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des Zeitpunkts, da die Stiftung geschehen seyn soll, welcher sich mit der damaligen Verfassung von Nie, derösterreich gar nicht verbinden läßt. Die heidnis schen Avaren, welche hier herrschten, hatten sich nicht nur bis an die Ens ausgebreitet; sondern seßten sogar A. 737. über diesem Fluß, verwüsteten das Land ob der Ens mit Feuer und Schwert, zerstöhrten die Stadt Lorch, und zwangen den Erzbischof Vivilo, mit seinen Chorherren und Mönchen nach Passau zu flüchten. ( Hansit Germ. sacr.) In diesen trübe feligen Zeiten, da die Kirche oberhalb der Ens keine Sicherheit genoß, konnte man wohl schwerlich daran denken, unter der Ens Klöster zu stiften. Burgun dische Herren, die neun bayrische Grafschaften ins nen gehabt; fränkische Grafen, welche damals in Niederösterreich eigenthümliche Güter besessen haben follen; Herzoge von Burgund vor Karls des Kahlen Zeit; und ein Kloster in Bayern, dessen Erbauung auf der Beystimmung des fränkischen Königs beruhet, da Bayern seine eigene Regenten hatte, sind lauter ♪ unerhörte Sachen. Die Bayern haben sich nie als Unterthanen der Franken, sondern als Bundsgenoßfen derselben betrachtet; ob sie gleich, als der schwåchere Theil, der überwiegenden Macht nachgeben müssen. Sie hatten ihre Herzoge, deren Würde nicht in der Willkühr der fränkischen Könige stund, sondern erblich an das Agilulfingische Haus gebunden war; und die Prinzen diefes Stammes herrschten, obgleich abhängig, dennoch als wirkliche Landesfürsten. Die bayrischen Grafen, wenn es damals schon dergleichen gegeben, waren also nicht dem K. der Franken, fondern dem Herzoge in Bayern unterworfen: und wenn das Kloster Tegernsee zu Pipins des ältern Zeit gestiftet worden wäre, würde solches nicht mit des Königs, sondern mit Herzog Odilons Beystimmung

gesche.

geschehen seyn; eben so, wie bey Errichtung der 4. bayrischen Bisthümer um dieselbe Zeit, blos dieses Herzogs, nicht aber des fränkischen Regenten Einwilligung nöthig gewesen war. Dieser Umstand in Kaiser Ottens II. oberwähnter Urkund ist allein hinlänglich zu beweisen: daß die Gründung des Klosters Tegernsee erst zu der Zeit, da Bayern keine eigene Herzoge mehr gehabt, unter König Pipin dem júngern, Karls Sohne geschehen seyn müsse.

Der

Einwurf, den man hier machen könnte, daß bey Ers wähnung der alten Klosterprivilegten, der Namen Pipin vor Karln gefeßet worden, ist von keiner Erheblichkeit; denn der Sohn starb A. 810. vor dem Vater. Karl bestättigte das, was Pipin bewilliget hatte, und folglich war es natürlich, daß man die Urkunden des Sohnes, als die ältere, eher als das Privilegium Karls des Großen anführte. Die Tapferkeit dieses jungen Herren, hatte durch die glückliche Ueberwindung der Avaren in Friaul A. 791. dem Vater seine Siege an der Donau erleich tert. Dieser erklärte denselben A. 806. auf dem Reichstage zu Diedenhover, zum Könige von ItaLien, Burgund, Allemannien, Bayern und Panuos nien. Bayern war damals unter verschiedene Gras fen aus burgundischen, frånkischen und andern Häufern getheilt, welche den jüngern Pipin als ihren Herrn erkannten; ohne deffen Gutheiffen, eine so ans fehnliche Stiftung, wie die zu Tegernfe, nun freylich nicht geschehen konnte. Nimmt man diesen Zeitpunkt an, so heben sich alle sonst unübersteigliche Schwierigkeiten und Widersprüche von selbsten auf. Der einzige Name des Pabsts Zacharias widerspricht den Zeiten, von denen wir reden. Allein die Urkuns de Kaiser Orrens II. ward nicht nach schriftlichen Zeugnißen, sondern blos nach mündlichen Ueberlice 8 2 feruns

ferungen verfaßt. Darf man sich wundern, wenn noch einer 58. jährigen Verwüstung, welche Tegerns fee erlitten, sich ein Anachronismus in das Gedächt, niß der ehrlichen Männer eingeschlichen, von denen Otto II. seine Nachrichten bekam?

