgts. in Breslau beauftragt, mit dem der Prinz bis an sein Ende in reger Beziehung geblieben ist. Die schöne Provinz Schlesien lernte er während seines einjährigen Aufenthalts in Breslau durch Teilnahme an den Sigungen der Re

Grenadier-Regiment König Friedrich III. (1. Ostpreußisches) Nr. 1. — GrenadierRegiment Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schlesisches) Nr. 11. — 6. Badisches Infanterie-Regiment Kaiser Friedrich III. Nr. 114. Infanterie-Regiment Kaiser Friedrich, König von Preußen (7. Württembergisches) Nr. 125. Dragoner-Regiment König Friedrich III. (2. Schlesisches) Nr. 8.

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gierung, Ausflüge auf die Schlachtfelder Friedrichs d. Gr. und ins Riesengebirge näher kennen und lieben. Schon am 3. Dkt. 1857 wurde der Prinz zum Kommandeur der 1. Garde-Inf.-Brig. ernannt. Am 25. Jan. 1858 verband er sich mit der Prinzessin Viktoria, Tochter der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, zu einer überaus glücklichen, für das Vaterland segensreichen Ehe.

Nach der Übernahme der Regentschaft durch seinen Vater am 7. Oft. 1858 beteiligte sich Prinz Friedrich Wilhelm als künftiger Thronfolger mehr als bisher an den Staatsgeschäften und wohnte regelmäßig den Sizungen des Staatsministeriums an. Bei der Mobilmachung 1859 übernahm er das Kommando der 1. Garde-Div., wurde in dieser Stellung im Juni 1860 zum GLt. befördert und zum Chef des ostpr. Gren.-Rgts. Nr. 1 ernannt. Es folgte die Umgestaltung der Heeresverfassung und die Thronbesteigung seines Vaters am 2. Jan. 1861. Während der feierlichen Weihe der den neugebildeten Truppenteilen verliehenen Fahnen und Standarten am 18. Jan. 1861 vor dem Denkmal Friedrichs d. Gr.

Friedrich III., deutscher Kaiser und König von Preußen.

befehligte der nunmehrige Kronprinz die ganze Truppenaufstellung, wurde wenige Tage darauf, altem Herkommen gemäß, zum Statthalter von Pommern ernannt, am Tage der Krönungsfeier à la suite des schles. Gren.-Rgts. Nr. 11 gestellt und zum Rektor der Universität Königsberg ernannt. Pflege und Förderung der Künste und Wissenschaften wie des Kunstgewerbefleißes und Reisen entschädigten den Kronprinzen für den ihm während des „Verfassungsstreites“ versagten Anteil am politischen Leben (Reise nach Südfrankreich, Italien, Nordafrika 1862 mit der Kronprinzessin).

Während des Feldzuges 1864 in Schleswig-Holstein hatte der Kronprinz kein Kommando, wohl aber fiel ihm die wichtige Aufgabe zu, Vermittler zwischen der preuß. und österreich. Heeresleitung in politischen und persönlichen Fragen zu sein und ausgleichend zu wirken. Bei einem Ausfallgefecht vor den Düppeler Schanzen am 22. Febr. stand er zum erstenmal im feindlichen Feuer und erhielt als erste auf dem Schlachtfelde erworbene Auszeichnung die Schwerter zum Roten Adlerorden. Bei der Rückkehr nach Berlin am 17. Mai wurde er zum kommand. General des II. A.-Kps. ernannt, welche Stellung er bis zum Jahre 1870 inne hatte. 1866 führte der Kronprinz die 2. Armee (Garde-, I., V., VI. A.-Kps., 1 Kav.-Div.). Am 23. Juni sezte sich diese in Marsch, um durch die Pässe des Glazer und Riesen= gebirges nach Böhmen vorzudringen. Am 27. Juni erstürmte das V. A.-Kps. unter Steinmez den Engpaß von Nachod und erfocht am 28. und 29. die Siege bei Skaliz und Schweinschädel; weniger glücklich verlief das Gefecht des I. A.-Kps. am 27. bei Trautenau; aber am 28. focht die Garde siegreich bei Burkersdorf und am 29. bei Königinhof. Damit war gleichzeitig die Verbindung mit der 1. Armee gewonnen, die unterdessen in Böhmen eingedrungen war. Die 1. und Elbarmee war am 3. Juli bei Königgräß in heißem Kampfe und sehnsüchtig wurde nach der 2. Armee ausgeschaut, bis diese um 2 Uhr nachmittags mit dem Gardeund VI. A.-Kps. in die Schlacht eingriff. Chlum, der entscheidende Punkt der österreich. Stellung, wurde von der Garde erstürmt, Rosberiß und Lipa genommen. Auf der Höhe von Chlum traf der Kronprinz mit Prinz Friedrich Karl zusammen, während die österreich. Armee nach der Elbe und der Festung Königgräß zurückflutete. Abends 8 Uhr traf er den König, welcher dem tief ergriffenen Sohne den Orden pour le mérite überreichte. Dem kleinen Vorpostengefecht bei Tobitschau am 15. Juli folgte die Waffenruhe. Am 2. Aug. hielt der König Parade über die 2. Armee auf den Feldern von Austerliß. Am 4. Aug. traf er mit dem Kronprinzen in Berlin ein, von begeistertem Jubel empfangen. Am Tage des Einzugs der Truppen, 20. Sept., richtete der König ein anerkennungsvolles Dankschreiben an den Kronprinzen, verlieh ihm das Kreuz mit Stern und dem Bilde Friedrichs d. Gr. und ernannte ihn zum Chef des Drag.-Rgts. Nr. 8, welches sich bei Nachod die ersten Lorbeeren geholt hatte.

