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wasser herkam, mit den Oesterreichern engagirt sei. Von Podol nach Münchengrät zieht sich, von zwei Höhenzügen eingefaßt, ein über eine halbe Meile breites Thal. Links gipfeln diese Höhen in dem 500 Fuß hohen Muschyberg, dem gegenüber sich die einsame Höhe des Kazoberges erhebt. Auf dem letzteren war österreichischerseits eine Redoute zur Bestreichung der Straße nach Podol aufgeworfen worden, doch hatte dieselbe des schnellen Vormarsches der Preußen wegen nicht mehr armirt werden können, dagegen war der Muschyberg mit 4 Feldgeschützen bewaffnet worden.

Als der Kanonendonner von Münchengrätz her den Beginn des Angriffs von der Elbarmee verkündigte, drang General von Horn mit seiner Division und der Division Manstein in den Thalweg ein. Die Jäger löften sich in Tirailleurlinien auf und fanden in den Getreidefeldern Deckung, die Infanterie dagegen, die Artillerie und der Train zogen auf der staubigen Landstraße in dichte Wolken gehüllt und unter der Sonnenglut schmachtend dahin; leichte Cavallerie umschwärmte sie, während große Cavalleriemassen den Schluß bildeten. Die 7. Division unter Fransecky drang von Turnau aus am linken Jsarufer gegen das Dorf Vschew vor, das an der Straße von Podol nach Sobotka liegt. Da die Elbarmee am rechten Isarufer auf Münchengrätz vordrang, so hatte sie und die Division Fransecky den Thalweg von Podol in der Mitte, auf welchem die Division Horn und Manstein vorgingen. Prinz Friedrich Karl hoffte auf diese Weise die Oesterreicher auf dem Muschyberge und Kazoberge im Rücken und in der Flanke zu gleicher Zeit zu fassen.

Den ersten Angriffspunkt bildete der Muschyberg, den 21 österreichische Battaillone besetzt hielten. Die vier Feldgeschütze warfen Granaten, die jedoch nur wenig Schaden thaten, auf die Angreifer. Aber auch die preußische Artillerie konnte gegen das hohe Plateau nichts ausrichten. Das Geschützfeuer wurde deshalb bald eingestellt, und Horn drang unter großen Schwierigkeiten gegen den Muschyberg vor, während zwei Compagnien Infanterie von der Division Fransecky die feindliche Stellung umgingen, auf schmalen Pfaden durch die Gebirgsschluchten vordrangen und als die Ersten die Höhe erstürmten. Um nicht abgeschnitten zu werden, retirirte nun die Batterie, doch wurden gegen 600 Mann Infanterie, von den Haufen, welche die Batterie gedeckt hatten, von Fransecky zu Gefangenen gemacht.

Während dessen eröffneten österreichische Batterien auf den Hügeln zwischen Bossin und Wessely ihr Feuer gegen die in der Ebene vorrückenden preußischen Colonnen. Doch mußten sich auch diese Batterien bald zurückziehen, da sie durch Franseckys Artillerie in der Flanke bedroht wurden. Fransecky griff Bossin an und schoß einige Häuser in Brand, Herwarth von Bittenfeld, der siegreich auf Münchengrätz vordrang, vermochte ihn schon zu unterstützen, während auch auf andern Punkten Theile des 3. Armeecorps die Jar überschritten. Sonach

blieb dem Grafen Clam-Gallas nichts übrig, als die Schlacht verloren zu geben und die ihm noch offenstehende Rückzugslinie auf Fürstenlunk zu benutzen. Er hatte allein an Gefangenen 1200 Mann verloren.

Wir haben den jenseitigen Kampf bereits bei den Operationen der Elbarmee besprochen; der gemeinschaftliche Sieg entschied die beabsichtigte Vereinigung der beiden Heeresabtheilungen.

Die Desterreicher zogen sich über Fürstenlunk und Gitschin nach der Gegend von Königgrätz zurück, während die Sachsen, welche an dem Kampfe nicht mehr hatten theilnehmen können, wie gleichfalls schon bei den Operationen der Elbarmee mitgetheilt wurde, den Rückzug als Arrieregarde deckten.

Prinz Friedrich Karl concentrirte seine Armee bei Münchengrätz. Die Elbarmee begann ihren schon dargestellten Recognoscirungsmarsch bei JungBunzlau, während der Prinz selbst dem zurückweichenden Grafen Clam-Gallas gern auf dem Wege nach Gitschin folgte, der ihn der Vereinigung mit der südwestlich vordringenden kronprinzlichen Armee näher bringen mußte.

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VII.

Gitschin.

