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IV.

Das Gefecht am Panaro.

Am 4. April 1815.

Murat hatte am 28. März 1815 durch seine Vorrüs cung gen Cattolica, die Feindseligkeiten gegen Östreich eröffnet. Ohne ernstlichen Widerstand kam er am 3. April in die Nähe des Panaro. Hier fand er am linken Ufer den größten Theil der Division Bianchi, ihm den Übergang zu wehren bereit.

Von allen Gebirgswässern, die sich von dem nördlichen und östlichen Abhang der Apenninen in den Po und das adriatische Meer ergießen, ist der Panaro der bedeutende ste. Man kommt über ihn nach dem eine Meile entfernten Modena, auf einer prächtigen, mit vier Thürmen versehenen steinernen Brücke. Durch Besehung dieser Thürme konnte man dem Feinde den Übergang wehren. Von der Brücke bis zu dem vier Stunden abwärts ges legenen Ort Buonporto ist der Panaro nicht zu durchwaten. Aufwärts der Brücke gibt es mehrere Furten, worunter die bei dem drei Stunden entlegenen Orte Spilimberto die bedeutendste ist. Ein fahrbarer Weg führt von Bologna über den leßten Abhang der Apenninen durch Spilimberto, und theilt sich daselbst nach Reggio und Modena. Von Buonporto bis zum Ausfluß ist der Panaro zu beschiffen. Ein schiffbarer Canal vers bindet diesen Ort mit Modena.

Die Streitkräfte der Östreicher am linken Ufer

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des Panaro bestanden in 2 Bataillons Heffen - Hems burg, 3 Bataillons Spleny, dem 9. Jäger-Bataillon, 8 Schwadronen Husaren, einer Kavallerie und einer Brigade Batterie. Von diesen standen im Lager zu Fosfalto, zu beiden Seiten der nach Modena führenden Straße, 11 Kompagnien von Spleny, 1 Bataillon Hess sen - Homburg und 2 Schwadronen Husaren. Den Übers gang über den untern Panaro bei Finale, 5 Meilen von Modena, deckte ein Bat. Spleny mit 2 Kanonen. Der Übergang bei Buonporto wurde durch 2 Schwas dronen Husaren beobachtet. Zu Spilimberto waren 2 Kompagnien von Hessen - Homburg. Mit den übrigen Truppen stand General Graf Starhemberg 3 Stunden vorwärts auf der Straße nach Bologna, bei Samoggia. Er hatte seine Vorposten bei Anzola aufgestellt. Die Neapolitaner verhielten sich am 3. April ruhig. Man erfuhr jedoch durch Kundschafter, daß sie sich anschickten, den Übergang über den Panaro zu erz zwingen.

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Am 4. April mit Tagesanbruch rückten ungefähr 16,000 Neapolitaner, unter persönlicher Führung ihres Königs, gegen den Panaro. Die öftreichischen Vorposten vor Anzola zogen sich gleich auf die Haupttruppe nach Sa moggia. Mit Benüßung jedes Terrain-Vortheils, zog sich General Starhemberg, im steten Gefechte, mit sämmts lichen Truppen des Nachzugs langsam gegen den Panaro, vom Feinde bis über Castelfranco verfolgt. Un gehindert seßte er über die Brücke, und stellte sich rücks wärts zu ihrer Vertheidigung und zur Unterstügung der die Thürme beseßenden Kompagnie von Hessen: Homs burg auf.

Der Feind hatte zu gleicher Zeit eine starke Ko Ösftr. milit. Zeitscæft. 1822. 1ÍÏ.

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lonne von Bologna auf Bazzano, gegen Spilimberto gerichtet. Zur Verstärkung dieses Postens und Siche rung der Furth bei Nizzola hatte FML. Bianchi noch 4 Kompagnien von Hessen-Homburg und eine Schwadron dahin beordert, und dem General Steffanini die Vertheidigung dieser Strecke übertragen. Gegen Mittag griff der Feind mit größter Heftigkeit Spilim berto an. Der Hauptmann Aichelburg, der diesen Ort mit 2 Kompagnien auf das hartnäckigste vertheidigte, mußte endlich der Übermacht weichen. Der Feind

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rückte dann aus Spilimberto vor. In diesem Augens blick griff der General Steffanini die Neapolitaner auf das Entschlossenste an, und warf sie mit großem Ver lust durch Spilimberto über den Panaro zurück.

