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Das Collegium der Gesellschaft Jesu nächst dem Neunkirchnerthore nahm A. 1662. den Anfang, und verehret Erzherzog Leopold Wilhelmen Kaiser Fer dinands III. Bruder als seinen Stifter. Eben die fer Orden befizet in der Vorstadt vor dem Wienerthore eine Residenz, welche von dem Freyherrn Franz von Junkenberg herrühret, der solche nach dem legs ten Willen feines Vaters gestiftet hat. Dieser war ein Mahometaner, und einer von den türkischen Kriegsobersten zu Ofen, als dieser Ort A. 1686. an die Christen übergieng. Man brachte ihn als einen Kriegsgefangenen nach Neustadt; ehe er aber hier anlangte, fiel er auf die Gedanken ein Christ zu werden. Nachdem er nun durch die Väter des Jes fuiterordens seiner Irrthümer überwiesen, und zur heiligen Taufe befördert worden war, faßte er den Ent schluß, an dem Orte, wo er den ersten Trieb zum Christenthume empfunden hatte, ein Kloster zu bauen. Er ward aber durch den Tod hieran verhindert, und übers ließ die Ausführung seinem Sohne. Doch weil die Stiftung zu weit von der Stadt entfernet, und in einer Einöde ohne Nugen gewesen wäre: ward ihm von Kaiser Karln VI. der Plag in der neustädter Borstadt angewiesen. Die schöne Kirche ist dem heiligen Leopold gewidmet, und nebst dem ansehnli chen Gebäude, in welchem 4. Geistliche S. J. wohs. nen, A. 1747. zu Stande gekommen. (Granellf Germ. Austr.)

Wir wenden uns nun in die Burg zurück, welche feit A. 1752. der innern Einrichtung nach, eine völlig veränderte Gestalt bekommen, indem die huldreiche Theresia dieselbe zum Aufenthalte von 200. Cas detten bestimmet, und denenselben zu Liebe, unter der Aufsicht des Feldmarschalls, Grafen Leopolds

von Daun, im gedachten Jahre eine Kriegsakademie allhier errichtet hat. Gedachte Jünglinge find theils von edler Geburt, theils k. k. Officierskinder. Sie stehen unker den Befehlen eines Generalmajors, wels chem 28. Staabs- und Oberofficiere, nebst 15. Uns terofficieren von bewährter Tapferkeit und untadel haftem Wandel zugeordnet sind. Diese führen wechs selweise die Aufsicht, bey den Uebungen der Cadetten, welche 2. Compagnien ausmachen, und im Kriegsdienste sowohl zu Fuß als zu Pferde angeführet were den. Beyde Compagnien sind blau montirt.

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verrichten alle Dienste eines gemeinen Mannes, ver sehen ihre Wachen, und haben Gefreyte und Corporale aus ihrem Mittel. Sie lernen nebst den ge wöhnlichen Kriegsübungen mit dem Gewehr, Fechten, Tanzen, Voltigiren, Fahnenschwingen, Reiten, Zeichnen, Sprachen, die Kriegsbaukunst, und ande re zur Kriegskunst nöthige Wissenschaften. Den Un-terricht nebst der Verpflegung haben ste völlig umsonst. Jährlich werden einige unter die Regimenter vertheilet, die Abgångigen aber sogleich aus der Kriegspflanzschule zu Wien wieder ersehet, so, daß die 2. Cadettencompagnien allhier immer vollzählig bleiben. Im südlichen Flügel der Burg ist ein ge raumer Saal, in welchem die Cadetten zur Winters zeit, und bey nassem Wetter exerciren. Ueber dies sem sind die Hörsåle, Fecht- und Tanzböden, Zeichens zimmer, und andere zu den nöthigen Uebungen bes stimmte Gemächer. An der Nordseite des Schlos ses über dem Wassergraben, ist eine schöne Reitschus le, nebst dem dazu bestimmten Marstalle, zum Ge brauche der Cadetten angeleget. An der Ostseite aber, gleichfalls aufferhalb des Gravens, ist der fehr weitläuftige Thiergarten, der ehemals mit vielen Dam- und andern Hirschen, auch einer schönen Fas fanerie

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fanerie versehen war, nun aber zum Nugen des Marstalles gewidmet ist. Von der ganzen ehemaligen Einrichtung der Burg hat man nichts übrig gelassen, als die Eindsiedlereh Kaiser Maximilians I. neben der alten Frauenkapelle, um die kriegerische Jugend durch das Beyspiel eines der tapfersten Prinzen tågs lich zu überzeugen, daß Gottesfurcht und Heldens muth sehr wohl sich mit einander vereinigen. Die Einsiedleren bestehet aus einer kleinen Küche und 2. Cabinetten, die von Gips auf Grottenart aufgepuget sind. Der seltsame Armseffel, deffen sich der Kaiser bey seinen geistlichen Uebungen bedienet, ist noch vorhanden, und aus 3. besonders großen Geweihen von Damhirschen zusammengesetzt. Dieser Monarch, welcher, wenn es die Staatsgeschäffte erlaubt, seine angenehmisten Stunden hier zugebracht hat, ist in der hiesigen Burgkapelle St. Georgens, unter den Stuffen des Hochaltars begraben.

