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mals vereinbaren, sondern in Möfien, oder Dardanien unter den heutigen Kußowlachen nieder, nahmen ihren alten Namen an, und bequemten sich nach dem ordents lichen Laufe solcher Begebenheiten zur römischen Spra» che; doch nicht, ohne merkliche Vermischung mit der ihrigen, daher es denn gekommen ist, daß die Kußo. wlachen ungleich weniger slavische Wörter, als die da eischen Walachen in ihrer Mundart haben, und dann giengen fie bey den obenangezeigten Gelegenheiten und Veranlassungen, nach Dacien, oder Komanien herüber.

Dies wäre der Entwurf zu einer zwoten Hypo these von dem Ursprung der dacisch walachischen Nas tion, mit der man immer bey der Geschichte eher be. stehen wird, als wenn man mit der dritten Hypothese dieselbe aus Römern im trajanischen Dacien entstehen läßt.

Die einzige Schwierigkeit würde sich dabey duffern, wenn man die Kuzówlachen für ursprüngliche Römer, und die dacischen Wlachen, oder Walachen nach ihrer Abstammung für bloffe Slaven halten wollte, daß man zwo in der Sprache, der Herkunft und den Sitten voneinander unterschiedene wlachische Nationen, die fich beyde Römer oder Romanier nennen, wider das, jenige, was ich oben im 1ten Abschn. dieses Hauptst. von der grammatikalischen Uebereinstimmung beyder Mundarten, und dem Ursprung des gemeinschaftlichen Namens Wlach, Walach, oder Woloch erwiesen has Be, annehmen müßte.

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Dieser Schwierigkeit zu entgehen, habe ich die Meinung von dem slavisch- römischen Ursprung alter Walachen insgesamt gewählet (wo nicht am ersten ers funden) und wie ich glaube, mit genugsamen Gründen unterstüßet. Die zwote werfe ich auf, damit ein

an.

Einleitung.

anderer fein Glück auch an diefer versuchen, und sie weiter ausführen, und verfechten möge.

Nur der logischen Auslegungskunst, und einer billigen Kritik ist es vorbehalten, Begebenheiten aufzu. decken, die die Unwissenheit der Zeiten in die tiefeßte Vergessenheit begraben hat.

Sechster Abschnitt.

Theorie der türkischen und griechischen Tonkunft.

S. 163.

Der berühmte Herr Dr. Büsching zweifelt in der Vorrede zu seiner Ueberseßung der kantemirischen Ber schreibung der Moldau, ob das Werk von der türkischen Musik, wozu uns dieser Verfasser in seiner türkischen Reichsgeschichte Hoffnung gemacht, jemals zum Vors schein kommen werde. Wenn also nicht etwa der bekannte Tonkünftler Lord Aspis, welcher sich so lange in Konstantinopel aufgehalten, und an der türkischen Must so grossen Geschmack gefunden hat, oder sonst ein geschickter Engländer oder Ftaliànér von dieser, oder der griechischen Seßkunst einige Nachrichten hat drucken laffen, woran ich aber zweifle, weil dieselben in der kritischen Einleitung zur Musik der Alten des gelehrten Marpurg schwerlich unberührt geblieben wås ren; so ist es zu vermuthen, daß wir noch lange, so` wie von dem sittlichen Karakter und der Sprache der Türken, also auch von ihrer Tonkunft falsche Borur. theile behalten werden.

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Diesem vorzukommen, und wenigstens unsern teutschen Musikfreunden, welche so wenig umgang mit Türken und Griechen, und so wenig Kenntniß von ihren Tänzen und Musik haben können, einen richtigen Begriff davon zu machen, glaube ich, daß es auch in einem historischen Werke nicht übel angebracht seyn werde, wenn ich von der türkischen und griechischen Tonkunft, welche als gewöhnliche Hofmufik der Fürsten in der Walachey und Moldau, allerdings zu der gegenwärti. gen Beschreibung gehört, im Vorbeygehen einige Wor. te sagen werde.

Mein erster Gegenstand sey also die

Türkische Musï k.

·S. 164.

