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Neuen Wiener Tramway, der Teplitz-Eichwalder und Pressburger Localbahn etc. Er baute die Grosswardeiner und Debrecziner Strassenbahn, die Localbahn Vinkovce-Brcka, die Savebrücke bei Gunja, die Kolomeaer Localbahn, sowie die Gablonz-Reichenberger Bahn. Der grausame Tod entriss denselben in seiner vollen Schaffenskraft, denn unzählig sind die Projecte, die er noch ins Auge gefasst, so unter anderem eine elektrische Bahn von Meran nach Schloss Tirol, eine elektrische Bahn von Klosterneuburg nach Weidling etc.

Trotz seiner enormen Thätigkeit, war er auch literarisch thätig und schrieb verschiedene Werke, z. B. über »Eisenbahnbauten in Russland«; er war Mitarbeiter der englischen Fachzeitung >>Steel and Iron«, hielt auch einen mit grossem Beifall aufgenommenen Vortrag im Eisenbahnbeamten - Verein über >> Eisenbahnbauten im äussersten Orient, Chochin-China, Indien und transchinesische, transsibirische Bahnen«.

Wilhelm v. Lindheim war wie erwähnt königl. rumänischer Generalconsul, königl. preussischer Rittmeister a. D., Ritter des Ordens der eisernen Krone III. Classe, Gross-Officier des rumänischen Kronen-Ordens, Commandeur des Sterns von Rumänien, Ritter des preussischen eisernen Kreuzes II. Classe und des preussischen Kronen - Ordens III. Classe, Besitzer der preussischen MilitärDienstauszeichnung I. und II. Classe, der Erinnerungszeichen 1866 und 1870/71, Commandeur des russischen StanislausOrdens mit Krone und Stern, Commandeur des russischen St. Annen-Ordens, Gross-Officier des serbischen Takowa-Ordens, Commandeur des persischen Sonnen- und Löwen-Ordens etc., Ehrenbürger des Marktes Raabs und der Gemeinde WienerNeudorf, Chef der Firma Lindheim & Co.

Die allgemeinste und tiefste Trauer folgte seinem raschen Hinscheiden, in allen Kreisen der Bevölkerung empfand man den erlittenen Verlust. Auch Se. Majestät der Kaiser würdigte denselben. Beim Empfang der Centralcommission für die Pariser Weltausstellung sagte Se. Majestät zu dem Bruder Alfred von Lindheim: »Ich bedauere, dass Sie soeben einen sehr schmerzlichen Verlust durch den Tod Ihres Bruders erlitten, aber nicht nur Sie, sondern auch das Land, denn er hat sehr Erspriessliches auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens geleistet.<<

Familienleben.

Am 3. Mai 1876 vermählte sich Lindheim mit Louise v. Angeli (geb. 3. Mai 1858 zu Wien). Die Ehe sollte nicht von langer Dauer sein die junge blühende Gattin starb am

11. Mai, nachdem sie am 5. April 1879 einer Tochter das Leben geschenkt.

In zweiter Ehe nun führte Wilhelm v. Lindheim Clarisse, die jüngere Tochter des Hofrathes v. Vivenot, die anmuthige Schwägerin seines Bruders Alfred heim.

Die Hochzeit wurde am 5. Juni 1880 zu Berghof bei Lilienfeld gefeiert. Dieser Ehe entsprossen drei Kinder, Clementine, Wilhelm Hermann und Gottfried Hermann. Das Familienleben war das denkbarst glücklichste, denn trotz seiner enormen Thätigkeit fand Lindheim immer Zeit für Frau und Kinder, und war der zärtlichste Gatte und liebevollste Vater..

So verschlossen und ernst Lindheim's Charakter im Ganzen angelegt war, so thaute er doch unter dem Frohsinn seiner Gattin auf, bald wurde sein Haus der Sammelplatz einer anregenden Geselligkeit und fand sich in den gastfreien Salons eine geradezu internationale Gesellschaft ein. Er liebte, gleich seiner Frau, die selbst als Schülerin der grossen Meisterin Marchesi und ihrer Mutter Mathilde den Gesang mit Vorliebe betrieb, sehr die Musik, war sehr kunstsinnig, hatte für alle Anliegen ein offenes Ohr, für die Armen eine offene Hand. Dem Jagd- und Reitsport war er sehr zugethan, und seine Töchter empfingen u. A. auch den ersten Reitunterricht von ihrem Vater.

