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Schweden rüstete bereits mit aller Macht, und England ließ aus seinen Drohnoten die gleiche Absicht deutlich durchblicken. Alle diese Mißhelligkeiten wurden durch Verzögerung und Hinausschieben eines entscheidenden Schlages verschärft, vielleicht der offene europäische Krieg durch die Protokollmächte herbeigeführt, wenn die Verbündeten genöthigt werden sollten, die dänische Armee nach Jüt= land zu verfolgen. Das Schlimmste aber bei der Sache war, daß die neuste Wendung der Dinge die Aussichten auf ein ferneres Zusammengehen der beiden deutschen Großmächte, wegen auseinanderlaufender Interessen, selbst gefährdete, denn für Desterreich war dieser Krieg im hohen Norden Deutschlands von Anfang an ein wenig anzichender gewesen, den es nur aus Eifersucht gegen Preußen und um seinen, vor diesem immer mehr verschwindenden Einfluß auf Deutschland festzuhalten, mit unternommen hatte. Dem Kaiserstaate lag daher sehr daran, den Krieg nicht nur auf die möglichst geringe Ausdehnung zu beschränken, sondern überhaupt zu einem schnellen Frieden zu gelangen; er hätte sich daher gewiß, wenn sich Dänemark jezt zu Zugeständnissen, wie die Aufhebung der neuen Verfassung, herbeigelassen hätte, gern damit begnügt. Einen Rücktritt vom Londoner Protokoll hatte ja Oesterreich bisher weder erklärt, noch schien es denselben zu beabsichtigen, und seiner Waffenehre war durch die Siege bei Deverselk und Deversee völlig Genüge gethan, um einen ehrenvollen Frieden abschließen zu können.

Letzteres war dagegen mit Preußen keineswegs der Fall. Seine Truppen waren hisher vom Kriegsglücke wenig begünstigt worden, und es widerstrebte überhaupt seinen Interessen, sich mit einer halben Entscheidung zu begnügen, die übrigens die Dinge bald auf den alten Standpunkt zurückgeführt und den Trotz der Dänen nur neu genährt haben würde. Unter solchen Umständen mußte es Preußens wichtigstes Bestreben sein, Oesterreich an dem geschlossenen Bündnisse festzuhalten, denn ein einseitiger Friede desselben mit Dänemark würde nicht nur England und Schweden wahrscheinlich zum sofortigen Eintreten für Dänemark bestimmt, sondern Preußen selbst von Deutschland aus mit Gefahr bedroht haben. Der Groll der Mittel- und Kleinstaaten hatte sich über das eigenmächtige Verfahren der Großmächte, und besonders durch die erwähnten letzten Vorgänge in Holstein, so gesteigert, daß nur die einige und feste Haltung der beiden Großmächte dem kriegerischen Ausbruch desselben noch Zügel angelegt hatte.

Dänemark selbst war es, welches die für Preußen drohende Gefahr einer Jsolirung verscheuchte. Dieser Staat blieb in seinem Trotze auch jetzt noch ungebeugt und machte auch nicht den leisesten Versuch, die offenkundige Unlust Desterreichs, den Krieg weiter auszudehnen, zu seinen Gunsten zu benußen und durch Unterhandlungen und kluges Nachgeben Frieden mit demselben zu erreichen. Im Gegentheil, nachdem in Kopenhagen der erste Schrecken über den

Verlust des Dannewerks vorüber war und der leicht aufgeregte Pöbel sich wieder beruhigt hatte, äußerte sich die Hartnäckigkeit der Volksvertretung stolzer und troziger als je und drängte die Regierung zur entschiedenen Fortseßung des Krieges. Jeder Gedanke an Nachgiebigkeit wurde mit wahrer Entrüstung zurückgewiesen und die Ansprüche eher erhöht als gemindert. England hatte bereits mehrmals eine Konferenz zur Schlichtung der streitigen Fragen angeregt, aber Dänemark verweigerte entweder die Theilnahme an einer solchen ganz, oder stellte doch so maßlose Forderungen als Vorbedingungen auf, daß die Möglichkeit einer Verständigung auf ehrenvoller Grundlage auch für Oesterreich schwand und dieses sich zum Festhalten am preußischen Bündnisse und zur Fortsetzung des Krieges bis zur völligen Niederwerfung Dänemarks entschied. Dieser Troß und Hochmuth Dänemarks wurde für sein schließliches Geschick verhängnißvoll, denn eine so günstige Lage der Dinge, um mit geringem Verlust davon zu kommen und im Besitz der Herzogthümer zu bleiben, als es soeben verscherzt hatte, bot sich ihm nicht wieder. Dänemark hatte den Krieg unbedingt gewollt und die Entscheidung des ungleichen Kampfes auf des Schwertes Spitze gestellt von jetzt ab entwickelte sich ihm gegenüber mun auch der schonungslose Ernst des Krieges.

