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Feld-Artillerie-Regiment von Holkendorff (1. Rheinisches) Nr. 8.

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Generallieutenant Karl von Holkendorff, *)

geb. zu Berlin am 17. Aug. 1764, begann seine militärische Laufbahn 1778 bei der Artillerie, zeichnete sich 1794 während des polnischen Feldzuges bei Wawritschew aus und erhielt den Orden pour le mérite. Aus dem Gefecht bei Halle 1806, wo er eine reit. Batterie führte, entkam er, obgleich verwundet, mit 140 Artilleristen und 200 Pferden nach Danzig, wo er einen Teil der artilleristischen Verteidigung von 1806/7 leitete. Bei der Reorganisation der Artillerie nach dem Tilsiter Frieden unter Prinz August und Scharnhorst wurde er 1809 als Major Brigadier der gesamten reit. Artillerie. Bei Beginn des Befreiungskrieges 1813 wurde er als Oberstlt. Kommandeur der Artillerie beim III. A.-Kps. (Bülow) und erhielt noch im gleichen Jahre seine Beförderung zum Oberst und zum GM., nachdem er durch seine Führung der Artillerie bei Großbeeren, Dennewiß und Leipzig gezeigt hatte, daß er für Napoleons Massengebrauch der Artillerie volles Verständnis besaß. 1814 focht er mit bei Laon und zeichnete sich 1815 als General d. Art. bei Blücher in den Schlachten von Ligny und Waterloo aus.

Bei der Neuformierung der Artillerie 1816 wurde er Brigadechef der 2. und 3. Art.-Brig. (Garde-Art., Art. in Brandenburg, Pommern und Sachsen), 1818 Lt., 1820 Kommandeur der 2. Div., 1825 Gen.-Insp. des MilitärErziehungs- und Bildungswesens und starb zu Berlin am 26. Sept. 1828.

Karl Friedrich August,

Herzog v. Mecklenburg-Streliß, Stiefbruder der Königin Luise v. Preußen, geb. 30. Nov. 1785 zu Hannover, trat 1804 als Stabskapitän in das 1. Bat. *) Holzschnitt nach einer photographischen Aufnahme von Mar Ziegert in Saarlouis. Original: Lithographie.

Infanterie-Regiment Herzog Karl von Mecklenburg-Strelik (6. Ostpreußisches) Nr. 43.

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Garde 3. F., wurde von Scharnhorst unterrichtet, wohnte 1806 als Major der Schlacht von Auerstädt bei und geriet in Neustrelit, wo er frank lag, in französ. Gefangenschaft. 1811 übernahm er als Oberst die niederschles. Inf.Brig., war bei Beginn des Befreiungskrieges 1813 zuerst Blüchers Stab zugeteilt und machte die Schlachten bei Großgörschen und Baußen und das Gefecht bei Haynau mit; dann erhielt er als GM. das Kommando der 1. Brig. des I. Korps, York, dessen damalige schlechte Laune (er hatte auf Führung einer Armee gehofft) Blücher zu der klassischen Äußerung veranlaßte: „Der York ist ein giftiger Kerl; er thut nichts als räsonnieren; aber wenn es losgeht, beißt er an wie feiner." Kurz vor der Schlacht an der Kazbach bei Goldberg, 21. und 22. Aug., hatte Herzog Karl Gelegenheit, sich mit seiner Brigade besonders auszuzeichnen und persönlich das Beispiel höchster Kalt= blütigkeit und Tapferkeit zu geben. Am 26. morgens, an der Kazbach, wo wegen des Regens die Gewehre nicht mehr losgingen, führte Herzog Karl seine Brigade aus dem zweiten Treffen mit Trommelschlag gegen attackierende feindliche Kavallerie und trieb sie auseinander. Der Rechtsabmarsch Blüchers über die Elbe zur Vereinigung mit der Nordarmee führte am 3. Okt. zum Gefecht bei Wartenburg.

Nach der Wegnahme des Dorfes Bleddin über ungangbar scheinendes Gelände hatte der Herzog sich zu einem Flankenangriff gegen Wartenburg zu wenden und kam eben noch rechtzeitig, um den aus Wartenburg schon geworfenen Feind zu entwaffnen.

Am 16. Okt., kurz vor der Entscheidungsschlacht bei Leipzig, wurde um den Besitz von Möckern namentlich von der Avantgarde des Yorkschen Korps unter Hiller, heiß gestritten. Herzog Karl, mit seiner Brigade ihm zur Unter

Karl Friedrich August, Herzog von Mecklenburg-Strelig.

stüßung geschickt, wollte sich eben an die Spitze seiner Truppen sehen, um sie zur Entscheidung zu führen; aber sein Pferd wurde erschossen und im Augenblick, da er ein anderes besteigen wollte, sank er durch einen Schuß schwer verwundet zu Boden. Nach der Schlacht bei Leipzig ernannte ihn der König zum Chef des 1. ostpreuß. Rgts., „das Sie bei allen Gelegenheiten mit so vieler Auszeichnung zum Siege geführt, als Anerkennung des Anteils, welchen Sie an dem glücklichen Erfolg unserer Anstrengung für die Wiederherstellung der Freiheit Deutschlands haben."