Das ist in grossen Zügen das Bild eines Mannes, dessen ganzes Leben der wohlthätigen Arbeit und seiner Familie gewidmet war.

Clarisse v. Lindheim verstand es gar bald, ihrem Manne Wilhelm v. Lindheim die verlorene Häuslichkeit, seinem Töchterchen in des Wortes schönster Bedeutung die Mutter zu ersetzen. Sie widmete sich eifrig der Erziehung ihrer Kinder, interessirte sich aber auch für die Aussenwelt. Sie betheiligte sich an vielen Wohlthätigkeits- Unternehmungen und wurde auch zu den Wohlthätigkeits-Vorstellungen, die in den Palais

Metternich, Schwarzenberg, Liechtenstein aufgeführt wurden, sowie auch zu dem Carroussel, welches in der spanischen Hofreitschule stattfand, zur Mitwirkung veranlasst.

Eine interessante Episode aus ihrem Leben war die Begegnung mit dem Deutschen Kaiser Wilhelm I. in Ems 1886, der sie beim Abschied um ihr Bild mit den Worten bat: »Ich revanchire mich aber auch dafür, indem ich Ihnen das meine sende!« Sein Generaladjutant Graf von der Golz wurde beauftragt, das Bild des Monarchen mit dessen eigenhändiger Unterschrift nach Schlangenbad, wohin sie sich begeben, zu bringen und persönlich zu übergeben. Clarisse v. Lindheim reiste viel, und zwar mit ihrem Gemahl, und überall waren es Bande treuer und inniger Freundschaft, die sich das Ehepaar auf Reisen schuf. Sehr freundlich gestalteten sich ihre Beziehungen zur rumänischen Gesellschaft; wiederholt wurde das Paar am Hofe zu Bukarest und Sinaia empfangen, und Carmen Sylva sandte an Clarisse v. Lindheim ihr Bild als Zeichen besonders gütiger Gesinnung.

Ein schwerer Schlag traf sie, als sie am 6. Mai 1891 ihren am 17. October 1883 zu Schloss Raabs geborenen Sohn Wilhelm an Diphtheritis infolge Scharlach verlor. Sie fand erst Trost, als am 17. December 1892 ihr zweiter Sohn Gottfried das Licht der Welt erblickte.

Aber ihr Familienglück sollte nicht mehr von langer Dauer sein, denn am 6. Jänner 1898 wurde ihr der geliebte Mann nach kurzem Leiden jäh entrissen, nachdem sie ihn drei Jahre vorher in einer schweren Erkrankung förmlich dem Tode abgerungen.

Witwe geworden, zog sie sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Es wurde ihr die Freude zutheil, im Herbste 1898 ihre Stieftochter dem Manne ihrer Wahl zuzuführen. Am 18. September 1898 vermählte sich Louise zu Rosegg in Kärnten mit Graf Rudolf Chorinsky Freiherrn v. Ledske, k. k. Lieutenant in der Landwehr, Ministerialsecretär im Präsidium des Eisenbahnministeriums, geb. zu Tschernembl in Krain am 14. April 1868. Dieser Ehe entstammen zwei Töchter Clarisse und Louise.

1901 folgte ihre eigene Tochter Clementine, geb. am 13. März 1881 zu Wien, dem Beispiele ihrer Schwester und

vermählte sich, ihrem Herzen folgend, am 4. Februar 1901 zu Wien mit Siegfried v. Löbbecke, königl. preuss. Lieutenant im 2. Garde-Dragoner-Regimente Kaiserin von Russland, Majoratsherrn auf Eisersdorf, Rückers und Költschen, Besitzer des Freigutes Ullersdorf in Preussisch-Schlesien, geb. zu Breslau am 18. November 1875.

