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Schleiermacher. Fichte. Jahn.

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schrockene Schleiermacher allsonntägig von der Kanzel herab gegen die Zwingherrschaft Flammenworte sprach, wo der Geisterbanner Fichte durch seine „Reden an die deutsche Nation" die akademische Jugend begeisterte, wo der von der Cultur noch unbeleckte, hagebüchene Jahn den preußischen Turnern deutsches Volksthum einprägte und zum Drauflosschlagen für Körperkraft und Gewandtheit sorgte, hier bewährte sich Vaterlandsliebe in einer Weise, wie sie die glänzendsten Zeiten Griechenlands und Roms nicht rühmlicher aufzuweisen, wie sie Deutschland noch niemals erlebt hatte.

Daß die Verordnungen über die Errichtung der freiwilligen Jägerabtheilungen den Schlachtenreigen eröffneten, war nicht zufällig; an die Spige der Volksbewegung, welche gegen Napoleon aufgeboten wurde, hatte sich der freie Entschluß gestellt, der, wie schon bemerkt wurde, sich nicht etwa nur auf die freiwilligen Jäger beschränkte, vielmehr in der gesammten Nation zur Erscheinung und Geltung kam. Arm und Reich, Hoch und Niedrig, Kind und Greis, Jungfrau und Jüngling, Jude und Christ, alle waren nur von dem einzigen Gefühl erfüllt: mit freudigster Hingebung Gut und Blut für die Befreiung des Vaterlandes zu opfern. Der Weltgeschichte kann allerdings nicht angesonnen werden, bei jeder heiß geweinten Thräne, bei jedem Blicke der Liebe, bei jeder Aufwallung bewegter Herzen zu verweilen, wenn sie auf ehernem Wege über fliehende Jahrhunderte und untergegangene Millionen dahinfährt; die wahre Heimath des Waldbächleins ist zuletzt das Weltmeer, wie die des einzelnen Menschengeistes der Weltgeist. Aber fragt nur den rauschenden Wildbach, wenn er mit seinen Perlen und Thränen in dem unendlichen Ocean verrinnen muß, ob er sich nicht zurücksehnt nach seiner rauschenden Jugend, nach Blumen und Schäferinnen, die in seinen gekräuselten Wellen spielten? So möge es denn auch dem Frühjahr 1813, obschon von gewaltsamer Strömung der weltgeschichtlichen Flut fortgerissen, vergönnt sein, sich hier noch einmal seiner Jugend mit allen ihren Freuden und Leiden zu erinnern.

Zuerst gedenken wir jener Liebesgaben und Opfer, welche auf den ehernen Tafeln der Weltgeschichte keinen Raum finden, wohl aber zu unvergeßlicher Mahnung den vaterländisch gesinnten Herzen sich wohlthuend einprägen werden.

Den freiwilligen Kämpfern mochte man durch nachträgliches Zwangsgebot ihre reine Freude am freien Entschluß zu verkümmern suchen; an die freiwilligen Gaben reichte kein Befehl hinan. Daß der Jude seinen leyten

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Ducaten, der Bauer sein leztes Pferd, die Jungfrau ihr schönes Haar mit Freuden hingaben das zu gebieten lag außer der Macht der Kaiser und Könige.

Unter der Ueberschrift: Vaterlandsliebe finden sich in den damaligen Berliner und Breslauer Zeitungen lange Reihen von freiwilligen Beisteuern verzeichnet, aus denen nachstehender Auszug hier seine Stelle finden mag:

Vaterland sliebe.

Erste Gabe.

Der Aelteste der hiesigen Judenschaft und Rentier, Hr. Gumpert hat der unterzeichneten Commission die Offerte von 300 Thalern Courant zur Equipirung unvermögender Freiwilligen gemacht. Die Commission macht diesen thätigen Beweis patriotischer Gesinnung hiermit öffentlich bekannt, und wird dieser Beitrag zu dem bestimmten Zwecke verwendet werden.

Berlin, den 10. Februar 1813.

Königl. Allerhöchst verordnete Oberregierungs-Commission.

Der Landes-Repräsentant, Stadtrath Poselger erbietet sich, einen unbemittelten Freiwilligen vollständig auszurüsten und beritten zu machen.