Der bei Münchengrätz geschlagene österreichische General Clam-Gallas hatte seinen Rückzug nach Gitschin hin genommen, in der Absicht, die günstigen Positionen an der dorthin führenden Straße gegen das weitere Vordringen der Preußen zu vertheidigen. Dem Prinzen Friedrich Karl war diese Rückzugslinie der Oesterreicher insofern willkommen, weil er auf diesem Wege dem Ziele des preußischen Feldzugsplans, der Verbindung mit der kronprinzlichen Armee und der Concentrirung der gesammten nach Böhmen geworfenen preußischen Streitkräfte näher kam. Er folgte deshalb dem zurückweichenden Gegner auf dem Fuße. Seine Armee bewegte sich von der Isar auf drei Straßen vorwärts. Der linke Flügel brach schon am 28. von Turnau aus auf, das Centrum von Podol, der rechte Flügel von Münchengrät aus. Etwa 3 Meile vor Gitschin ist ein Halbkreis steiler, zerrissener Hügel gebildet, an deren Fuße das Land sehr durchschluchtet ist. Wo die Straße von Sobotka durch die Hügel führt, fallen diese ab und bilden einen Engpaß, den zu beiden Seiten hart an der Straße Kiefernholz einschließt. Auf der Sobotkaer Seite des Holzes liegt eine Schlucht, die etwa hundert Fuß tief ist. Ungefähr eine Viertelstunde weiter hat sich abermals eine Schlucht gebildet, doch tritt hier das Holz mehr zurück, und in ähnlicher Entfernung ist auch noch eine dritte Schlucht vorhanden. Auf der Gitschiner Seite dieser Höhlung liegt das kleine Dorf Lochow, jenseits dessen sich abermals eine Schlucht befindet.

Die Hauptaction fiel diesmal dem 2. preußischen Armeecorps unter dem Commando des Generallieutenants von Schmidt zu, der am 29. nach Sobotka vorrückte und dort auf der Straße von Münchengräß nach Gitschin weiter zog. Die Oesterreicher hielten die lang gestreckte Hügelreihe und die Schlucht, durch welche sich die Landstraße zieht, stark besetzt. Das Kieferngehölz bot ihnen gute Deckung und schwächte die Wirkungen des Zündnadelfeuers ab. Die

österreichischen Scharfschüßen standen sicher hinter den Kiefernstämmen und nahmen mit gewohnter Sicherheit ihren Mann aufs Korn. Jeder dieser besten Schützen der Armee hatte zwei Mann zur Unterstüßung, die fortwährend nur die Büchsen luden, welche sie abschossen und deren Kugeln fast nie ihren Mann verfehlten. Die österreichische Artillerie hatte sich ebenfalls im Gehölz geborgen und war so aufgestellt, um mit einem Kreuzfeuer sowohl die Schlucht, als auch das offene Land vor derselben bestreichen zu können.

Als die preußischen Jäger, welche von mehreren schnell vorgeschobenen Geschützen unterstützt wurden, gegen die Schlucht vorgingen, eröffneten die öfterreichischen Geschütze ihr Feuer, und die Schüßen hinter den Bäumen schleuderten den Angreifern ihre wolgezielten Kugeln entgegen. Die preußischen Jäger feuerten ganz vergeblich in das Holz und ebenso vergeblich spieen die Geschüße ihre Kugeln gegen die verborgenen österreichischen Feuerschlünde; das Gefecht blieb ein ungleiches. Die Preußen kämpften gegen unsichtbare Feinde, deren wachsame und verderbliche Anwesenheit nur durch die stets treffenden Geschosse verrathen wurde, welche die preußischen Reihen schwer lichteten, ohne daß die Angreifer dafür Vortheile erringen konnten. Es kamen mittlerweile neue preußische Truppen und mehr Geschütze in das Gefecht, allein der Erfolg gegen die unsichtbaren Feinde blieb derselbe unfruchtbare. Die Preußen verlangten jezt nach dem Handgemenge, um sich nicht länger hinschlachten zu lassen wie durch Zaubermittel, und General von Werther ertheilte seinen Leuten die Erlaubniß zum Sturm. Ein heftiger Bajonnet-Angriff erfolgte gegen das Gehölz, der sich zu einem heißen und mörderischen Kampfe gestaltete. Die österreichischen Schüßen wichen zwar vor dem heftigen Ansturme, aber nur Schritt für Schritt, von Baum zu Baum, und ihre mörderischen Kugeln räumten unter den nachrückenden Preußen furchtbar auf. Langsam wälzte sich der mörderische Kampf durch das Gehölz, bis die Oesterreicher endlich aus demselben hinausgedrängt wurden. Doch zogen sie sich jetzt schleunig auf ihre Kanonen und Reserven zurück und konnten unter dem Schuße derselben die Höhe des zweiten Hügelabhanges besetzen. Das Gewehrfeuer begann von Neuem. Die Oesterreicher standen auf beiden Seiten des Hohlweges und schickten Salve auf Salve gegen die Preußen, während die Kanonen auf den Flanken beider Linien ihre Bomben gegen die Angreifer schleuderten. Doch fehlte den Oesterreichern in der neuen Stellung die sichere Deckung durch das Gehölz, und gegen die freistehende Infanterie begann jezt das Schnellfeuer der Preußen seine vernichtende Wirkung. Trotzdem hielten die Oesterreicher wacker Stand, und erst nach der hartnäckigsten Gegenwehr, die ihnen schwere Verluste kostete, kamen sie zum Weichen und zogen sich auf ihre dritte Position im Dorfe Lochow zurück. Unterdeß war es 7 Uhr Abends geworden. Schon über eine Stunde wüthete der Kampf, doch hier vor der neuen österreichischen Vertheidigungslinie entbrannte er aufs Neue, blutiger

