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Der Verfasser reitet hier wieder sein Steckenpferd, dass, ausser der griechischen Mathematik jede andere ein Abklatsch dieser, speciell die indische ein Plagiat sei, und das Sanskrit eine Erfindung der letzten Jahrhunderte. Man kann ihm seinen Standpunkt, der eine gewisse Berechtigung hat, gern gestatten, dann darf aber nicht mit offenbaren Unwahrheiten gehandelt werden. So sagt der Verfasser (S. 466): „Iuvénal (mort en 127 après J.-C.) parle des nouvellistes qui s'inquiètent de ce qui se passe chez les Sères, et ne fait aucune allusion aux Indiens." Also muss wohl die Stelle des Juvenal (Satira VI. 585-587):

„Divitibus responsa dabunt Phryx augur et Indus
Conductus dabit astrorum mundique peritus,
Atque aliquis senior qui publica fulgura condit."

unächt sein, denn sonst benutzte Herr Sédillot unerlaubte Beweismittel. Wenn er ebenda behauptet, dass erst die Kirchenväter des 5ten Jahrhunderts die Inder erwähnen, so irrt er auch darin, da schon Clemens von Alexandrien (gestorb. 220 n. Chr.) Buddha unter der Form Boutra erwähnt (Colebrooke, Miscellaneous Essays, II. 203). Die grossen Lobsprüche, die der Verfasser Herrn Hoefer für dessen Geschichte der Astronomie und Mathematik darbringt, hätte er sich, einem so miserablen Machwerk gegenüber, sparen dürfen.

Ce.

L. AM. SÉDillot. Sur les emprunts que nous avons faits à la science arabe, et en particulier de la détermination de la troisième inégalité lunaire ou variation par Aboul-Wéfâ de Bagdad, astronome du Xe siècle. Lettre à D. B. Boncompagni. Boncompagni Bull. VIII. 63-78.

Die Entlehnungen, welche die Wissenschaft von den Arabern gemacht, werden nur ganz allgemein angedeutet, speciell auf die Entdeckung der Variation durch Aboul-Wefa (siehe F. d. M. V. 8) eingegangen. Von dessen Almagest wird die bezügliche Stelle arabisch und in französischer Uebersetzung angehängt.

Ce.

H. DÜKER. Der liber mathematicalis des heil. Bernward im Domschatze zu Hildesheim. Pr. Hildesheim.

Eine genaue Beschreibung des unter dem Namen liber mathematicalis des heilg. Bernward bekannten Bandes des Domschatzes zu Hildesheim. Danach ist der Codex am Ende des 10ten oder Anfang des 11ten Jahrhunderts geschrieben, und enthält die Arithmetik des Boëtius in einer, wie der Verfasser des Näheren ausführt, bedeutend bessern Gestalt, als die bisher benutzten Handschriften sie bieten. Es wird gezeigt, dass die speciell von Friedlein benutzten Handschriften der vorliegenden weder als Original gedient haben können, noch dass sie aus ihm abgeschrieben sind. Insofern muss er sicherlich Beachtung finden. Am Schlusse folgt eine treffliche Analyse des Inhaltes der Arithmetik des Boëtius, die bekanntlich eine fast wörtliche Uebersetzung des Nikomachas ist. Ce.

K. E. H. Krause.

Bruchstück eines Kalendarii des Johannis-Klosters und niederdeutscher Cisiojanus des Conrad Gesselen. Pr. Rostock.

Abdruck eines Fragments (Januar bis April) eines Kalenders aus dem 14ten oder 15ten Jahrhundert und eines niederdeutschen Cisiojanus von einem Conrad Gesselen gefertigt, der aus Geismar gebürtig, 1424 in Rostock immatriculirt, später (1435–1437) in Thorn lebte, dann aber wieder in Rostock sich aufhielt.

Ce.

M. STEINSCHNEIDER. Pseudo Trithemius und Camillo Leonardi. Schlömilch Z. XX. Hl. A. 25-27.

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Nachweis eines an dem Speculum Lapidum des Cam. Leonardi begangenen, von dem Fälscher dem bekannten Abte Trithemius, untergeschobenen Plagiats.

Ce.

G. DEPPING. Sur un nouveau document historique, relatif à Salomon de Caus. C. R. LXXX. 333-334.

Abdruck eines Briefes des französischen Residenten am englischen Hofe Bisseaux, vom 28ten Juli 1613 aus London datirt, durch welchen Salomon de Caux dem Gesandten Frankreichs in Heidelberg empfohlen wird. Es ergiebt sich daraus unzweifelhaft, dass S. d. C. Franzose war und im Jahre 1613 in die Dienste Friedrich's V. von der Pfalz eintrat. Ce.

M. CURTZE. Hat Copernicus die Einleitung in sein Werk: „De Revolutionibus" selbst gestrichen oder nicht?

Schlömilch Z. XX. HI. A. 60-62.

Die Notiz enthält einen kurzen Abriss der Geschichte des Druckes des Copernicanischen Werkes und giebt dann die Gründe, die Herrn Curtze hinsichtlich der im Titel bezeichneten Frage zu einer Ansicht veranlassen, die der des Herrn Cantor entgegengesetzt ist.

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M. CURTZE. Reliquiae Copernicanae. Schlömilch Z. XX. 221-248. Leipzig, Teubner.