Der Vorsteher der Blinden-Anstalt Zeune erbietet sich, einen Freiwilligen zu bewaffnen.

Die zurückgebliebenen Zöglinge der zweiten Compagnie des CadettenCorps, obgleich nicht an Muth, doch an Jahren ihren bereits nach Breslau abgegangenen Mitbrüdern nachstehend, um wie diese die Bahn des Ruhmes im Kampfe für König und Vaterland schon betreten zu können, haben ihren Patriotismus dadurch zu bewähren gesucht, daß sie unter sich 40 Thaler gesammelt und als Beitrag zur Ausrüstung eines Freiwilligen eingesendet haben.

Berlin, den 16. Februar.

Die Königliche Aufforderung an die gebildeten Jünglinge unseres Vaterlandes tönt in die Herzen wie eine Stimme Gottes. Ich erbiete mich, Drei

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unvermögenden Jünglingen, die sich den edlen Freischüßen anschließen wollen, zur vorschriftsmäßigen Ausrüstung und zum Ersaß der Reisekosten nach Breslau behülflich zu sein. Der Buchhändler Fr. Braunes.

Ein junger Mann, der seinen Lieblingswunsch, dem Vaterlande seine Kräfte darzubieten, nicht anders zu realisiren vermag, als wenn er einige von feinen Sachen in Geld umzusetzen sucht, ist entschlossen, in der Mohrenstraße Nr. 64 parterre eine Kupferstich- und Landcharten - Sammlung in Rahmen und in Mappen, so wie eine Harfe von vorzüglich gutem Ton sogleich zu verkaufen.

Ein hiesiger Bürger wünscht, um seinen Sohn als reitenden Jäger einkleiden zu können, 150 Thaler, gegen Sicherheit, zu leihen, und verspricht, dieses Capital nach einem Jahre wieder zu bezahlen. Nähere Nachricht in der Zeitungs-Expedition.

Unbemittelten Lehrern an hiesigen Privat-Schulen, die dem Aufrufe, für's Vaterland zu streiten, folgen, will ich recht gern, so weit es meine Zeit irgend gestattet, durch Uebernahme ihrer Unterrichtsstunden ihren Verdienst sichern. und unverkürzt monatlich nachsenden. Franz Lami, neue Roßstr. Nr. 1. Berlin, den 26. Februar.

Meiner Handlung sind von der neuen Anleihe 7000 Thaler in Wechsel-Accepten zugetheilt worden; ohne mich in Untersuchung einzulassen, welche Principien dabei angenommen sind, und ungeachtet ich noch durch mehrere Forderungen mit dem Staate verwickelt bin, so habe ich doch voll unbedingten Vertrauens gedachte 7000 Thaler Wechsel mit Acceptation versehen und dem Comité gestern ungesäumt behändiget, weil ich überzeugt bin, daß in dem gegenwärtigen entscheidenden Zeitpunkte durch rasches Handeln der Erfolg mit Segen gekrönt sein kann, und in solchen dringenden Fällen man nicht den Beutel, sondern das Herz fragen muß. Der National-Repräsentant E.

Ein junger elternloser Mann, dem der Ruf des Vaterlandes winkt, war nur im Stande, sich das Tuch zu den Beinkleidern anzuschaffen. Er ist zu arm, um das Macherlohn zu bezahlen und sich Waffen anschaffen zu können, und bittet Patrioten um Unterstüßung.

Der Hofrath Heun, Expedient in dem Büreau des Staatskanzlers in Breslau, mit der Annahme freiwilliger Beiträge für die Freiwilligen beauftragt, macht Folgendes bekannt:

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Ein Officiant, dessen ganzes Vermögen 4000 Thaler beträgt, hat 1000 Thaler auf den Altar des Vaterlandes niedergelegt.

Ein Kaufmann aus einer benachbarten, noch von dem Feinde beseyten Provinz hat 4000 Thaler eingesendet.

An anderweitigen Beiträgen in baarem Gelde sind in den ersten drei Tagen der Bekanntmachung 1165 Thaler eingegangen.

