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Beschaffenheit des linken Elbufers.

binden, um im Rücken Napoleons zu wirken. Endlich soll dann Dresden blokirt und wo möglich erobert werden." -Gut zum Fidibus!" soll Blücher gesagt haben, als Gneisenau ihm diesen kaiserlich-russischen Gallimathias vorgelesen hatte. Der Uebergang war für den 3. October festgesetzt und dabei blieb es unabänderlich.

Daß vorsichtige und erfahrene Kriegsmänner Blüchers und Gneisenaus Unternehmen für einen tollkühnen Streich erklärten, durch welchen das schlesische Heer dem Untergange preisgegeben werde, erscheint bei näherer Erwägung als vollkommen gerechtfertigt. Ueber einen gegen tausend Fuß breiten reißenden Strom sollten Angesichts des Feindes, welcher von unserem Vorhaben genaue Kenntniß hatte, zwei Brücken geschlagen, jenseits Brückenköpfe angelegt und eine Armee von 24,000 Mann mit Artillerie und Reiterei hinüber geführt werden. Das jenseitige Uferland war durch Sümpfe, Lachen, alte Flußbetten, Röhrigt, Baumpflanzungen, Gehölz und Buschwerk in weitem Halbkreise so unzugänglich, daß einzelne Fußgänger nur mit großer Anstrengung sich durcharbeiten konnten; Reiter und Geschütz waren auf einen schmalen Damm angewiesen, welchen die, auf den gut verschanzten Anhöhen des Dorfes Wartenburg aufgestellten, Geschütze bestrichen und die, in dem Gebüsch und hinter den Feldund Dorfbefestigungen geborgenen, feindlichen Scharfschüßen mit unfehlbaren Kugeln erreichten. General Bertrand war vom Marschall Neh bereits am 25. September nach Wartenburg mit 12,000 Mann entsendet worden, um den etwaigen Versuch des Kronprinzen von Schweden, bei Elster über die Elbe zu gehen, zu verhindern. Wie wir wissen, hatte der Kronprinz durch Borstell den Versuch gemacht, eine Brücke bei Elster schlagen zu lassen, aber bei der ersten Störung, welche die Arbeit erfuhr, dieselbe sofort einzustellen befohlen. Die Unentschlossenheit des Kronprinzen leistete diesmal der Kühnheit Blüchers den besten Vorschub. General Bertrand hatte das linke Uferland genau untersucht, er war von der Unbezwinglichkeit seiner Stellung in und bei Wartenburg so fest überzeugt, daß er an den Kaiser am 23. berichtet: „Meine Aufstellung hinter den Elbdämmen von Wartenburg und Bleddin halte ich für hinreichend, um dem Feinde die Lust zu benehmen, hier überzugehen.“

Einem so erfahrenen, kriegsgeübten General konnte es gar nicht in den Sinn kommen, daß ein durch strategische Berühmtheiten ausgezeichneter Generalstab, wie der des Kronprinzen von Schweden, - von Blüchers Ankunft

Zwei Brücken werden geschlagen.

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wußte er nichts einen so ganz unmöglichen Punkt zum Uebergange für ein Armeecorps wählen werde. Als ihm daher am 2. October gemeldet wurde, daß auf's Neue Anstalten gemacht würden, eine Brücke bei Elster zu schlagen und die auf dem linken Ufer angelegten Brückenköpfe unter dem Feuer ihrer Kanonen aufs Neue von den Preußen besetzt worden seien, äußerte Bertrand, daß er nichts mehr wünsche, als daß der Feind in recht großer Masse herüber käme, da er ihn zu empfangen nie in besserer Stellung und Verfassung sich befunden habe.

Major v. Rühle hatte den Hauptmann v. Lollhöfel vom Generalstabe mit der Oberleitung des Brückenbaues beauftragt. Es wurde für nothwendig erachtet, zwei Brücken und zwar eine russische Leinwand-Pontonbrücke für das Fußvolk und eine Schiffbrücke von stärkerem Bau für Reiterei und Geschüße zu schlagen. Eine prenßische Pionier- und zwei russische Pontonier-Compagnien, geführt von den Hauptleuten Madrach und Zaborowski, nahmen die Arbeiten in der Nacht vom 1. zum 2. October in Angriff. General Bülow hatte zur Bedeckung drei Bataillone und eine reitende Batterie gesendet, welche York durch drei Bataillons, eine reitende und eine Fußbatterie verstärkte. Der General Gneisenau und der Oberst Müffling trafen am 2. October in Elster ein, fanden die Anstalten und Arbeiten im besten Zuge und erhielten von dem Hauptmann Lollhöfel die Zusicherung, daß die beiden Brücken im Laufe des heutigen Tages vollendet werden würden.

Ueber die Beschaffenheit des jenseitigen Uferlandes konnte Gneisenau nur ganz ungenügende Erkundigungen durch einen aus dortiger Gegend gebürtigen Freiwilligen einziehen; eine Spezialkarte war nicht vorhanden, man rechnete darauf, am jenseitigen Ufer einige patriotische Bauern als Wegweiser zu finden. Ueber die Feldverschanzungen des Dorfes Wartenburg und die Stärke der Befazung fehlten ebenfalls genügende Nachrichten.

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General v. York voran.

Dreiunddreißigstes Kapitel.

York's Corps eröffnet den Uebergang.

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Brigaden gegen Bleddin und Wartenburg vor. Die Brigade Steinmetz erleidet großen Verlust. York skickt Verstärkung nach. Die Stärke und Stellung der Franzosen.York's Disposition mitten im Feuer. Der Prinz Karl und die Brigade Steinmet vorzudringen. Die Verstärkungen rücken Die Würtemberger werden geworfen.

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machen einen zweiten vergeblichen Versuch Erneuter Angriff auf Bleddin.

nach.

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Die Strelitzer und schwarzen Husaren hauen ein. Eine Batterie wird genommen. Spezielle Berichte der Lieutenants v. Bonin, v. Stern und des alten mecklenburger Hufaren. Der Freiwillige Alban. - General Horn dringt in Wartenburg mit Sturm ein. Morand's Rückzug. Die Division Fontanelli wird vernichtet. Der Prinz Karl von Mecklenburg rückt von Bleddin gegen Wartenburg vor.

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Warburg mit den Strelihern haut Der Lieutenant Stern macht einen Adjutanten Bertrand's zum Gefangenen. - Die Heurichs. Nun danket alle Gott! Vorbeimarsch des 2. Bataillons des Leibregiments vor York. Berichterstattung an den König. - Zwei Briefe Gneisenaus. Blüchers Tischrede.

em General York und seinem Corps wurde von Blücher die ehrenvolle Auszeichnung zu

Theil, die Brücke zuerst zu überschreiten und den ersten Angriff auf die feindliche Stellung zu machen. Da man in dem Hauptquartiere davon, wie die Sachen drüben standen, ohne genaue Kenntniß war, konnte dem General York cine in das Einzelne gehende Disposition nicht gegeben werden. Blüchers Befehl lautete nach Schacks Tagebuche: die Elbe passiren und Wartenburg nehmen." Mehr als dieser sehr kurzgefaßte Befehl ist York nicht zugegangen. Er bestimmte die Brigaden Prinz von Mecklenburg und Steinmetz, unter Befehl des Ersteren vor Tages Anbruch am 3. October nach Elster zu marschiren,

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