Fortsetzung der Nachweisungen, über welche im vorigen Jahrgang (p. 21) zu berichten begonnen wurde. In No. 3 jener Arbeit kamen die Tafeln an die Reihe, welche sich Copernicus selbst aufgezeichnet hat, und in diesem Capitel müssen wir demgemäss fortfahren. Die zur Analyse kommenden Tabellen sind folgende:

1) Tabula fecunda. Dieselbe ist der gleichnamigen Zusammenstellung des Regiomontan in Titel wie Inhalt nachgebildet. Nur hat Copernicus den bei jenem allein vorhandenen trigonometrischen Tangenten nunmehr auch die Sekanten beigefügt, und das Verdienst, diese neue goniometrische Function eingeführt zu haben, gebührt sonach nicht sowohl dem Maurolycus oder Rheticus, als vielmehr dem Copernicus. Anhangsweise macht der Verfasser einige interessante Notizen über die Einführung der übrigen Kreisfunctionen. So rührt die Tangente ursprünglich von Albategnius, die Cotangente von Abul-Wafa, der Satz tg.cot 1 von Bradwardin her; der Cosinus findet sich erstmalig berechnet in der durch Rheticus edirten Trigonometrie des Copernicus.

2) Tabula diversitatis aspectuum solis et lunae ad minuta. Wird nicht abgedruckt, da sie vermuthlich astrologischen Zwecken diente und an sich ohne Wichtigkeit ist.

3) Tabula mediae conjunctionis et oppositionis solis et lunae in annis expansis. Tabella revolucionum. Es wird gezeigt, dass diese Tafel, allerdings mit einer Reihe redactioneller Veränderungen, auch in das Hauptwerk (S. 299 der Säkularausgabe) übergegangen ist.

4) Tabula augis solaris. Enthält die Bewegung des aufsteigenden Knotens der Ekliptik nach Lustren bis zum Jahre 2085 vorausberechnet, ward aber nicht in das grosse Werk aufgenommen.

5) Tabula equacionum solis. Residuum tabulae equacionum solis. Hier hat Copernicus wohl zum ersten Male von allen Autoren zwei Differenzreihen beigefügt, auch stehen die Differenzen ganz richtig zwischen Minuend und Subtrahend.

6) Tabula latitudinis septemtrionalis et meridionalis Saturni, Jovis, Martis. Tabella latitudinis Veneris, Mercurii. Tabella minutorum proportionabilium quinque planetarum. Tabula minutorum proportionalium ad reflectionem Mercurii. An diese Tafeln reiht sich im Manuscript noch ein Excurs des Copernicus: Latitudinem Veneris et Mercurii invenire (Vgl. auch F. d. M. VI. p. 20). Zu all' dem lässt sich stets der analoge Passus in den „Revolutiones orbium coelestium" ausmitteln. All' diese Zahlensammlungen dürften aus dem zweiten Jahrzehnt des 16ten Jahrhunderts herstammen, sie sind deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil sie uns einen Blick in den Entwickelungsgang der grossen Neuerung werfen lassen. Wir dürfen wohl mit Recht behaupten", heisst es Seite 241, „dass die Tafeln der upsalenser Handschrift eine ältere, vielleicht die ursprüngliche Form der gedruckten Tafeln darstellen, welche zum Zwecke des grossen Werkes revidirt, vereinfacht und in eine andere, übersichtlichere Ordnung gebracht sind". Aus einer anderen vom Verfasser angezogenen Stelle geht hervor, dass sich der grosse Astronom ein umfängliches Schema fremder und eigener Beobachtungen ange

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legt hatte, um dasselbe vorkommenden Falles sogleich zu Rathe ziehen zu können. Leider ist dasselbe verloren gegangen.

Der vierte Abschnitt führt den Titel: „Aus dem Albohazen Hali filius Abenragel von 1485". Copernicus besass eine Ratdolt'sche Ausgabe vom Jahre 1485 und trug auf deren Blätter eine Anzahl astrologischer Notizen aus dem Quadripartitum des Ptolemaeus ein. Den Schluss bildet dann eine Mittheilung „Aus dem Folianten V. I., 1, 17 der Universitätsbibliothek zu Upsala.“ Kurze Randnoten des Copernicus. Die wichtigen Neuigkeiten, welche eine präsumtive Copernicus - Handschrift aus Pulkowa in Aussicht stellen zu wollen schien (vgl. Curtze, Ueber eine neue Copernicus - Handschrift, Königsberg 1873, siehe F. d. M. V. 20, VI. 23) haben sich nicht als solche bewährt, denn der letzte Absatz der „Reliquiae Copernicanae" weist den apokryphen Character jenes Schriftstückes nach. Gr.

F. HIPLER. Die Porträts des Nicolaus Kopernikus. Mit den beiden ältesten Kopernikusporträts in Holzschnitt. Leipzig, Peter.

Der Verfasser untersucht zunächst die Angabe Gassendi's näher, dass Copernicus sich selbst im Spiegel gemalt haben solle. Er kommt zu dem Schlusse, dass diese Erzählung grosse Wahrscheinlichkeit habe, und erblickt in einem zu Wittenberg bei Sabinus Kauffmann wahrscheinlich Anfangs der vierziger Jahre des 16ten Jahrhunderts gedruckten, nur noch in einem Exemplar existirenden Holzschnittporträt des grossen Astronomen eine Copie dieses Selbstporträts. Ihm sehr ähnlich sind die Porträts zu Thorn und zu Strassburg im Elsass. Besonders letzteres scheint von einer gleichen Vorlage abgezeichnet zu sein. Wenn der Verfasser einem anderen Bilde, dem des Ossoliński'schen Institutes zu Lemberg, Authenticität zugesprochen hat, so ist das, nach des Referenten Meinung, irrig. Weiter giebt er eine Uebersicht über alle wichtigen Porträts und Statuen, welche von Copernicus in späterer Zeit angefertigt sind. Im Anhange ist der Schriftwechsel zwischen dem Frauenburger Domcapitel und dem Staatsministerium in Betreff der Aufstellung eines Copernicus - Monuments in Frauenburg abgedruckt.

Ce.

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