Der Feind faßte nun den Entschluß, die Abthei lung bei Spilimberto von der Haupttruppe bei Fof faltó zu trennen. Mit einer, größtentheils aus Infanterie bestehenden Kolonne sette er bei Nizzola, mit einer Reiter Kolonne unter persönlicher Anführung der Generäle Carascosa und Filangieri hingegen bei dem unweit der Brücke liegenden St. Anna, durch den Fluß. Es waren die besten Truppen der Neapolitaner, die von ihren besten Generälen geführt, unter den Augen ihres Königs jezt den Übergang bewirkten. Die sawachen Abtheilungen der Ostreicher, die ihnen entgegen standen, konnten nicht widerstehen. Sie zogen sich nach Fosfalto. Die feindliche Kavallerie folgte ungestüm, und drang bis zu den ersten Häusern des Ortes. Einige östreichische Truppentheile geriethen in Unordnung. Die Gefahr war dringend. Doch nun stieß der Feind auf Abtheilungen von Spleny, die gefaßt und stundhaft ihn mit dem wirksamsten Gewehrfeuer empfingen. 3u gleis

her Zeit kam er in das Feuer der Jäger - Kompagnie des Hauptmann Wolf, die FML. Bianchi hinter einem Damm verdeckt aufgestellt hatte. Die feindliche Kavals lerie stockte; Verwirrung zeigte sich in ihren Gliedern. Diesen Augenblick benüßten die Husaren von Prinz, Regent zu einem entscheidenden Angriff. Der Feind kam in gänzliche Unordnung, und als auch General Filan. gieri durch drei Kugeln tödtlich verwundet war, ver wirrte sich Alles in wilder Flucht. General Carascosa, der sein Pferd unter dem Leib verloren, mußte den Panaro mit Lebensgefahr durchseßen, um der Gefangenschaft zu entgehen. Die feindliche Infanterie zoz lich, nach der Niederlage ihrer Kavallerie, eilig auf das rechte Ufer zurück.

Zweimal war der Feind, seitdem er über den Panaro gesezt hatte, zurückgeworfen worden. Der König war jedoch entschlossen, durchzudringen. Er gab Befehl, nochmals bei Nizzòla und St. Anna überzuseßen, und zu gleicher Zeit die Brücke selbst zu stürmen. Durch Mißverständniß hatte in dem Augenblick, als die Nea politaner zum Sturm heranrückten, die Kompagnie von Heffen Homburg den Befehl erhalten, die Thürme zu verlassen. Der Feind bemächtigte sich daher ohne Widerstand der Brücke, und trang nun über diese, und durch die Furten, unaufhaltsam gegen Fossalto heran. Verges bens suchte man die Brücke wieder zu erobern. Was leicht hätte erhalten werden können, war schwer wieder zu gewinnen. Ein glänzender Angriff des Husaren= Regiments Prinz - Regent auf zwei feindliche Kavalle rie-Regimenter, wobei Murat, der sie führte, in Gefahr kam, gefangen zu werten, und der muthvolle Widerstand der östreichischen Infanterie konnte die Ent=

wicklung der feindlichen Übermacht nur verzögern, nicho verhindern. Der Rückzug ward nothwendig.

Der FML. Bianchi beschloß, durch eine Seiten bewegung, auf Buonporto den Feind von Modena abs zulenken, und so wenigstens von dieser Stadt die Nachtheile zu wenden, die gewöhnlich mit der Besehung während eines Gefechts verbunden sind. Die Truppen segten sich um fünf Uhr Abends mit größter Ordnung auf dem linken Ufer des Panaro nach Buonporto in Marich, vom Feinde weder dießseits verfolgt, noch vom rechten Ufer her beunruhigt. Von Buonporto ward in der Nacht der weitere Rückzug nach Carpi angetreten.

Durch den gelungenen Übergang bei Nizzola und der Brücke, ward das Bataillon Hessen : Homburg unter General Steffanini abgeschnitten, und vom Feinde umringt. Dieser General, der bereits verwundet war, faßte sogleich den Entschluß, sich durch den Feind Bahn zu brechen. Er trat seinen Rückzug noch am hellen Tage von Spilimberto an, wies die Angriffe der Neapolis taner kraftvoll zurück, und erreichte, wiewohl nicht ohne bedeutenden Verlust, in der Nacht die von Mos dena auf Reggio führende Straße bei Rubiera, von wo er nach kurzer Ruhe sich weiter nach Guastalla jus rückzog.

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Der Verlust der Öftreicher in dem Gefechte am Panaro bestand in 79 Todten, 316 Verwundeten und 66 Vermißten. Von den Neapolitanern wurden 9 Of÷ fiziere und 400 Mann gefangen.

Der kräftige Widerstand, den diese wenigen östreiz chischen Truppen geleistet, erschütterte das Selbstver trauen der Neapolitaner. Einer ihrer besten Generäle war schwer verwundet; ihre tapfersten Kruppen hate

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