Weitere Kämpfe um die Einigung Deutschlands konnten troß der trügerischen französ. Redensarten nicht ausbleiben. In dieser Voraussicht wurde nach dem Feldzuge in der preuß. Armee rastlos für ihre Schlagfertigkeit gearbeitet. Gleichzeitig nahm der Kronprinz an den innerpolitischen Bestrebungen (Zollparlament) zur Einigung des deutschen Vaterlandes unmittelbaren persönlichen Anteil. Auf seinen Reisen in den neu erworbenen Provinzen und in den übrigen deutschen Staaten wurde er überall als der Träger des deutschen Einheitsgedankens begrüßt; seine stattliche, ritterliche Erscheinung wie sein Auftreten gewann ihm die Herzen

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im Sturme. In die folgenden Jahre fielen seine politisch bedeutungsvollen Reisen an den französischen, russischen und italienischen Hof, seine Orientreise (Eröffnung des Suezkanals 1869), von welcher er über Paris zurückkehrte, wo die Ereignisse Napoleons Thron schon ins Wanken gebracht hatten und alle Anzeichen auf baldigen Krieg gegen Deutschland wiesen. Als 1870 die Kriegserklärung Frankreichs erfolgt war und Deutschland in einmütiger Begeisterung sich zur Abwehr französ. Übermuts erhob, verließ der Kronprinz am 26. Juli Sanssouci, um vor Übernahme des Kommandos der 3. Armee (V., VI., XI., 2 bayer. Korps, württemb. und bad. Div., 2. und 4. Kav.-Div.) nach München, Stuttgart und Karlsruhe zu reisen, wo er begeistert empfangen wurde. „Unser Frig“ verkörperte schon jezt für den ganzen Süden das einige Deutschland. Am 3. Aug. verlegte der Kronprinz sein Hauptquartier von Speyer nach Landau. Schon am nächsten Tage erfolgte der erste Zusammenstoß mit den Franzosen bei Weißenburg, dessen siegreicher Ausgang freilich mit dem Verlust von 91 Off., 1460 Mann erkauft war, aber auf den so siegesgewissen Gegner einen niederschmetternden Eindruck machte. Der Kronprinz erhielt das Eiserne Kreuz II. Kl. Schon am 6. Aug. entwickelte sich aus einem Vorpostengefecht die Schlacht von Wörth, in welcher die ganze 3. Armee in heißem Kampfe um den Siegespreis rang und die Armee Mac Mahons, des berühmtesten Marschalls von Frankreich, in Trümmer ging. Eine besondere Bedeutung wird diesem Tage in der Geschichte dadurch bleiben, daß zum ersten Male unter Führung des preuß. Kronprinzen Preußen, Bayern, Badenser, Hessen, Württemberger Schulter an Schulter in Tapferkeit wetteiferten. Mit freudigem Stolze verlieh der König seinem Sohne, dem siegreichen Feldherrn, das Eiserne Kreuz I. Kl.; im Herzen des Volkes wie seiner Armee nahm aber Unser Frig" fortan die erste Stelle ein; das Soldatenlied feierte ihn mit den naiv-kräftigen Worten:

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An seine siegreichen Truppen richtete der Kronprinz am 11. Aug., nach dem Durchschreiten der Vogesenpässe, den Armeebefehl:

„Soldaten der III. Armee! Nachdem wir mit dem siegreichen Gefecht bei Weißenburg die französische Grenze überschritten und dann durch den glänzenden Sieg bei Wörth den Feind aus dem Elsak getrieben haben, sind wir jezt bereits über das Vogesengebirge hinaus weit in Frankreich eingedrungen und haben die Verbindung mit der I. und II. Armee erreicht, vor deren Erfolg der Feind ebenfalls weichen mußte. Eurer bewundernswürdigen Tapferkeit, Eurem hohen Mute, Eurer Ausdauer im Ertragen aller Schwierigkeiten und Anstrengungen verdanken wir die bedeutungsvollen Ereignisse. Im Namen des Königs von Preußen, unseres Oberfeldherrn, sowie in dem der verbündeten Fürsten, danke ich Euch und bin stolz, mich an der Spize eines Heeres zu befinden, welchem der Feind bisher nicht standzuhalten vermochte und auf dessen Thaten unser gemeinsames deutsches Vaterland mit Bewunderung blickt."

Die badische Div. schied aus dem Verbande der 3. Armee, um Straßburg einzuschließen. Am 16. Aug. war das Hauptquartier des Kronprinzen in Nancy. Auf diesen und die folgenden Tage fielen die blutigen Kämpfe um Meß bei der 1. und 2. Armee. Die leßten Tage des Aug. brachten der auf dem Wege gegen

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