Der Lotterie-Collecteur E. J. L. Rolin und dessen Gattin, geborne Groth zu Stettin, haben ihre goldenen Trauringe zum Opfer dargebracht, mit dem Wunsche, daß ihr Beispiel, zum Wohl des Vaterlandes, recht viele Nachfolger finden möge.

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Der Bauer Johann Hinge aus Deutsch-Brogh im Amte Saarmund hatte erst im November v. J. ein Pferd zur Remontirung der fremden Truppen hergeben müssen, dessen ungeachtet stellte er bei der am 21. Januar in Potsdam angesagten Pferdeaushebung zwei Pferde unentgeltlich.

Der Bauer Meyer aus Elsholz in demselben Amte, der nur zwei Pferde in seinem Vermögen hat, stellte das bessere unentgeltlich zum Kriegsdienste.

Der Kammerherr, Graf Hardenberg equipirt 4 Mann zu Pferd und giebt einem jeden auf die Dauer des Krieges monatlich 15 Thaler Zulage. Der Kreisdeputirte von Aryleben liefert 100 Scheffel Hafer in ein ihm zu bestimmendes Magazin.

gestellt.

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Die Einfassen des Jauer'schen Kreises haben 12 Cuirassier-Pferde

Dem edlen Beispiele des Aeltesten der Judenschaft in Berlin folgend haben der Kaufmann Marcus Meyer 200 Thaler, Israel Berel Frank 100

Thaler, Heymann Oppenheim 50 Thaler eingesendet.

Amalie giebt von ihrem Taschengelde 1 Thaler, mit dem Wunsche, daß

mehrere junge Mädchen ihrem Beispiele folgen mögen.

Die Wittwe D. P. 4 Thaler und ihren Trauring.

Berlin, den 9. März.

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Der General-Director des National-Theaters Iffland von sämmt

lichen Mitgliedern des Theaters 350 Thaler.

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Alexander, 10 Jahre, und Theodor, 9 Jahre alt, zu jung, um für das geliebte Vaterland zu fechten, opfern ihm freudig ihre kleine Habe, 2 Ducaten, zur Bekleidung der schwarzen Jäger.

Zwei goldene Trauringe mit den Worten: „Wir haben durch des Krieges Unglück alles verloren, nichts blieb uns übrig, als unsere Trauringe, hier sind sie mit Freuden. Der Kupferschmidt Seeling und seine Frau.“

Der Schuhmacher Valentin: drei Paar neue Stiefeln und 10 Thaler.

Breslau, den 27. Februar.

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Von dem Vereine der hiesigen Hausväter:

erste Sammlung 2310 Thaler.

zweite Sammlung 551 Thaler.

Von einer Gesellschaft aus Potsdam 365 Thaler.

Von dem Landschafts-Director von Zetterit 400 Thaler.

Von der jüdischen Gemeinde zu Zülz 85 Thaler.

Vom Commerzien-Rathe Weber in Schmiedeberg 500 Thaler.

Der Professor Hermstädt hat auf die 250 Thaler, die er als Gehalt von der medicinischen Akademie für das Militair bezieht, für die Dauer des Krieges zum Besten der Freiwilligen Verzicht geleistet.

Der Oberschlesische Landschafts-Syndicus Elsner zu Ratibor stellt sich selbst als Soldat, bekleidet und bewaffnet drei Freiwillige zu Fuß und besoldet sie während des Krieges, so lange er lebt.

Der hiesige Professor der Naturwissenschaften Gravenhorst hat auf die Hälfte seines Gehaltes mit der Erklärung Verzicht geleistet: „Für die Entbehrung einiger Bequemlichkeiten und Genüffe, die nicht zu den nothwendigen Bedürfnissen des Lebens gehören, werde ich durch das reine Bewußtsein, meinem Könige und meinem Vaterlande nach Kräften gedient zu haben, mich belohnt fühlen."

Der Ohlauer Kreis stellt 100 Mann auf seine Kosten.

Von Waldenburg sind 13 Bergleute und 3 Bergeleven als Freiwillige angekommen. Die dortige Knappschaft hatte 221 Thaler zu ihrer Ausrüstung zusammengeschossen.

Der Professor Schulz leistet auf die ihm zu Theil gewordene jährliche Gehaltszulage von 100 Thalern Verzicht.

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