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„übergehen werde. Es sey ein Unglück, daß die Garden, die ihm zur Unterstüßung dienen sollten, in dem „Toskanischen verfangen wären. Er solle nicht über „Pistoja hinausgehen, nichts auf Livorno marschiren „laffen, sondern bereit seyn, die Befehle auszuführen, „die er nach vorkommenden Umständen erhalten würde. „Vor Allem solle er sich erinnern, daß er in jedem Falle „bestimmt sey, den Feind von Foligno abzuhalten. Täg»lich solle er ihm zwei Mal berichten."

Dieses Schreiben und die immer steigende Bewegung des toskanischen Volkes veranlaßten die Generäle Livron und Pignatelli, am 13. April Prato, Poggio a Cajano und Empoli zu verlassen, und sich vor Flos renz bei Peretola mit den vereinten Truppen aufzustellen.

General Nugent sah in dieser Bewegung mehr ein Sammeln der Streitkräfte, als einen Rückzug. Er wußte, daß eine neue neapolitanische Division von 4000 Mann Infanterie und 200 Küraffieren der Garde, unter General Minutullo, in das Römische eingerückt, und am 7. April zu Monte Rosi, sechs Meilen von Rom, auf dem Wege nach Siena, eingetroffen sey. Er glaubte, daß General Livron die Ankunft dieser Ver= ftärkung erwarte, um mit vermehrter Kraft zum Angriff überzugehen. General Minutullo hatte aber indeß Befehl erhalten, über Foligno nach Ancona zu mare schiren, und General Livron verließ, in Folge der Ers eignisse am Po, am 15. in aller Frühe auf das Eiligste Florenz, und zog sich gen Arezzo, ohne die ausgeschrizbenen Pferde zu erwarten.

Unter lautem Jubel des Volks zog General Nus

gent am 16. April an der Spiße der toskanischen und öftreichischen Truppen in Florenz ein, das schon am voris gen Abend durch seine leichten Truppen beseßt worden. Major d'Asp re vom Generalstab verfolgte mit den Vortruppen den Feind bis Incisa, auf der Straße nach Foligno. Das Korps blieb in Florenz.

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Bemerkungen über den im Berliner Militär- Wochene blatt Nro. 262, 263 und 264 enthaltenen Auffah: „Flüchtige allgemeine Bemerkungen über den Gebrauch der Artillerie in großen Massen."

Der

(Eingesendet.)

Der vor uns liegende Aufsaß soll, nach des Verfassers eigener Aussage, nur die Hauptzüge über den Gebrauch der Artillerie in großen Massen enthalten, um dadurch eine geübtere Feder zur Beantwortung dieses Gegenstans des aufzufordern. Referent will durch die Widerlegung einiger Stellen dieses Aufsaßes, welche mit seinen darüber gesammelten Erfahrungen nicht übereinstimmend sind, nichts anders bezwecken, als gleichfalls einen Beitrag zur Bearbeitung dieses so wichtigen Gegenstandes der höhern Taktik zu liefern.

Daß der Gebrauch der Artillerie in der Defensive weniger dem Zufall und der Unkunde unterworfen sey, als in der Offensive, ist sehr relativ. Denn das ist nicht anzunehmen, daß die Zeit des Vorrückens der angreifenden Artillerie der in der Defensive stehenden einen großen Vortheil gewährt; besonders wenn man sich zum Angriff der reitenden, oder, wie Östreich und Baiern seit langer Zeit mit gutem Erfolg, der fahrenden Artillerie bedient; weil es schwierig ist, die Entfernung zu beurtheilen, um wie viel kürzer gerichtet werden muß, um die angreifende Artillerie in ihrem Vorrücken zu erreichen. In einem solchen Fall ist der Ricoschett-Schuß, welchen aber der Terrain fel, ten begünstigt, nur allein anwendbar.

Daß die Zeit der Unfähigkeit der angreifenden Artil. Terie während dem Abproßen, der in der Defensive stehen

den Artillerie große Vortheile gewähren sollte, ist deßhalb nicht anzunehmen, weil gegenwärtig bei der in allen Artille rien eingetretenen Erleichterung der Geschüße, und deren vortheilhafteren Bedienung, die Zeit des Ab, und Aufproßzens, vorzüglich bei sechspfünder Kanonen, nicht in Ans rechnung gebracht werden kann.