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Auch jezt darf nicht unerwähnt gelassen werden, daß in Dänemark von einer kräftigen Unterstützung stolzer Worte durch energisches und erschöpfendes Aufgebot aller sich darbietender Mittel zum Handeln gar nicht die Rede war. Es wurde keine Volksbewaffnung angeordnet, kein pecuniäres Aufgebot aller disponibler Mittel zum Schuße des Reiches erlassen, sondern man verließ sich nach wie vor auf die der Uebermacht gegenüber unzulängliche stehende Armee und auf die Festungswerke. Die mit dem Dannewerk gemachten bittern Erfahrungen hatten das Vertrauen auf die übrigen befestigten Stellungen von Düppel, Alsen und Fridericia nicht zu erschüttern vermocht; in ihnen hoffte man den Feinden Trotz bieten und das Kriegsglück für Dänemark erzwingen zu können.

So geschah von Seiten Dänemarks nichts weiter, als daß der bisherige Oberfeldherr, General de Meza, der das Dannewerk ohne Schwertstreich preisgegeben, zuerst durch den General von Züllichau, später durch den General von Gerlach ersetzt wurde. Die dänische Armee hatte sich nach Aufgabe der Dannewerkstellung getheilt. Die Hauptmacht an Infanterie und Artillerie zog sich in die auf der Halbinsel Sundewitt gelegene Düppelstellung zurück, während die Cavallerie mit dem kleineren Theil der Infanterie an der Grenze Jütlands die Straße nach Fridericia besetzte. Die Theilung der dänischen Streitkräfte rief auch eine Theilung der verbündeten Armee hervor, die in einer unerwarteten Weise geschah. Denn, während Jedermann glaubte, daß sich die Hauptmacht der deutschen Armee gegen die Düppelstellung wenden würde, um dieses be

rühmte Bollwerk des Dänenübermuthes zu zerbrechen, wandte sich die Hauptmacht unter Wrangels persönlicher Führung nach Jütland, und vor Düppel nahm nur das noch dazu geschwächte Corps des Prinzen Friedrich Karl Stellung.

Es ist hier nicht der Platz für eine Kritik der militärischen Maßregeln des Höchstcommandirenden v. Wrangel, aber allgemein wird behauptet, daß durch diese ungleiche Theilung die Lage der Verbündeten nicht nur eine kritische, sondern eine geradezu gefährliche geworden wäre, sobald der Feind dieselbe auszubeuten verstanden hätte. Aber von dem dänischen Obercommando schienen Energie und Umsicht gewichen zu sein, denn anstatt durch einen kräftigen Offensivstoß vor Düppel auf das isolirte und den in Düppel liegenden dänischen Streitkräften bedeutend unterlegene Corps des Prinzen Friedrich Karl die gebotenen Vortheile zu nützen und mit der Flotte zu manövriren, mit welcher sie die ganze schleswig-jütländische Küste beherrschten, an beliebigen Stellen ihre Streitkräfte landen und den Verbündeten auf den Hals schicken konnte, unterließ die dänische Führung absolut Alles und verhielt sich fortdauernd abwartend, wo eine energische Offensive die offenbaren Fehler der Verbündeten für dieselben leicht hätte verhängnißvoll machen können.

V.

Der Krieg.

(Fortseßung.)

Nach der durch den dänischen Vorgang veranlaßten Theilung der verbündeten Armee hatte sich die Hauptarmee unter Führung Wrangels der jütländischen Grenze zugewendet, sich daselbst concentrirt, und bereits am 18. Februar führte ein Reitergefecht preußische Husaren nach Jütland hinein. Da dieselben bald auf dänische Infanterie trafen, so requirirten auch die Preußen Infanterie; die Dänen wichen vor dem Angriff derselben zurück und die Preußen beseßten die erste jütische Stadt Kolding. Dadurch wurde der Krieg auf jütländischen Boden übertragen, und es läßt sich die Passivität, mit welcher die Dänen dieses ohne jede ernste Vertheidigung geschehen ließen, nur dadurch erklären, daß sie hofften, nun würden endlich die fremden Mächte eine active Verbündetenrolle übernehmen, nachdem der Krieg jezt vom deutschen Boden auf den eigentlich dänischen übergegangen war. Aber auch diese Hoffnung erwies sich, wenn sie wirklich genährt worden ist, als eine trügerische. Schweden hatte allerdings so gerüstet, als ob es fest entschlossen sei, in die Action einzutreten, allein es wartete damit beharrlich auf den Vorgang Englands. England aber gab neuerdings nicht undeutlich zu verstehen, daß bei der Lage der Dinge eine Intervention zu Dänemarks Gunsten sich lediglich auf die Cultivirung seiner Conferenzprojecte würde beschränken müssen. Denn noch immer verharrte Napoleon in seiner undurchdringlichen Reserve, von welcher sich England für einen Kriegsfall nichts Gutes für sich selbst versprach.