und heißer als vorher. Dorf Lochow liegt am Rande und auf der Höhe einer wellenförmigen Senkung des Bodens, sowie auf dem ebenen Lande hinter diesem Hügel. Die Häuser und Gehöfte liegen unregelmäßig zerstreut umher und sind mit hohen Obstbäumen umgeben. Gleich hinter dem Dorfe befindet sich die lette Senkung des Bodens vor Gitschin, die breiter und tiefer ist, als die früheren; ein Bach durchströmt dieselbe, über den eine steinerne Brücke führt. In dieser neuen vortheilhaften Stellung erwarteten die Oesterreicher den erneuten Angriff mit heldenmüthiger Entschlossenheit. Ihre Offiziere stürmten in jeder Gefahr voran und suchten den sinkenden Muth der Mannschaften durch ihr eigenes Beispiel zu beleben. Aber auch die Preußen waren durch die seitherigen Erfolge ermuthigt worden; sie stürmten mit Bravour heran gegen die in entschlossener Ruhe ihres Angriffs harrenden Vertheidiger. Auf beiden Seiten war der Kampf überaus heftig und hartnäckig, ja wild; die Erbitterung steigerte sich von Augenblick zu Augenblick; aber so standhaft auch die Oesterreicher ausharrten, deren Tapferkeit im ganzen Felde musterhaft war und die nicht etwa dem größeren Heldenmuthe, sondern der ungleich vollkommneren Bewaffnung der Preußen unterlagen: auch hier wirkte das Schnellfeuer furchtbar, das in ununterbrochenen Salven Tod und Verderben in die Reihen der tapferen Vertheidiger schleuderte. Auch die preußische Artillerie griff thätig ein, und im _entsprechenden Augenblicke unterstüßte ein Bajonnet-Angriff die Wirkung der Zündnadel. Trotzdem dauerte es volle drei Viertelstunden, ehe die Preußen das Dorf eroberten, in welchem die Oesterreicher jedes Haus, jeden Garten wie eine Festung vertheidigten und endlich nur wichen, um in der letzten Schlucht vor Gitschin sich nochmals festzusetzen und den Kampf mit unerschütterlichem Heldenmuthe aufs Neue aufzunehmen. Und noch einmal begann hier das furchtbare blutige Ringen! Auf beiden Seiten wurde an Hartnäckigkeit in Angriff und Vertheidigung das Aeußerste geleistet, aber der Erfolg konnte nach den gemachten Erfahrungen kaum noch zweifelhaft sein. Die Oesterreicher wußten, daß hier ihr bester Stützpunkt vor Gitschin auf dem Spiele stand, von dessen Behauptung oder Verluste auch das Schicksal Gitschins abhängig war. Die Preußen dagegen wußten ebenfalls, daß hinter diesem letzten Hindernisse der Lohn für alle Anstrengungen des heißen Tages gelegen war, ohne dessen Besit ihr Erfolg ein unvollständiger blieb.

Die preußische Linie dehnte sich schnell auf der entgegengesetzten Seite der Schlucht, den Desterreichern gegenüber aus, und sofort begann das Feuern mit der überlegenen Waffe, der wie niemals an diesem heißen Tage hier der Sieg der Preußen über den tapfersten und hartnäckigsten Widerstand zugeschrieben werden muß. Das Feuer der Oesterreicher blieb, weil es langsamer war, im Nachtheil, doch nahmen ihre Geschütze die preußischen arg mit und manche

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