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kann, ist unbegreiflich, die Berufung auf den Zufall nichtig. Noch weniger ist aber dabei einzusehen, wie eine und dieselbe Form z. B. des Menschen sich durch so lange Zeiten hindurch so merkwürdig konstant erhält, denn man sollte doch vermuten, dass im Wirbelspiel des Atomenfalls in jedem Moment eine absolut andere Bildung hervortrete; selbst eine bloss relative Festigkeit der Form wäre nicht zu denken bei diesem wirklich extremen лávτa ģɛi der Atome.

In Demokrit haben wir den Gipfel- und zugleich Endpunkt der ersten Periode der Philosophie, der Periode der griechischen Naturphilosophie oder der Periode der naiven Erfahrung kennen gelernt.

Folgendes Schema giebt eine gedrängte Übersicht ihres Haupt

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Demokrit (Zahllose [nur quanti-Viele Prinzi-Materialismus tative] Atome) (Leukippos) Spien einer Art./und Mechanik. Ehe wir den Übergang zu der zweiten Periode in der sogen. Sophistik darstellen, empfiehlt sich hier ein allgemeiner Rückblick. Alle Grundformen des Philosophierens sind in dieser ersten Periode bereits angelegt und mehr oder weniger entwickelt. Dem Materialismus steht gegenüber der Idealismus, dem Monismus der Dualismus, der Mechanik die Teleologie. Die Kausalität ist in der verschiedensten Weise begriffen: Als übernatürliche und natürliche, als Stoff, als Form, als Werden, als Sein, als vier Ursein. (Elemente) und psychisch-mythische Kräfte von Liebe und Hass, als Homoeomerieen und zwecksetzender Nus, als Atome.

Folgendes Schema veranschaulicht die Entwicklung:

Es gehen hervor aus dem die Gegensätze noch naiv vermischenden

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Beide Reihen sind an sich völlig berechtigt; es kommt nur darauf an, sie gegenseitig in das richtige Verhältnis zu setzen. Sie bilden den Ansatz zu der Rechnung, welche die Folgezeit auszuführen hat.

Während nun vorzugsweise die Begriffe der I. Reihe in dieser ersten Periode der Philosophie (der Naturphilosophie) gepflegt sind, ist es für die zweite Periode charakteristisch, dass sie sich in einen geradezu feindlichen Gegensatz gegen die Reihe der natürlichen Kausalität stellt und mit aller Energie die Begriffe der II. Reihe, der übernatürlichen Kausalität, entwickelt, eine Feindschaft, die sich typisch darin darstellt, dass, wie erzählt wird, Platon, der Hauptvertreter der II. Reihe, die Schriften Demokrits, des Hauptvertreters der I. Reihe, der Vernichtung durch die Flammen preisgeben wollte. Erst in der dritten Periode der Philosophie, d. i. nach Ablauf des Mittelalters, in der neueren Zeit, treten die Begriffe der I. Reihe wieder mehr und mehr in den Vordergrund, und es findet allmählich ein schiedsrichterlicher Ausgleich zwischen den Gegensätzen statt. In dem folgenden Abschnitte wird es unsere Aufgabe sein zu zeigen, wie sich die bezeichnete zweite Periode des Denkens aus der ersten entwickelt, d. h. darzulegen, wie sich die Naturphilosophie allmählich in theologische Philosophie verwandelt, und diese dann alle jene Anschauungen und Dogmen hervorbringt, die sich heute einer naturphilosophischen Auffassung des Seins feindlich in den Weg stellen.

Indem wir die falschen Prämissen enthüllen, auf denen diese theologische Philosophie zumal in Platon ihr Gebäude errichtete, wird dieses Gebäude selbst kritisch in sich zusammenbrechen und damit Licht und Luft für wirklich kritisch-naturphilosophische Anschauungen frei werden.

Zweiter Abschnitt.

Das Zeitalter der Begriffe

oder

die Entstehungsgeschichte der Natur

verachtung.

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