E. Oscar Ritter v. Vivenot.

Oscar Ritter v. Vivenot, der jüngste Sohn Rudolfs, geboren 29. September 1859, trat nach Absolvirung der WienerNeustädter Militär-Akademie in das Husaren-Regiment Graf Radetzky Nr. 5, welches damals in Pardubitz garnisonirte.

Im Jahre 1883 wurde ihm in Anerkennung der mit eigener Lebensgefahr erfolgten Errettung mehrerer Menschen vom Tode des Ertrinkens der Ausdruck der Allerhöchsten Zufriedenheit Sr. k. u. k. Apost. Majestät bekannt gegeben.

Nach Frequentirung der Kriegsschule im Jahre 1885 fand der junge Officier die verschiedensten Verwendungen im Generalstabe, welchem Corps er durch 16 Jahre ununterbrochen angehörte.

Im Jahre 1891 in die General-Adjutantur Sr. k. u. k. Apost. Majestät berufen, war Vivenot über vier Jahre PersonalAdjutant, dann Ordonnanz-Officier des ersten General-Adjutanten Sr. Majestät des G. d. C. Grafen Paar,

Auf diesem Posten erhielt Oscar v. Vivenot von Seite der fremden Mächte zahlreiche Decorationen, u. zw. das Officierskreuz des Toscanischen Militär-Verdienstordens, den russischen Stanislaus-Orden II. Cl., das Commandeurkreuz der Krone und das Officierskreuz des Sternes von Rumänien, das Commandeurkreuz der Krone von Lahore, das Officierskreuz des sächsischen Albrechts-Ordens, den preussischen Rothen Adlerorden III. Cl. und den preussischen Kronenorden III. Cl., das Ritterkreuz I. Cl. des bayerischen Militär-Verdienstordens, das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion, den serbischen Weissen Adlerorden III. Cl., das Ritterkreuz des italienischen Kronenordens, das Ritterkreuz I. Cl. des württembergischen FriedrichOrdens, das Ritterkreuz I. Cl. des hessischen Philipp-Ordens mit den Schwertern und das Ritterkreuz desselben Ordens mit

der Krone und das Ritterkreuz I. Cl. des sächsischen Ernestinischen Hausordens.

Ueberdies wurde ihm anlässlich seiner Enthebung von diesem Vertrauensposten von Sr. Majestät das Militär-Verdienstkreuz verliehen.

Ausserdem besitzt er noch die Militär-Verdienstmedaille am rothen Bande, die silberne Hof-Jubiläums- und die broncene Militär-Jubiläumsmedaille.

Nach Ablegung der Prüfung zum Major im Generalstabe wurde Oscar v. Vivenot ein halbes Jahr dem Feldjäger-Bataillon Nr. 21 zur Truppendienstleistung zugetheilt, dann im November 1895 zum Major befördert und zum Generalstabs-Chef der 27. Infanterie-Truppen-Division in Kaschau ernannt.

Ein und ein halbes Jahr blieb er in dieser Verwendung. Im Frühjahre 1897 erfolgte seine Berufung an die Seite des General-Truppen-Inspectors FZM. Freih. v. Reinländer, dem er drei Jahre als Flügeladjutant attachirt war.

Die Truppendienstleistung als Stabsofficier machte Vivenot im Infanterie-Regiment Nr. 60 in Erlau mit und wurde unmittelbar vor seiner Ernennung zum Oberst definitiv in vorgenanntes Regiment als zweiter Oberst eingetheilt.

VI.

Die Eduardinische Linie.

A. Eduard Edler v. Vivenot jun.

Geboren am 9. April 1835, gestorben am 11. März 1900.

Der älteste Sohn, aus der Ehe Eduard v. Vivenot's mit Marie Freiin v. Knorr entstammend, war Eduard v. Vivenot jun., zu Wien geboren am 9. April 1835. Unter der liebevollen und milden Leitung seiner Eltern wuchs er auf und absolvirte seine Studien in seiner Vaterstadt. Nach Vollendung derselben trat er in die damalige Oesterr. Nationalbank (jetzt Oesterr.ungar. Bank) als Beamter ein. Schön von Erscheinung und mit brillanten gesellschaftlichen Talenten ausgestattet, war er in den vornehmsten Kreisen sowohl wie bei der Haute finance bald

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