Die Behauptung, daß die angreifende Artillerie mit den Entfernungen unbekannt sey, ist sehr gewagt; deun gewiß in teiner Artillerie ist der Unterricht in Beurs theilung der Entfernungen, bei den praktischen Übungen ausgelassen, weil dieser Unterricht den Schießübungen, welche im Laufe taktischer Bewegungen vorgenommen wers den, und welche zur vollkommenen Ausbildung eines Ar= tilleristen unumgänglich nothwendig sind, bedingt vorauss gehen muß.

Wäre auch, nach der Meinung des Herrn Verfassers, anzunehmen, daß der angreifende Artillerist mit der Bes schaffenheit des Bodens, auf welchem man sich schlägt, nicht bekannt wäre, so kann diese Kenntniß dòch den Offi. zieren des Generalstabs nicht abgesprochen werden, welche den Artilleristen in besondern Fällen davon unterrichten.

Nachdem Referent die einzelnen Punkte, auf welche der Herr Verfasser die Behauptung gründet, „daß der Gès brauch der Artillerie in der Defensive weniger der Uns kunde und dem Zufall unterworfen sey," zum Theil widers legt hat, so kann derselbe auch der Artillerie des Vertheidis gers kein so großes Übergewicht über die des Angreifenden, in dem Sinne des Herrn Verfassers, einräumen, und ist ferner, aus ston angegebenen Gründen, nicht einverstans den, daß eine der Zahl nach geringere Artillerie in der Des fensive der weit überlegenen angreifenden Artillerie mit Aussicht eines günstigen Erfolgs die Spike bieten kann, wenn, wie wir annehmen, beide Artillerien gleich gut geübt sind.

Daß der Sieg nicht allein in der Zahl der Geschüße, welche man dem Feind entgegenstellt, sondern mehr in dem weckmäßigen Unterricht der Artileristen, und der vortheile

haften, dem Terrain angemessenen Aufstellung zu suchen ist, haben Beispiele aus der neueren Kriegegeschichte bes wiesen. Referent war Augenzeuge, daß in der Defensive eine der Zahl nach größere Artillerie der an der Zahl ge= ringeren angreifenden Artillerie, nur allein durch das gegenseitige Feuer, weichen mußte.

Da nun ferner der Herr Verfasser zugibt, daß der Ano griff den Muth erhöhe, so bleibt der in der Defensive stehenden Artillerie gegen der angreifenden, selbst unter glei chen Umständen, in den meisten Fällen ein höchst. unbe. deutender, oder gar kein Vortheil übrig.

Daß der Gebrauch der Artillerie in großer Zahl auf einem Punkt vereinigt, die Entscheidung des Gefechts schneller herbeiführt, als wenn solche längs der Schlachtlinie Batterienweise vertheilt aufgestellt ist, wird durch Beispiele aus der neuern Kriegsgeschichte hinlänglich bewiesen, und wird auch gewiß von keinem im Krieg erfahrnen Artilleristen bestritten werden; eben so daß nicht eine in großer Zahl vers einigte Artillerie nur unter ein e m Befehlshaber stehen follte. Nur ist Referent mit den Nachtheilen, welche, nach der • Ansicht des Herrn Verfassers, mit der Aufstellung der Artillerie vor der Schlachtlinie verbunden seyn sollen, aus folgenden Gründen nicht einverstanden:

Ad. 1. Will der Herr Verfasser die Artillerie so aufge: stellt wissen, daß die übrigen Truppen dadurch keinem feindlichen Feuer ausgeseßt werden.— Eine schwere, ge= wiß noch von keiner Artillerie gelöste Aufgabe. Denn stellt man auch die Artillerie auf die Flanken, wie der Herr Verfasser weiter unten will, so wird für die ne ben der Artillerie stehenden Truppen immer derselbe Nachtheil damit verbunden seyn. Oder kann man Ars tillerie ohne alle Verbindung mit andern Truppen im Gefechte aufstellen?

Der Herr Verfasser begegnet diesem Einwurf das durch, daß er die bedrohte Flanke gegen ein Plänkler. feuer durch Schüßen, und gegen einen förmlichen Ans griff durch eine in der Tiefe, etwa 300 Schritt rück

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