Vor allem muß ich also den Leser mit den tür Musikalische Inftrumente Lischen Instrumenten bekannt machen, und ihn ersuchen, der Türten. die türkische Kammermusik von der sogenannten Tam. bulchana (nicht Tubulchana, wie einige geschrieben has ben) auf walachisch Rindia, d. i. der Feld = oder Sanitscharenmusik wohl zu unterscheiden; ja man húte sich sogar, diejenige Hanitscharenmufik, die man bey den meisten Regimentern der römisch- kaiserlichen Armee seit einiger Zeit eingeführet hat, und wozu täglich neue Stücke aus teutschen Federn zum Vorschein, für ächte türkische Feldmusik zu halten. Der Unterschied zwis schen beyden ist unendlich groß. Nicht einmal kann unsere teutschtürkische Feldmusik derselben Inftrumente fich rühmen, um wieviel weniger ebendesselben Ges schmackes, den man mit europäischen Taktarten, uud mit dem teutschen Ohre nachzuahmen sich vergebens be. mühen wird.

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Ich gestehe es gerne, daß ein, mit einem Flas schönetchen, zweyen Waldhornen, einigen Fagotten, und etlichen Hoboen, oder Violinen wohl harmonicen. des teutsch. türkisches Stück, das gemäßigte Geräusch des mit sparsamen Schlägen der groffen Trommel er, habenen Wirbels einer gemeinen Trommel, und das Klappern der Teller und des Glockensiebes meinem Ges höre weit erträglicher machet, als ein lärmendes Ka hengeschrey von zwanzig groffen türkisch n Trommeln, eben so viel Schallmeyen, und 9 bis 10 falsch gestimmten Trompeten, welche aus verschiedenen Tönen, oder Oktavengattungen einen Tusch dazu blasen, der mit der Hauptmuste nach unserm Gehöre weder im Takte, noch in dem Gesange harmoniret: denn dieses ist die kurze, aber wahrhafte Beschreibung der walachischen Kindía, oder fürßtlichen Abendmusik, als einer nach. geahmten türkischen Tambulchand, welche bey den Türken und Griechen auch Meġderhanée genennet wird.

Allein, da alle diese Ausstellungen vielleicht mehr den Spielleuten, als der Musik selbst zur Last fallen, so will ich es sagen, wie ich mir diese Mufit in Ge, danken vorgestellet habe, wenn fie gut aufgeführet würde.

Ich habe schon gesagt, daß nur neun bis zehn groffe Trommeln (auf türkisch Dá-ul, auf walachisch Tóba) bald eben so viele Sürnä (eine Art von Schall. meyen, wovon die erste manchesmal ein Solo, oder vielmehr ein Recitativ blast, während dem die übrigen in der Oktav eintönig aushalten) sechs bis neun Troms peten, oder sogenannte Borussen, vier Dairée oder Schellenfiebe, und die Teller, oder meßingene Becken (Sill) die Hauptinstrumente der türkischen Feldmufif ausmachen. Und wenn ich von einer verstimmten

Wirbeltrommel Erwähnung gethan, so ist zu wissen, daß diese durch ein paar kleine Paufen von einem sehr dumpfen, aber durchdringenden Klange erseßet wird, welches fie Sadee Nagarrá nennen, worauf aber kein Wirbel, sondern nach dem Maaß des Taktes abgemessene Streiche geschlagen werden.

So bald das Solo, von dem ich so eben gespro chen habe, vorbey ist, geht das taktmäßige Stück mit allen übrigen Inftrumenten, auffer den Trompeten, an ; diese aber fallen auf einen gewiffen Zeitpunkt mit eis nem Tusch, der gar nicht übel angebracht ist, wenn die Trompeten auf einen Ton gestimmet sind, oder eins klingend in harmonischer Begleitung geblasen würden, in die volle Musik ein. Dieser ausgefeßte Tusch wird, so wie das Solo, mit den Schallmeyen einigemal wies derholet, bis sich die ganze Musik mit einem Geschrey der umstehenden Tschauschen endiget, welche dem Kaiser und dem Fürsten langes Leben, und beglückte Regierung zurufen.

Bey Tänzen werden gemeiniglich nur das Sadee Nagarrá, und etliche Schellenfiebe gebraucht, auf wels chen mit den Fingern der beyden Hände die Streiche des Taktes geschlagen werden; und auf diese laufen die, in Stoff verkleideten Tänzer und Tänzerinnen mit zween Knochen in jeder Hand, mit welchen sie auf den Takt klappern, in einem offenen Kreise einander nach, machen von Zeit zu Zeit mit dem Bauche sehr årgerliche Geberden und Verkrümmungen, und fallen zum Beschluß, so wie die Derwische, deren Tanz sie nachahmen, nach einem langen Wirbel in eine verstell», te Entzückung darnieder, wie wir unten bey der Be. schreibung dieses Tanzes, und im folgenden Hauptstücke II, Band. & e bey

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