Zu seiner Pflege wurde Herzog Karl nach Neustrelitz gebracht. Am 8. Dez. 1813 erfolgte seine Ernennung zum GLt. Erst nach dem Einzug der Verbündeten in Paris war es ihm möglich, der Armee zu folgen. 1815 führte er die Garde nach Frankreich, ohne zum Schlagen zu kommen. Nach dem Frieden blieb er Führer des Gardekps., wurde vom König in den Staatsrat, 1825 an dessen Spize berufen und zum General d. Inf. befördert.

Ein bleibendes Denkmal für seinen unermüdlichen Eifer in der Ausbildung des Gardekps., seine gesunde Anschauungsweise und hohe Auffassung von den Pflichten, welche der kgl. Dienst dem Offizier jeden Ranges auferlegt, ist das von ihm herrührende Vorwort zu den „Dienstvorschriften des Gardekps" vom 12. Juni 1828. Es seien hier nur einzelne Stellen aus diesem gedankenvollen Schreiben wiedergegeben:

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Eine jede nicht durchaus unerläßliche Vorschrift ist geradezu nachteilig; denn die Menge der Vorschriften verwirrt, statt zu ordnen, belastet das Gedächtnis, statt ihm zu Hilfe zu kommen, macht ungewiß und ängstlich, statt Sicherheit im Handeln zu gewinnen und Vorschriften am unrechten Orte töten den Geist . . .'

„Das erste Erfordernis eines jeden Soldaten unserer Armee ist: religiöse Liebe und Anhänglichkeit an den König und Heilighaltung des geleisteten Eides der Treue. Ein jeder wirke dahin, bei seinen Untergebenen diese Gefühle zu erhalten, zu befestigen, zu nähren und zu bestärken.“

"

Was der Soldat zu lernen hat, ist mannigfaltig und wird dadurch viel, daß er es in dem bedingten kurzen Zeitraum dreier Dienstjahre erlernen und anwenden lernen muß. Es ist daher von allen Vorgesezten streng darauf zu wachen, daß nur das Erforderliche gelehrt und das Erlernte nicht mehr ererziert und geübt werde, als notwendig ist; denn der Soldat muß zwar immer in Beschäftigung erhalten, aber nicht ermüdet werden, sonst geht Kraft und Lust zu besonderen Anstrengungen verloren. . ."

„Das Lebensprinzip des Offizierstandes macht in demselben einen echt ritterlichen Sinn zur Bedingung. Wer sich nicht zu demselben emporzuschwingen, wer sich denselben nicht anzueignen vermag, der entsage lieber einem Stande, zu dem ihm das erste und unerläßliche Erfordernis fehlt. Diese Bahn der Ehre ist einem jeden geöffnet, aber sich auf derselben zu erhalten, dazu gehört mehr, als sie bloß betreten. Wer sie nicht mit einem inneren Aufschwung der Seele betritt und sich nicht in demselben erhält, so lange er sie wandelt, der vermag nicht auf ihr fortzuschreiten.“

Daß Herzog Karl keineswegs einseitiger Militär war, beweist, neben seiner Ernennung zum Präsidenten des Staatsrats, die große Anziehung, welche sein Wohnsiz, das Schloß Monbijou, obgleich er nicht verheiratet war, auf die erste

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Gesellschaft Berlins ausübte. Er starb am 21. Sept. 1837 und wurde zu Mirow in der Familiengruft beigesetzt.

Generallieutenant Heinrich Wilhelm von Horn,

geb. 31. Oft. 1762 zu Warmbrunn i. Schl., wo sein Vater, Prlt. im Rgt. Möhring-Hus., im Winterquartier lag, trat 1778 als Junker in das Inf.-Rgt. v. Luck. Im bayer. Erbfolgekriege zeichnete er sich in dem Gefecht bei Lewin durch Tapferkeit und Besonnenheit aus und erhielt hier die einzige Wunde in seinem Leben, troßdem er sich späterhin oft dem Kugelregen so ausseßte, daß seine Leute ihn für „kugelfest" hielten. 1782 erfolgte seine Beförderung zum Lt.; von 1793 an war er Adjutant des Rgts.-Chefs, GLt. v. Favrat, der 1794 im poln. Kriege die schles. Truppen führte. Für die Schlacht bei Rawka erhielt Horn den Orden pour le mérite und wurde zum Stabskapitän befördert. Nach dem Feldzuge versah er in Glaß die Geschäfte des Gouvernements-Adjutanten und erhielt 1797 im Rgt. Courbière eine Kompagnie in der Garnison Gumbinnen. Beim Ausbruch des Krieges 1806 wurde er als überzähl. Major mit seinem Rgt. nach Danzig verlegt, welches vom 10. März 1807 ab von den Franzosen förmlich belagert wurde, und erhielt das Kommando in dem Fort Hagelsberg, dessen Besitz für die Festung von entscheidender Bedeutung Die Sturmversuche der Franzosen aus der dritten Parallele scheiterten an dem heldenmütigen Widerstand der Besaßung. Als Danzig endlich wegen Mangels an Munition kapitulieren mußte, hob der Gouverneur Graf Kalkreuth in seinem Bericht an den König Horns Verdienste hervor, welche durch Verleihung eines vordatierten Majorspatents, den russ. St. Annenorden und das Georgenkreuz belohnt wurden; der Hagelsberg bekam später den Namen „Fort