Aber nach der Einnahme von Kolding verfiel auch die Kriegsführung der deutschen Verbündeten in eine Unthätigkeit, welche in neuen Differenzen der beiden Mächte über die weiter zu thuenden Schritte ihren Grund fand. Während Preußen vorwärts drängte, erschien Desterreich in seiner von Anfang her bewahrten Unlust an diesem Kriege übervorsichtig, und Preußen war, um

des guten Einvernehmens mit dem Verbündeten willen, zu manchem Zugeständniß genöthigt, um endlich zum Ziele zu gelangen. Drei Wochen lang dauerte diese nur von kleinen und unbedeutenden Ereignissen unterbrochene Ruhe, bis endlich am 8. März der Befehl zum allgemeinen Vorrücken auf Fridericia erging.

Noch an demselben Tage bestanden sowohl die Preußen als auch die Desterreicher siegreiche Gefechte; die ersteren bei Gudson, die letzteren bei Viuf und Veile. Die beiden Zusammenstöße bei Gudson und Viuf trugen nur den Charakter von Scharmützeln; ernster und bedeutsamer ging es bei Veile her. Hier mußten die über die Veile-Au führende stark besetzte und unter Zuziehung der nächsten Häuser der Stadt verbarrikadirte Brücke, sowie die Stadt Veile selbst erobert und nachher die südlich von der Stadt gelegenen, stark mit Artillerie besetzten Höhen genommen werden. Beides gelang den Oesterreichern erst nach heißem Kampfe, da die Dänen sich hartnäckig und erfolgreich vertheidigten, und nicht ohne bedeutende Verluste. Die dänische Abtheilung, welche bei Veile zum Weichen gebracht worden, begab sich nicht nach Fridericia in den Schuß der Festung, sondern in das nördliche Jütland. Dadurch wurde eine nochmalige Theilung der Hauptarmee der Verbündeten nothwendig, von der ein Beobachtungscorps sich nördlich bei Veile postirte, um von dorther drohenden Angriffen der Dänen zu begegnen.

Jezt mun begannen auch die Operationen gegen die Festung Fridericia. Die dänischen Vorposten wurden bis hinter die Festungswälle zurückgeworfen und am 20. und 21. März erfolgte das Bombardement, bei welchem zwar ein Theil der Stadt in Flammen aufging, die Werke aber verhältnißmäßig nur wenig litten, weil der verbündeten Armee nur Feldkanonen, aber kein schweres Belagerungsgeschütz zu Gebote stand. Eine Aufforderung zur Uebergabe der Festung wurde demgemäß vom dänischen Commandanten abgelehnt. Damit fonden die Operationen auf dieser Seite vorläufig ihren Abschluß, weil zu einer regulären Belagerung vorerst das nöthige schwere Geschützmaterial erwartet werden mußte und ein Feind im offenen Felde sich nicht weiter blicken ließ. Nur kleine Scharmützel fanden noch von Zeit zu Zeit statt und hielten die verbündeten Truppen in steter Wachsamkeit. Denn die dänische Bevölkerung begünstigte die Unternehmungen ihrer Landsleute durch Kundschaft und Verrath, sodaß den Verbündeten durch kleine Streifzüge, Ueberfälle und bewaffnete Landungen zuweilen empfindliche Verluste zugefügt wurden.

Wenden wir uns nun von dieser vor Fridericia herrschenden Waffenruhe nach Düppel zum Corps des Prinzen Friedrich Karl zurück. Dieses Corps hatte sofort nach Theilung der verbündeten Armee vor Düppel Stellung genommen, Strandbatterien errichtet und die Operationen gegen die Düppelstellung selbst vorbereitet. Es kam dabei vorläufig nur zu unbedeutenden Scharmützeln bei Noregard und bei der Büffelkoppel, die den Preußen keine weiteren

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