Beh dem Erdbeben, welches Desterreich ant 27. Febr. 1768. früh 48. Min. auf 3. Uhr eine halbe Minute lang erschreckte, und dessen aufwallende Erschütterung zu Neustadt heftiger als anderwärts ges spühret worden, so, daß faßt kein Haus allhier uns beschädigt geblieben, hat besonders die hiesige Burg biel gelitten; indem alle Gewölber Risse; und die stärk ften Mauern, von unten bis oben hinaus, Spaltun gen bekommen haben. Doch ist daben, welches zu bes wundern, keinem Menschen einiges Leid wiederfahren. Die Cadetten hat man unterdessen in der Reitschule einquartiert, bis die Herstellung des Schadens geo schehen, welche der Hof sogleich veranstalten lies.

Neustadt hat an allen Schicksalen Oesterreichs jes derzeit einen beträchtlichen Antheil genommen. Als

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Herzog Friedrich II. der Streitbare, A. 1236. aus Wien verjagt, von Kaiser Fridrichen II. in die Acht erflårt, und von ganz Desterreich und Steuer verlass fen war, hielt Neustadt allein standhaft bey ihm aus. Die kaiserlichen Landesverweser, Bischof Rüdiger von Passau, Bischof Konrad von Freysing, und Burggraf Konrad von Nürnberg rückten daher A. 1237. von Wien aus mit einem zahlreichen Heere gegen Neustadt an, und wollten im Steinfelde die Völker aus Steuer, unter dem Patriarchen von Aqut leja an sich ziehen. Doch die Neustådter thaten uns ter Herzog Friedrichs, und Graf Alberts von Bogen Anführung, einen unvermutheten tapfern Ausfall, schlugen Burggraf Konraden mit den Wienern in die Flucht, nahmen die zwey Bischöffe gefangen, zerstreuten die Steurer, und brachten ein solches Schrecken unter die Feinde, daß niemand mehr dem Herzoge die Spige zu bieten sich getrauete, und dieser nach und nach wieder zu seinen verlohrnen Låndern gelangte. Im Jahre 1242. ward Neustadt von einem unzählbaren Heere mongalischer Tattarn und Cumaner eingeschlossen, da nur 50. Kriegsleute und 20. Bogenschüßen sich in der Burg befanden. Doch liessen die Neustädter den Muth nicht sinken; sondern vertheidigten sich so lange, bis Herzog Fries drich II. mit seinen Bundsgenossen anrückte, die Stadt entsegte, und die Taṭtarn in die Flucht schlug. Damals befand sich eine neue Art von Religiofen, Beguinen genannt, zu Neustadt, welche nachmals, auf dem Concilio zu Vienne A. 1311. vom P. Cles mens V. als Keger verdammet wurden. So lange das Schloß Schwarzenbach in ungarischen Händen war, hatte Neustadt beständige Verdrüßlichkeiten mit den Ungarn, weil diese die Burghut, oder die Unters haltung des Castellans und der Befagung des Schloß

ses von Neustadt verlangten, diese aber solche bestån dig verweigerte. Diese Händel währten so lange, bis K. Ludwig von Ungarn Schwarzenbach an Her. zog Rudolphen IV. den 10. März 1362. wieder abtrat, und den Neustådtern alle Anforderungen freywillig erließ. (Steyrer) Im Jahre 1452. wárd Kaiser Friedrich IV. von den Neustädtern, -wider Graf Ulrichen von Cilley, und Ulrichen von Eizing unterstüßet, welche mit 16000. Mann anrückten, um die Auslieferung des jungen K. Ladislaus zu erzwingen. Ihr Anzug geschah so unvermuthet und schnell, daß es ihnen bey nahe geglücket hätte, mit dem ersten Anfalle in die Stadt zu dringen. Doch ein steurischer Ritter, Ulrich Braunkircher stellte fich allein unter die. Pforte, und vertheidigte dieselbe so lange, bis die Neustädter sich ermanneten, und die Feinde zurück schlugen. Die Belagerer würden auch mit Macht schwerlich zu ihrem Zwecke gelanget feyn, wenn nicht das gütige G müth des Kaisers den Unterhandlungen nachgegeben, und den jungen König der Vormundschaft freywillig entlassen hätte. Im Jahre 1477. ward Neustadt vou dem ungaris schen K. Mathias Corvin vergebens belagert. (Chron. Mellic.) Ein gleiches geschah A. 1486. da nach einer langen Belagerung 70. Neustädter Bürger einen unvermutheten Ausfall' wagten, in das königliche Hauptquartier drangen, und eine solche Unords nung unter den Ungarn verursachten, daß Mathias selbst verwundet, und zum Abzuge genöthiget wurde. Er tam aber A. 1487. mit einem stärkern Heere wieder, griff die Stadt weit heftiger an, und zwang fie endlich durch Hunger, und nachdem sie keiner Entsag vom Kaiser zu hoffen hatte, daß sie sich am Lage Laurentii ergab. Doch kaum war Mathias A. 1490. erblichen, so jagten die Neustädter die une garische

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