war.

Generallieutenant Heinrich Wilhelm von Horn.

Horn." - 1808 wurde Horn Kommandeur des Inf.-Leib-Rgts. und Kommandant der Festung Colberg. Nach der Neueinteilung der Armee wurde das Rgt. nach Berlin verlegt, Horn am 14. Febr. 1809 außer der Tour zum Oberstlt. befördert und 1811, als Verwickelungen zwischen Rußland und Frankreich eintraten, als Vertrauensperson von neuem zum Kommandanten von Colberg ernannt, weil dort aller Schriftverkehr mit Rußland und England durchpassieren mußte. In dem mühseligen Feldzuge 1812 in Kurland (Belagerung von Riga, Schlacht bei Bauske) führte er im preuß. Hilfskorps unter York die 2. Brig., im Frühjahrsfeldzug 1813 als Oberst eine Brig. des II. (Yorkschen) Korps und zeichnete sich aus bei Möckern, Baußen und KönigswarthaWeißig.

Bei der Neuformation der Armee während des Waffenstillstandes übernahm Horn als GM. die 7. Brig. im I. Korps (York) und führte sie mit größter Auszeichnung bei Großgörschen, Wartenburg, Möckern, Leipzig, Montmirail, Laon, Paris. Bei Wartenburg stürzte er mit dem erschossenen Pferde; „dem Jammerruf, der General sei tot, antwortete er mit einem gefunden Fluche." Vom Pferde wieder frei, ergriff er das nächste Gewehr: „ein Hundsfott, wer noch schießt! Zur Attacke Gewehr rechts!" und nahm Wartenburg im Sturme. Das 2. Batl. des Leib-Rgts. in Horns Brig. ehrte York nachher bekanntlich dadurch, daß er entblößten Hauptes stand, bis das Batl. an ihm vorüber war. Für Wartenburg erhielt Horn das Eiserne Kreuz I. Kl. Von der Begeisterung, mit welcher bei Möckern, am 16. Okt., gefochten wurde, kann man sich nur einen Begriff machen, wenn man die heldenhaften Einzelthaten an sich vorüberziehen läßt, welche gleichzeitige Gefechtsberichte erzählen. Die Hornsche Brig. ging nur noch mit dem Bajonett drauf. Die Bataillone drängten sich um die Ehre die Vordersten zu sein, „unaufhaltsam stürmten sie auf den Feind und wenn die Reihen durch Kartätschen gelichtet wurden, riefen sie, es lebe der König! vorwärts! vorwärts! wir müssen siegen!" Die Bataillonsmassen, in die sich der Feind zu sammeln suchte, wurden wie Schanzen gestürmt. Aber von den 20000 Mann des Yorkschen Korps fanden sich am nächsten Tage beim Gottesdienst auch nur noch 13000; die Infanterie hatte die Hälfte ihres Standes eingebüßt; fast alle Führer waren gefallen oder verwundet. Das Yorksche Korps wurde neu formiert in 2 Div., die 1. unter Horn, aus den Resten seiner und der 2. Brig. gebildet.

Nach dem ersten Pariser Frieden wurde Horn zum Kommandanten von Magdeburg ernannt. Im Feldzuge 1815 führte er die 23. Brig., welche an den Kämpfen nicht teilnahm. Nach dem zweiten Pariser Frieden kehrte er wieder nach Magdeburg zurück, wurde am 5. April 1817 zum GLt. befördert, 1820 zum kommand. General des 7. A.-Kps. und zum zweiten Chef des Leib-Rgts. ernannt. 1828 wurde ihm der Schw. Adlerorden verliehen. Wenige Tage darauf, am 25. März, feierte er sein 50jähr. Dienstjubiläum, an welchem unter anderen zu seiner besonderen Freude auch sein alter Waffengefährte York seiner gedachte, und wurde durch ein gnädiges Kabinettschreiben erfreut. 1829 starb er nach kurzem Leiden an seinem Geburtstage.

Droysen sagt von ihm: „Er war recht eigentlich das Bild eines Soldaten, groß, kräftig, derb, von unerschütterlicher Festigkeit, für seine Truppen sorgsam; keiner verstand es wie er, mit ihnen zu sein; wie manchem hat er

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