Doch wir kehren wieder nach St. Pölten. Biz schof Waldreich von Passau hatte, wie wir obert gedacht, ums Jahr 803. von Karln dem Großen, nebst andern Dertern, auch Treisma (oder das Klofterviertel) erhalten. Urolph der ihm A. 804. folge te, zeigte in Bekehrung der Avaren und Slaven den größten Eifer, und stellte in der kurzen Zeit seis ner Regierung, die 4. Bisthümer des Erzbisthums Lorch, Faviana (oder Wien) und Betwar in Pans nonien, und Olmüş nebst Neutra in Großmähren wieder her. Ganz gewiß ist Treisme um diese Zeit mit einer Kirche versehen, und dieselbe mit den Ges bəinen des heiligen Hippolytus von den Brüdern Adelbert und Otkar begabet worden; welche ohns fehlbar unter die österreichischen Gränzgrafen gehören, und vielleicht die ersten Herren an der Trasen gewesen sind. Und durch deren Freygebigkeit, vors nehmlich aber durch die Unterstügung der Bischöffe zu Passau, ist nachmals das Kloster bey dieser Kirche entstanden. Eine Bulle des passauischen Domkapis tels vom Jahre 1284. bezeuget: daß das Stift St. Yppoliti von der passauischen Kirche, de corpore noftræ patavienfis ecclefiæ, primava fundatione, den ersten Ursprung babe. Eben dieses versichern die Bischöffe: Wernhard A. 1300. Gotts fried A. 1362. und Albert A. 1365. (beym Duela lius) Die Bischöffe Bernger und Engelbert eignes ten dem Kloster, um die Jahre 1014. und 1046. die Pfarren Böheimkitchen, und St. Christoph, nebst

nebst ihren Filialen zu und in der Bulle, worinnen Bischof Ruger A. 1248. dem Probste Marichard die Besigungen des Stifts bestättiget, werden nebst verschiedenen Zehenten, Höfen, Gütern, und 108, Dertern wo das Stift Gilden, Zinsen und Grundstücke gehabt, fünf Pfarren, nåmlich: Bruck an der Leitha, Rapellen, Böheimkirchen, St. Chris stoph und St. Pölten, nebst 21. Filialkirchen bes nannt, welche dem Kloster durch das Stift Passau einverleibet worden, Dermalen besiget das Stift die Pfarren: St. Pölten, Bruck, Horn, Månk, Kasten, Brand, Kapellen, Böheimkirchen, St. Christoph, Gerersdorf, und Röz, welche lehtëre zu K. Rudolphs I. Zeit, gegen die Kirchen zu Karlstådten und Hafnerbach eingetauschet worden. Die von St. Pölten aber ing besondere abhangenden Kas pellen, oder Filialpfarren sind: Viehhofen, St. Georgen, Grafendorf, Weinburg, Haindorf, Mare kersdorf, Ober- und Niederpottenbrynn, und die Schloßkapelle zu Bielach. Hierunter sind die 3. ers ften noch der Pfarre St. Pölten einverleibt, außer daß zu Grafendorf ein beständiger Vicarius gehalten wird; die übrigen aber werden als eigene Pfarren verwaltet, (Müller 1. ç.)

Ob St. Pölten bey dem lekten Einfalle der Uns garn nach Kaiser Ottens II. Tode A. 983. zerstöhre worden sey, oder nicht, ist ungewiß; gefeßt aber es wåre von diesem Unglücke betreffen worden, so ist es doch ums Jahr 1027. wieder aufrecht geständen; wie ein alter um diese Zeit verfertigter Cod. MS. des Kloster Tegernsee beweiset. (de Translat. S. Quiri ni, wo gesagt wird: Epifcopus Benno Patavienfis a nobis habet Abbatiam ad S. Yppolytum) Es bestättiget solches auch die Schenkung Kaiser

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Heinrichs IV. welcher A. 1058. auf seiner damas ligen Reise nach Ungarn, deu Altar St. Hippolytk mit Grundstücken zu Mannswerd begabte. (Ludes wig Rel MS.) Probst Müller irret daher, wenn er glaubt, die von den Hunnen zerstöhrte Kirche wäre erst A. 1065. von Bischof Engelberten hergestellet . worden: denn die angeführten Zeugniße beweisen ihr höheres Alter. Auch fehlt er darinn, daß er eben diesem Engelbert die Einsehung der Chorherren beys mißt. Meint er die weltlichen Canoniker, so ist ihr Zeitpunkt viel zu spåt, weil sie schon längst vorher zugegen waren: ist aber die Rede von den regulirten Chorherren des heiligen Augustinus, so ist ihr Zeitpunkt zu früh; indem Bischof Altmann erst nach dem Jahre 1075. da er dus Passau vertrieben, sich in Niederösterreich aufhielt, dieselben hier eingefühs ret, und ihnen den Probst Engelbert zum ersten Oberhaupt gegeben hat. (Vita B. Altmanni beym Hier. Peg).

Die heutige Stiftskirche hat, nach dem Berichte des Eucharius (Mifcell. MS. Sand- Hippolyt.) Bischof Aigilbert (Engebert) A. 1065. im letzten Jahre seiner Regierung zum erstenmale geweihet. Sie gieng, nachdem sie nicht gar 100. Jahre gestan den, durch eine Feuersbrunft zu Grunde; ward aber bald wieder erbauet, und durch Bischof Konraden, Markgraf Leopolds des heiligen Sohn, A. 1150. zum zweyten male confecriret. Eine andere Feuers brunst legte sie A. 1474. abermals in die Asche: worauf man sie zum drittenmale aufgeführet hat. Sie ist seit A. 1512. die Pfarre der Stadt St. Pölten, und eine der schönsten Kirchen in Niederösterreich.

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